Montag, 18. Mai 2020

Niederlande: Corona-Krise fördert illegalen Straßenhandel mit Cannabis

Sozialwissenschaftler zeigen sich besorgt angesichts der schier endlosen Warteschlangen vor den Coffeeshops

Cannabis
Photo Willi Wiet

 

 

Von Sadhu van Hemp

 

 

Dass die Cannabis-Prohibition mehr Probleme schafft als zu beseitigen, wissen die Niederländer seit nunmehr 44 Jahren. 1976 war’s, als die linke Regierungskoalition von Ministerpräsident Joop den Uyl zur Einsicht kam, dass Cannabis-Konsumenten vor dem illegalen Drogenschwarzmarkt geschützt werden müssen, um das exponentielle Wachstum an Heroinabhängigen zu stoppen. Mit Einführung des Coffeeshopsystems gelang den Niederländern die Trennung der Märkte für weiche und harte Drogen, und die Zahl der Drogentoten ist seitdem kontinuierlich gesunken. Der legale Verkauf geringerer Mengen Cannabis für den Eigenbedarf hat sich bewährt – und das trotz aller restriktiven Handelsbeschränkungen, die nachfolgende konservative Regierungen den Coffeeshops übergestülpt haben.

 

Das System funktioniert, und der illegale Straßenhandel mit Cannabis, wie er sich mit all seinen negativen Auswirkungen allerorts in Deutschlands Großstädten zeigt, stellt die Niederländer kaum vor Probleme. Doch mit der Corona-Krise scheinen diese entspannten Zeiten vorbei zu sein.

Die Agentur „Breuer & Intraval“, die im Auftrag des Ministeriums für Justiz und Sicherheit alle zwei Jahre einen Bericht über die Entwicklungen des gesellschaftlichen Umgangs mit weichen Drogen und Coffeeshops erstellt, zeigt sich besorgt. Das aktuelle Monitoring der Coffeeshops der Stadt Groningen während der Corona-Krise ergab, dass das aus Infektionsschutzgründen angeordnete Bewirtungsverbot dem illegalen Straßenhandel Vorschub leistet. Zwar dürfen Haschisch und Marihuana im Take-away-Verkauf an die Kundschaft gebracht werden, aber das führt zu langen Warteschlangen vor den Shops, da nur wenige Personen eingelassen und bedient werden dürfen.

 

Dieses Phänomen ist landesweit zu beobachten und wird auch von jenen Zeitgenossen wahrgenommen, die Mitleid mit den Wartenden haben und einen schnellen Deal auf der Straße anbieten. Die aktuelle Situation begünstige folglich einen Rückfall in längst überwunden geglaubte Zeiten, als die Märkte für Cannabis und harte Drogen noch nicht getrennt waren.

„Der Coffeeshop ist genau dazu da, die Vermischung der Märkte zu verhindern“, erklärt Bert Bieleman von „Breuer & Intraval“. „Das Café sollte der Ort bleiben, an dem die Menschen saubere weiche Drogen bekommen und sich informieren können. Wenn die Shops verschwinden, bekommt man im Gegenzug viel Elend, wie zum Beispiel Kriminalität.“ Die Warteschlangen und der damit einhergehende Trubel vor den Läden sei quasi eine Einladung für Straßendealer, die auf ihre Kundschaft direkt zugehen können. „Das passiert auch (…) und ist beunruhigend“, sagt Bieleman.

 

Zugleich registrierten Bieleman und seine Kollegen, dass immer mehr Konsumenten aufgrund der erschwerten Zugänglichkeit zu legalem Cannabis auf den illegalen Onlinehandel zurückgreifen. Auch das könne zu einer Vermischung des Handels mit harten und weichen Drogen führen.

 

Welch bedeutende Rolle die Coffeeshops in der einigermaßen erfolgreichen niederländischen Drogenpolitik spielen, zeigt auch ein anderes Ergebnis des Monitorings: Der Handel mit illegalen Drogen hat in den letzten Jahren nicht zugenommen. Auch die Zahl Cannabis-Delikte sei zurückgegangen, und alles rund um die Coffeeshops sei überschaubar, sagen die Forscher der Agentur für sozialwissenschaftliche Forschung und Beratung.

 

 

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15 Kommentare
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Heisenberg
3 Jahre zuvor

Das ganze Gewäsch seit Jahren um legal oder illegal hat weltweit Leben zerstört, Milliarden gekostet, nichts gebracht außer Schaden auf allen Ebenen und korrupte Politiker haben eine Bühne gesucht, um sich zu profilieren. Der Hintergrund für all dieses Leid ist nichts anderes als politische Korruption, es geht um Geld für die Pharma-und Alkoholindustrie, durchgesetzt mit faschistischen Mitteln von Faschisten wie Ludwig und allen anderen korrupten Hohlschädeln von der CDU/CSU.
CDU/CSU steht für die unchristliche Verfolgung von hunderttausenden, abolut verfassungswidrig und kriminell, ohne Unterschied zu den Verbrechen der Nazis an den Juden, Kopfschüße inklusive. Das sind kleine miese und korrupte Verbrecher und nichts anderes.

DIE HANFINITIATIVE
3 Jahre zuvor

Können sich Cops (also Hüter_innen des Gesetzes) mit Hanffreunden und Hanfreundinnen zusammentun, um diese Missstände endlich wieder zu beseitigen? Die Antwort ist: YES WE CAN! (das Zitat hab ich irgendwo geklaut) 😉 Gut so! WEITERMACHEN BITTE UND SCHLAGZAHL STEIGERN bitte. 🙂 […] LEAP Law Enforcement Against Prohibition Deutschland May 16 at 2:51 AM · Zur Information! Auf dem Weg zu einer humanitären Drogenpolitik! GEMEINSAM KÖNNEN WIR DIE VERMEIDBAREN UND INAKZEPTABLEN GESUNDHEITLICHEN UND SOZIALEN SCHÄDEN, DIE MIT DER WELTWEITEN DROGENSITUATION VERBUNDEN SIND, VERRINGERN UND ÜBERWINDEN. Helfen Sie uns, eine humanere und evidenzbasiertere Drogenpolitik zu befürworten und umzusetzen, indem Sie den Rome Consensus 2.0 unterzeichnen und verbreiten. “www.romeconsensus.com” Quelle: leap-deutschland.de […] Auch Menschen des Gesetzes setzen sich für ein Ende der Prohibition… Weiterlesen »

Heisis Freund
3 Jahre zuvor

#Heisenberg – Problem erkannt und verstanden. Wie gehts weiter? Wie kann man die schüchternen, trägen, faulen und unterdrückten Opfer dazu bewegen was zu tun? Gehen zu keiner Demo – nicht mal online… Es gibt so viele Gründe, warum ich mich kümmere, versuche zu überzeugen und stehe für die Sache ein – rauche und saufe nicht mal. Mir geht das dämliche THC-Geschwafel seit Jahren so sehr auf den Zeiger. Politiker erkennen in ihrer Laufbahn, dass der Bürger zu matt ist fürs Leben und wie ein Unmündiger behandelt werden muss. Bestes Beispiel: Umgang der Krankenkassen mit ihren Einzahlern. Anscheinend geht es allen mit der momentanen Situation einfach auch viel zu gut. Wenn man was ändern will, dann muss man es erst mal… Weiterlesen »

DIE HANFINITIATIVE
3 Jahre zuvor

Davor haben *SIE halt Angst […] Autoritätsverlust Angela Merkel muss nun ihre neue Rolle suchen Stand: 13:05 Uhr | Lesedauer: 8 Minuten Thomas Sebastian Vitzthum Von Thomas Vitzthum Politikredakteur Merkel mit Maske – das Bild würde in keinem Geschichtsbuch fehlen, wenn es um das Finale ihrer langen Regierungszeit geht. Fehlen würden auch nicht all die (Um)-Deutungen, die ein solches Bild hervorruft. Eine Kanzlerin, der es die Sprache verschlagen hat? Die Teflon-Kanzlerin, die sich von einem unsichtbaren Virus diktieren lässt, was sie tun und lassen darf? Eine Kanzlerin, die sich hinter einer Maske versteckt? […] Wird “DIE MASKE” (in symbolischem Sinne) fallen? https://www.welt.de/politik/deutschland/plus208039877/Corona-Krise-Nach-dem-Autoritaetsverlust-folgt-die-Suche-nach-der-neuen-Rolle.html Es belibt spannend! 😉 Hier ein Aufruf an die Kanzlerin, den wir ihr vor ein paar Jahren geschickt… Weiterlesen »

M. A. Haschberg
3 Jahre zuvor

Trotz alle dem sind uns die Niederländer in der Drogenpolitik um Lichtjahre voraus. Schließlich sind sie auch nicht mit einer so schrecklichen Vergangenheit wie der Unsrigen behaftet, die ihre repressiven Schatten in manchen Bereichen bis zum heutigen Tage vorauswerfen.
In Deutschland werden nur die Freunde des Alkohols umgarnt. In Gemeinden mit jährlich stattfindenden Weinfesten (so in der Tageszeitung zu lesen), die Tausende laut gröhlender und rumkotzender Gesinnungsgenossen anlocken, werden in diesem Jahr, Corona – bedingt, als Ersatz berauschende Genusspakete verschiedener Winzer an die in heimischen Wohnzimmern Feiernden angeboten.
Eine Begrenzungsmenge solcher “flüssiger Drogenpakete” sucht man jedoch vergeblich.
Die Reinigungsdienste dürfte es jedenfalls erfreuen, wenn die Betroffenen diesmal nicht die Straßen, sondern ihre eigenen Wohnräume verschmutzen.

Lars Rogg
3 Jahre zuvor

Ist schon abartig wie groß die Unterschiede zu Deutschland sind. Hier werden sogar CBD Händler der gerechten Strafe zugeführt. Das ist langsam so pervers. Aber unsere Gesetzgeber, Richter, Staatsanwälte und völlig verblödete Bullen glauben sie würden rechtens handeln. Nun, im Sinne eines veralteten Gesetzes, welches in zivilisierten Staaten gar nicht mehr zur Anwendung kommt, mag das stimmen. Doch sachlich ist dieses, rein politisches Gesetz, eine Beleidigung. Drogenexperten, Soziologen und Rechtswissenschaftler sind sich da ja einig. Aber unsere Judikative agiert nach Gesetzestext und die Cops führen nur Befehle aus. Gute alte Deutsche Tradition. Ist ja noch niiie schief gegangen. Wir hatte in den letzten hundert Jahren zwei totalitäre Systeme, in denen die Sa, Richter und Bullen nur Befehle ausgeführt haben, und… Weiterlesen »

Hans Dampf
3 Jahre zuvor

lieber Lars Rogg, was ich hier von dir lese TUT MIR Sehr Leid. Ehrlich. Es zeigt mal wieder wie schnell es gehen kann und ansonsten unbescholtene Bürger eingesperrt werden. Oder durch hohe Geldstrafen in den Ruin getrieben werden. Vieles von dem was du geschrieben hast kommt mir persönlich sehr bekannt vor und spricht mir, wie sooft von dir, aus der Seele. Seit Jahren hast du hier im Hanfjournal regelmäßig interessante und informative Kommentare gebracht. Die Dinge beim Namen genannt. Danke dafür. Ich hoffe das die Strafe nicht allzu hoch ausgefallen ist. Es ist kaum zu glauben das solch ein ,,Delikt ”, wie bei dir, eine Haftstrafe rechtfertigt. Und dann noch im Namen des Volkes. Aber Lars du weißt ja, alles… Weiterlesen »

Hans Dampf
3 Jahre zuvor

Ja, was Drogenpolitik-und-hilfe angeht, könnte Deutschland von den Niederlanden eine ganze Menge lernen, wenn man denn wollte. Eine legale Verfügbarkeit und die begrenzte Abgabemenge für Erwachsene ist vom Prinzip her das beste Modell. Zumindest das beste in Europa und das schon seit ein paar Jahrzehnten. Erfolgreich.

Rainer Sikora
3 Jahre zuvor

Ein paar Stunden vor dem Coffeeshop warten,wäre immer noch besser als Jahrzehnte auf einen Wandel in der Drogenpolitik.Die Politikerköpfe die ausgetauscht werden müßten,können von mir aus friedlich irgendwo weiterleben,aber dann ohne Macht und Einfluß.

buri_see_käo
3 Jahre zuvor

Meine Frau, eine Buddha-religiöse, überkam’s dann mal und sie sagte:
“In Deutschland zu leben ist wie tot zu sein”…
Abgesehen vom Bild im Spiegel, tut sich hier auch nichts.
mfG  fE

Hermes
3 Jahre zuvor

#Lars Rogg
Eine Ungerechtigkeit die zum Himmel schreit!
Alles geht vorbei,
drück Dir die Daumen.

R. Maestro
3 Jahre zuvor

@Lars Rogg.

Ich wünsche Dir ebenfalls einen Daumen hoch. Soweit es geht.

Diese ganzen Auswüchse des Verbotes kennen zu wenig,
zu viele verschliessen lieber Augen und machen durch ihr
Wegsehen eigentlich mal wieder mit!

Verdammt, da fällt von nichts mehr, bis zuviel ein.
Besser nicht weiter zu schreiben, da wächst mir sowieso grad der Hals!!! 🙁 🙁 🙁

H'79
3 Jahre zuvor

Lieber Lars, danke für deinen scharfen Text! Wir werden immer wieder auf diese Missstände der Extraklasse hinweisen, bis wir sie endlich überwunden haben … Ich hoffe du wirst auf jeden Fall hier weiter schreiben. Leute wie dich sind hier wichtig, weil sie lebendige Beweise dafür sind was für einen Wahnsinn man mit unsereinem abziehen kann, immer und immer wieder, Jahr für Jahr – und ich will dass wir uns das eines Tages nicht mehr bieten lassen müssen! Auch ich bin mit dem Gesetz in Konflikt geraten jenseits von Schuld und Schädlichkeit. Wer “erwischt” wird, braucht für den Spott nicht zu sorgen … Gesetz ist Gesetz … Wir kennen solche Sprüche … Eine Gesellschaft, die meint, sich Gerechtigkeit nicht leisten zu… Weiterlesen »

DIE HANFINITIATIVE
3 Jahre zuvor

Lieber @Lars Rogg, setze Dich doch einmal mit dem Richter Müller in Verbindung. Weisst Du, wie Du Kontakt aufnehmen kannst? Lass Dir doch bitte helfen. Dafür sind WIR DOCH DA! Der DHV und Schildower Kreis wären weitere kompetente Ansprechpartner. Vor allem Prof. Böllinger könnte Dir vielleicht Rat geben. Ruf doch da mal an… Falls Du nicht weisst wie Du Kontakt aufnehmen kannst, dann melde Dich bitte nochmal. Vielleicht ist auch das Hajo bereit Dich zu unterstützen? Würde Dir Öffentlichkeitsarbeit helfen? “Grüne Hilfe” gibt es noch. Also wenn Du wegen Hanf verdonnert werden sollst, dann “HANFFREUNDE WEHRT EUCH” mit Solidarität und Zusammenhalten. Sonst ist das ganze Bla bla und blub blup Geschrei hier nichts wert. Nicht bös gemeint. 😉 Was können… Weiterlesen »

M. A. Haschberg
3 Jahre zuvor

HALLO LARS! Nun möchte auch ich Dir noch mein Mitgefühl aussprechen, für Deine zu erwartende Strafe. Ich habe diesen Wahnsinn schon in den frühen 1980er Jahren durchlebt. Hätte damals nicht gedacht, dass wir fast 40 Jahre später noch immer die gleichen menschenverachtenden Drogengesetze haben. Ein Knastaufenthalt jedenfalls hat, gerade im Hinblick auf sogenannte Drogendelikte, mit Resozialisierung so wenig zu tun, wie eine Kuh mit dem Radfahren. Aber das scheint dieser schwarzbraunen Brut, von der wir regiert werden, bislang egal zu sein. Dennoch glaube ich, dass sich aufgrund eines sich vehement ändernden Weltgeistes (stetige Fortschritte bei der Legalisierung in den USA, völlige Legalisierung in Kanada und Uruguay, bald auch in Luxemburg und anderen Staaten) in dieser Hinsicht in den nächsten Jahren… Weiterlesen »