Am Samstag zog die 27. Hanfparade durch Berlin, doch die Cannabis-Community interessiert es kaum
Ein Kommentar von Sadhu van Hemp
Als die Hanfparade 1997 das erste Mal durch Berlin-Mitte zog, folgten dem Aufruf der Haschrebellen, Hanfpiraten und dem Bündnis Hanfparade mehrere Zehntausend „Cannabis-Straftäter“, um für die Freigabe von Haschisch und Marihuana sowie die Entkriminalisierung der Konsumenten zu demonstrieren. Ein Jahr später waren es bereits rund 50.000 Teilnehmer, die ihren Unmut gegen die sittenwidrige Drogenpolitik der CDU/CSU/FDP-Regierung zum Ausdruck brachten.
Im Herbst 1998 schien es endlich soweit: Der deutsche Michel hatte die Nase voll von der reformunfähigen Kohl-Regierung, und das Ruder der Bundespolitik durften der SPD-Bonze Gerhard Schröder und sein grüner Steigbügelhalter Joschka Fischer übernehmen.
Die Hoffnung der Cannabis-Community war groß, dass die neue Regierung das grüne Wahlversprechen einlöst und das Hanf freigibt. Doch weit gefehlt: Ohne mit der Wimper zu zucken, beugten sich die machthungrigen Grünen dem Diktat Sozialdemokraten, die von einer Entkriminalisierung der Hänflinge nichts wissen wollten und weiterhin stramm die Agenda verfolgten, jährlich Hundertausende Prohibitionsopfer ins Elend zu stürzen.
Für die Initiatoren der Hanfparade war klar: Der Kampf gegen das zum Himmel schreiende Unrecht des Hanfverbots muss fortgesetzt werden.
Und so folgte in den kommenden Jahrzehnten Hanfparade auf Hanfparade. Doch das Protestpotential von 1998 wurde nie wieder auch nur annähernd erreicht. Die Teilnehmerzahlen sanken von Jahr zu Jahr. Die Luft schien raus, nachdem die Ernüchterung eingetreten war, dass die neue rotgrüne Bundesregierung am kiffenden Teil der Bevölkerung Verrat geübt hatte. Statt Legalisierung gab es Gesetzesverschärfungen im Zusammenhang mit Verstößen gegen das Hanfverbot. Der Posten des Drogenbeauftragten wurde mit Befürworterinnen der Hanfprohibition besetzt, die die Hanflüge voller Überzeugung weiterverbreiteten und die Konsumenten in die kriminelle Ecke stellten.
Und heute, ein Vierteljahrhundert später? Wieder spielen ein SPD-Bonze und ein Grüner Bundes- und Vizekanzler, gestützt von einer maroden FDP, die so tut, als habe sie ein Herz für Kiffer. Diesmal sei der politische Wille für eine Cannabis-Legalisierung jedoch wirklich vorhanden, könnte man glauben. Seit knapp zwei Jahren heißt es: Ihr Kiffer Deutschlands, seid zuversichtlich, denn schon bald ist Schluss mit Krimi.
Dieses Versprechen ist für die hartgesottenen und leidgeprüften Initiatoren der Hanfparade noch lange kein Grund, den Gefechtsstand im Anti-Hanf-Krieg zu verlassen und sich als rundum befriedeter und befriedigter Hänfling ins Private zurückzuziehen. Der Kampf geht weiter, die Hanfparade soll leben, denn erst, wenn auch der letzte Cannabis-Konsument entkriminalisiert ist, kann der Widerstand aufgegeben werden.
Doch leider hat sich auf der 27. Hanfparade, die am Samstag durch Berlins Innenstadt zog, gezeigt, dass der Widerstand der Hanf-Community bereits nachlässt, bevor überhaupt etwas erreicht wurde. Die Legalisierungsankündigung der Bunderegierung scheint vielen Menschen zu genügen, so dass offenbar kein Anlass mehr besteht, auf der Hanfparade Gesicht gegen die Cannabis-Prohibition, die noch immer Abertausende Leben zerstört, zu zeigen. Laut Polizei nahmen nur noch zwischen 500 und 600 Personen an der Demonstration teil. Die Veranstalter sprechen von 3000 Teilnehmern, was für den neutralen Beobachter allerdings etwas sehr hochgegriffen zu sein scheint.
Entsprechend enttäuscht äußerten sich die Initiatoren der Hanfparade. In einem Redebeitrag zur Eröffnung der 27. Hanfparade sagte der Versammlungsleiter Steffen Geyer:
„Schaut euch um! Wir werden langsam weniger. Der deutschen Legalisierungsszene geht es gerade nicht gut. Wir sind weniger Aktive, weniger geile Bands, weniger Paradewagen, weniger Infostände, weniger alles. Und warum? Weil uns die Politik hinhält.“
Diese Hinhaltetaktik ist es dann auch, die die seit über fünfzig Jahren entrechteten Cannabis-Konsumenten einlullt. Doch das Abwarten und Tee trinken der Community ist Stillstand des Widerstands gegen die Prohibition, die die kiffenden Bürger und Bürgerinnen nach wie vor mit der Repressionskeule züchtigt. Die vollmundigen Versprechungen der Ampelkoalition verflüchtigen sich zusehends, ohne dass sich nennenswerter Protest regt.
Die Frage muss gestattet sein: Soll das so sein?
Fast kommt der Verdacht auf, dass die Cannabis-Community erst dann wieder aus ihrem Tiefschlaf erwacht, wenn die Ampelkoalition komplett versagt und in der Regierungsverantwortung von der CDU/CSU abgelöst wird. Die Haltung vieler Hanffreunde, sich aus dem Widerstand gegen die Prohibition herauszuhalten, könnte jedoch zu einem bösen Erwachen führen, wenn der erhoffte Frieden unter einer künftigen rechtskonservativen Regierung unter Duldung der Höckepartei in einen „totalen Krieg“ gegen die kiffende Bevölkerung ausartet.
Nun denn! Sei wie es sei. Was vorläufig bleibt, ist, den Hanffreunden, die am Samstag auf der Hanfparade dabei waren, zu danken. Zum Glück gibt es sie noch, jene wackeren Brüder und Schwestern, die sich nicht einlullen lassen und weiterhin Zähne gegen den Prohibitionswahnsinn zeigen.
Schade , da hat ja so ziemlich jeder GMM mehr Teilnehmer 🙁
Tja, das ist der Grund warum ich nicht an CSCs glaube, bei denen die Mitglieder des Clubs sich rege beteiligen sollen. Leider ist der deutsche Kiffer weder zum wählen noch zum protestieren geeignet. Die Demonstrierenden von damals die gibt es noch. Doch entweder haben die sich ihren Schneid abkaufen lassen oder sie haben den Glauben an die Politik verloren. Wäre ja auch verständlich….allein die Pseudo Entkriminallisierung die jetzt immer weniger zu werden scheint und die heiße Luft der letzten Monate, lassen einen erschaudern. Das Ergebnis….armselig…!! Die Kiffer von früher sind ernüchtert und realistisch geworden…warum für eine verlorene Sache sich offenbaren und den blauen ein Gesicht zeigen, dass diese dann später identifizieren können….?? Ich bin mir sicher, dass das in einem… Weiterlesen »
Demo’s leiden ja nun schon seit Jahren an ” Schwindsucht “. Protest verlagert sich zunehmend ins Netz, und dort scheint er zu funktionieren. Wie jetzt bei der bevorstehenden Entkriminalisierung zu sehen ist.
Ist sicher ein probates Mittel, auch den Rest hin zur vollständigen Legalisierung hinzukriegen. Man muss nur dranbleiben.
Ich finde es schade, dass nur wenige Leute zur Hanfparade gehen, aber ich finde es auch verständlich. Ich habe ein paar Berichte über die Hanfparade gesehen und es wird immer so dargestellt, dass es nur Konsumenten sind, die nicht mehr für ihr Hobby belangt werden wollen. Das stimmt auch erst einmal, aber dann wird so getan, als wäre das der einzige Grund. Und dann wird es so dargestellt, als wäre es ein Thema, bei dem man vorsichtig sein muss, weil diese neuen Freiheiten eine Verschlechterung des Gesundheitsschutzes und des Jugendschutzes bedeuten. (Derzeit warnen schließlich Jugendärzte vor einer Legalisierung.) Um gegen diese Ignoranz anzukämpfen, hilft die Demonstration leider wenig. Es werden aktuelle Ziele einer vernünftigen gesundheitsorientierten Drogenpolitik mit einem Verbot schlechter… Weiterlesen »
Angesichts dessen, was nach jahrzehnten langen Demonstrationen am Ende herausgekommen ist, verstehe ich, dass immer weniger auf eine solche Demonstation gehen und lieber selbst ein Konzept entwickeln für das sie sich dann einsetzen. Diese Demonstationen haben garkein deffiniertes Ziel. ”Hanf is prima für Frieden und Klima”…. aha und jetzt? Wo ist die Forderung an die Politik?. Eine Hanfdemo in Berlin ist ein Witz. Da treten sie offene Türen ein. In kleinen Städten wollen die Menschen nicht demonstrieren, weil sie Angst haben danach öffters kontrolliert zu werden, weil sie sich damit evtl als Konsument outen würden. Was in Berlin immer schwerer wird, war in der Stadt in der ich lebe bis heute unmöglich. Ist nur meine Meinung aber die meisten die… Weiterlesen »
Blöder hätte es nicht laufen können. Ein völlig falsches Zeichen für das zarte Pflänzchen der Legalisierung, von dem man nicht einmal weiß, ob es überhaupt überleben wird.
Die Gegnerschaft ist überaus gewaltig und weiß die ganz großen Lobbyschwergewichte hinter sich vereint.
Um dagegen erfolgreich ankämpfen zu können, braucht es viel konsequentere Maßnahmen und zahlreichere Unterstützung der Hanfkonsumenten.
Der Lanz wird schon die ganz dicke Argumentationskeule richten, für seinen nächsten Auftritt nach dem Urlaub und dieses neue “angreifbare” Gesetz zum Wohle der Kiffer regelrecht zerfleddern. Und das hat Signalwirkung!
Ich sehe die ganze Sache, so schwach und medienkritisch, wie sie sich momentan gestaltet, leider scheitern.
Wenn kein Sinn oder Erfolgsaussichten zu erkennen oder zu erwarten sind,wie wir in der Vergangenheit gelernt oder beobachtet haben,fehlt der Antrieb.Außerdem ist der gemeine Kiffer zu sehr mit Bevorratungsbemühungen beschäftigt.Das kostet auch viel Zeit und Kraft,die man nach einer Legalisierung woanders aufwenden könnte.(In den Niederlanden gäbe es die Beschaffungssorgen nicht)
@Haschberg Warum so skeptisch. Man muss einfach mal genau hinsehen. Zum Beispiel auf den politischen Widerstand. Der kommt in erster Linie aus Bayern. Von der CSU. Die CDU hält sich deutlich zurück. Lediglich auf Anfrage geben die ein Statement gegen die Hanfliberalisierung ab. Initiativen z.b juristischer Art starten die nicht, die drohen noch nicht mal damit Das kommt alles aus Bayern. Ein Grund für die Zurückhaltung der CDU könnten zukünftige Koalitionen sein. Selbst wenn der Wähler bei der nächsten Wahl wieder den Fehler machen sollte, die Schwarzen zurück in die Regierung zu wählen, werden die nicht alleine regieren können. Stand heute wird es noch nicht mal zu einer großen Koalition, sprich einem Zweierbündnis reichen. Ein Dreierbündnis ist, wie gesagt Stand… Weiterlesen »
Der Hanf wird eben seit Jahrzehnten auf seine Blüten reduziert.
Das der Hanf viel mehr ist, eine Nutz- und Heilpflanze, davon wissen 99 % eben nichts.
Hanf bleibt in der Köpfen eine gefährliche Droge.
Status Quo-Lüge in Deutschland:
Wer Hanf benützt, ist ein Drogensüchtiger der zu nichts taugt und die Kontrolle über sein Leben verloren hat (Lagerfeld und seine Jogginghose lassen grüßen).
Diese These stimmt zwar zu 95 % nicht, ist aber ziemlich griffig.
Mann/Frau/* braucht eben einfache Wahrheiten oder zur Not auch eine bequeme Lüge.
Die Meisten sind eben noch nicht so weit.
Da helfen auch keine Demos.
@Rogg
War nie Mitglied in einem Verein. Soll auch so bleiben.
Ne, ne – wir sind zu alt und erfahren um noch Raum für Träume/Illusionen/Krieg Kraft zu haben.
Eine unsinnigen Krieg gewinnen nur die Strippenzieher – nicht der einfache Mensch.
@Qi Leider wird einem gar nichts übrig bleiben. Der Eigenanbau von max 3 Pflanzen und die Menge (25g) die man getrocknet besitzen darf passen nicht zusammen. Was soll ich denn mit dem Rest einer 80 Gramm Pflanze machen…?? Oder gar von drei Pflanzen..?? Oder nur Teilernten machen in der Hoffnung nicht über 25g zu kommen..?? So ein hahnebüchener Unsinn. Da geh ich doch lieber wieder zum Dealer um die Ecke. Das Risiko, dass ich bei einem Besuch der Blauen vielleicht etwas zu viel geerntet habe und dann bis zu drei (3) Jahre auf mich warten, ist mir zu groß. Also fördere ich eben die Mafia. Ich schätze das werden seeehr viele machen, da mir noch niemand begegnet ist, der viel… Weiterlesen »
@Rogg … unsere Politik-Kasper kriegen nichts richtig gebacken. Das organisiertes Verbrechen bekommt man so jedenfalls nicht ausgetrocknet. 3 Pflanzen und die Menge (25g) im Eigenanbau – wer soll denn das Ganze kontrollieren? Das Ordnungsamt, Hilfs-Sheriffe, die Heilsarmee, Schornsteinfeger, Blockwarte. Also, behalte 25 g im Showroom und der Rest wandert in den Erdbunker. Nach alter Väter Art. So bleibt es schön erntefrisch. Eigenanbau im Freiland ist eigentlich optimal. Aber so ist es mal wieder voll hirnrissig erdacht. Wie man es eben von Deutschland kennt. Keinen Plan von gar nichts. 50 Gramm pro Monat im CSC und 25 Gramm absolut im Eigenanbau. Gleichbehandlung bzw. logisches Denken ist nicht die Stärke unserer Chef-Ideologen. Das ganze Gesetz ein Roulette-Spiel mit dem Knast. Chef-Ideologen-Spießer-Propaganda-Lüge-Ideologie-Marsch-Richtung No.… Weiterlesen »
also in america gibt ein movement, die die “Colleteral Schäden” des War on Drugs ersetzt haben will.
Da ich Veteran bin, naja vieleicht geht mein Plan auch auf , den clubs mein Sicherheitskonzept aufzuschwatzen . Weil wenn 500 leute allrs wissen ,wird zuviel gelabert und das kann nicht funktionieren.
Ja und lehnen sie mich ,dasnn werd ich die andere Seite bedienen