Donnerstag, 13. Januar 2022

Cannabis und Wechselwirkungen mit Medikamenten

Cannabis und Wechselwirkungen mit Medikamenten

Ein Beitrag von Simon Hanf

Die Hanfpflanze enthält über 500 natürliche Inhaltsstoffe, darunter Fette, Kohlenhydrate, Aminosäuren, Terpene, Cannabinoide, Vitamine, Ketone, Flavonoide und viele weitere Stoffe und Stoffgruppen. Alle diese Substanzen können Wechselwirkungen auslösen. Dies ist erstmal nichts schlimmes, denn jede Substanz die vom menschlichen Körper metabolisiert wird, interagiert mit diesem und zwangsläufig auch mit anderen Substanzen. Einige Wechselwirkungen können sogar medizinisch genutzt werden.

Das Endocannabinoid-System

Wenn ein Neuron einen Neurotransmitter ausschüttet, und dieser bei dem Empfänger Neuron ankommt wird ein Endocannabinoid (körpereigenes Cannabinoid) zurückgegeben. Dieses Cannabinoid gibt an wie der Neurotransmitter angekommen ist, und ob ein erhöhter, gleicher oder geringerer Bedarf gefordert ist. Endocannabinoide modulieren die Ausschüttung der Neurotransmitter.
Bei pflanzlichen bzw. synthetischen Cannabinoiden wird der Zelle übermittelt weniger von den Neurotransmittern abzugeben (dies wirkt sich auf viele andere Systeme in unserem Körper aus). Man kann sich das wie eine “Empfangsbestätigung” vorstellen, die mit Feedback zurückgegeben wird.

Da Cannabinoide inhibitorisch (hemmend) wirken, erklären sich auch die Wechselwirkungen. Es wird weniger von dem Neurotransmitter durch ein Neuron ausgeschüttet. Dieser inhibitorische Wirkmechanismus ist beispielsweise beim Koffein bekannt. Es findet einfach ausgedrückt durch eine Hemmung von etwas eine Steigerung etwas anderen statt. Eine Hemmung des einen Neurotransmitter kann zu einer gesteigerten Erregung durch einen anderen Neurotransmitter führen. Die stimulierende Wirkung des Koffeins liegt vor allem an der Blockierung von Adenosin, ein Hormon welches u.a. Dopamin und damit Erregung reguliert. Der Vergleich mit Koffein soll darstellen, dass durch eine Hemmung beispielsweise tatsächlich die Herzfrequenz steigt.

Kontraindikationen

Die gute Nachricht, eine absolute Kontraindikation besteht nur bei einer sehr seltenen Cannabis-Allergie. Diese kann aber tödlich enden, da dadurch ein anaphylaktischer Schock ausgelöst werden kann, welcher eine Notbehandlung erfordert. Diese Notbehandlung findet dann mit einem EpiPen statt, den bekannte Allergiker standartmäßig bei sich haben.

Eine riskantere Wechselwirkung besteht mit Medikamenten welche die Herzfrequenz steigern, dazu zählen Amphetamine, Adrenalin, Kokain und Atropin. Dies ist, sofern keine Herzerkrankung vorliegt nicht unbedingt gefährlich. Dennoch sollte eine unnötige Belastung für das kardiovaskuläre System vermieden werden (aus: Hanf als Medizin, 4. Auflage S.157 (Dr. med. Franjo Grotenhermen).
Cannabis interagiert ebenfalls mit dem CYP2C9-Enzym welches an der Metabolisierung von gerinnungshemmenden Medikamenten beteiligt ist. THC/CBD kann hier das Blutungsrisiko erhöhen, deshalb ist auch hier vorsicht geboten (3).

Die wichtigsten Wechselwirkungen

  • THC kann die sedierende Wirkung von Opiaten, Alkohol, trizyklischen Antidepressiva, und Schlafmitteln verstärken.
  • Die Herzfrequenzsteigerung vom THC kann durch Betablocker reduziert werden.
  • THC und Opioide können ihre analgetische (schmerzlindernde) Wirkung gegenseitig verstärken.
  • THC kann die antidepressive Wirkung von selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs) verstärken.
  • Die antiepileptische sowie die sedierende Wirkung der Benzodiazepine kann ebenfalls durch THC verstärkt werden.
  • Dronabinol (THC-Medikament) und Prochlorperazin (Antiemetikum u.a. bei Chemotherapie) können in der Kombination Übelkeit und Erbrechen bei einer Chemotherapie besser reduzieren als jedes der beiden Präparate in einer Monotherapie.
  • Der pathologisch erhöhte Augeninnendruck bei einem Glaukom kann durch die gleichzeitige Gabe einiger Cannabinoide und Acetazolamid durch deren Wechselwirkung besser gesenkt werden.
  • Es gibt Hinweise darauf, dass Cannabis die antipsychotische Wirkung von Neuroleptika verringert, jedoch die durch diese Medikamente als Nebenwirkung ausgelösten Bewegungsstörungen reduzieren kann.
  • THC verstärkt die Wirkungenen von hallizinogenen Substanzen, dies führt dazu, dass der Trip intensiver und auch unberechenbarer wird. Die Gefahr eines Bad Trip ist somit signifikant erhöht.

Im Idealfall sollte bevor man dass erste mal Cannabis konsumiert oder bei laufendem Konsum der Hausarzt darüber informieren. Dies ist alles andere als angenehm aber wenn es um die eigene Gesundheit geht wichtig. Gerade für Menschen die z.Zt. ein Medikament einnehmen oder eine Vorerkrankung haben ist es wichtig eine medizinische Abklärung zu haben. Ein Arzt steht unter der Schweigepflicht und wird niemanden der Polizei ausliefern. Gerade im Hinblick auf die kommende Legalisierung ist der Arzt dazu verpflichtet Cannabiskonsum wie Alkoholkonsum zu bewerten (mit einer medizinischen Neutralität). Ein moderner Arzt wird den Konsum mit dem Patienten so besprechen, dass der Konsum nicht zu bleibenden Schäden führt.

Dieser Beitrag darf auf keinen Fall als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte angesehen werden. Die enthaltenen Informationen sollten nicht dazu verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen zu beginnen.


Quellenangabe:


https://.com/learn/cannabis-and-your-body/marijuana-allergyweedmap
Hanf als Medizin, 4. Auflage S.157 (Dr. med. Franjo Grotenhermen
https://www.leafly.de/wechselwirkungen-cannabis-medikamente/
https://www.doccheck.com/de/detail/articles/35631-wechselwirkungen-cannabis-treibts-mit-allen
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6275223/
https://flexikon.doccheck.com/de/CYP2C9
https://www.vice.com/en/article/n7j8ek/lsd-mixed-with-weed-alcohol-xanax-mdma



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3 Kommentare
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Otto Normal
2 Jahre zuvor

Also brandgefährlich das Kraut!

Haschberg
2 Jahre zuvor

Es verwundert mich immer wieder, wenn ich sehe, wieviele verschiedene Medikamente mit unterschiedlicher Zusammensetzung so manche Menschen in sich hineinstopfen. Das kann doch nicht ohne Folgen bleiben.
Da bin ich mehr als zufrieden, dass mein gesamter Organismus schon seit Jahren mit fast nur einem Medikament auskommt: nämlich mit Cannabis.
Wenn man dieses sorgfältig und wohldosiert einnimmt, erübrigen sich andere chemische Substanzen weitgehend.
Wer jedoch durch diverse Pharmamedikamente schon vorbelastet ist, sollte diese nach und nach reduzieren und gleichzeitig langsam auf schonende Hanfprodukte umsteigen.
Wer es verträgt, sollte auch vor THC keine Scheu haben, zumal dieser Wirkstoff über eine ganz eigene Palette an Wirkungsbereichen verfügt (bis hin zur Krebsvorbeugung).

Otto Normal
2 Jahre zuvor

Manchmal hilft Cannabis auch dabei viele Medikamente “drinnen zu behalten”
Mir hilft es meine 13 Tabletten täglich zu nehmen ohne das mir schlecht wird.

Mein Kommentar davor war natürlich nicht ernst gemeint 🙂

Zuletzt bearbeitet 2 Jahre zuvor von Otto Normal