Montag, 11. Mai 2020

Coffeeshops müssen sich bis Herbst mit dem Außer-Haus-Verkauf von Cannabis begnügen

Niederländische Regierung will die Corona-Beschränkungen für Coffeeshops erst zum 1. September lockern

Cannnabis
Photo Willi Wiet

 

 

Von Sadhu van Hemp

 

 

Seit gut zwei Monaten dürfen die Coffeeshops keine Gäste bewirten und Marihuana und Haschisch nur im Außer-Haus-Verkauf feilbieten. Die wirtschaftliche Lage der Coffeeshops ist durchaus prekär, da wegen des Shutdowns die Cannabis-Touristen ausbleiben und geringere Umsätze erzielt werden. Entsprechend groß ist die Hoffnung der Betreiber, Mitarbeiter und Cannabis-Freunde, dass die Regierung einen Weg findet, auch den Coffeeshops eine Rückkehr zur „Normalität“ zu ermöglichen.

 

Doch diese Hoffnung ist seit Bekanntgabe der geplanten Lockerungsmaßnahmen für das öffentliche Leben erst einmal dahin. In vier Phasen will die Regierung die Beschränkungen des alltäglichen Lebens zurückfahren, wobei die Coffeeshops zu allerletzt berücksichtigt werden. Und das auch nur, wenn die „Öffnungsorgie“ der ersten drei Phasen nicht nach hinten losgeht und sich die Zahl der Neuinfektionen mit dem Sars-CoV-2-Virus in Grenzen hält.

 

Die erste Phase beginnt heute, wenn Grundschulen und Kindergärten wieder öffnen. Friseure, Optiker und Fahrschulen dürfen ebenso unter Auflagen ihren Betrieb aufnehmen. Auch Sport an der frischen Luft ist wieder gestattet, solange es keinen Körperkontakt gibt und Abstand gehalten wird.

 

Phase 2 startet am 1. Juni, wenn der öffentliche Personenverkehr wieder zum normalen Fahrplan übergeht und die Oberschulen öffnen. Auch Restaurants, Theater und Kinos bekommen grünes Licht, allerdings unter der Auflage, nicht mehr als dreißig Personen unter Einhaltung des Sicherheitsabstandes den Zutritt zu gewähren. Vorherige Reservierungen sind obligatorisch. Cafés und Restaurants dürfen im Außenbereich bzw. auf Terrassen Gäste bewirten, sofern diese auf Abstand bleiben. Die Vorgabe, möglichst im Home-Office zu arbeiten und nur zu verreisen, wenn es nötig ist, bleibt bestehen.

 

Am 1. Juli beginnt die dritte Phase. Dann können Ferienparks und Campingplätze wieder voll in Betrieb genommen werden, da die sanitären Anlagen genutzt werden dürfen. Restaurants, Kultureinrichtungen und Kinos wird dann zugestanden, maximal hundert Besucher gleichzeitig einzulassen. Dies gilt auch für Hochzeiten und religiöse Zusammenkünfte.

 

Pünktlich zum meteorologischen Herbstanfang am 1. September startet Phase 4. Dann sind alle Kontaktsportarten und Profisport erlaubt – allerdings ohne Publikum. Die Pforten öffnen dürfen auch Kasinos, Bordelle, Saunen und Coffeeshops. Unklar bleibt, wie es mit Großveranstaltungen wie Festivals und Konzerten weitergeht. Die Regierung will darüber noch vor dem 1. September entscheiden. Premierminister Rutte warnt jedoch: „Wir können in den Niederlanden den Shutdown nur beenden, wenn sich jeder weiterhin vernünftig verhält und sich an die Verhaltensregeln hält.“

 

Der Fahrplan der Regierung lässt die Coffeeshops den Sommer über im Regen stehen, obwohl sie wie Restaurants der Gaststättenverordnung unterliegen und entsprechend gleichbehandelt werden müssten. Offensichtlich stehen Menschen, die in einem Coffeeshop zivilisiert bei einer Tasse Kaffee Cannabis konsumieren, auf einer anderen Stufe als diejenigen, die im Speiselokal zum Essen eine Flasche Wein süppeln. Dabei sind es gerade Schnapsdrosseln und Schluckspechte, die sich ab einem gewissen Alkoholpegel nicht mehr „vernünftig verhalten“ und die Regeln missachten. Cannabis-Liebhaber hingegen, die in den ohnehin streng kontrollierten Coffeeshops verweilen, sind eher gechillte Menschen, die nur in den seltensten Fällen über die Stränge schlagen und zu Rudelbildung neigen.

 

Der Cannabis-Community in den Niederlanden wird sich also noch eine ganze Weile in Geduld üben müssen, bis man wieder gemütlich in einem Coffeeshop bei einem Joint entspannen kann. Zumal die Gefahr besteht, dass im Spätsommer eine zweite Infektionswelle den Fahrplan der Regierung zur Nichte macht.

 

 

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7 Kommentare
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M. A. Haschberg
3 Jahre zuvor

Die Holländer sind für ihre liberale Regierung wirklich zu beneiden. Wenigstens kann man auch in Zeiten von Corona sein Heilmittel noch im Außer – Haus – Verkauf erwerben. Oft denke ich an die späten 1970er Jahre zurück, als man in Adam bei guter Musik zwischen internationalem Publikum noch gemütlich im Melkwek sitzen und seine pflanzliche Neuerwebung gleich vor Ort testen konnte. Überall saßen nette zufriedene Leute, mit denen man schnell ins Gespräch kam. Laufend keisten Joints und Pfeifen. Auch konnte man leckere Haschcookies probieren, die dann mit zeitlicher Verzögerung ganz schön reinhauten. Nicht selten gab es im Saal nebenan gute Livekonzerte, die einem einen weiteren unvergesslichen Eindruck vermittelten. Den Hunger stillte man zwischenzeitlich beim Besuch eines der vielen tollen Südostasiatischen… Weiterlesen »

Heisenberg
3 Jahre zuvor

Da kommt doch besser der Pizzabote und bringt eine große Pizza mit extra Käse!!! 🙂

DIE HANFINITIATIVE
3 Jahre zuvor

Habt IHR im Coffeeshop auch schon mal was leckeres für EURE Mutti, als Geschenk zum Muttertag, geholt? Na, raus mit der Sprache! 😉 Serra YOU never walk alone! 🙂 🙂 🙂 420mommy: https://www.facebook.com/fourtwentymommy/posts/3032711973417085 +++ Serra WE love YOU and the “Moms for Marijuana International” 🙂 🙂 🙂 +++ This song is for YOU dear soulsisters: “https://www.youtube.com/watch?v=3jCVHvyMLx8” to “Balbina” with love. 🙂 Wir, als DIE HANFINITIATIVE, wollen, dass wir und unsere Kinder und Enkel eine lebenswerte und gesunde Gegenwart und Zukunft erleben und erwarten dürfen. Wir sind deshalb vielseitig aktiv und recherchieren auch Fakten und stellen diese zur Debatte. Wir vertreten auch unsere eigenen Wertvorstellungen, Meinungen, Emotionen und Erkenntnisse. Bitte prüfen Sie unsere Fakten und Schlußfolgerungen und ziehen Sie ihre eigenen… Weiterlesen »

buri_see_käo
3 Jahre zuvor

Die Niederländer sind für ihre liberale Regierung zu beneiden. Leider ist es nicht mehr ganz so, auch dort hat der weltweite Rechtsruck Einzug gehalten. Es war Anfang 90-er (heute auch noch?) auch so, dass alle Telefonzellen, zu mindest im Rotlichtviertel, 24h/day abgehört wurden, wurde auf FM (kann ein Weltempfänger) übertragen. Ich hatte dort mal ‘ne zeitlang gewohnt; in einem Großflächenhotelzimmer, es waren zum Abteilen einige Japan-Wände drin, das Bett war Hoteleigentum, das restliche Wohzimmer-Equipement hatten sich einige darein geschafft – lustig, easy-living. Die Einheimer wusste übers Abhören nichts. Bitte unbedingt den folgenden Link benutzen, denn dem angetickelten Server wird generell die Seite übermittelt, auf der man vorher war, und dann lesen die auch bei uns; siehe da, bei: https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/PolizeilicheKriminalstatistik/PKS2019/pks2019_node.html gibt… Weiterlesen »

H'79
3 Jahre zuvor

Die holländischen Konsumenten haben im Vergleich zu uns ein Luxusproblem, denn selbst im LockDown sind die Verhältnisse dort besser als sie bei uns im “Normal”zustand je waren und in absehbarer Zeit sein werden. Dabei sind die Niederlande nichtmal als liberal zu bezeichnen mit ihrer letztlich doch sehr verunsichernden Cannabispolitik. Die konservativen Kräfte haben hüben wie drüben ein kaum vorstellbares Schadenspotenzial – oft bleibt es nicht nur ein Potenzial. Ich appeliere an die Einheit der niederländischen Bevölkerung, bitte seid konsequent tolerant wo kein Schaden zu befürchten ist und greift konsequent durch, wo Ihr sonst unnötig Schäden hinnehmen müsstet – auch und gerade wenn es um Eure Freiheit geht! Die besonnenen und nachdenklichen Menschen in Deutschland haben immer größere Probleme, dem Wahn… Weiterlesen »

Rainer Sikora
3 Jahre zuvor

Dieses Jahr feier ich exakt 40 Jahre Cannabis rauchen.In den ersten zwanzig Jahren wußte ich nicht,daß man erfolgreich selber anbauen kann. Habe ich nach jedem jämmerlichen erfolglosen Versuch für ein paar Jahre aufgegeben.In den ersten zwanzig Jahren bezog ich ausschließlich vom Schwarzmarkt mal mehr mal weniger Haschhaltige Substanzen.Mit allen Höhen und Tiefen und Erfahrungen.Nach diesen zwanzig Jahren und nachdem ich es aus dem Coffeeshop getestet habe,hatte ich die Schnauze voll von Schwarzmarkt und ich wechselte meinen Wohnort in die Nähe der Niederlande.In den zweiten zwanzig Jahren lernte ich wie das mit dem Anbau funktioniert und Importierte Jahrelang problemlos.Das wird, so wie ich das kommen sehe, bald nicht mehr möglich sein.Es wird durch die verändernden Maßnahmen leider nicht einfacher für uns… Weiterlesen »

buri_see_käo
3 Jahre zuvor

@Rainer Sikore, ich habe 44-jähriges Rauch-Jubiläum, Anbau seit 1982.
Spass beiseite, heute läuft um 20h15 auf Arte eine Sendung über Ethanol, dem Schmierstoff der Verdummungsindustrie. “Big Business mit jährlich drei Millionen Toten”, ein nettes Titelbild zur Sendung haben sie auch.
Ich bitte auch zur Teilnahme an der “Global Drug Survey” (globale Drogen-Umfrage), zu erreichen über einen Link, der z.B. bei:
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-05/global-drug-survey-drogenkonsum-alkohol-coronavirus-krise
gefunden werden kann.
Und sonst so?, ein Verkaufsauftrag wurde gestern gegen 21h durchgewunken, 240€ mit “rare earth elements” eingesteckt. Auf unserer (meine Frau und ich) Mango-Baum-Plantage, (120 Stück im äußersten Norden TH gibt es jetzt nach 3 Jahren (typisch) erstmalig Früchte; kacke nur, die Grenze nach Myanmar ist dicht, dort sind die Preise besser.
mfG  fE