Samstag, 10. März 2018

Refermadness in Germany

 

 

Krank arbeiten oder gesund arbeitslos.

 

 

Cannabis ist in Deutschland als Medikament zwar nun endlich zugelassen, doch unvorhergesehene Hürden machen es manchem neuen Patienten schwer, sich an der verbesserten Gesundheitssituation tatsächlich zu erfreuen. Zum zweiten Mal ist einem Jäger trotz ärztlichen Vertrauens das Recht auf Ausübung des Berufes seitens offizieller Stellen beschnitten worden, weil man dem genesenden Cannabispatienten die Vertrauenswürdigkeit absprach, nun noch verantwortungsvoll mit einer im Arbeitseinsatz benötigten Waffe umgehen zu können.

 

Das gerichtlich gesprochene Urteil empfiehlt somit im Umkehrschluss, dass entweder krank zur Arbeit erschienen werden sollte, oder die Arbeit in gewissen Einsatzfeldern von Medizinalhanfpatienten nicht mehr länger ausgeführt werden kann. In anderen Worten: Refermadness in Germany.

 

Während trotz des Wissens, welche Folgen Alkohol auf die Gewaltbereitschaft ausübt, auf jedem noch so kleinen Dorfschützenfest ein umso größeres Saufgelage unbedingt dazugehört, ist ein einzelner ausgebildeter Waidmann mit Waffenschein fortan eine Gefahr für die Allgemeinheit, sollte er seine gesundheitlichen Leiden legal mit Marihuana zu lindern versuchen. Ähnlich wie im Straßenverkehrsrecht wird bei krankheitsbedingtem Marihuanagebrauch den Nutzern eine Unzurechnungsfähigkeit unterstellt, der weder wissenschaftliche Erkenntnisse noch Fallbeispiele zugrunde liegen.

 

Anscheinend nur zur schnellen Beruhigung gewisser konservativer Kreise lässt man die Wahrheit erneut außer Acht, ohne die folgenschweren Entwicklungen für die Zukunft zu erkennen. Sollte schließlich ein Fachmann aufgrund des ärztlich verschriebenen Marihuanakonsums nicht mehr geeignet sein, seiner Profession nachzugehen, übt diese Auffassung in vielen Bereichen des Alltags Wirkung aus. Die unausweichlich anstehende Legalisierung von Cannabis hätte in dieser Wahrnehmung sogleich verheerende Folgen. Sollten Kiffer – aus Genuss- oder Krankheitsgründen sei einmal dahingestellt – tatsächlich nicht in der Lage sein, im Beruf geforderten Verhaltensweisen verantwortungsvoll zu entsprechen, sähe es zukünftig rosig auf dem Arbeitsmarkt für Abstinenzler aus. Polizei, Bahn, Feuerwehr, Krankenhäuser und auch Kindergärten müssten einen Austausch der bisher gut funktionierenden Belegschaft vornehmen, sollten sich Konsumenten der zeitweise berauschenden Hanfsubstanzen unter ihnen befinden.

 

Auch in der Schwerindustrie dürfte dann kein Cannabispatient seine dort zugezogenen Leiden auch nur einen Tag länger mit Weed behandeln, will er den Job an der Maschine noch bis zur angestrebten und wohlverdienten Rente behalten. Bauarbeiter, Busfahrer, Lehrer – allesamt stellen sie eine Gefahr für Leib und Leben dar, wenn in den späten Abendstunden nach getaner Arbeit eine konische Kippe gezündet werden sollte, die die benötigte Entspannung für den kommenden Werktag verspricht.

 

Da neuste Überprüfungen menschlicher Gehirne wieder einmal keine sichtbaren Veränderungen der grauen und weißen Substanz bei Cannabiskonsum verrieten – jedoch bei Alkohol unwiderrufliche Verringerung des Volumens erneut markant ins Auge fiel – sollten naheliegende Erklärungen für derartig kurzsichtige Gerichtsentscheidungen wie Prohibitionsgedanken recht schnell zu finden sein. Betrunken zu arbeiten, ist in gewissen Gefilden und Kreisen schließlich überhaupt kein Problem…

 

Prost Mahlzeit!

Eure sich leicht diskriminiert vorkommende Redaktion

 

 

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4 Kommentare
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Rainer Sikora
6 Jahre zuvor

Eigenartig.Eigentlich müßten alle Kiffer wegen Unzulänglichkeit und Unberechenbarkeit zwangseingeliefert werden.Der Logik folgend sind das dann alles verrückte Spinner.Kommt vielleicht noch eher als eine Legalisierung.

Klaus Klausmann
6 Jahre zuvor

Sowas passiert eben, wenn sich Entscheider das Hirn wegsaufen. Ich wusste vor 20 Jahren nicht, dass man unter Einfluss von Cannabis nicht mehr Auto fahren kann. Deshalb habe ich das ständig gemacht. Wir haben in meinem Auto gekifft und dann bin ich weiter gefahren. Total stoned geht das natürlich nicht. Ich denke aber, der überwiegende Teil der Kiffer wird in diesem Zustand ohnehin keinen Bock haben, noch Auto zu fahren. Blöd halt, wenn man noch was von der Tanke braucht. Dann muss man warten, bis man sich wieder zusammenreißen kann. Sind ja nicht alle lebensmüde. Es gibt auch Firmen, die Drogenscreenings durchführen bei Ihren Mitarbeitern. Komischerweise sind diverse führende Unternehmen nicht dabei. So ist das eben, wer kluge Köpfe braucht,… Weiterlesen »

kushifix
6 Jahre zuvor

Wie kann man gegen so etwas vorgehen? Was kann ich als einzelner Bürger für den Mann tun, damit er seinen Beruf weiter ausüben kann? Die Frage meine ich hoch ernst! Was kann ich persönlich dagegen tun, um den Staat klarzumachen das dies so nicht geht? Es kann ja nicht sein, das irgend jemand einfach darüber entscheidet und es nichts mehr daran zu rütteln gibt. Ganz prakmatisch gesehen, sollte nicht der Staat Regeln festlegen wie jeder einzelne leben möchte, es sollten die Bürger selbst sein. Mich kotzt es an dass mich niemand in diesem Land fragt ob ich mit kommenden oder bestehenden Gesetzen einverstanden bin, dass ich keinerlei Mitsprachrecht besitze. Ich möchte bei jeder Angelegenheit gefragt werden, wenn es mich direkt… Weiterlesen »

Rainer Sikora
6 Jahre zuvor

@Kushifix Gibt es nicht und gab es noch nie.