Dienstag, 29. Mai 2018

Cannabis-Oma zu Freiheitsstrafe verurteilt

 

 

Amtsgericht München verknackt Rentnerin wegen unerlaubten Handeltreibens mit Cannabis zu einer Haftstrafe von 20 Monaten

 

 

Foto: Freeimages user dynamix

 

 

Der Umgang der bayerischen Justiz mit Menschen, die gegen das höchst sittenwidrige Cannabis-Verbot verstoßen, ist oftmals an Zynismus nicht zu überbieten – vor allem dann, wenn sich eine Richterin in ihrer Urteilsfindung damit brüstet, Milde walten zu lassen, die gar keine ist.

 

Aber der Reihe nach: Zur Aburteilung wegen Drogenhandels bereit stand Ende März eine 72-jährige Rentnerin vor dem Schöffengericht am Amtsgericht München. Die Beschuldigte gab freimütig zu, zwischen dem 1. Juni 2016 und dem 24. Juni 2017 in ihrer Schwabinger Wohnung 24 Mal jeweils ein Gramm Cannabis zum Preis von 15 Euro verkauft zu haben. Der Gewinn pro Gramm betrug fünf Euro, so dass die ehemalige Schneiderin monatlich durchschnittlich zehn Euro Drogengeld zur kargen Rente hinzuverdienen konnte. Aufgeflogen war der schwunghafte Suchtgifthandel, nachdem die Polizei am Münchner Flughafen einen Mann festgenommen hatte, dem in seiner Notlage nichts Besseres einfiel, als ein bisschen zu plaudern. Wohl in der Annahme, die Polizei würde aus der Mücke keinen Elefanten machen, gab der Festgenommene zu Protokoll, von einer älteren Dame über ein Jahr lang ein- bis zweimal im Monat je ein Gramm Cannabis erworben zu haben. Zudem verriet er Mobilfunknummer und Anschrift der betagten Cannabis-Dealerin.

 

Doch anders als in Berlin, wo Staatsanwälte in der Regel nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen, wenn es um Bagatelldelikte geht, durfte die Münchner Polizei mit staatanwaltlichem Segen das ganz große Besteck auspacken, um den kleinen Fisch zu filetieren. Am 24. Juni letzten Jahres kam es dann zum big Bust in München-Schwabing. Bei der Hausdurchsuchung konnten die Freunde und Helfer von der Polizei in der Wohnung der Seniorin drei Gramm Cannabis und Haschisch und im Keller weitere 261,19 Gramm Cannabis sicherstellen.

 

Die Verurteilte gab vor Gericht an, dass ein Drittel der konfiszierten Hanfblüten für die Weitergabe und der Rest für den Eigenkonsum bestimmt gewesen seien. Sie habe täglich etwa ein bis zwei Gramm Cannabis konsumiert, um damit ihre Appetitlosigkeit zu therapieren. Das zugleich beschlagnahmte Bargeld stamme auch nicht aus Cannabisverkäufen, sondern aus einer Erbschaft, die es ihr als verarmte Rentnerin geradeso ermögliche, in München zu überleben. Am Ende ihrer Einlassung zeigte sich die 72-jährige Cannabis-Kleinstdealerin einsichtig und ließ sich auch nicht mit der Fangfrage aufs Glatteis führen, ob sie denn mit der Vernichtung des beschlagnahmten Cannabis einverstanden sei.

 

Doch alle Reue und Unterwürfigkeit zahlte sich nicht aus. Die Richterin quittierte das unerlaubte Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge mit einem Schuldspruch erster Klasse und verurteilte die 72-Jährige zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und acht Monaten, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wurde. Als Bewährungsauflage wurde die Zahlung von 2.000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung angeordnet.

 

In der Urteilbegründung zeigt sich der ganze Zynismus des bayerischen Justizapparates gegenüber Menschen, die sich gegen die Cannabis-Prohibition auflehnen. Nach Auffassung der Richterin habe bei der Strafzumessung zugunsten der Angeklagten gesprochen, dass sie nicht vorbestraft sei, sich geständig gezeigt hätte und Cannabis eine weiche Droge sei. Zudem habe das Gericht das hohe Alter der Angeklagten berücksichtigt, so dass von einer mehrjährigen Haftstrafe großzügig abgesehen werden konnte.

Man will sich gar nicht ausmalen, was für ein mildes Strafmaß der gnadenlosen Richterin in den Sinn gekommen wäre, wenn die 72-jährige Rentnerin statt der nachgewiesenen 24 Gramm auch nur eine Hanfblüte mehr verkauft hätte.

 

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Schnelles Login:

15 Kommentare
Ältester
Neuster Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare zeigen
R. Maestro
5 Jahre zuvor

Grrrrr, Das ist doch eine Frechheit!!! Diese alte Dame hat die beschissensten Zeiten Deutschlands hinter sich gebracht. Die Nachkriegszeit! Da mussten sehr viele um das Überleben kämpfen. Das muss sie jetzt wahrscheinlich wieder! Aufgrund der Geldstrafe. Für eine menschenverachtende Ideologie. Da hockt nun eine Richterin, welche an Lebenserfahrung, einer 72-jährigen Person NIEMALS das Wasser reichen kann und versaut der alten Dame erst recht ihren verdienten Lebensabend. Hoppla, ein Fehltritt meinerseits-die Richterin war ja “gnädig” und hat die “schwere” Verbrecherin nicht ins Gefängnis geschickt, wo sie möglicherweise vielleicht auch verstorben wäre. Naja vielleicht muss diese “gemeingefährliche” Person an den 2000 Euro bis an ihr Lebensende abbezahlen. DAS ist nicht menschlich, förderlich, gesundheitsorientiert, …. . Das ist asozial! Die Nachkriegsgeneration hat das… Weiterlesen »

Ernst Frühholz
5 Jahre zuvor

Das sollte den Medien zugeleitet werden.Bin dazu techn. leider nicht fit genug.-Muss ich mir als 80jähriger jetzt Sorge machen in Bayern ? Bin seit 50 Jahre mit MJ vertraut…………

unbeugsam
5 Jahre zuvor

Ich bin noch Bürger in diesen Land.Ich glaub es muss so sein das es in Deutschland immer welche geben muss die mit aller Härte bestraft werden müssen obwohl Sie Nix, rein garnix schlimmes gemacht haben .Vor 70 Jahren waren es die Juden und nun sind es die Kräuterliebhaber….Ich kann es kaum abwarten aus diesen Verbrecherstaat abzuhauen!!! Die Pharmalobby ist einfach zu mächtig!! Wird man eh mitte Juni wieder sehen wenn mal wieder die Diskussion wegen Legalisierung kommt. Die Kräuter sind für die sogenannte Obrigkeit einfach viel zu gefährlich.

unbeugsam
5 Jahre zuvor

Der Vergleich ist vieleicht etwas zu krass….umgebracht werden wir schliesslich nicht.

Lotus
5 Jahre zuvor

so geht unser Staat mit Alt und Jung um, er treibt die Menschen aufgrund unmeschlicher Gesetze in die Falle, Gesetze brechen zu müßen und verurteilt sie dann, nichts kann für Cannabsinutzer so schlecht sein wie die Momentane Gesetzeslage in Deutschland, die Opfer und das Leid was damit einhergeht,sind so verdammt groß, das man jungen wie auch alten Menschen das Leben zerstört ohne Gnade… erstens ist sie wahrscheinlich nur illegale Cannabispatientin weil es ihr so gut wie unmöglich gemacht wurde auf rechtem Wege an ihre Medizin zu gelangen so wie vielen Millionen anderen auch die vom Gesetz Cannabis als Medizin keinen nutzen haben, und zweitens ist sie nicht krimineller einzustufen wie ein Aphoteker, der Cannabis sowie andere Medizin vergibt… solange Cannabis… Weiterlesen »

Karli
5 Jahre zuvor

Hat sich die Richterin das Hirn weggesoffen?

COSMO
5 Jahre zuvor

Nee. Die koksen.

R. Maestro
5 Jahre zuvor

Die tolle bayrische Kriminalstatistik.
An einem Abend wird man für Cannabis verpfiffen,
am nächsten Tag hört man sogar Beschwerden seitens der Polizei?
Gestern Cannabis, heute willst Du eine offentsichliche Straftat melden.
Du?
Cannabis-Besitz relativiert Straftaten hierzulande.
Nachweislich!

Karli
5 Jahre zuvor

Wir werden das Bundesland Bayern weiter “empfehlen”!

chao
5 Jahre zuvor

Vergleiche mit der Nazizeit und der Judenvernichtung sind gerade in Zeiten wo die rechten Hetzer wieder versuchen die Dummen einzufangen gefährlich, dennoch stimmt die grundsätzliche Betrachtungsebene: Der Staat diskreminiert und bekämpft gute ehrliche aufrechte Bürger die gerne gesunde Naturheil und Genusskräuter konsumieren.
Geldstrafen, Verlust des Arbeitsplatzes, Verlust des Ausbildungsplatzes, Entzug der Fahrerlaubnis, Beendigung jeder beruflichen, sozialen und politischen Karriere, Zerstörung von Familien… und da mit der Ächtung von Cannabis kriminelle Banden die Möglichkeit haben Ihren Gewinn mit giftigen krebserregenden Streckmitteln und anderen Veredelungstechnicken zu vervielfachen sollten diese kriminellen Banden sich wenigstens bei den lieben Politikern bedanken: auch bei den Damen und Herren der SPD, ganz besonders bei denen, die haben uns auch verraten!

hoizhax
5 Jahre zuvor

Sieht man ja überall wo der “Drogenkrieg” geführt wird. Je härter die Strafen, um so teurer die Drogen, um so mehr Gewinn für die Mafia, je mehr die Mafia verdient, um so mehr Geld wird über Banken und Scheinfirmen gewaschen, um so mehr Gewinn für Politiker, die in den Aufsichtsräten sitzen. Die würden lieber einen richtigen Krieg anfangen als sich selbst den Ast abzusägen auf dem sie sitzen. Ganz zu schweigen von den Pharma-Firmen die legal und illegal fettest Kohle damit verdienen. ” Die Ficken uns, daß wir es an den Mandeln noch spüren” und das mit Freude. Die Drogen-Mafia sagt: “Herzlichen dank” Jetz muß ich aufhören – da könnte man ganze Bibliotheken vollschreiben – die Hälfte mit übelsten Schimpfwörten.… Weiterlesen »

......
5 Jahre zuvor

......
5 Jahre zuvor

Irgendwer
5 Jahre zuvor

Kommen Hank und Eduard auch ?

Substi
2 Jahre zuvor

U N G L A U B L I C H !!
Für jemanden der damit nichts zu tun hat und dann tendiert er auch noch bei Aufklärung zu der Repression! Muss ja was dran sein, sonst wär das ja total überzogen…