Montag, 22. Januar 2024

Justizposse in den Niederlanden um vorgedrehte Joints

Im Berufungsverfahren gegen „The Grass Company“ fordert die Staatsanwaltschaft höhere Strafen für die Tütendreherinnen

Foto: Su/Archiv

 

 

Von Sadhu van Hemp

 

 

Nicht nur in Deutschland mahlen die Mühlen der Justiz langsam, nein, auch in den Niederlanden kann es schon mal etwas länger dauern, wenn es darum geht, auf Teufel komm raus dem Gesetz Genüge zu tun und Bösewichte nicht ungeschoren davonkommen zu lassen. Strafe muss schon sein, auch wenn sie nicht auf dem Fuße folgt, der Delinquent dafür aber über Jahre auf die Folter gespannt wird.

 

Dieses Schicksal ereilte am 23. August 2017 zehn Thailänderinnen, die für die Coffeeshop-Kette „The Grass Company“ als festangestellte Mitarbeitende Joints vordrehten. Bei einer Razzia in der Produktionsstätte stieß die Polizei auf 23 Kilogramm Cannabis, die dafür vorgesehen waren, von den zwanzig fleißigen Händen zu Rauchgeräten verarbeitet zu werden. Die Handschellen klickten stante pede, gefolgt von drei Tagen und Nächten in Gewahrsam und ein Strafverfahren wegen unerlaubten Besitzes von Cannabis.

 

Erst Ende Juli 2022 kam es zur Verhandlung. Die Anwälte der angeklagten Tütendreherinnen plädierten auf schuldig – so wie es bei Prozessen wegen des Verstoßes gegen die Warenbestandsobergrenze von 500 Gramm Cannabis üblich ist, so dass sich das Gericht mit einem Schuldspruch ohne Urteil begnügen kann. In diesem Fall gab es eine Strafe von jeweils 20 Stunden gemeinnütziger Arbeit auf Bewährung.

 

Doch den Schuldspruch ohne Strafe wollten die Angeklagten nach so langer Wartezeit nicht auf sich sitzen lassen und drehten den Spieß um, indem sie Berufung gegen den Schuldspruch einlegten. Ihrer Ansicht nach arbeiteten sie legal im Rahmen von Arbeitsverträgen für „The Grass Company“, und ihre Arbeit sei für die geduldeten Coffeeshops unerlässlich gewesen. Vorgedrehte Joints gehören zum Sortiment und würden in einigen Shops nahezu die Hälfte des Umsatzes ausmachen.

 

Am vergangenen Freitag wuchs sich das über Jahre verschleppte Verfahren vor dem Berufungsgericht in Den Bosch endgültig zur Justizposse aus. Statt klein beizugeben und das Strafverfahren einzustellen, forderte die Staatsanwaltschaft nunmehr eine härtere Strafe für die Tütendreherinnen: 45 Stunden gemeinnützige Arbeit auf Bewährung.

 

Laut Anklage ist das Vordrehen von Joints, die für den Verkauf in Coffeeshops bestimmt sind, eine strafbare Handlung. Die gewerbliche Abgabe kleiner Mengen Haschisch und Marihuana würde zwar geduldet, aber es bestehe für die Shops keinerlei Verpflichtung, auch Joints anzubieten. Ein überfülltes Cannabis-Lager sei zudem etwas ganz anderes als eine „Jointfabrik“, argumentiert die Staatsanwaltschaft, die auf Staatskosten ein ideologisches Exempel gegen die Cannabis-Duldung statuieren will, das dummdreister nicht sein kann.


Ende der Woche will das Gericht darüber entscheiden, ob die Mühlen der Justiz weiter mahlen oder vielleicht doch besser Gras über die Sache wachsen sollte.

 

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7 Kommentare
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Rogg
3 Monate zuvor

Kaputte Schergen in Robe sind überall eine Seuche….was will man machen…?!?

MicMuc
3 Monate zuvor

@Rogg: Die Franzosen und Russen hatten für solche Probleme einst eine probate Lösung gefunden …

MicMuc
3 Monate zuvor

@Fred: Danke für Deine vielen und beständigen, ja erwartbaren Dislikes❗

Fred
3 Monate zuvor

@MicMuc

immer nur wenn du kaputten Sch….von dir gibst.

MicMuc
3 Monate zuvor

@Fred: Du wirst den tieferen Sinn von Reflexion und Eulenspiegelei nie verstehen. Denn nur so funktioniert Erkenntnis und ihre dialogisch-diskursive Vermittlung (Plato bis Feuerbach) … Sobald man sich dieser versperrt, wird man hingegen zum Sklaven einer Meinungsdiktatur.

Und ich habe grundsätzlich was gegen Herrenmenschen und Obrigkeitsstaaten, die dem Menschen das rauben, was ihn wesentlich zum Menschen macht, nämlich seine FREIHEIT.
Damit machen sie diese zu einem (wenn auch gut dressierten) Affen.

Nichts gegen Affen, aber wir sollten schon werden, (was und) wer wir sind … Das mag für Dich ein Sch … sein; ich nenne es MENSCHENWÜRDE (die sich in der FREIHEIT begründet).

Hans Dampf
3 Monate zuvor

Seid nett zueinander.

Ramon Dark
3 Monate zuvor

Währenddessen gehen die Mitglieder dieser Staatsanwaltschaft vermutlich in irgendeine Bar, wo sie sich auf Staatskosten mit Hilfe von 23 Litern vorgefertigter leber- und gehirnzerfressender Cocktails die nächsten miesen Repressalien für harmlose Arbeiterinnen aus dem Ausland ausdenken. Arsch Geert Wilders machts möglich.