Henk hat schon ein paarmaal Ice-Hasch gemacht und unserer Leserschaft darüber berichtet. Bisher immer mit Siebbeuteln, weil er es aus seiner Heimatstadt Amsterdam nicht anders kannte.
Vergangenes Jahr ist unser niederländischer Freund dann auf einen Artikel in der kanadischen Medical Marihuana-Zeitschrift „Treating Yourself“ gestoßen, in der behauptet wurde, dass Siebbeutel zur Herstellung von Ice-Hasch nicht nötig, ja sogar kontraproduktiv in Hinsicht der Produktqualität seien.
Der Rest vom leider nicht besonders intensiv recherchierten Artikel handelte von unerfüllten Verträgen, Patentrechten und einer Menge anderer schmutziger Wäsche, die das Hanf Journal nicht waschen möchte. Deshalb hat Henk einfach beide Methoden zur Ice-Hasch-Herstellung unter genau gleichen Voraussetzungen nebeneinander laufen lassen, so dass er sich ein möglichst objektives Bild von den Ergebnissen machen kann.
Die Theorie:
Um THC-Kristalle von Pflanzenmaterialen zu trennen, muss das verwendete Material flexibel und am besten vier Grad Celsius kalt sein. Das erreicht man durch ein 60 minütiges Einweichen des Pflanzenmaterials in Eiswasser. Danach wird das Gemisch, je nach Potenz des Blattmaterials, ein bis zwei Stunden gerührt, wodurch sich die THC-Trichome von den Blättern lösen und auch im Wasser schwimmen. Bis hierhin gleichen sich beide Methoden. Bei der Siebbeutel-Methode wird das Gemisch jetzt einfach durch drei bis sieben Beutel mit einer Maschengröße zwischen 40µ und 160µ gesiebt. In den Beuteln bleiben dann nur die kleinsten Teile, also die Trichome und kleinste Pflanzenteile hängen, die dann getrocknet und zu Hasch gepresst werden.
Bei der sieblosen Methode, die in China in vereinfachter Form schon seit 5000 Jahren bekannt ist, nutzt der Weedbauer die spezifische Dichte von THC, das schwerer ist als Wasser. Pflanzenteile sind leichter als Wasser. Um die Kristalle von den Blättern zu trennen, muss der Eiswasser-Pflanzenmix dann, je nach Potenz des verwendeten Materials, kräftig durchgerührt werden.
Gerührt wird bei beiden Methoden mit einem handelsüblichen Handmixer
Aufgrund ihrer spezifischen Dichte sinken die Harzteilchen zu Boden – nach einer Stunde hat sich schon ein Haufen Kristalle am Gefäßboden gesammelt. Jetzt muss das Harz nur noch säuberlich vom Wasser getrennt werden, ohne dabei aufgewirbelt zu werden. Hierzu hat Herr Delp dann den XTR erfunden: Der fängt die im Eimer abgetrennten Kristalle in einem durchsichtigen Trichter unter dem Eimerboden in einem Schlauch an dessen Ende auf, so dass man das harzreiche Wasser vom Boden des Sammelgefäßes einfach in ein Glas ablassen kann.
Das Wasser-Kristall-Gemisch wird jetzt nur noch durch einen handelsüblichen Kaffeefilter gesiebt und das so gewonnene Powder zum Trocknen ausgelegt.
Diese Methode funktioniert auch prima ohne irgend ein Gerät. Man braucht lediglich ein grobes Sieb zum Zurückhalten des Grüns sowie zwei Eimer, einen mit und einen ohne Boden sowie ein wenig mehr Geduld. Anstatt das Wasser abzulassen oder auszugießen, schöpft man die obere Schicht mit den Pflanzenresten vorsichtig aus dem Rühreimer, lässt es dann wieder eine Weile ruhen und wiederholt den Vorgang. Wenn man nach ein paar Stunden nur noch ein paar Zentimeter Wasser und keine Pflanzenreste mehr im Eimer hat, kann man das Gemisch durch einen Kaffeefilter gießen und hat bestes Ice-Hasch. Mit einem groben Sieb und einem Kaffeefilter. Der Hersteller des XTR bietet auch ein solch einfaches Einsteiger-Set mit einer Tutorial-DVD auf www.icecold.org an.
Die Praxis: XTR 1000 vs. Siebbeutel
Links: Eimer mit Siebbeutel Rechts: Der XTR 1000
Der Aufbau des XTR ist denkbar einfach, da er ein wenig voluminöser als die 10 Liter Ice-Hasch-Säcke ist, so hat Henk das US-Gerät mit insgesamt 250 und die Beutel mit 150 Gramm mäßig potenten Indoor- Schnittresten sowie Wasser und Eis in angebenener Menge befüllt. Danach hat er das Pflanzenmaterial in beiden Behältern je eine Stunde einweichen lassen, damit die Blätter flexibel werden. Benutzt man frische Planzenteile, so kann man auf‘s Einweichen verzichten.
Sobald die Blätter schön weich sind, werden die Mixer für jeweils 75 Minuten angeworfen. Im Auffangtrichter des XTR kann man schon beim Einweichen beobachten, wie sich einzelne Kristalle lösen und in Richtung Ablassschlauch gleiten.
Ja is’ denn jetzt schon Weihnachten? Leise rieselt das Hasch…
Nach ungefähr 10 Minuten des Rührens bildet sich an der Oberfläche in beiden Gefäßen weißer Schaum und die Kristalle fangen richtig an zu rieseln, nach einer halben Stunde ist der transparente Schlauch unter dem Auffangtrichter prall mit Powder gefüllt, Pflanzenteile sind nicht zu sehen.
Der Schlauch ist füllt sich schnell..
…bis er prall gefüllt ist
Der weiße Schaum entsteht nach circa fünf Minuten Mixen
Bei den Eimern mit den Beuteln kann man aufgrund fehlender Transparenz der Eimer leider kein Zwischenergebnis erhaschen. Nach 75 Minuten des Rührens entscheidet sich Henk, ein erstes Ergebnis zu begutachten.
Er wartet 45 Minuten, damit sich sowohl im XTR als auch im Eimer die Kristalle Richtung Boden bewegen, obwohl das in der Gebrauchsanweisung für die Beutel nicht erwähnt wird. Schaden kann es nicht, und so sind die Vorraussetzungen auf jeden Fall identisch. Er zieht die Beutel vorsichtig aus dem Eimer, einen nach dem anderen, lässt sie abtropfen und wringt sie vorsichtig aus.
Die gröbste Eimersiebung mit 160µ ist ertragreich, jedoch mit relativ hohem Pflanzenanteil
Hier nochmal die 160µ Siebung als Powder
Beim XTR sieht man immer noch Trichome absinken, aber um einen direkten Vergleich zu haben, lässt er das harzhaltige Wasser aus dem Schlauch zur selben Zeit in die mitgelieferte Flasche, um den Inhalt dann direkt durch einen Kaffeefilter zu gießen.
Das Hasch setzt sich schnell in der Auffangflasche ab….
…um dann durch einen Kaffefilter gegossen zu werden. Im Hintergrund füllt sich schon der nächste Schlauch
Beim Haschsack kratzt er das noch feuchte Powder vorsichtig mit einer Scheckkarte von den Sieben der Beutel. Auch wenn das Powder noch einen Tag trocknen muss, ist schon auf den ersten Blick zu sehen, dass die Ausbeute des im XTR gewonnenen Haschs noch ein wenig besser ist, die Qualität ist verglichen mit der Ausgangsmenge bei dem feinsten Sieb im Eimer und beim X-Tractor nahezu identisch, allerdings sind im 40µ Sieb nicht mehr als zwei Gramm Powder. Beim XTR ist der Haufen knapp dreimal so groß wie die fünf Haufen bei den Eimersieben zusammen.
Feinstes Ice-Hasch, ohne Siebe gewonnen
Also ist die prozentuale Ausbeute beim XTR besser. Beim späteren Wiegen sollte sich das bestätigen. Allerdings kann man mit bloßem Auge sehen, dass der Pflanzenanteil im Beutelhasch bei den gröberen Siebungen, die einen Großteil der Ausbeute ausmachen, mehr Pflanzenmaterial enthalten ist als im XTR. Dazu später. Henk entscheidet sich, den XTR noch eine Weile laufen zu lassen und die Pflanzenreste sowie das Wasser aus den Siebbeuteln mit hinein zu werfen. Gesagt, getan, und so lässt er den Mixer mit allen Pflanzenteilen noch einmal eine halbe Stunde laufen. Dann wartet er ein paar Stunden, um auch wirlich alle verbleibenden Kristalle auf den Grund der Ice-Haschmaschine absinken zu lassen. Danach ist der Schlauch noch einmal prall gefüllt und während unser Freund die nächste Flasche Haschwasser abfüllt, merkt er, dass beim Drücken auf den Trichter immer noch Trichome nach unten fallen. Also entscheidet er sich, das Gerät erst am nächsten Morgen abzubauen und einfach zu testen, ob über Nacht noch einmal ein wenig Hasch fällt. Am kommenden Morgen ist der Schlauch noch einmal halbvoll, jedoch ist die Konsistenz sehr grün und der Harzanteil ist nicht mehr sehr hoch. Nichtsdestotrotz liegen auf den Kaffeefiltern nun vier ordentliche Haufen XTR-Hasch, die nur noch gepresst werden müssen. Selbstverständlich per Hand, eine Presse ist bei solch gutem Hasch überflüssig. Hier bestätigt sich dann, was vorher erwartet wurde:
Die Qualität des XTR Haschs ist noch besser als die drei gröberen Eimersiebungen, nur die zwei Gramm aus dem feinsten Sieb können da mithalten. Selbst die Qualität des dritten Schlauchs, also nach fast zwei Stunden des Rührens, enthält kaum Pflanzenreste. Insgesamt sind aus den nicht besonders potenten Knippresten so fast dreißig Gramm Hasch entstanden, wobei die Qualität vom Großteil des XTR-Harzes noch besser ist als die aus den Säcken.
Ein paar Tage später, beim zweiten Durchgang mit noch potenteren Ernteabfällen, lässt Henk die Eimer links liegen und hat so aus 150 Gramm Knippresten sage und schreibe 17 Gramm Ice-Hasch gewonnen, wovon 12 Gramm allerste Qualität, besser als aus seinem feinsten Sieb, sind. Die restlichen fünf Gramm haben eine ganz leichten grünlichen Schimmer und sind nach Henks Einschätung mit einem 70µ Bubble Hasch vergleichbar. Fünfzehn Prozent Ertrag bei Ice-Hasch – wow.
Fertig
Das Einzige, was am XTR wirklich ein wenig gestört hat, war der nicht wasserdichte Deckel, den Henk mit einer Silikonfuge auftunen musste.
Fazit:
Kimo und Henk haben bei ihren letzten Treffen lange überlegt, wie es zu diesem doch ein wenig überraschenden aber eindeutigen Ergebnis kommt. Die einzig logische Erklärung hierfür ist, dass beim Hochziehen (oder alternativ beim Durchgießen) in den Sieben kleinst-gehächselte Pflanzenteile und / oder Chlorophyll hängen bleiben. Entweder weil sie vom Mixer x-mal durchgeschreddert wurden, oder weil Teile der Erntereste vorher schon zu Staub zerrieben / getrocknet waren. Das Hochziehen der Siebe im Eimer oder auch Durchgießen des Harz-Wasser-Gemischs durch diese machen also den auf der unterschiedlichen Dichte beruhenden, physikalischen Trennungsprozess der traditionellen Ice-Haschmethode wieder rückgängig, der vorher extra eingeleitet wurde. So werden die Harze vom Boden wieder mit dem pflanzenhaltigen Restwasser vermischt. Die beiden Indoor-Experten haben nach reiflicher Überlegung keinen Grund gefunden, wieso man zur Ice-Haschherstellung überhaupt mehr als ein grobes Sieb zur Trennung des Pflanzenmaterials braucht. Henk hat sich daher vorgenommen, demnächst auf feine Siebe zur Ice-Haschherstellung zu verzichten. Die nimmt er lieber zum Verarbeiten trockener Pflanzenreste.
HISTORY
Im Jahr 1997 stellte R.Delp aus Kalifornien als erster Hersteller weltweit eine Methode sowie ein Gerät, den XTR 400, zur Extraktion von Ölen und Harzen aus Pflanzenmaterial vor. Zuerst in Kalifornien, dann auf der Highlife-Messe in Amsterdam. Für das Gerät und die Methode liegt ein Patent in den USA und seit 2006 auch in Europa vor. Zum Trennen des Wassers und der Pflanzenmaterialien von Harzen / Ölen wird das physikalische Gesetz der unterschiedlichen Dichten von Ölen und Wasser genutzt: Nach der Trennung der THC-Kristalle vom Pflanzenmaterial sinkt das Haschisch einfach zu Boden und muss nur noch unter Zuhilfenahme eines handelsüblichen Kaffeefilters herausgefiltert werden.
Ein Jahr später stellte die Pollinator Company aus Amsterdam eine andere Methode zur Ice-Haschgewinnung vor. Sie beruht auf dem selben Prinzip: Zum Lösen der Trichome von den Blättern wird der Eiswasser-Pflanzenmix gerührt, zum Trennen des Wassers von den Harzteilen werden jedoch Siebe anstatt die unterschiedliche Dichte von Harz und Wasser benutzt. Für diese Methode liegt bisher kein Patent vor, die Hersteller des XTR und die Pollinator-Company streiten zur Zeit vor Gericht. Wer hat‘s erfunden? Diesmal auf jeden Fall nicht die Schweizer :-).
Europäische Grower nutzen seitdem fast ausschließlich diese Siebbeutel, der sieblosen Methode wird hierzulande kaum noch Aufmerksamkeit geschenkt.
Warnhinweis:
Nachmachen dürft ihr das in Deutschland natürlich nicht, denn selbst der Anbau von medizinischem Cannabis ist ohne Erlaubnis der Bundesopiumstelle verboten. Für Menschen, die über eine solche verfügen, ist dieser Artikel auf alle Fälle als Anleitung zur Ice-Haschherstellung gedacht, für alle anderen dient er lediglich Informationszwecken.