Montag, 14. März 2022

Russland im Krieg – auch gegen Cannabis

US-Basketballerin Brittney Griner schmort weiter wegen „erheblichen“ Cannabis-Schmuggels in russischer Geiselhaft

basketball Cannabis

 

 

Ein Kommentar von Sadhu van Hemp

 

 

Russland ist flächenmäßig das größte Land der Erde und zugleich eine No-go-Area für Menschen, die anders sind als die anderen. Der gemeine Russe nebst Ehefrau ekelt sich vor Leuten, die wie verlauste Hippies aussehen, die schwul sind oder einfach nur ihre Bürgerrechte wahrnehmen wollen. Wie Läuse jucken sie im Fell des russischen Bären, die Andersartigen, Anderslebenden und Andersdenkenden. Gesellschaft und Staat sind permanent damit beschäftigt, die Quälgeister auszukämmen und auf Linie zu bringen.

Kurz gesagt: In Russland hat es anständig zuzugehen. Oberstes Gebot ist, unter dem Banner des russischen Nationalismus dem Vaterland treu zu dienen und die Staatsdoktrin widerspruchlos hinzunehmen. Wer Zicken macht, kann schon mal nach kurzem Schauprozess in einem Gefangenenlager im hinteren Teil Sibiriens verschwinden.

 

Ein Beleg für zivilisatorische Rückständigkeit Russlands ist unter anderem auch die Cannabis-Prohibition mit ihren drakonischen Strafen im Geleit. Zwar steht die Russische Föderation in einer Reihe mit Prohibitionsländern wie Deutschland, Österreich, Frankreich etc., die ebenso einen schamlosen Krieg gegen Cannabis-Konsumenten führen, doch im Gegensatz zu den westeuropäischen Nachbarn herrscht in Russland keine Kuscheljustiz wie z.B. am Amtsgericht Bernau. Die russische Strafverfolgung von Kiffern tut weh.

 

Diese bittere Erfahrung macht gerade die US-amerikanische Basketballspielerin Brittney Griner, die am 17. Februar aus New York kommend am Flughafen Moskau-Scheremetjewo wegen des Schmuggels von ein paar Vape-Kartuschen mit Cannabisöl in Eisen gelegt wurde.

Nun könnte man sagen: schön doof von der 31-jährigen Texanerin! Warum soll es dem Top-Star der Women’s National Basketball Association (WNBA) anders ergehen als den vielen anderen nicht berühmten Bösewichten, die wegen einer Cannabis-Straftat in den Genuss des russischen Strafvollzugs kommen? Shit happens, wie der Russe sagt.

 

So dumm die Center-Spielerin der Phoenix Mercury auch war, Cannabisöl für den Eigenbedarf illegal einzuführen, etwas anrüchig ist dieser Bust aus heiterem Himmel schon. Seit sieben Jahren steht die zweimalige Olympiasiegerin in der Off-Season der WNBA als gefeierter Star beim UGMK Jekaterinburg unter Vertrag. Sieben Jahre lang konnte die prominente und von russischen Oligarchen alimentierte Ballkünstlerin unbehelligt zwischen den USA und der ehemaligen Sowjet Union hin- und herpendeln, ohne dass es je Probleme beim Zoll gegeben hätte. Zumal es hinlänglich bekannt ist, dass männliche wie weibliche Korbballspieler nach der Körperertüchtigung gerne bei einer Sportzigarette entspannen.

 

Warum die Falle ausgerechnet eine Woche vor dem Ukraine-Feldzug der Roten Armee zuschnappte, bietet nun Raum für Spekulationen. Klar ist, dass Russland, die USA und die NATO in der Ukraine eine Art Stellvertreterkrieg gegeneinander führen. Mit Brittney Griner hält die Kreml-Clique nun ein 2,03 Meter großes Faustpfand in Händen.

 

Die Androhung der russischen Justiz, Griner wegen Drogenschmuggels auf Jahre in ein Frauenstraflager zu schicken, ist politisch hochbrisant. Den USA ist sehr wohl bewusst, dass ihre Staatbürgerin gegen das russische Gesetz verstoßen hat. Alle Bemühungen werden also dahin gehen, hinter den Kulissen einen Kuhhandel zustande zu bringen. Angesichts der angespannten Lage zwischen den beiden Großmächten, wird sich die eingekerkerte Haschschwester allerdings noch ein bisschen gedulden müssen, bis sie wieder auf freien Fuß kommt.

 

Bis dahin muss sie schmoren und die Demütigungen der russischen Justizbehörden und des Strafvollzugs über sich ergehen lassen. Zumal Brittney Griner nicht nur eine Feindin des russischen Volkes ist, weil sie Cannabis genießt. Nein, die zweifache Weltmeisterin verkörpert mehr als nur die rauschgiftsüchtige Haschgiftfixerin aus Amerika. In den Augen vieler Russen und Russinnen ist sie das abschreckende Beispiel, vor dem man seine Kinder warnt: Eine bekennende Lesbe, die schwarz ist, kifft und sich aktiv für die Rechte der LGBTQ-Community einsetzt, geht gar nicht. Die Frau hat in Russland ein anderes Klischee zu bedienen – und das ist weiß, heterosexuell und dem versoffenen Manne unterwürfig.

 

Was vorläufig bleibt, ist die Hoffnung, dass Brittney Griner den Horror des russischen Strafvollzugs körperlich und seelisch einigermaßen unbeschadet übersteht und die Bemühungen auf diplomatischer Ebene zur baldigen Freilassung führen.

 

 

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8 Kommentare
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Haschberg
2 Jahre zuvor

Ich würde (wenn überhaupt) nur noch in einem Land Urlaub machen, in dem Cannabis legal ist oder zumindest geduldet wird.
Alles andere macht für Hanfkonsumenten keinen Sinn. Man kann sich schnell irgendwelchen unlogischen Ärger einhandeln, den wirklich niemand braucht.

UngeimpftUndFrei
2 Jahre zuvor

Sie ist US-Amerikanerin. Das genügt. Sie ist Teil des Feindes. Das mit dem Cannabis ist nur vorgeschoben.

Evtl. beruhigt sich die Sache wieder, wenn Putin endlich die Ukraine eingenommen, die ukrainische Regierung abgesetzt hat und danach wieder Frieden einkehrt.

Zuletzt bearbeitet 2 Jahre zuvor von UngeimpftUndFrei
UngeimpftUndFrei
2 Jahre zuvor

Ich muß leider doch noch was Kritisieren und das hat mit Cannabis nicht direkt zu tun aber mit dieser Schmalz-Gazette hier: “Der gemeine Russe nebst Ehefrau ekelt sich vor Leuten, die wie verlauste Hippies aussehen, die schwul sind oder einfach nur ihre Bürgerrechte wahrnehmen wollen. Wie Läuse jucken sie im Fell des russischen Bären, die Andersartigen, Anderslebenden und Andersdenkenden. Gesellschaft und Staat sind permanent damit beschäftigt, die Quälgeister auszukämmen und auf Linie zu bringen.” So so “der gemeine Russe… bla bla bla” besser hätte es Göbbels auch nicht ausrücken können Ihr Rassisten! Ihr wollt also genau bescheid wissen was der “gemeine Russe” so denkt? Rußland ist z.B. ein multireligiöser Staat mit mehr Freiheiten für die einzelnen Religionen als in Westeuropa… Weiterlesen »

Zuletzt bearbeitet 2 Jahre zuvor von UngeimpftUndFrei
Sweetleaf
2 Jahre zuvor

Guter und wichtiger Kommmentar, Sadhu!
Freiheit für Brittney Griner!

Regierungskritikern wird in Russland auch gern mal Cannabis untergeschoben um sie wegsperren zu können.
https://hanfjournal.de/2019/03/19/cannabis-untergeschoben-menschenrechtler-muss-in-den-gulag/

Hier zeigt sich dass Cannabis vor allem auch ein wichtiges Symbol für Freiheit ist, dies war in den 60er und 70er Jahren sehr viel klarer.
Man sollte dies wieder sehr viel deutlicher in den Vordergrund bringen.
Für Länder wie Deutschland, die sich ‘freiheitlich’ nennen wollen, ist eine Cannabisprohibition oberpeinlich.
Vor allem wenn der viel gefährlichere Alkohol gleichzeitig verharmlost und beworben wird und ohne Obergrenze an allen Ecken erhältlich ist.
Alkohol ist m.E. ohnehin einer der wichtigsten Gründe warum die Welt heute in dem schlimmen Zustand ist.

Ramon Dark
2 Jahre zuvor

Sadhu, ich bin nach all Deinen guten und interessanten Artikeln sehr enttäuscht, dass Du jetzt auch bei der rassistischen Feindbildhetzerei gegen die durchaus vielfältigen Kulturen der Russischen Förderation mitmischt. Der gemeine Russe, der gemeine Kasache, der gemeine Türke, der gemeine Afrikaner und was kommt als nächstes? Mit dieser Einstellung kannst Du gleich im faschistischen Bataillon Asow der ukrainischen Armee mitmetzeln, die seit dem westlich gesponsorten Maidanputsch vor 8 Jahren unbeachtet von unseren immer mehr kriegslüsternen und russenfeindlichen Medien über 14.000 Menschen abgeschlachtet hat. Weisst Du eigentlich, dass seither auch Stepan Bandera (Nazikollaboraterur im 2. WK und Massenmörder an den dortigen Juden) als offizieller ukrainischer Nationalheld gefeiert wird? All das wird hierzulande gerne übersehen, es ging ja schon vorher gegen”die Russen”,… Weiterlesen »

Otto Ungeimpft
2 Jahre zuvor

G€impft sein und der Russe ist stets böse. Das sind die beiden wichtigsten Lehren der neuen Weltreligion! @Ramon Dark Du hast meine Gedanken genau erfaßt und höflicher ausgedrückt, besser als ich HB-Männchen das je könnte. Klasse Kommentar von Dir, zur Zeit wohl das Beste was man in dieser Journaille lesen kann. Sadhu will nicht begreifen das sieht man an der Antwort. Nur getroffene Hunde jaulen laut auf. Sadhu lamentiert nur beleidigt rum von wegen wäre nur Kritik an Rußland bla bla blub. Herausreden wo eine Bitte um Entschuldigung bei den Lesern angebracht gewesen wäre. Genau das kennt man von der westlichen Politik. Erst wird ein Staat gepiesakt und gereizt bis der/die Führer ausflippen. Dann heißt es voll schleimig: “Aber der… Weiterlesen »

Zuletzt bearbeitet 2 Jahre zuvor von Otto Ungeimpft
Ramon Dark
2 Jahre zuvor

@sadhu van hemp Da hast Du mich wohl gewaltig missverstanden, ich habe mit keinem Wort die Ungerechtigkeiten in Russland gerechtfertigt, sondern nur darauf hingewiesen, dass die westlichen Verhältnisse auf andere Art und Weise genauso ungerecht sind was in der allgemeinen Feindbildhetze westlicher Medien schon vor dem Ukrainekrieg gezielt missachtet wurde (Beispiele gibts genug, auch in meinem ursprünglichen Kommentar). Aber- tut mir leid, falls Du das nicht beabsichtigt haben solltest -die Attribute,die Du dem “gemeinen Russen” zusprichst sind in dieser Form sehr pauschal und erinnnern mich so an die gängigen Vorurteile und Stigmatisierungen aus dieser bei uns real existierenden Feindbildhetze, die sich seit Neuestem sogar schon in pogromähnlichen Attacken auf unsere russischsprachigen Bevölkerungsteile entlädt(z.B.Anschläge auf russisch-deutsche Schulen, Läden mit russischen Produkten… Weiterlesen »