Montag, 22. April 2019

Berliner Cannabis-Community begeht 420-Day im Görlitzer Park

Mehrere Hundert Hanffreunde demonstrieren in Berlin-Kreuzberg mit einem „Smoke-In“ für die Cannabis-Legalisierung

Cannabis
Bild: Archiv / Schmiddie

 

 

Ein Kommentar von Sadhu van Hemp

 

 

Aus Sicht jener Bürger, die sich für Recht und Ordnung ereifern und am liebsten jeden Kiffer auf der Flucht erschießen würden, war der Karsamstag ein schwarzer Tag. In Berlin, dem nicht funktionierenden Teil Deutschlands, hat der Staat wieder einmal auf der ganzen Linie versagt. Statt endlich mit harter Hand durchzugreifen und dem Gesetz Geltung zu verschaffen, ließ man die Cannabis-Verbrecher am 420-Day gewähren – und das in aller Öffentlichkeit und vor Kinderaugen. Um Punkt 4 Uhr 20 nachmittags fand zum Entsetzen der braven Bürger die „große, gemeinsame Zündung“ statt, zu der die Ortsgruppe Berlin des Deutschen Hanfverbands (DHV) anlässlich des Welt-Marihuana-Tages in den Görlitzer Park geladen hatte. Die Berliner Polizei war am Ort des Geschehens, schaute aber nur zu, als ginge sie der kollektive Rechtsbruch nichts an. Und das aus gutem Grund: Offiziell galt die Einladung zum „Smoke-In“ nur für jene Kiffer, die anerkannte Cannabis-Patienten sind und ein Rezept vorweisen können. Die Polizei hielt es daher nicht für opportun, sich der Lächerlichkeit preiszugeben, indem sie versehentlich dem einen oder anderen kranken Menschen auf den Zahn fühlt. Die hässlichen Bilder einer überzogenen Polizeiaktion gegen Pro-Cannabis-Demonstranten blieben also aus – zum Leidwesen der Prohibitionsbefürworter, für die die Berliner Toleranzpolitik eine Bankrotterklärung ist.

 

Das Setting für das diesjährige „Smoke-In“ im Görli hätte nicht besser sein können. Die Polizei durfte, wollte oder konnte nicht, und statt eines verregneten Werktages erwartete die Teilnehmer des Rudelkiffens ein Samstag bei schönstem Osterwetter. Kein Wunder also, dass ein paar mehr Hanffreunde als sonst den Weg in die geschützte Grünanlage des Görlitzer Parks fanden und Gesicht zeigten. Der Veranstalter zählte rund 700 Teilnehmer, die sich am Nachmittag des 4/20-Day zum vorgezogenen Hanf-Osterfeuer versammelten und die Anwohner mit einem erhöhten Schadstoffausstoß beglückten. Nach Schätzung der Polizei haben nur rund 300 Bürgerinnen und Bürger zivilen Ungehorsam geleistet. Die Zählung des Hanf Journal ist mit exakt 420 Protestkiffern wohl am präzisesten.

 

Dank der Untätigkeit der Berliner Polizei verlief das „Smoke-In“, das zum dritten Mal im Görlitzer Park stattfand, friedlich und ohne besondere Vorkommnisse. Ähnliches wird am 1. Mai aus X-Berg nicht zu vermelden sein. Zum alljährlichen Tanz in den Mai heißt es nämlich wieder einmal mehr „Knüppel frei“ und „Wasser marsch“ für den aus ganz Deutschland angekarrten Polizeinachwuchs. Dann ist Schluss mit lustig – und für das von Agents provocateurs aufgewiegelte Partyvolk gibt’s oa gscheide Watschn – von bayerischen Polizisten.

 

 

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1 Kommentar
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Zeitzeuge
4 Jahre zuvor

Um genau zu sein. Es wurde nicht unter den Augen konsumiert. Die Polizei hat sich dieses Jahr hinterm Berg gehalten.