Montag, 12. August 2024

Hanfparade fordert „richtige Cannabis-Legalisierung”

Deutschlands größte Demonstration für die Legalisierung von Cannabis als Rohstoff, Medizin und Genussmittel mahnt eine zügige Umsetzung des Cannabis-Gesetzes an

Cannabis

 

 

Von Sadhu van Hemp

 

 

In grauer Vorzeit war’s, als Deutschlands Hanffreunde die Zeit für gekommen hielten, sich nicht länger aus Angst vor Repressionen zu verstecken und öffentlich gegen das Hanfverbot aufzubegehren. Die, die 1997 die Hanfparade ins Leben riefen, waren damals junge Leute, heute sind sie die Veteranen der Hanfcommunity, die jedoch längst nicht fertig haben. Zwar ist der gute alte Hanf dank der Ampelregierung per Gesetz ein bisschen freier geworden, doch rundum glücklich und zufrieden will niemand sein – vor allem nicht die altgedienten Hanfaktivisten, die sich über Jahrzehnte für die Hanffreigabe eingesetzt haben. Mit dem am 1. April 2024 in Kraft getretenen Cannabisgesetz zeigt sich nämlich, dass der Hanf in Deutschland alles andere als frei ist und noch ein weiter Weg zu gehen ist, bis der Umgang mit Cannabis in deutschen Landen das normalste von der Welt ist.

 

Und so stand die Hanfparade in diesem Jahr unter dem Motto „Legalisierung, aber richtig!“. Die Forderung der Veranstalter ist, Hanf nicht mehr als böse „Drogenpflanze“ abzuqualifizieren, sondern als das zu sehen, was er ist – eine Nutzpflanze, die heilende Wirkung hat und dem Menschen seit Adams Zeiten als Medizin und Genussmittel dient. Die Teillegalisierung sei nur der Anfang, um so etwas wie Normalität im Umgang mit der Hanfpflanze herzustellen.

 

Und so wurde auf der Hanfparade mit Kritik am CanG nicht gespart. Vor allem steht die Forderung im Raum, endlich in die Pötte zu kommen, was die Umsetzung der sogenannten Säule 2 des Cannabis-Gesetzes betrifft. Der Plan der Regierung war, in ausgewählten Städten und Kommunen Modellprojekte für die Cannabisabgabe in zertifizierten Fachgeschäften ins Leben zu rufen. Doch so richtig tut sich nichts, und der Verdacht liegt nahe, dass die Regierung nicht die Absicht hat, das Vorhaben noch vor der nächsten Bundestagwahl im Herbst 2025 in Angriff zu nehmen.

 

Nicht weniger ärgerlich ist, dass es bei der Zulassung von Cannabis-Clubs hakt. Das CanG sei ein „Cannabis-Verhinderungs-Gesetz“, kritisiert Mitorganisator Steffen Geyer. „Wir haben zu viel Bürokratie“, sagte er der RBB-Abendschau. Das Gesetz sei immer noch von dem Geist durchlebt, dass Cannabis gesellschaftsschädlich sei.
 
Auch Georg Wurth, Geschäftsführer des Unternehmens „Deutscher Hanfverband“, äußerte sich kritisch: Das Gesetz sei zu restriktiv. Im RBB-Radio mahnte er an, Fachgeschäfte für den Verkauf von Cannabisprodukten zuzulassen. Zudem sei es ein Unding, dass Berlin als einziges Bundesland nicht in der Lage sei, abschließend zu klären, welche Behörde für die Anträge der Cannabis-Anbauvereine überhaupt zuständig ist.

 

Die erste Hanfparade nach der Teilfreigabe umwehte trotz aller Unsicherheiten und Unwägbarkeiten, was die Zukunft betrifft, einen gewissen Hauch von Freiheit. Etwa tausend Teilnehmer genossen die friedliche Stimmung bei schönstem Sommerwetter. Der Begleitschutz der Polizei konnte das erste Mal seit fast drei Jahrzehnten Hanfparade als angenehm empfunden werden, da niemand Repressionen fürchten musste.

 

Den ehrenamtlichen Veranstaltern, die im Hanfmuseum ihre Base haben, sei aus tiefsten Herzen gedankt, dass sie sich nach der Teillegalisierung mit dem Erreichten nicht zufrieden geben und weiter am Ball bleiben, um den Irrsinn des letztlich nach wie vor geltenden Haschisch- und Marihuana-Verbots anzuprangern. Erst wenn der Hanf so frei wie jedes andere x-beliebige Genussmittel ist – und das weltweit – ist der Befreiungskampf vorbei.

 

 

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