BuchTipp
von Helea Hammerschmitt
Was braucht der Mensch zum Leben? Was braucht ein Kind, um glücklich aufzuwachsen und sich gesund zu entwickeln. Liebe, Wärme, Geborgenheit und die Aussicht auf ein erfülltes Leben. Von alldem hat Helga nicht viel abbekommen. Ihre Eltern flüchten sich in die Arbeit. Flüchten vor dem Leben, der Verantwortung und vielleicht auch vor den Erinnerungen an den Krieg, der wenige Jahre vor Helgas Geburt in ganz Europa tobte.
Helga ist verhaltensauffällig und findet in der Schule nur schwer Freunde. Die Menschen zu denen sie sich hingezogen fühlt, sind Außenseiter und wollen nicht Teil einer Gesellschaft sein, die sie nicht verstehen. Helga wird ins Heim abgegeben, bricht aus und wird wieder eingefangen. Sie beginnt eine Lehre, doch schafft sie es nicht bei dem Job zu bleiben. Nachts ist sie in Clubs unterwegs, trifft dort auf Gleichgesinnte. Sie fühlt sich verstanden, dabei sind viele ihrer Freunde genauso verloren wie sie. Um sich ihren Lebensunterhalt zu finanzieren beginnt sie mit Drogen zu dealen. Nun ist sie zum ersten Mal in Leben erfolgreich, kann sich Dinge leisten und erhält Anerkennung. Doch der Drogenhandel ist wie alle kriminellen Machenschaften ein Drahtseilakt und der Absturz nur einen Schritt entfernt.
Helea Hammerschmitt beschreibt eindrucksvoll die Frankfurter Drogen- und Hippieszene der 1970er Jahre. Anschaulich schildert sie den Handel und den Schmuggel von illegalen Substanzen über die Grenze. Dabei geht es darum Geschäfte auf einem Markt zu machen, der sich wie jeder Markt nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage richtet und auf dem Konsument und Anbieter immer einen Weg finden zusammen zu kommen.
Sie lässt den Leser begreifen, was Menschen dazu treibt übermäßig Drogen zu konsumieren und den eigenen Körper kaputt zu machen. Dealer und Konsumenten sind nicht einfach Kriminelle sondern Menschen mit einer individuellen und oft harten und traurigen Geschichte. In „Das Zeitenkind“ verarbeitet Hammerschmitt ihre eigenen Erfahrungen. Dabei erzählt sie, die Geschichte eines Mädchens, das ihren Platz in der Welt sucht und dass sich nach Anerkennung und Verständnis seht.
„Das Zeitenkind“ ist beim Margeritenverlag erschienen.
Foto: Helea Hammerschmitt