Mittwoch, 2. Dezember 2009

Warten, hoffen … und weiter bangen?

Eine Liberalisierung der Cannabisprohibition befürwortet die neue Drogenbeauftragte Mechthild Dyckmans zwar nicht, Cannabis als Medizin hingegen schon. In einem Interview mit der Kölnischen Rundschau sagte die FDP- Bundestagsabgeordnete:“….Nur in einem Punkt muss man genauer hinsehen: Bei der Verwendung von Cannabis zu medizinischen Zwecken sollten wir weiter voran kommen. Das nehmen wir in Angriff.“

Klingt sehr vielversprechend, bleibt zu hoffen, dass eine schnelle Umsetzung, eventuell ähnlich wie in einigen Staaten der USA, folgt. Denn dort hat die Ärzteschaft mittlerweile begriffen, dass natürliches, pflanzliches Cannabis einen sehr hohen medizinischen Nutzen hat.Vor wenigen Tagen erst hat die Ärztevereinigung der USA, AMA (American Medical Association) ihre 72 Jahre alte Position zu Cannabis offiziell korrigiert, der zur Folge Cannabis keinerlei medizinischen Nutzen habe.
Stattdessen wurde der therapeutische Nutzen bei einigen Indikationen betont und gefordert, die Cannabinoidforschung zu intensivieren. Die US-Ärzteschaft empfiehlt der Regierung nun den Betäubungsmittelstatus zu überprüfen und Cannabis aus der ‘Schedule I’-Klasse herauszunehmen, in dem alle Substanzen per Definition ohne jeglichen medizinischen Nutzen und sehr gefährlich sind. Auch die zweitgrößte Ärztevereinigung der USA, das American College of Physicians (ACP), hat eine Überprüfung des Betäubungsmittelstatus gefordert. Bereits im Juni 2008 hat die Medical Student Section (MSS) als großer Teilbereich der AMA dieses Vorhaben ebenfalls unterstützt. Maine ist seit November der fünfte US-Bundesstaat, in dem es zugelassene „Dispensaries“, also Cannabis-Abgabestellen für Patienten gibt.
Auch in Deutschland wäre eine solche Regelung durchaus möglich, es bedürfe lediglich einer Änderung des Arzneimittelgesetzes, das der Regierungskoalition heilige Betäubungsmittelgesetz bliebe unangetastet. Doch zuerst einmal müsste die Bundesopiumstelle das immer noch sehr langwierige Zulassungsverfahren erleichtern und die Richtlinien für eine Selbstmedikation einfach lockern. Zur Erinnerung: Eine Selbstmedikation durch Eigenanbau ist theoretisch möglich, man muss nach derzeitiger Gesetzeslage jedoch zigtausende Euro in die Umbaumaßnahmen der Wohnung und einen Pharmazeuten, der das Gras verwaltet und immer wieder wegschließt, in eine solche Genehmigung investieren. Der einzige Inhaber einer solchen Genehmigung hat sich dann auch dazu entschieden, konnte die skurril anmutenden Auflagen nicht zu erfüllen.Lars Scheimann war dann der erste, der seine Hanfblüten aus Holland importieren lassen konnte, nicht ohne hierfür wiederum eine Sondergenehmigung erstreiten zu müssen. Wie unsere Leser wissen, hat Lars Scheimann diese Genehmigung seit knapp einem Jahr, kann sich die 2100 Euro pro Monat jedoch kaum leisten.

Der teuerste Weg ist der legale. Vernünftig sieht anders aus.

In München wird seit Jahren medizinisches Cannabis höchster Qualität legal von der Firma Suedhanf angebaut, das jedoch nicht an deutsche Patienten abgegeben werden darf. Durch den Import aus den Niederlanden des legalen medizinischen Cannabis für deutsche Patienten wiederum steigt der Preis um 100 Prozent, was in Holland acht Euro kostet, lässt sich der deutsche Apotheker mit schlappen 16 Euro pro Gramm entlohnen.
Ein Gramm selbst gezüchtetes Cannabis kostet den Patienten 1,50 Euro und kann heutzutage leicht auf Reinheit, Wirkstoffgehalt und andere relevante medizinische Parameter untersucht werden, der Anbau wäre aber in Deutschland momentan nur durch Einhaltung unerfüllbarer Auflagen (Komplettumbau der Wohnung, Beschäftigung eines ausgebildeten Pharmazeuten und mehr) möglich.
Ein Gramm in Deutschland legal und unter staatlicher Kontrolle produziertes Cannabis würde, zieht man die Niederlande zum Vergleich heran, in der Apotheke lediglich zwischen sechs und neun Euro kosten.
Zur Zeit gibt es in Deutschland zwei Varianten, die in der alltäglichen Praxis bei Cannabispatienten angewendet werden:
Ein Gramm Import Hanfblüten kosten 16 Euro in der Apotheke. Eine vergleichbare Menge Dronabinol (synthetisches THC) kostet 80-100 Euro, je nach Wirkstoffgehalt des zum Vergleich herangezogenen Cannabis.
Hinzu kommen die durch das komplizierte Genehmigungsverfahren ungleich höheren Verwaltungskosten. Eigentlich sollte diese Verschwendung von Mitteln eine wirtschaftsliberale Politikerin hellhörig werden lassen, denn auch das ökonomische Potential natürlicher Cannabismedizin wird durch die Weigerung ihrer Zulassung ins Gegenteil verkehrt und kostet täglich Menschen ihre Gesundheit.

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