Hanfjournal » Tipps » Guerilla Growing » Samennot macht erfinderisch
Deutschland ist eines der wenigen EU-Länder, in denen Hanfsamen, mit Ausnahme von denen zum Verzehr bestimmten, illegal sind.
Der heimlichen Grasanbau @home wurde durch dieses Samenverbot nur kurz nach Inkrafttreten getroffen, obwohl das ja eigentlich Ziel und Zweck des Verbots war. Deutsche Grower haben sich viele Nischen geschaffen, um genauso gutes und genau so viel Gras anzubauen, wie die Nachbarn, die legal Samen erwerben dürfen.
Sommerfrische
Eine davon ist, aus wenig Samen einen dennoch fetten Grow zu machen, so wie unser treuer Leser Maxiking es mitten in Bayern gemacht hat. Er ist Ende zwanzig und nutzt sein Gras seit über zehn Jahren zu medizinischen Zwecken gegen ein chronisches Schmerzsyndrom. Maxiking hatte lediglich sechs Samen eines wie er sagt “ziemlich leckeren Grases”, um seine Homebox XL (120×120 cm Anbaufläche) zu bestücken. Die hat er dann im Juni auf der Fensterbank keimen lassen und erst einmal in Steinwollwürfeln, abgedeckt mit Hydrokorrels, ein paar Wochen auf der Terrasse stehen lassen.
Nimm 2
Ende Juli hat er dann genauer hin geschaut, um erste Geschlechtsmerkmale zu erkennen.
Unser Untergrundbotaniker hatte Glück, vier der Pflanzen zeigten weibliche “Achselhärchen”, das einzige Männchen starb nach der Enttarnung den Heldentod auf dem Komposthaufen. Dann galt es, die verbleibenden vier Weibchen in den nächst größeren Topf zu setzten und die ersten vier Wochen das schöne Spätsommerwetter auszunutzen. Natürlich hat Maxiking bereits auf der Terrasse gedüngt sowie EC und pH- Wert gemessen.
Noch zwei
Da die Pflanzen von Anfang an auf Steinwolle standen hat Maxiking schon ab der ersten Blütewoche 1,3mS gegeben, der pH Wert lag anfangs bei 5,5, gegen Ende der Blüte wurde er dann bis auf 5,2 gesenkt. Die Vorblüte auf Balkonien hat einen Menge Strom gespart und die Ladies schön üppig wachsen lassen, die Blütenansätze sind beim Umzug in die Growkammer Anfang September noch ziemlich klein.
Bei der Kammer handelt es sich um eine Holz-Box Marke Eigenbau, in der die vier mittlerweile fast einen Meter hohen und stark verzweigten Ladies noch ausreichend Platz haben. Ausgestattet ist die Box mit einer 600 Watt- Natriumdampflampe, einem Ufo 400m³/h Rohrlüfter sowie einem Aktivkohlefilter und einem flexiblen Schalldämpfer. Für den Aufbau der Box hat Maxking ungefähr 300 Euro, davon 50 im Baumarkt und den Rest im Growshop, ausgegeben.
Gegossen wird nach wie vor per Hand, und zwar immer genau fünf Stunden nach “Sonnenaufgang”. Jeweils fünfmal mit Dünger (Advanced Hydroponics Grow-Micro-Bloom Programm), beim sechsten Mal mit pH kontrolliertem Leitungswasser. Am siebten Tag hat Maxiking seinen Pflanzen dann Ruhe gegönnt und gar nicht gegossen.
Direkt nach dem Umzug unter Kunstlicht haben die Pflanzen noch eine kräftigen Schub getan und dann ab der fünften Woche angefangen, dickere Buds auszubilden. Weil die Mädels durch die lange Gratis-Vorwuchszeit schon ordentlich verzweigt waren muss der bayrische Kleingärtner anfangen, die Triebe mit Pflanzenjojos abzustützen, da sie sonst unter dem Gewicht der Buds knicken könnten. Die Temperatur liegt tagsüber zwischen 23 und 27 Grad, nachts sind es noch knappe 20, die Luftfeuchtigkeit liegt während der letzten fünf Wochen in der Box bei 55 Prozent.
Um später auch ja keine Düngerreste zu rauchen, fängt unser Freund schon zwei Wochen vor der Ernte an mit Leitungswasser zu spülen, wobei der pH Wert jetzt bei 5,2 liegt und Maxiking auch immer aufpasst, dass ein Fünftel des gegeben Wassers wieder aus dem Medium austritt, um auch wirklich alle Reste auszuwaschen. Zum Ernten bedient sich der bajuwarische Heimlichgärtner einer alt bekannter, wenn auch wenig genutzten Methode: Er macht fünf Tage vor der Ernte einfach das Licht aus, damit die Pflanzen endgültig ausreifen. Eine unter Growern heiß diskutierte Variante, deren wissenschaftlicher Nachweis zwar noch aussteht, nichtsdestotrotz schwören einige drauf. Nachharzen als Panikreaktion auf das fehlende Licht heißt die unbewiesene Theorie, die hinter dieser Methode steckt.
In den letzten Tagen werden die Pflanzen auch nicht mehr gegossen und nach insgesamt 80 Blütetagen hat das letzte Stündlein der vier geschlagen. Zum Trocken hängt unser Freund sein Gras auf einen kleinen Wäscheständer, über den er eine großen Umzugskarton stülpt. Denn das Chlorophyll baut sich nur bei Dunkelheit ab, im Hellen getrocknetes Weed riecht und schmeckt (sorry ihr Schweizer, riechen und schmecken is‘ bei Euch das Gleiche ;-)) auch nach Wochen immer noch “grün”.
Nach drei Wochen ist es dann soweit: Die erste Blüte ist konsumfertig, das unbekannte Kleinod schmeckt sehr stark sativa-lastig, das High ist klar und lange anhaltend. Es kratzt und knistert nix, das lange Spülen hat sich anscheinend gelohnt. Der Ertrag von insgesamt 450 Gramm ist durchaus zufriedenstellend, wenn man bedenkt, dass das Ausgangswasser mit einem EC-Wert von 0,7mS und einer Härte von 14 Grad dH ( optimal wären 0-7 dH; dH steht für deutsche Härte und gibt den Kalkgehalt und somit die Härte des Wassers an) für einen Steinwoll-Grow alles andere als optimal ist.
Bleibt zu hoffen, dass der Medizinschrank nicht entdeckt wird, bis pflanzliches THC endlich legal ist, denn gerade in Bayern scheuen sich Richter und Staatsanwälte nicht, Cannabispatienten ohne Rücksicht auf Krankheiten und Symptome, weg zu sperren.
Dieser Artikel stiftet nicht an, soll nicht als Anleitung dienen oder gar zum Drogenanbau und Konsum anregen. Er dokumentiert eine medizinische Notlage, in ähnlich gelagerten Fällen haben deutsche Gerichte einen “gerechtfertigten Notstand” anerkannt. Da der der Anbau von Hanf zu medizinischen Zwecken illegal ist, weisen wir darauf hin, dass wir von einer Nachahmung dringend abraten.
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