Montag, 10. April 2006

Daniel Meteo: Peruments (Meteosound)

>> Dub

Eigentlich ist Dub ein Käfer: Symbol des Altertums und der Langsamkeit. Denn Dub ist steinalt, seine Bässe schlagen in Pulsschlagfrequenz. Und wo das Panzertier leicht autistisch wirkt, interessiert sich auch Dub nicht weiter für die Außenwelt und berauscht sich lieber an psychoaktiven Effekten. Daniel Meteo, der mit einer derart monolithischen Vokabel aus der Musikgeschichte natürlich differenzierter umgeht, betreibt mit Meteosound sein eigenes experimentierfreudiges Dub-Label, inszeniert in der Hauptstadt Prädikat-Wertvoll-Veranstaltungen rund um elektronische Musik aus der Nachbarschaft und sorgt mit seiner Booking-Agentur flow-er für die Live-Verteilung des Artist-Rosters von ~scape, Meteosound, Ocean Club und Shitkatapult in einschlägigen Clubs weltweit. Meteosound heißt etwas: Verbindungen suchen, Haltung bewahren, offen sein, dynamisch reagieren – also auch sehr flexibel sein. Mit seinem vorliegenden Album „Peruments“ („Peru meets Government“) ergründet er die unendlichen Weiten des Dub, ohne dabei an der puren Reggae-Kiste kleben zu bleiben. Dub ist einfach mehr und sperrt sich gegen eine einfache Kategorisierung. Dub ist ein Musikstil, eine Produktions-Technik, eine Geschichte und eine Haltung. Jedes Instrumental kann auch ein Dub von einer Vorlage sein, und die fehlende Vorlage interessiert ihn. Eindeutige Clubtracks wie „Music ohne Sound“ und „Chop Stick“ suchen gezielt den Bruch im Break, um dann nach kleinen, feinen Exkursen sonischer Querschläger selbstbewusst auf die Tanzfläche zurückzufinden. Schemenhafte Dub-Grundzüge wie in „Ghost Story” dienen oft nur als stützendes Baugerüst. „1000 Miles“ und „Save Music“ kommen sehr entspannt, und bei „Just In Time“ und „Peters Bounce“ (EPS) schleichen sich dann auch schüchterne Gitarren ein. Die letzten drei Stücke sind wohl die persönlichsten Tracks, die Meteos experimentellen Spieltrieb fördern. „It’s Maybe Late For You“ klickt wunderschön, wogegen der Titeltrack äußerst verspult und vertrackt klingt, aber dieser verspielt-gewagte Zerfall und Zusammenhalt, der „Peruments“ definiert, findet ja auch visuell seine konsequente Umsetzung. „Genau ein Tag nach Albumabgabe verabschiedete sich mein Powerbook-Monitor: mit einem schönen Bild, das nun 1:1 das Cover ziert. Das trifft es eigentlich sehr gut – alles bricht zusammen, und ich komme gerade noch so heraus.“ Auch mit dem finalen „Good Bye Nice Try“ liefert Daniel Meteo einen glorreichen Abgang.

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