Donnerstag, 8. August 2024

Interview mit Michael Sassano, CEO von SOMAÍ Pharmaceuticals

Bild: SOMAÍ Pharmaceuticals

Interview mit Michael Sassano, CEO von SOMAÍ Pharmaceuticals – Ein innovativer Ansatz zur Verbesserung von Cannabis-Extrakten


Cannabis-Extrakte haben sich als vielversprechendes Therapeutikum in der modernen Medizin
etabliert. Allerdings werden viele Anwenderinnen und Anwender vom Geschmack abgeschreckt, der
oft als scharf und bitter wahrgenommen wird. SOMAÍ Pharmaceuticals verfolgt unter der Leitung von
Michael Sassano einen pharmazeutischen und präzisen Ansatz zur Lösung dieses Problems. Im
Interview mit dem Hanf Journal spricht Michael Sassano ausführlich über die Herausforderungen und
Innovationen bei der Entwicklung von Cannabis-Extrakten mit verbessertem Geschmack,
insbesondere durch die Zugabe von Minzaromen. Die neuen Minzextrakte werden im August in
Kooperation mit Grünhorn in den Deutschen Markt eingeführt.


Können Sie uns einen kurzen Überblick über Ihre Karriere und Ihre Rolle bei SOMAÍ
Pharmaceuticals geben?


Michael Sassano: Meine Reise begann als einer der ersten Investoren in der Cannabisindustrie in den
Vereinigten Staaten. In meiner Karriere habe ich mit über 56 verschiedenen Unternehmen in den
USA zusammengearbeitet. Derzeit konzentriere ich mich auf meine Rolle als CEO und Vorsitzender
des Vorstands von SOMAÍ Pharmaceuticals LTD, einem führenden, EU-GMP-zertifizierten, vertikal
integrierten Multi-Country Operator (MCO) Unternehmen mit globaler Präsenz. SOMAÍ produziert,
kultiviert und vertreibt EU-GMP-zertifizierte, cannabinoidhaltige Arzneimittel in der gesamten
Europäischen Union und den globalen medizinischen Cannabismärkten. Mit dem Fokus auf
wissenschaftlich-pharmakologische Anwendungen und Qualitätsstandards haben wir die größte und
fortschrittlichste Produktionsstätte für cannabinoidhaltige Arzneimittel in den europäischen Märkten
aufgebaut. SOMAÍ entwickelte sich schnell zu einer der bekanntesten Pharma-Marken in der EU und
bietet eine einzigartige Produkt-Palette, die wir erstmals im März 2024 mit der Grünhorn-Gruppe auf
den deutschen Markt gebracht haben. Als CEO bin ich für die strategische Ausrichtung und das
Management des Unternehmens verantwortlich.


Die Vorteile der Extrakte

Welche Vorteile bieten Cannabis-Extrakte im Vergleich zu Blüten?


Michael Sassano: Cannabis-Extrakte bieten mehrere Vorteile gegenüber Blüten. Sie haben eine
längere Wirkungsdauer, was besonders für Schmerzpatienten von Vorteil ist, die die ganze Nacht
schmerzfrei bleiben möchten. Zudem müssen die Wirkstoffe nicht über die Lunge aufgenommen
werden, was potenziell schädliche Nebenwirkungen vermeiden kann. Extrakte eröffnen
Patientengruppen, die Cannabis nicht inhalieren möchten, alternative Einnahmemethoden und
ermöglichen eine leichtere, unauffälligere und gleichmäßigere Dosierung.


Was hat Sie dazu inspiriert, sich auf die Verbesserung des Geschmacks von Cannabis-Extrakten zu
konzentrieren?


Michael Sassano: Der Geschmack von Cannabis-Extrakten ist ein häufiges Problem, das die
Akzeptanz und Compliance beeinflusst. Die großen Märkte wie die USA, wo der Anteil an Extrakten
etwa 60 Prozent beträgt, verdanken dies vor allem leistungsfähigeren und besser schmeckenden
Extrakten. Das Akzeptanz-Dreieck von Extrakten umfasst Preis, Leistung und Geschmack, nicht immer
in dieser Reihenfolge. Unser Ziel ist es, das therapeutische Erlebnis zu verbessern und sicherzustellen,
dass die Patienten ihre Medikamente gerne und regelmäßig anwenden.


Der Geschmack der Extrakte

Wie beeinflusst der Geschmack von Cannabis-Extrakten die Compliance der Patienten?

Michael Sassano: Viele Patienten nehmen ihre Medikamente ein-, zwei-, drei- oder noch mehrmals
am Tag ein. Ein unangenehmer Geschmack beeinträchtigt die Compliance negativ. Patienten sind
weniger geneigt, ihre Medikamente regelmäßig einzunehmen, wenn der Geschmack abschreckend
ist. Dies kann die Wirksamkeit der Therapie verringern und den Erfolg der Behandlung gefährden.


Warum finden viele Anwender den Geschmack von Vollspektrum-Extrakten unangenehm?

Michael Sassano: Der Geschmack hat evolutionäre Gründe. Viele Pflanzen, einschließlich Cannabis, produzieren Sekundärstoffe, um Pflanzenfresser abzuschrecken und sich vor verschiedenen Umweltbelastungen zu schützen. Diese Metaboliten, die für den bitteren und manchmal scharfen Geschmack verantwortlich sein können, spielen eine bedeutende Rolle im Abwehrmechanismus der Pflanze. Andere Verbindungen wie Chlorophyll, die unabhängig von Stressfaktoren vorkommen, müssen entfernt werden, um erdige Aromen und Petrichor, also den Geruch von Regen auf trockenem Boden, zu vermeiden.


Was sind die Hauptgründe dafür, dass diese Extrakte als scharf und bitter empfunden werden?


Michael Sassano: Chlorophyll, Fette, Lipide, Terpene und Phytochemikalien bleiben in Vollspektrum-
Extrakten erhalten und tragen teilweise zum unangenehmen Geschmack bei. Durch das Entfernen
von Terpenen vor der Decarboxylierung und deren Wiedereinführung in das Vollspektrum-Öl
vermeiden wir thermische Isomerisierung, die zu schlechten Geschmäcken und Gerüchen führt.

Bild: somaipharma, Extraktion


Wie geht es besser?

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um den Geschmack von Cannabis-Extrakten zu verbessern?


Michael Sassano: Wir beginnen mit der Extraktion der Terpene, dann gehen wir zur Extraktion des
Vollspektrum-Blütenmaterials über, wobei wir uns auf die Effizienz der Cannabinoid-Extraktion
konzentrieren. Anschließend entfernen wir die bitteren und scharfen Pflanzenbestandteile durch ein
firmeneigenes Extraktionssverfahren und verwenden dann die daraus resultierende Basis, um die
zuvor entfernten Terpene oder natürliche Terpene hinzuzufügen, um die Wirkung und den
Geschmack zu verbessern. Anschließend entfernen wir die bitteren und scharfen Pflanzenbestandteile durch einen proprietären Reinigungsprozess und verwenden das Ergebnis als Basis, um die Terpene wieder hinzuzufügen, andere Cannabis-Terpen-Mischungen zu erstellen oder kundenspezifische natürliche Terpen- Mischungen zu mischen, um die Leistung und den Geschmack zu verbessern.


Warum haben Sie sich für Minze als Geschmack der neuen Produktlinie entschieden?


Michael Sassano: Terpene, die einen subtilen Minzgeschmack erzeugen, sind ein guter erster Schritt
zur Akzeptanz von Flavonoiden und zur Compliance der Patienten. Minze ist ein guter Anfang, um die
Verbesserung des Cannabisextrakt-Erlebnisses voranzutreiben. Die meisten Menschen kennen und
mögen den Geschmack von Minze aus Alltagsprodukten wie Kaugummi, Tee und Zahnpasta. Minze
enthält Terpene wie L-Limonen, Alpha-Pinen und Cineol, die nicht nur antibakterielle und
antimykotische Eigenschaften haben, sondern auch einen frischen und angenehmen Geschmack
bieten.


Bild: somaipharma, Cannabis mit Minze

Die Besonderheit von SOMAÍ Pharmaceuticals

Gibt es bereits Produkte in Deutschland, die diesen Ansatz verfolgen?


Michael Sassano: Ja, es gibt ein in Deutschland zugelassenes Cannabis-Arzneimittel, das Minze
verwendet. Dennoch beschweren sich die Nutzer über den Geschmack, da das Produkt immer noch
den unangenehmen Cannabisgeschmack hat und viel Minze benötigt, etwa sechs Prozent. Unsere
neuen Cannabis-Extrakte kombinieren eine verbesserte Reinigung der Extrakte mit der Zugabe von nur zwei Prozent Minze. Das Ergebnis der innovativen Herstellungsweise von SOMAI ist ein
transparentes Extrakt, das weder scharf noch bitter ist und eine subtile Pfefferminz-Note besitzt, die
ein angenehmes Erlebnis im Vergleich zu Aroma-freien MCT-Ölen schafft.


Welche gesundheitlichen Vorteile bieten Minz-Terpene zusätzlich zur Geschmacksverbesserung?


Michael Sassano: Neben der Geschmacksverbesserung haben Minz-Terpene auch gesundheitliche
Vorteile. Studien haben gezeigt, dass Pfefferminze antioxidative, entzündungshemmende und
gefäßerweiternde Eigenschaften hat. Diese Eigenschaften können dazu beitragen, das Risiko von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern und die allgemeine Gesundheit zu fördern. Minze enthält
Terpene wie L-Limonen, Alpha-Pinen, Beta-Pinen, Cineol und Oktanol. Diese natürlichen Terpene
haben antibakterielle und antimykotische Eigenschaften und können den oxidativen Stress
reduzieren. L-Limonen ist bekannt für seine erfrischenden Zitrusaromen, während Alpha- und Beta-
Pinen holzige und erdige Noten haben, die ebenfalls den Geschmack verbessern können.


Die Herausforderungen

Welche Herausforderungen gibt es bei der Einführung aromatisierter Cannabis-Extrakte in
Deutschland?


Michael Sassano: Eine der größten Herausforderungen ist die regulatorische Situation. Das
medizinische Cannabisgesetz in Deutschland schließt die Zugabe von Flavonoiden nicht ausdrücklich
aus, obwohl dies in der Pharmazie als inaktive Inhaltsstoffe üblich ist. Da Cannabis ein
verschreibungspflichtiges Medikament bleibt, ist es wichtig, die Regulierungsbehörden mit
pharmazeutischen Beispielen und Wissenschaft zu informieren, die den EU-Pharmakopöe für
Kräuterextrakte entsprechen. Diese rechtliche Unklarheit hat dazu geführt, dass viele Hersteller nicht
innovativ sind und sehr grobe und grundlegende Extrakte akzeptieren, die die Patienten größtenteils
abschrecken. Ein weiteres Problem ist, dass etablierte Extrakte ohne Rücksicht auf den Patienten und
die Leistung hergestellt wurden, sodass die in der EU eingeführten Produkte als Norm akzeptiert
wurden und nicht zu leistungsfähigeren und reineren Formulierungen entwickelt wurden.


Glauben Sie, dass sich die rechtliche Situation in Deutschland bald ändern wird?


Michael Sassano: Mit der zunehmenden Legalisierung von Cannabisprodukten in Deutschland und
anderen europäischen Ländern wird wahrscheinlich auch die Regulierung in Bezug auf die Zugabe
natürlicher Aromen geklärt. Dies würde es uns ermöglichen, eine breitere Palette angenehmer
schmeckender Produkte anzubieten und die Akzeptanz weiter zu steigern. Eine Verbesserung der
Patienten-Compliance durch die Verwendung inaktiver Inhaltsstoffe, wie in vielen Pharmazeutika
üblich, ist für Cannabisextrakte im Sinne des Therapieerfolgs zu begrüßen.

Weitere Informationen findet ihr auf der Website.

Bild: somaipharma, OR-Code
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Ramon Dark
1 Monat zuvor

Als Dronabinolpatient, der noch zusätzlich je nach Bedarf zusätzlich CBD-Hanfprodukte und THC-Blüten und -harze zu sich nimmt weiss ich die Vorteile der Extrakte in Form ihrer ganz exakten Dosierbarkeit und variablen Kombinationsmöglichkeiten sehr zu schätzen. Geschmacklich stehe ich dabei allerdings frein subjektiv auf unveränderte Originalextrakte, die oftmals noch einen hanfigen oder hanfähnlichen Beigeschmack enthalten. In einem Punkt des Interviews irrt sich Michael Sassano in diesem Interwiew zumindest allerdings bekannterweise: Harze und Blüten müssen nicht unbedingt geraucht bzw. verdampft zu sich genommen werden. Als veranschaulichende Lektüre empfehle ich dazu u.a. auch ganz besonders Melzers legendäres Haschisch-Kochbuch von Hans Georg Behr. Der Nachteil der Extrakte liegt darin, dass die Cannabinoide und Terpene meiner Erfahrung nach in Blüten, Blättern und Harzen durch ihren… Weiterlesen »