Montag, 4. März 2013

Trollt Euch vom Sofa

Gesicht zeigen – nicht nur mit Facebook

Montage: marker

Nirgendwo ist die Hanfgemeinde so stark wie im World Wide Web. Egal, ob bei Facebook, Youtube, Twitter oder auf kleineren Plattformen, in der online-Welt könnte man meinen, Hanf sei schon längst legal oder die Legalisierung stehe kurz vor der Umsetzung.

Kein Poll, keine Umfrage, wo die Hanffrage nicht einen der ersten drei Plätze einnimmt, der Hanfverband darf aufgrund von 150.000 Unterstützer/innen ins Kanzleramt zu Merkel, die vorher öffentlich zu Cannabis Stellung nehmen musste, weil es die online-Gemeinde so wollte.
Das Thema wird dank dem www zweifelsohne auch in den Mainstream-Medien wieder häufiger wirklich ernsthaft aufgegriffen, die allgemeine Stimmung wandelt sich seit zwei Jahren ganz langsam in Richtung Hanf-Akzeptanz, aber schaut man mal über die eigenen Landesgrenzen hinweg, befinden wir uns noch in einer cannabinoiden Steinzeit.
Das Internet spiegelt jedoch nur die Meinung des Teils der Bevölkerung wider, der es auch nutzt, das sind in Deutschland zur Zeit 75 Prozent. Da fehlt ein ganzes Viertel, rechnet man dann noch jene hinzu, die das Netz lediglich als digitale Spielwiese, anstatt auch ab und an als unerschöpfliche Wissens- und Informationsquelle nutzen, wird klar, weshalb es auf dem Wahlzettel noch ein wenig anders ausschaut als vor dem Bildschirm. TV und Printmedien sind für viele Internetuser der Generation 40+ immer noch die Quelle allen Wissens über das Tagesgeschehen, die Wikileaks für den Youtube-Channel von „Wickie und die starken Männer“ halten.

Genau die sind es aber, die am lautesten gegen eine Aufhebung der Prohibition wettern, was vor dem Hintergrund ihrer Informationsquellen auch nicht verwundern muss. Aber eine Änderung der aktuellen Schieflage ist nur zu erreichen, wenn auch dieser nicht unbedeutende Teil des Volkes versteht, dass eine Re-Legaliserung mit strengen Jugendschutzauflagen der einzig gangbare Weg sein wird. Leider sind diese Menschen im Gegensatz zur jüngeren Generation nicht klickbar, nicht bei Facebook, Twitter oder Youtube oder schauen gar Exzessiv.tv. Schaut man in Länder, in denen Veränderungen im Netz dann auch den politischen Alltag verändert haben, wird offensichtlich, dass politischer Druck immer noch von der Straße ausgeht. Das Internet ist ein Tool, Aktionen zu planen und zu koordinieren, sich zu verabreden oder auszutauschen, aber kein Ort, von dem aus wir eine Änderung der aktuellen Drogenpolitik erreichen können. Klar ist es schön, den ganzen Tag mit seinesgleichen zu trollen, dabei vergisst man aber schnell, dass man eigentlich immer noch eine Minderheit ist, die gerade erst anfängt, so richtig ernst genommen zu werden. Die häufigere Präsenz des Themas haben wir, auch wenn es so manch eine/r nicht hören möchte, den Amis zu verdanken, die mit der Legalisierung in zwei Bundesstaaten und 19 Bundesstaaten mit legaler medizinischer Verwendung die Ernsthaftigkeit und Professionalität in die Legalisierungsbewegung gebracht haben, die es so in Europa nicht gab. Angefangen hat es, wie bei uns, im Internet. Als dann Anfang des Jahrtausends dank des Webs ein bestimmter Organisationsgrad erreicht war, folgten konkrete politische Aktionen, Initiativen, Events, Demos, bis erste Erfolge aufzuweisen waren.

Jetzt, ein paar Jahre später, ist die Effektivität US-Amerikanischer Hanfaktiver im Vergleich zu Europa atemberaubend, denn sie haben geschafft, ihre zuvor im Internet gebündelten Kräfte auf die Straße zu bringen und auch viele mitzunehmen, die Cannabis bis vor Kurzem für des Teufels liebstes Kraut hielten. Trollt Euch vom Sofa, kommt zum Hanftag, besucht die Hanfparade und, noch besser: Zieht in Eurer Stadt eine Aktion zur Re-Legalisierung von Hanf durch, seid dabei kreativ und verliert das Ziel nie aus den Augen, das für die warme Saison 2013 heißen muss: Hauptsache es wirkt ;-).

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