Montag, 28. August 2023

CDU-Chef Merz will Cannabis-Freigabe kippen

Laut Friedrich Merz befinden sich die Regierungsparteien SPD, FDP und Grüne „im Rausch der Drogenfreigabe“

Cannabis
Bild: stroinski / freeimages

 

 

Eine Glosse von Sadhu van Hemp

 

 

Wer am gestrigen Sonntag auf der Klobrille saß und dabei Deutschlands meistgelesene Zeitung durchblätterte, hockte nicht nur im eigenen Mief, sondern hatte überdies noch das besondere Vergnügen, sich von den geistigen Ausdünstungen des CDU-Chefs Friedrich Merz umnebeln und berauschen zu lassen. Und ja, was da in gedruckter Form aus dem Munde des obersten Christdemokraten kam, riecht man gerne – geradeso wie den eigenen Furz, wenn man zu jenem Teil des deutschen Germanenvolkes gehört, der anhaltende Verdauungsprobleme mit der Politik der Ampelregierung hat.

 

Der Tenor des Merzschen Interviews mit der Bildzeitung war, dass die Angstdeutschen keine Angst haben müssen, denn die CDU stehe Gewehr bei Fuß, um die Ampel auszuschalten und die Landschaften in Deutschland wie noch vor zwei Jahren blühen zu lassen. Im Gegensatz zur Scholz & Co., die die „wichtigen Themen nicht anpacken“, arbeite die CDU wenigstens an den „Lösungen für die Probleme“. Die Christdemokraten besäßen die „wirtschaftliche und sicherheitspolitische Kompetenz“ und hätten „ihren Kurs in der Einwanderungspolitik korrigiert“. Vor allem aber will die CDU dem von Helmut Kohl (CDU) und Angela Merkel (CDU) über Jahrzehnte gemästeten Bürokratiemonster ans Leder: „Kein einziges neues Gesetz darf zusätzliche Bürokratie auslösen.“

 

Friedrich Merz, der ewige Möchtegernkanzler, weiß auch schon wie.

„Wir würden das Heizungsgesetz stoppen. Es ist in dieser Form nicht nur technologisch verfehlt, sondern setzt auch eine riesige neue Bürokratie in Gang“, lässt er die Leser der Bildzeitung wissen.

 

Auf die Frage, welches Gesetz er außer dem Heizungsgesetz noch zurücknehmen würde, sagte der Freizeitpilot: „Die Legalisierung von Cannabis darf nicht kommen. Diese Bundesregierung vergisst im Rausch der Drogenfreigabe unsere Kinder und Jugendlichen. Der vorliegende Gesetzesentwurf lässt völlig offen, wie Minderjährige geschützt werden sollen, bei denen Cannabis-Konsum besonders verheerende Auswirkungen auf die körperliche und geistige Entwicklung hat. Eine Normalisierung und letztlich Verharmlosung dieser Droge hilft dabei ganz sicher nicht. Im Übrigen: Die Bundesregierung kann sich nicht auf die Förderung der Wirtschaft einigen, aber auf die Freigabe von Drogen. Das sagt doch alles.“

 

Konkret hieße das, die CDU mit Friedrich Merz als Kanzler würde den „Anti-Hanf-Krieg“ neu anheizen – und das womöglich mit einer noch härten Gangart gegen alle Cannabis-Konsumenten. Natürlich alles nur zum Wohle des greisen deutschen Volkes, das ein ernstes Alkoholproblem hat.

 

Merz blendet aus, dass in Deutschland rund acht Millionen Menschen der 18- bis 64-jährigen Bevölkerung Alkohol in gesundheitlich riskanter Form konsumieren. Das heißt: Etwa ein Sechstel der Erwachsenen süppelt Bier, Wein und Schnaps in gesundheitsschädlichen Mengen. Gut zwei Prozent aller Todesfälle in Deutschland gehen auf das Konto übermäßigen langjährigen Alkoholkonsums.

 

Für Merz und seine Christdemokraten stellt diese Form des Drogenmissbrauchs offenbar kein Problem dar. Kurz gesagt: Die Oppositionspartei CDU vergisst „im Rausch der Nichtdrogenfreigabe unsere Kinder und Jugendlichen“, indem sie unsere Kleinsten ungeschützt der deutschen Saufkultur aussetzt.

 

Aber gut, geschenkt! Friedrich Merz, der im Rentenalter befindliche Merkelnachfolger, kann nicht anders. Der Blick nach vorne, um das Land voranzubringen, geht gerade nicht. Sein trüber Blick ist voller Angst nach hinten gerichtet, wo der alte weiße Mann statt Gefolgschaft nur noch Verfolger sieht, die ihn jagen und grillen wollen. Dem Boomer Merz bleibt gar nichts anderes übrig, als dem gleichaltrigen deutschen Michel Zucker zu geben. Der Merzsche Populismus für Rentner, ob aus reinem Herzen gesprochen oder nicht, ist eine lebensrettende Sofortmaßnahme für die kranken Omas und Opas des deutschen Europas, die es einfach nicht verwinden können, dass ihr schönes Leben in Bullerbü zu Ende geht und die Heizung heruntergedreht werden muss.

 

Das christdemokratische Gezeter um die „Cannabis-Legalisierung light“ bleibt also beste Unterhaltung in einem Land, das ein ernstes Problem mit der Überalterung der alkoholsedierten Bevölkerung hat und daran mächtig gewaltig kränkelt. Das wirklich Amüsante an diesem Phänomen ist, dass es zwar einen Balsam zur Linderung dieser Volkskrankheit gibt, der aber nicht angewendet werden darf. Das Genesungsmittel nennt sich Haschisch bzw. Marihuana, bekannt unter dem Obergriff Cannabis. Nur leider ist Cannabis nach dem Verständnis der Union kein Brokkoli, was erklärt, dass in diesem unseren Vaterland vorrangig nur Kinder und Jugendliche daran genesen.

 

 

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19 Kommentare
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CaPot
1 Jahr zuvor

schön geschrieben – da muß man auch noch lachen 😀

Rainer
1 Jahr zuvor

Es fühlt sich tatsächlich wie ein Besuch in einer verunreinigten Toilette an.Vorübergehender Gestank wäre auszuhalten,aber kein anhaltender.Bleibt zu hoffen,daß die Medien wenigstens etwas an Macht verloren haben.

Fred
1 Jahr zuvor

Herr Merz will auch nach der Machtübernahme sofort die drei Kernkraftwerke wieder ans Netz nehmen. Dabei braucht es alleine 18 Monate um die nötigen Brennstäbe zu besorgen. Die dann folgende Sicherheitsüberprüfung benötigt einen ähnlichen Zeitraum.

Die Vereine erhalten nach Gesetz 7 Jahre Bestandsschutz. Die Abschaffung des CannG ist also in der nächsten Legislatur überhaupt nicht möglich, ohne von hoffentlich mehreren Tausend Vereinen in Regress genommen zu werden.
Auch das sind ” Versprechen ” ans Klientel, die absehbar erst in den 2030er Jahren umgesetzt werden können.

Also, viel Gerede von einem, der sich bis zur Wahl wahrscheinlich schon selbst abgesägt hat.

MicMuc
1 Jahr zuvor

Ich denke, der Merz ist gar nicht generell gegen Drogen. Aber ihn treibt – wie die Lehrerverbände, die Thomasiuspsychologen und die Stastssicherheitsgewerkschaften – einfach die Sorge um die Kinder an.

So wie bei der Frage der Homosexualität (man erinnere sich noch an den §175):
„Über die Frage der sexuellen Orientierung: Das geht die Öffentlichkeit nichts an. Solange sich das im Rahmen der Gesetze bewegt und solange es nicht Kinder betrifft – an der Stelle ist für mich allerdings eine absolute Grenze erreicht – ist das kein Thema für die öffentliche Diskussion.“

MicMuc
1 Jahr zuvor

@Sadhu van Hemp: Sehr gute Glosse!!! Danke!

Man kann die heutigen, irren Zustände nicht anders als mit einer gehörigen Portion von Sarkasmus kommentieren.

Haschberg
1 Jahr zuvor

Dass sich die Ampel angeblich in einem Legalisierungsrausch befindet, halte ich für absolut notwendig, gerecht und überfällig. Dass sich aber ausgerechnet diese abgewichste, faschistoide Kinderfickerpartei noch immer in einem blindwütigen Prohibitionsrausch befindet, der Millionen von Hanfkonsumenten unablässig mit illegalen Schwarzmärkten konfrontiert, die hochgefährliches Zeug anbieten, halte ich für ausserordentlich niederträchtig und gemein. Solche widerwärtige, pseudochristliche und kriegslüsterne Kastrate (incl. Unionsfreund Aiwanger) sollte man schleunigst mit Schwung aus der Bundespolitik katapultieren, bevor sie durch ihre einseitig ignorante, repressionsverseuchte Art noch mehr Prohibitionsgift im Bundestag versprühen. Die wollen ihre Bürger doch nur mit ihrem verfluchten, gewinnträchtigen Alkohol vergiften. Ansonsten gäbe es nicht überall prall gefüllte Säuferläden, wo man Dutzende von Schnapsflaschen ohne jegliche Beschränkung zum Schnäppchenpreis erwerben darf, um sich damit auf… Weiterlesen »

Fred
1 Jahr zuvor

@MicMuc Das ich dir mal im Grunde recht gebe, hätte ich auch nicht gedacht. Ich denke allerdings nicht unbedingt, das es der CDU um die Sorge um Kinder und Jugendliche geht. Die Argumente halte ich für vorgeschoben. Erkannt hat man aber sicher auch in der Union das die Prohibition gescheitert ist. Wenn etwas 60 Jahre nicht funktioniert, sollte man zumindest davon ausgehen. Die haben aber zwei Probleme. a) bekommt Deutschland jetzt aus Sicht der Union eine ziemlich unsortierte – weil schwer kontrollierbare- ” Legalisierung ” . Man stelle sich nur mal vor, es gründen sich 15.000 Vereine in Deutschland. Die zu überprüfen, dürfte wohl die Behörden überfordern. Als die Fachgeschäfte noch in der Verlosung waren, hörte man aus dem Lager… Weiterlesen »

Lothar
1 Jahr zuvor

Frei nach Rio Reiser: wenn ich mal König von Deutschland wär….

Qi San
1 Jahr zuvor

Das ist doch lobenswert, wenn sich ein Polit-Lobbyist-Multmillionär (12 Millionen Vermögen), so um das Wohlergehen der Kinder von 9 bis 99 Jahre sorgt. Das macht er nicht für sich – nein, er ist eben ein Menschenfreund allerfeinster Couleur.

Das sich beim Jugendschutz nichts verändert (Verbot bis 18 Jahre), spielt für solche Menschenfreunde und die gleichgeschaltete Presse ohnehin keine Rolle.

Genauso wenig wie die Tatsache, dass es Angela Merkel und seine CDU waren, die 16 Jahre lang Deutschland zu Schande geritten haben.

MicMuc
1 Jahr zuvor

Wenn man an der Causa Kiesewetter (Stadtfest Ellwangen, aber auch jedes beliebige Oktoberfest etc.) sieht, was Alkohol so alles anrichtet, finde ich es mehr als ehrenwert, daß die UNIONspolitiker sich so vehement gegen die Freigabe ALLER Drogen, auch Cannabis, einsetzen‼️

Qi San
1 Jahr zuvor

@MicMuc … aber Alkohol ist keine Droge. Das weiß doch jedes Kind, dem der Schnuller schon im Babyalter regelmässig in Bier und Schnapps getunkt wurde. Zur Lage der Nation: siehe bestes video von Rogg (Danke für das Verlinken) -> Betreutes Kiffen ../extra 3 vom 24.08.2023 | NDR http://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/legalisierung-cannabis-entwurf-100.html … Der Gesetzentwurf ist gespickt mit Vorgaben und detailgenauen Regelungen. So gilt 50 Gramm pro Monat an bis zu 500 Mitglieder, bis 21 Jahre nur 30 Gramm und THC-Gehalt MAX. 10 % … Lachhaft! Da bin ich schon wieder GANZ KNAPP, also wirklich GANZ KNAPP drüber mit meiner nächsten unbestrahlten Fuhre Weed aus der Apotheke: Avaay 22/1 BCP (Indica, Black Cherry Punch 20,4% / Black Cherry Pie x Purple Punch #Pyramid Seeds)… Weiterlesen »

MicMuc
1 Jahr zuvor

@Qui San: Ich bin ja im UnFreistaat Bayern und erlebe täglich, wie hier der Alk in allen Formen gefeiert, glorifiziert und verharmlost wird. Lange genug hab ich an der Wies’n gewohnt, an deren Eingang zum Oktoberfest Polizeiwagen standen mit dem Aufkleber “Keine Macht den Drogen”, während ab 21 Uhr die Bierleichen minütlich mit dem Sanker abtransportiert wurden. Es war jene Polizei, die tagtäglich massenhaft unschuldige Konsumenten systematisch institutionell verfolgte. Man muß schon ein großes Maß an Heuchelei besitzen, über XXL-Scheuklappen verfügen und sein Gewissen abtöten (am besten mit dem Nerven- und Zellgift Alk), um eine solche Politik fahren, ein solches Rechtswesen pflegen und eine solche mediale Öffentlichkeit herstellen zu können, wie das in unserem Lande der Fall ist, besonders unter… Weiterlesen »

Qi San
1 Jahr zuvor

@MicMuc
Ja alles richtig.
Wie man “Keine Macht den Drogen” postulieren kann und gleichzeitig das Nerven- und Zellgift (Desinfektionsmittel) Alkohol als absolut ungefährlich (Grundnahrungsmittel) erachtet ist das Ergebnis Jahrzehntelanger Indoktrination. Alkohol ist und bleibt das mit weitem Abstand gefährlichste hundertausendfach tödliche legal erhältliche Konsum-Gift der Welt.

Merke:
Die Dummheit vieler Erdenbewohner ist unantastbar.
Saelig, wer vollet auf n Herrgot und CSU traut, denn ienen ghoert aft s Himmlreich.

MicMuc
1 Jahr zuvor

@Qi San: “Wenn ihr nicht werdet wie die Kühe, so kommet ihr nicht in das Himmelreich. Denn eines lernten wir von ihnen: das Wiederkäuen …” (Nietzsche)

Qi San
1 Jahr zuvor

@Haschberg
… Leute, wacht doch endlich mal auf!

In der Matrix ist so schön warm und kuschelig. Aufwachen schmerzt, das Licht sticht in die Augen.
Lieber nicht … Selbstständige denken, beobachten und seine eigenen Schlüsse daraus ziehen,
liegt weit ausserhalb ihrer VORSTELLUNGSKRAFT.

Stichworte: Indoktrination, Degeneration über Jahrzehnte, Infektion mit dem Helmut-Kohl-Merkel-Virus

Qi San
1 Jahr zuvor

@Fred
… das ist nur Trommeln in Baströckchen.

trec.
1 Jahr zuvor

… egal.

Die Verbotsschöpfer stufen Hanf nicht mehr als unverkehrbar ein.

https://edition.cnn.com/2023/08/30/health/marijuana-schedule-hhs-dea/index.html

.. kein Fisch an der Angel oder im Netz. 🙂

Grüße

Trec

Ekenzunin
1 Jahr zuvor

Ich habe mir schon gedacht, dass die Hexenjagd unter Merz weitergehen wird. Sie brauchen Sündenböcke und lernen rein gar nix aus der düsteren, eigenen Vergangenheit. Einfach widerlich!