Montag, 26. August 2019

Thailand: 103 Jahre Haft für niederländischen Cannabis-Händler

Niederländisches Parlament zwingt Minister Grapperhaus im Justizskandal um einen ehemaligen Coffeeshopbesitzer zum Handeln

 

 

Der skandalöse Kriminalfall um den Ex-Coffeeshopeigner Johan van Laarhoven schlägt in den Niederlanden hohe Wellen. Bereits im November 2016 hatten mehrere Abgeordnete der Tweeden Kamer eine Petition mit mehr als 23.000 Unterschriften eingereicht, um mit Hilfe der Regierung den 58-Jährigen und seine Frau aus thailändischer Haft zu holen und nach Hause zu bringen. Nun hat das Parlament Justizminister Grapperhaus den Befehl erteilt, sich endlich ins Flugzeug zu setzen und vor Ort in Bangkok dem Paar beizustehen, das seit 2014 auf Grund eines Rechtshilfeersuchens der Niederlande einsitzt und von einem thailändischen Gericht wegen Geldwäsche zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt wurde. Van Laarhoven erhielt eine Haftstrafe von 103 Jahren, seine Frau zwölf Jahre.

 

Bis zu seiner Festnahme im Jahr 2014 soll van Laarhoven als Kopf einer „internationalen Drogenbande“ ein Vermögen im niederländischen Cannabis-Gewerbe verdient haben. In fast dreißig Jahren baute er mit der Coffeeshop-Kette „The Grass Company“ ein Millionen-Dollar-Unternehmen auf, das in Tilburg und Den Bosch den Markt mit Cannabis bediente. 2011 zog sich van Laarhoven aufs Altenteil nach Thailand zurück. Zugleich leiteten die niederländischen Strafverfolgungsbehörden gegen den Vorruheständler ein Ermittlungsverfahren ein. Nachgegangen wurde dem Verdacht, dass van Laarhoven in seinen Coffeeshops weitaus mehr Marihuana und Haschisch lagerte, als zulässig war. Zudem gab es Hinweise, dass über Luxemburg und die British Virgin Islands Steuern in Millionenhöhe hinterzogen wurden. In Visier der Ermittler gerieten auch Immobilienkäufe in Thailand, die mutmaßlich der Geldwäsche dienten.

 

Im Sommer 2014 kam es dann zum Komplettversagen der niederländischen Behörden. Der Bürgerbeauftragte Reinier van Zutphen, der den Justizskandal untersuchte, kam zu dem Schluss, dass die Staatsanwaltschaft, das Justizministerium und die Polizei „fahrlässig“ gehandelt haben, als sie die thailändischen Behörden um Mithilfe baten. Gewünscht waren u.a. Telefon- und Personenüberwachung. Auch wurde ausgelotet, inwieweit es den thailändischen Behörden möglich ist, die Besitztümer und Vermögenswerte des Beschuldigten zu beschlagnahmen. Um der Sache Nachdruck zu verleihen, übermittelte ein Vertreter der niederländischen Polizei im Juli 2014 ein weiteres Schreiben, indem van Laarhoven als Drogenboss vorverurteilt wurde, der zusammen mit seinem Bruder eine große, internationale Drogenorganisation leite. Es wurde darum gebeten, von thailändischer Seite ein Strafverfahren gegen den niederländischen Staatsbürger einzuleiten.

Neun Tage später nahm die thailändische Polizei van Laarhoven in Haft. Auch seine thailändische Frau wurde eingesperrt, obwohl die niederländische Polizei überhaupt nicht gegen sie ermittelte.

 

Während des Prozesses in Thailand und nach der Verurteilung wegen Geldwäsche beteuerten der Ex-Coffeeshop-Besitzer und seine Frau ihre Unschuld. Die niederländische Staatsanwaltschaft redete sich nach dem Horror-Urteil damit heraus, dass die Folgen des Rechtshilfeersuchens nicht absehbar waren. Auch sei es nicht beabsichtigt gewesen, van Laarhoven und seine Frau in Thailand in Gewahrsam zu nehmen und aburteilen zu lassen.

Diese Darstellung hält der Bürgerbeauftragte für „völlig unglaubwürdig“. Denn warum sonst hätten die niederländischen Behörden ihre thailändischen Kollegen ausdrücklich darum gebeten, selbst eine Untersuchung gegen den Ex-Cannabis-Händler einzuleiten? Im zweiten Schreiben des Amtshilfeersuchens heißt es unmissverständlich: „Ergreifen Sie alle notwendigen Schritte gegen die genannten Verdächtigen nach thailändischem Recht“. Somit wusste die Staatsanwaltschaft um das Risiko einer langjährigen Haftstrafe für die Beschuldigten. Auch das Justizministerium habe sehr wohl Kenntnis davon gehabt, dass es für Ausländer bei Cannabis- und Drogendelikten in Thailand kein Pardon gibt.

 

Nach der erzwungenen Reise des niederländischen Justizministers Grapperhaus nach Bangkok keimt nun Hoffnung auf, dass van Laarhoven und seine Frau aus der thailändischen Knasthölle in den niederländischen Strafvollzug überstellt werden. Grapperhaus, der vom Premierminister und dessen Justizminister empfangen wurde, ist nach einem „ermutigenden Gespräch“ zuversichtlich: „Die thailändische Regierung ist bereit, gemeinsam mit Experten aus meinem Ministerium nach Lösungen für Herrn van Laarhoven und seine Frau zu suchen, um sie in nicht allzu ferner Zukunft in die Niederlande zurückzuführen.“ Laut Grapperhaus muss ein Weg gefunden werden, der nicht gegen thailändisches Recht verstößt, aber die Möglichkeit eröffnet, den Strafvollzug in den Niederlanden fortzusetzen.

 

 

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3 Kommentare
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Ralf
4 Jahre zuvor

Welt weit agierendes Justizgesindel mit Schergen-Uniformsolidarität oder auch Justizmafia genannt, macht die komplette Welt für uns zur No-Go-Aria. Ich kenne mittlerweile viele meist junge Menschen die sich aus Angst vor Schergenübergriffen nicht mehr auf die Straße trauen. Gerade gestern abend habe ich wieder ein Paar uniformierte Vollpfosten gesehen, die in unserer Gemeinde 200m von meinem Haus entfernt so eine arme Sau komplett links gemacht haben. Ich hoffe die haben nix gefunden sonst ist sein Leben in der Mülltonne. Wir hatten einen Freund besucht, der auch mit einer Thailänderin verheiratet ist, und der hat mir gesagt daß er Thailand nicht mehr betritt, sondern immer gleich nach Kambodscha weiterreist, dort ist er im Moment in Sicherheit. Auch wenn sich da in letzter… Weiterlesen »

Krake
4 Jahre zuvor

Ich drück der armen Socke, ganz doll die Däumchen!!! Arme Sau!!

Jo
4 Jahre zuvor

Ich kann da nur zustimmen. Manche verlassen die Wohnung nur noch wenn sie zwingend müssen. Um nicht von irgend einem Uniformierten, wegen ein paar Krümel Gras Seelisch vergewaltigt zu werden. Die notwendigen Fahrten sind dann nur zum Arzt, oder Einkaufen, oder Jobcenter. In Berlin wäre das wohl kein Problem, da sich dort kein Polizist mit so lappalien beschäftigt, außer er muss. Außerdem könnte man locker nen Bus nehmen. Auf dem Dorf sieht das schon ganz anders aus, wenn da ein Polizist sein Auge auf dich geworfen hat, na dann viel Spass. Also was bleibt? Erst garnicht gesehen werden ist das beste. Verstecken. Am besten mit keinem was zu tun haben. Und das wegen einer Pflanze die nachweislich gesund ist? Dieser… Weiterlesen »