Montag, 6. September 2021

Uruguay: Verkauf von hochpotentem Cannabis zugelassen

Auch Touristen sollen künftig nicht mehr auf den Cannabis-Schwarzmarkt angewiesen sein

Cannabis

Von Sadhu van Hemp

2013 war’s, als Uruguay die Waffen streckte und sich per Gesetz aus dem Anti-Hanf-Krieg verabschiedete. Zu verdanken ist das dem heute 86-jährigen Sozialisten José „Pepe“ Mujica. Der Ex-Guerillero der „Movimiento de Liberación Nacional – Tupamaros“ brachte während seiner Amtszeit als Staatspräsident das weltweit einmalige Kunststück fertig, eine Parlamentsmehrheit für ein Ende der Cannabis-Prohibition zu gewinnen und somit gegen die „Single Convention on Narcotic Drugs“ zu verstoßen.

Der befürchtete Rachefeldzug der Weltgemeinschaft gegen das kleine ungezogene südamerikanische Land an der Atlantikküste ist ausgeblieben, das Militär hat nicht geputscht und Deutschland hat sein Botschaftspersonal nicht Hals über Kopf aus dem Sündenbabel Montevideo abgezogen. In Uruguay herrscht Ruhe und Ordnung, und als Hänfling lebt es sich weitgehend entspannt.

Seit 2017 können sich erwachsene Menschen in ein Register eintragen lassen, um in lizenzierten Abgabestellen und Apotheken Cannabis aus staatlich kontrolliertem Anbau zu erwerben. Zugleich ist es Cannabis-Clubs mit bis zu 45 erwachsenen Mitgliedern seit 2014 gestattet, in Kooperation miteinander für den persönlichen Bedarf zu gärtnern.

Doch so schön die Regelung des staatlichen Verkaufs auch ist, dem illegalen Handel kann sie nicht Einhalt gebieten. Die lizenzierten Abgabestellen und Apotheken bieten derzeit nur Hanfsorten mit etwa neun Prozent THC an. Das hat zur Folge, dass der Schwarzmarkt mit hochpotentem Gras nach wie vor floriert und die Cannabis-Clubs konkurrenzlos boomen. Der durchschnittliche THC-Gehalt des in Kooperativen kultivierten Marihuanas beträgt etwa 20 Prozent.

Die uruguayische Regierung will diese Schieflage beenden, um nicht gänzlich die Kontrolle über den Cannabis-Markt zu verlieren. Um mehr Kundschaft in die staatlich zugelassenen Verkaufsstellen und Apotheken zu locken, sollen nun auch Hanfsorten mit einem höheren THC-Gehalt angeboten werden. Zudem wird erwogen, den Verkauf an Touristen zu gestatten.

Der Generalsekretär der Nationalen Drogenbehörde Uruguays (JND) Daniel Radío sagte, dass derzeit über eine Änderung der Vorschriften nachgedacht würde – auch in Hinblick darauf, die Attraktivität Uruguays für Touristen insgesamt zu erhöhen.

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4 Kommentare
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Greenkeeper
2 Jahre zuvor

Absolut nachvollziehbar, auch Gras mit höherem THC-Gehalt anzubieten! Der Alkoholliebhaber bekommt ja schließlich auch Spirituosen und nicht nur Wein oder Bier zu kaufen (mal abgesehen davon, dass Schnaps potentiell viel gefährlicher ist als starkes Gras, aber das ist ein anderes Thema). Dass die Urus jetzt mit ihrer liberalen Cannabis-Politik auch Touristen anlocken wollen, ist ebenfalls völlig legitim. Es sei ihnen gegönnt. Die globale Tourismus ist ein hart umkämpfter Markt. Wenn man etwas bietet, was das Nachbarland nicht hat, umso besser! Warum wohl reist die Jugend der freien Welt schon seit Jahrzehnten so gerne nach Amsterdam? Bald wird man auch in New York oder Tel Aviv ganz legal Hanfprodukte genießen können und das wird noch mehr Touristen anlocken. Und wenn Berlin… Weiterlesen »

Rainer
2 Jahre zuvor

Immer noch mit Registrierung und Begrenzung.Amsterdam ist bislang immer noch die bessere Wahl.Ist auch näher.

Haschberg
2 Jahre zuvor

An Uruguays fortschrittlicher Cannabispolitik sollten sich unsere ewig gestrigen konservativen Politiker mal orientieren und endlich entsprechende Fakten schaffen.
Eine Legalisierung nach nordamerikanischem Vorbild wird ohnehin früher oder später kommen, egal wie lange sie gedenken, die Sache noch hinauszuzörern.

buri_see_käo
2 Jahre zuvor

Da (Uruguay) sollte unsere BR auch in Themen, die nicht Cannabis betreffen, mal genauer hinschauen. Vielleicht schon ein Jahr her, da habe ich hier geschrieben/berichtet, wie fortschrittlich die im Gebrauch des über Internet erteilten Unterrichts für Schüler sind; auch Dänemark, Niederlande( gleich nebenan von uns), Canada sind da ganz weit vorn’. Uruguay, die haben halt mal gründlich ausgemistet… nach Ende der Militär-Diktatur, und der Michel auch? Nee, das BVerfG hat heute 70-jährigen Geburtstag, UND wurde je ausgemistet?, na wie denn?, bitte mal zu der Nazi-Schand-Kreatur Willi Geiger recherchieren.
mfG  fE