Totti und Hasso, Deutschlands berühmteste Volkspolizisten, freuen sich auf viele schöne Stunden beim Kontrollieren von Cannabis-Clubs – Ein Interview
Eine Glosse von Sadhu van Hemp
Ahoi, ihr zwei! Das Staatsfernsehen hat euch mit einem Auftrittsverbot belegt. Keine Talkshow darf euch mehr einladen. Grund dafür ist, dass ihr auf eurem sozialen Internetzkanal Videoaufnahmen von einer Kifferjagd zeigt, die euch als Freund und Helfer von Haschgiftverbrechern entlarvt. Statt den Delinquenten, wie es sich gehört, mit Pfefferspray einzunebeln und in Eisen zu legen, wird der nichtsahnende Zuschauer mit einer völlig bizarren Verbrüderungsszene konfrontiert. Am Ende des Videos sitzt ihr in aller Eintracht mit dem Drogenstraftäter auf der Parkbank und teilt in Sichtweite zu einer Polizeischule eine Sportzigarette. Ein Skandal – und natürlich ein gefundenes Fressen für die Boulevardmedien, die euch stante pede zu „Haschterroristen in Uniform“ befördert haben. Der Freistaat Bayern hat euch inzwischen zur Fahndung ausgeschrieben und von Passau bis Coburg sind eure Verbrechervisagen plakatiert. Ihr sorgt mit eurem kifferfreundlichen Verhalten für einen ziemlichen Imageverlust der deutschen Polizei. Schämt ihr euch gar nicht?
„Nö! Nächste Frage“, nuschelt Hasso und reicht den von uns spendierten Joint an Totti weiter.
Wenn das Cannabis-Gesetz in Kraft tritt, wird es euch und euren Kollegen gestattet sein, sich mit Haschisch und Marihuana die Rübe wegzuknallen. Das sorgt für Aufruhr in Polizeikreisen. Die Bosse der Gewerkschaften fürchten das Schlimmste, wenn sich Polizisten mit Cannabis entschleunigen dürfen. Die Gefahr besteht, dass sich das Verhältnis zwischen der Polizei und den Bürgern und Bürgerinnen verbessert. Die größte Sorge aber ist, dass die Polizei weniger als autoritäre Institution wahrgenommen wird. Darüber hinaus könnten Polizeieinsätze in einer entspannten und freundlichen Atmosphäre die Wehrkraft der Beamten zersetzen. An vorderster Front im Kampf gegen die Ungezogenheiten der Bürger seien Wachsamkeit, schnelles Handeln ohne nachzudenken und die Bereitschaft zur Gewalttätigkeit unabdingbar. Bekiffte Polizisten seien überhaupt nicht in der Lage, einen Klimakleber in den Würgegriff zu nehmen und von der Straße zu tragen oder einer RAF-Oma hinterherzujagen. Es wird davor gewarnt, dass reinste Anarchie ausbricht, wenn Polizeibeamte im Haschgiftrausch ihren Dienstauftrag hinterfragen und zwangsläufig zur Erkenntnis gelangen, dass sie eigentlich auch mal Mensch sein wollen. Was denkt ihr zwei Fachspezialexperten? Läuft dieses unser Vaterland Gefahr sich abzuschaffen, wenn die deutsche Polizei zu einer rauschgiftsüchtigen Volkspolizei mutiert, die dem Bürger ausschließlich Freund und Helfer ist?
„Nö“, antwortet Totti, während er eine Bong aus dem Holster unter seiner Polizeijacke zieht und auf den Tisch stellt. Beide schweigen in Erwartung, dass wir den Inhalt für den Pfeifenkopf zur Verfügung stellen. „Na, wat nun?“ verleiht Hasso der nicht ausgesprochenen Polizeianweisung Nachdruck. Wir leisten Folge und legen einen Riesenbobel auf den Tisch.
Okay, Totti und Hasso, dann anders gefragt. Linksgrün versiffte Gendergutmenschen begrüßen die Erlaubnis, dass Polizisten künftig breit wie Harry ihren Dienst versehen dürfen. Das linke Pack hofft, dass die entspannende Wirkung von Cannabis vielen Polizisten die Sinne dahingehend verdrehen wird, dass sie die Welt nicht mehr nur aus der rechten Perspektive sehen. Statt auf wehrlose Demonstranten einzuprügeln, die für Frieden, Gerechtigkeit und Toleranz auf die Straße gehen, könnten viele Uniformierte die Schlagstöcke fallen lassen und sich auf die Seite der von Putin gesteuerten Staatsfeinde schlagen. Manche fürchten gar, dass immer mehr Polizisten in den grünen Linksextremismus abdriften oder Klimaterroristen werden. Und das alles nur wegen der Teilfreigabe von Bubatz. Denkt ihr das auch?
„Nö“, entgegnet Totti, der den Haschischklumpen mit einem seltsamen Grinsen goutiert. Hasso zückt derweil seine Pistole und richtet sie auf uns. „So, Leute, jetzt Schluss mit lustig!“, fährt er uns an. „Noch ist Bubatz illegal. Und Dienst ist nun mal Dienst. Wir beschlagnahmen das Hasch und alles, was ihr sonst noch so in den Taschen habt. Und keine Mätzchen jetzt, sonst knallt’s!“
Wir machen keine Mätzchen und kommen der Aufforderung nach. Totti und Hasso lachen sich ins Fäustchen und stecken das Dope weg. Auf unsere Frage, ob nun eine Anzeige rausgeht und strafrechtliche Konsequenzen zu befürchten sind, antworten beide im Chor: „Nö!“
@Sadhu van Hemp Die beste Glosse, die mir erinnerlich ist! Denker sind Menschen, die vor dem BEGREIFEN und über es hinaus und hinweg VERSTEHEN wollen und so um Verständnis (der Welt) kämpfen und um Verständigung (unter den Menschen) werben. Nietzsches Persiflagen, Kierkegaards Ironie, Brechts Verfremdungs-Effekt, Becketts absurdes Theater, Krauses Sarkasmus, politische Satire leben von der Verschiebung des Verständnisses im Begriffe und umgekehrt. Wer aber zu schwer im Begriffe ist, der ist leicht im Glauben. Bedenklich wird es wenn die Leichtgläubigen Recht[s]gläubige und Staatsgläubige werden und sich als auch andere an Begriffen aufhängen, statt verstehen zu wollen, statt ein Verständnis zu entwickeln, das zur Verständigung führt. Das ist jenes Grundproblem, das Max Frisch beschäftigt hat, und das Du uns mit Deinen… Weiterlesen »
Ein Polizist sollte während seines Dienstes stets nüchtern sein, um seinen nicht ungefährlichen Dienstalltag in ausreichender Weise meistern zu können.
Wie er sich jedoch nach Feierabend berauscht, bleibt seine eigene Entscheidung. Nicht jeder möchte am nächsten Morgen einen Kater vom Saufen haben.
Ein Jointchen vor dem Schlafengehen oder einige Züge am Vaprovicer wären da sicherlich die weitaus bessere und gesündere Option.