Montag, 4. März 2013

Undurchsichtiges LICHT Teil 4

Text, Grafiken und Fotos: Mr. José / Übersetzung: Andrea Hallerova, KIMO

In dieser Stellung verbrachte ich Dutzende von Stunden. Draußen war gerade Sommer und in der Homebox waren fast 40 Grad. Es gibt eben nichts was ich für die Grower-Community nicht tun würde
In dieser Stellung verbrachte ich Dutzende von Stunden. Draußen war gerade Sommer und in der Homebox waren fast 40 Grad. Es gibt eben nichts was ich für die Grower-Community nicht tun würde

Der Monat ist schnell vergangen, die nächste Ausgabe vom Hanf Journal ist da und mit ihr auch die beliebte Artikel-Serie von Mr. José über das Licht. Gewinnt weitere neue Kenntnisse über die effektive Nutzung von Licht zum Indoor-Anbau, indem Ihr die folgenden Zeilen aufmerksam lest. Die Testreihe, die der Autor mit freundlicher Unterstützung von Advanced Hydroponic of Holland und dem Growshop.cz durchführen konnte, hat so mache neue Erkenntnis in Sachen Beleuchtung gebracht. In diesem Teil geht es um den Vergleich verschiedener Growzelte.

 

 

Eine Milchmädchenrechnung

Ihr wisst sicher, dass man zum Pflanzenanbau unter Kunstlicht Growzelte von verschiedenen Herstellern und aus verschiedenen Materialien erwerben kann. Weshalb gibt es überhaupt solche Zelte? Für den Anbau @home ist ein so kleiner Raum am besten geeignet, über den viele nicht verfügen. Also hat man früher die Räumlichkeit für den Indoor-Garten selbst gebaut, aus Gipsplatten, Reflektionsfolien, Dachlatten oder Ähnlichem. Manche nehmen auch gleich einen ganzen Schrank, um ihre Kunstlicht-Träume zu verwirklichen.
Früher die einzige Möglichkeit, gibt es heutzutage immer noch zahlreiche Heimlichgärtner/innen, die eine Eigenbau-Variante zum Eigenanbau vorziehen. Doch die Vorbereitung eines solches Growraums ist meist sehr anspruchsvoll, das Ergebnis ist auch nicht immer optimal.
Schlechte Entlüftungsmöglichkeiten, Licht- oder Wasserdurchlässigkeit oder fehlende Mobilität des Growraums sind Probleme, von denen mir Grower selbst gebauter Kisten oft berichtet haben. Die Lösung ließ nicht lange auf sich warten. 2001 erblickte die erste Homebox, einen Steinwurf von unserer Redaktion entfernt, das Licht die Welt. Ein leicht, einfach und ohne Werkzeug zusammenstellbares „Zelt“, das mit Aufhängemöglichkeiten für Lampen, Ventilatoren und anderem Equipment sowie mit Öffnungen für Zuluft und Abluft versehen war. Die erste Homebox waren innen weiß und außen schwarz. Weiße Farbe reflektiert das Licht perfekt und die äußere, schwarze Schicht verhindert ein Durchscheinen der starken Lampe. Mit dem Erfolg der Homebox kam die Konkurrenz. Auf dem Markt tauchten Zelte mit silbernem Innenraum auf, hergestellt unter Verwendung von so genannten „Mylar“. Der silberne Innenraum sollte Herstellerangaben zufolge das Licht besser reflektieren und streuen. Die silberne Boxe waren zudem teurer als die weißen, und weil Menschen naturgemäß glauben, ein Produkt sei besser, weil es teurer ist, hofften nicht gerade wenige auf eine Ertrags steigernde Wirkung, die die Werbung für die neue Beschichtung versprach. Klingt logisch: „Silberne Boxen kamen nach den weißen, kosten mehr und alle sagen, dass diese besser das Licht reflektieren und streuen.“, sollte sich aber nach Auswertung der Messergebnisse als Milchmädchenrechnung erweisen. Welch fataler Irrtum…..

Schockierende Entdeckung

Ich muss selbstkritisch zugeben, dass ich selbst davon überzeugt war, silberne Beschichtungen seien besser und schreibe das sogar in meinem Buch über den Anbau unter Kunstlicht. Während des Messens in der elektrotechnischen Prüfungsanstalt in Prag habe ich dann aber eine entscheidende Entdeckung gemacht: Eine weiße Homebox überzeugte im Vergleich mit der silbernen („Silver Line“) nicht nur durch wesentlich besseres Ergebnis bei der Lichtreflektion- und Streuung, sondern auch durch eine geringere Wärmeentwicklung im Innenraum. Kurz gesagt: In einer Homebox White bekommen die Pflanzen mehr Licht als in einer silbernen und die Temperatur bleibt niedriger.
Im ersten Moment habe ich gedacht, dass ich einen Fehler während der Messungen gemacht habe. Daraufhin habe ich die Ergebnisse mehrfach überprüft, aber sie waren immer gleich. Weil ich keinen Unsinn veröffentlichen wollte, kehrte ich ins Labor zurück und führte die gleichen Messungen noch einmal durch, habe nochmals eine Homebox White, eine Homebox Silber und den Dark Room II miteinander verglichen. Die Ergebnisse bestätigten nur die ursprünglichen Messungen. Und jetzt könnt Ihr diese Ergebnisse auch vergleichen.
Der Vollständigkeit halber möchte ich an das erinnern, was Ihr im ersten Teil meiner Serie gelesen habt. Ich habe nur die photosynthetische aktive Strahlung (PAR), also das Licht, das für die Pflanzen nutzbar ist, gemessen. In den Zelten, in denen ich gemessen habe, war ein Netz mit 49 Messpunkten angebracht. Zum Vergleichen der einzelnen Boxen ist der durchschnittliche PAR W/m²-Wert heranzuziehen (Gesamtzahl der Werte in allen 49 Punkten, geteilt durch 49). Die nötige PAR Dosen findet Ihr ebenso in Teil 1 der Serie.

Beleuchtungsintensität in PAR Watt/m²
niedrig – als Ergänzungslicht für Gewächshauspflanzen geeignet.
mittel – ausreichend für Indoor-Pflanzen (Zierpflanzen und Veredelung).
hoch – hervorragend für Indoor. Je höher der Wert, desto besser.
sehr hoch – extrem wärmeliebende Pflanzen in geschlossenen Räumen.

Verwendete Armatur: Eine OSRAM Plantstar 400W Entladungslampe, Lumatek 400 SL Vorschaltgerät und Waveflector XL. Entfernung der Fläche von der Lichtquelle: 40 cm.

Homebox White

Die ersten Messungen habe ich in der weißen Box durchgeführt. Das Messergebnis zeigte, dass die 120×120 Fläche sehr gut beleuchtet ist. An Rändern und in Ecken der Homebox White wurden hohe PAR W/m²-Werte gemessen (Grafik 1), zudem ist die Lichtverteilung gleichmäßig und somit gut. Während wir in der Mitte der Fläche mit 130 PAR W/m² einen fast zu hohen Wert messen, werden die Ecken immer noch mit satten 60-85 PAR W/m² beleuchtet. Im Durchschnitt gelangt ungefähr 11% mehr Licht als beim Dark Room II und 15% mehr Licht als bei Homebox Silver an die Pflanzen.

Grafik 1: Homebox White XL, OSRAM Plantstar 400W, Lumatek 400 SL Vorschaltgerät und Waveflector XL.
Die Entfernung der Pflanzen von der Lichtquelle beträgt 40 cm.

Homebox Silver

Die zweite getestete Box ist der jüngere Bruder des vorher beschriebenen. Die Innenräume sind mit silberner Folie ausgekleidet, deren Oberfläche einem Hammerschlag-Reflektor nachempfunden ist. Der Unterschied wird augenscheinlich, wenn man beachtet, welche Werte die verschiedene Farben in Grafik 2 repräsentieren. Während die Homebox White im gelben Bereich 107,5 PAR W/m² aufwies, waren es bei der Homebox Silver im gleichen Bereich lediglich 90 PAR W/m² .

Grafik 2: Homebox Silver XL , OSRAM Plantstar 400W, Lumatek 400 SL Vorschaltgerät und Waveflector XL. Entfernung der Fläche von der Lichtquelle beträgt 40 cm.

Dark Room II

Der dritte unserer getesteten Growzelte ist der Dark Room II. Auch hier muss man wieder genau auf die Farbskala schauen, um die immensen Unterschiede zu erkennen (Grafik 3).
Bei dieser Box zeigt sich ebenfalls, dass sie in Sachen Ausleuchtung und Reflektion der weißen Homebox weit unterlegen ist. Für die unter Euch, die eine Homebox Silver besitzen, sich den Kopf kratzen fragen, warum sie sich nicht wenigstens den Dark Room II angeschafft haben, gibt es einen kleinen Trost:
Im Dark Room II ist der durchschnittliche PAR-Wert etwas höher als in der silbernen Homebox, aber die Ausleuchtung der Ecken ist in der silberen Homebox definitiv besser als im Dark Room II. Klar ist, dass Unterschiede zwischen den beiden silbernen Boxen nicht so deutlich sind. Andererseits machen die Test klar, dass die weiße Homebox White den beiden Konkurrenten sowohl bei der Reflektion des Licht als auch bei der gleichmäßigen Ausleuchtung der Gesamtfläche weit überlegen ist.

Grafik 3: Dark Room II, OSRAM Plantstar 400W, Lumatek 400 SL Vorschaltgerät und Waveflector XL. Entfernung der Fläche von der Lichtquelle beträgt 40 cm.

Die Temperatur in den Growzelten

Während meiner Messarbeiten habe ich ziemlich viel geschwitzt, nicht nur weil es meinen Kopf beanspruchte, sondern auch weil ich viel Zeit in der Box bei angeschaltetem Licht verbringen musste. Dabei kam ich auf die Idee, die Temperatur in verschiedenen Teilen der Zelte zu messen. Kurzum, ich habe die Entladungslampe angemacht und alle 15 Minuten die Temperatur an verschiedenen Stellen der Box gemessen. Insgesamt habe ich sechs Messpunkte gewählt (Bild 1). Weil ich nicht drei Mal messen wollte, habe ich mich für den Vergleich von lediglich zwei Boxen entschieden: Die Homebox White und die Silver Line des gleichen Herstellers.
Ein weiterer Vorteil, nur zwei Boxen zu testen, war die Platzwahl meines individuellen Versuchs-Aufbaus. Ich konnte beide Zelte auf die gleiche Unterkonstruktion und direkt nebeneinander aufstellen, denn beim Temperaturvergleich ist auch der Standort im Raum entscheidend für die Ergebnisse.
Außerdem gehe ich nach den bereits gemachten Erfahrungen davon aus, dass zwischen den beiden silbernen Boxen bei der Temperaturentwicklung kaum Unterschiede bestehen, da sie aus dem gleichen Material hergestellt sind.

Bild 1: Die Temperatur wurde in 6 Punkten innerhalb der Box gemessen.

Der Test musste so durchgeführt werden, um gleiche Ausgangswerte zu schaffen. Aus dem selben Grund wurde das Zimmer zwischen den zwei Messvorgängen durchgelüftet und die nächste Messen wurde erst dann begonnen, wenn die Temperatur in der Umgebung des Zeltes und im Innenraum den gleichen Wert wie vor der ersten Messung erreicht hatte.

Zuerst habe ich in der Homebox Silver gemessen:

Tabelle 1: Die Durchschnittstemperatur in der HOMEbox Silver XL betrug am Ende des Messvorgangs, also nach 90 Minuten 37,2 °C.

Als nächste kam die HOMEbox White:

Tabelle 2: Die Durchschnittstemperatur in HOMEbox White XL betrug am Ende des Messvorgangs, also nach 90 Minuten, 34,2 °C.

Noch Fragen? Das Material, das für die weiße Homebox verwendet wird, überholt die silberne Beschichtung nicht nur in der Lichtreflektion und Lichtstreuung, sondern heizt sich auch noch weniger schnell auf. Nach 90 Minuten ist die Durchschnittstemperatur in einem weißen Zelt um ganze 3 °C , also um ganze 9% niedriger, als in der Homebox Silver (Tabellen 1 und 2). Unfassbar. Sowohl in Sachen Funktionalität als auch beim Preis geht die „Homebox White“ als eindeutiger Sieger aus dem Vergleich hervor. Ich möchte noch bemerken, dass ich den Temperatur-Test nach 90 Minuten beendet habe, weil sich die Temperatur nicht mehr erhöht hatte.

Zerstörter Mythos?

So ist es. Die meisten Grower haben nicht hinterfragt, ob neue oder teure Zelte besser sein müssen als Altbewährtes. Diese Frage ist jetzt dank meiner Versuche beantwortet. Jetzt taucht eine Frage auf, die aufgrund dieser Ergebnisse sicher nicht nur mich bewegt: Wie steht es dann um die Reflektionsfolien? Ist die teurere Diamantfolie besser als die billigere weiße? Aus Sicht meines heutigen Wissensstandes würde ich sicher sagen: Nein. Aber diese Behauptung wäre genauso haltlos wie einfach zu sagen, silberne Boxen seien besser als weiße.
Also muss ich wieder ins Labor zurück und einen Test mit Reflektionsfolien durchführen. Zur Zeit warte ich aber auf die neue Nanofolie, die angeblich alle Konkurrenzprodukte in die Tasche stecken soll. Außerdem muss ich mehr Sponsoren auftreiben, denn die Test sind auch finanziell anspruchsvoll.

Warum haben sie uns angelogen?

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber mich haben die Testergebnisse schockiert. Zuerst war ich sehr unruhig und verärgert. Warum haben die Hersteller so ihre Zelte nicht schon längst selbst getestet? Warum müssten so viele Grower zu Opfern von absoluten Desinformationen und Betrügereien werden? Wieso mussten so viele Leute ihr Geld für teurere, silberne Growboxen ausgeben, wenn deren Werte schlechter sind? Ich habe mit den Herstellern telefoniert und habe eine weitere unglaubliche Geschichte erfahren. Da war so eine Firma, die silberne Boxen auf dem Mark so eingeführt haben, indem sie behauptete, dass ihr Produkt eine bessere Lichtreflexion und Lichtzerstreuung habe. Dazu verbreitete sich ein Gerücht, dass die Growbox ohne das so genannte Mylar durch die Infrarotkamera entdeckt wird. Aufgrund dieser falschen Informationen begannen die Grower häufig, beim Einkauf die silbernen Growbox zu fordern. Wenn die Nachfrage da ist, gibt es auch das Angebot. Nur aufgrund von Konkurrenzkampf und falscher Werbung wurde die silberne Box zur ersten Wahl bei Indoor-Züchtern.
Und die Growshops sind genauso arm dran wie die Grower. Auch sie wurden zu Opfern der gleichen Kampagne(n). Ich hoffe nur, dass diese neue Entwicklung von allen wahrgenommen wird und mit der Zeit alle Indoor-Grower die Wahrheit erfahren. Ich werde dafür alles tun, was in meiner Macht steht.

Interessantes über Mylar

Zu Anfang dieses Artikels habe ich geschrieben, dass die silberne Box teilweise aus Mylar hergestellt werden. Das ist die silberne Schicht innerhalb der Box. Einige Hersteller erwähnen, dass Mylar eine Wärmesignatur verhindert und der Growroom so vor den Wärme empfindlichen Linsen der Infrarot-Kameras versteckt wird. Das stimmt nur teilweise. Ein silbernes Zelt gibt tatsächlich weniger Wärme ab, was allein die um drei Grad höhere Temperatur in der silbernen Box beweist. Es stimmt allerdings nicht, dass der Growroom dadurch vor den Infrarot Kameras geschützt wird. Materialien, die die Wärme tatsächlich so abschirmen können, dass die Growbox genau so warm wie ihre Umgebung ist, bewegen sich auf ganz anderem Preisniveau. Eine solche Growbox wäre viel zu teuer. Zudem wäre es nötig, die Abluft abzuschirmen, denn dort ist die Wärmesignatur am höchsten, egal ob Silber oder Weiß.
Ein weiteres Problem des Mylars ist sein Ursprung. Mylar (der Markenname für BoPET) wurde in den 1950er Jahren vom amerikanischen Pharma-Riesen DuPont entwickelt und patentiert. DuPont ist ein riesiger, multinationaler Konzern, der seit 1802 tätig ist. Am Anfang beschäftige sich die Firma mit der Produktion von Schießpulver bis sie, um 1857, also kurz vor dem Bürgerkrieg, mit einer Eigenentwicklung, die weitaus tödlicher war als herkömmliches Schießpulver, zum Großkonzern aufzustieg. Ich möchte aber an dieser Stelle nicht missionieren oder einen Konzern für eine uralte Erfindung kritisieren. Für die Hanf-Fans ist es viel bedeutender, dass die Firma einer der Hauptsponsoren des Hanfverbots und die Inhaber mit Anslinger befreundet und sogar verschwägert waren. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Unternehmer Andrew Mellon, Randolph Hearst und Familie DuPont großes Interesse daran hatten, die ganzen Hanf-Industrie zu entsorgen. Man könnte fast glauben, dass Mylar für die Zelte von der Firma DuPont selbst in den Indoor-Markt eingeschmuggelt wurde, um die Voraussetzungen für Grower weltweit zu verschlechtern.

Was erwartet Sie in den nächsten Ausgaben
Dieser Teil vom Undurchsichtigen Licht sollte, wie im letzten Hanf Journal angekündigt, ursprünglich dem Vergleich von Reflektoren und stärkeren Entladungslampen gewidmet werden. Verzweifelt also bitte nicht, die Reflektorenkunde gibt es dann in vier Wochen, ich habe den Plan aus einem