Montag, 5. August 2024

Cannabis-Sünder gegen Mordbuben ausgetauscht

Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen schenkt auch einem in Sankt Petersburg eingekerkerten deutschen Cannabis-Konsumenten die Freiheit

Cannabis

 

 

Von Sadhu van Hemp

 

 

Es gibt Länder, die von Reisenden, die auf die entspannende Wirkung von Cannabis setzen, besser gemieden werden sollten. Eine dieser No-Go-Areas ist Russland, das selbst kleinste Vergehen gegen das Hanfverbot bestraft, als wäre man ein Schwerverbrecher. Wie sich das anfühlt, wegen einer geringeren Menge des Heilkrauts und Genussmittels Cannabis seine Freiheit und Menschenwürde zu verlieren, davon weiß u.a. die US-amerikanische Basketballspielerin Brittney Griner in ihrem jetzt veröffentlichen Buch zu berichten.

 

Am 17. Februar 2022 wurde der Basketball-Star auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo bei der Einreise mit 0,5 Gramm Cannabis-Öl im Gepäck erwischt, das für den medizinischen Eigenbedarf bestimmt war. Was folgte, war ein Martyrium für die heute 33-jährige Olympionikin, die nach russischem Verständnis all das verkörpert, was pfui ist: Nicht nur, dass sie US-Amerikanerin ist, nein, obendrein ist sie auch noch eine kinderlose schwarze Frau, die eine lesbische Liebesbeziehung unterhält und schwersthaschgiftsüchtig ist. Derart abartige Lebewesen sind in Russland unerwünscht. So etwas gehört für lange Zeit weggesperrt und umerzogen.

Ein halbes Jahr später wurde die Unglückliche in einem mehrtägigen Schauprozess wegen illegalen Drogenbesitzes und -schmuggels zu einer Haftstrafe von neun Jahren (!) verurteilt – zu verbüßen in einem sibirischen Zwangsarbeitslager.

 

Ein nahezu identisches Schicksal ereilte im Februar dieses Jahres einen 38-jährigen Hamburger, der über Istanbul nach St. Petersburg flog, um sich dort mit einer Internetbekanntschaft zu treffen. Auch für diesen Hänfling endete die Reise nach Russland als Häftling hinter schwedischen Gardinen. Zollbeamte hatten in seinem Rucksack ein verblasstes Tütchen mit der Aufschrift „Goldbears“ entdeckt, das einen Warnhinweis mit einem Cannabis-Blatt trug. Laut Zollprotokoll beinhaltete das Tütchen sechs mit Tetrahydrocannabinol versetzte Gummibärchen mit einen von Gewicht 19,35 Gramm.

 

In beiden Fällen ist das Recht auf russischer Seite – und das ganz im Sinne des Internationalen Suchtstoffkontrollrats der UNO, der von allen Mitgliedern verlangt, mit allen Mitteln der Rechtsstaatlichkeit den Cannabis-Konsumenten das Leben zu vergällen. Auf welche Art und Weise die Strafverfolgung der Bösewichte erfolgt, bleibt den Ländern vorbehalten. Jeder, wie er will: Mitteleuropäische Länder bevorzugen Kuscheljustiz, während in vielen asiatischen Ländern bei Drogenvergehen grundsätzlich kurzer, sehr kurzer Prozess gemacht und die Menschenwürde mit Füßen getreten wird.

 

Die Weltgemeinschaft nimmt die Ungleichbehandlung der Drogenstraftäter hin. Selbst die Menschenrechtsorganisationen halten sich zurück, wenn im Iran mal wieder Massenhinrichtungen von Dealern und Schmugglern stattfinden. Die Opfer des Anti-Drogen-Krieges ertragen ein stilles Leid – gänzlich unbeachtet von der Weltöffentlichkeit.

 

Ganz anders verhielt es sich bei Brittney Griner. Neun Jahre Straflager für 0,5 Gramm Cannabis-Öl sorgte dann doch für etwas mehr Aufregung – vor allem in den USA, die kurz davor stehen, Haschisch und Marihuana gänzlich freizugeben. Der Biden-Harris-Administration wurde aus Russland eine Nase gedreht und jedem war klar, dass Brittney Griner in Geiselhaft genommen wurde. Ziel der Retourkutsche des Kremls war, die kiffende Basketballspielerin gegen den in den USA verurteilten und inhaftierten Waffenhändler Viktor But („Händler des Todes“) auszutauschen.

Das Spiel ging für Russland auf. Im Dezember 2022 öffneten sich für beide Delinquenten die Gefängnistore.

 

Dagegen blieben Solidaritätsbekundungen für den 38-jährigen Hamburger, der wegen sechs THC-Gummibärchen in Sankt Petersburg auf seinen Prozess wartete, von Seiten der Bundesregierung aus. Auch die öffentliche Berichterstattung war überschaubar, und es schien, als würde Deutschland seinem weniger prominenten Unglücksraben den Rücken zudrehen.

 

Doch dann kam alles ganz anders und auch schnell – dank Olaf Scholz und seiner Ampelregierung, die tatkräftig mitwirkte, gemeinsam mit den USA und anderen westlichen Ländern einen Kuhhandel mit Russland abzuschließen. Dass Deutschland eine wichtige Rolle spielte, lag daran, dass der sogenannte „Tiergartenmörder“ Wadim Krassikow auf Russlands Wunschliste ganz oben stand. Das Berliner Kammergericht hatte den Auftragskiller des russischen Geheimdienstes 2021 zu lebenslanger Haft verurteilt.

 

Der Austausch der Gefangenen erfolgte am 1. August in der Türkei am Flughafen Ankara-Esenboğa. Insgesamt wurden 24 Häftlinge ausgetauscht, die in Russland und Belarus, sowie in Deutschland, Norwegen, Polen, Slowenien und den USA wegen Spionage und anderer Umtriebigkeiten einsaßen.

Mit dabei war auch der 38-jährige Hamburger, der sein Glück nach eigenem Bekunden kaum fassen konnte. Zunächst glaubte er, in ein anderes Gefängnis verlegt zu werden. Nun ist der Haschbruder wieder daheim – zurückgekehrt in eines jener wenigen Länder dieser Erde, in dem niemand fürchten muss, wegen seines Cannabis-Genusses seiner Freiheit beraubt zu werden.

 

 

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5 Kommentare
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Haschberg
1 Monat zuvor

Ausgerechnet in einem Land in dem sich die Männer mit einem der härtesten und abscheulichsten Zellgifte die es überhaupt gibt, nämlich dem Wodka, schon vor Erreichen des Rentenalters reihenweise totsaufen, ist es nicht einmal erlaubt, eine der Gesundheit dienliche Heilpflanze zu geniessen.
Schäbiger kann man mit seiner Bevölkerung wirklich nicht mehr umgehen.
Wer nicht am Alkohol zugrunde geht, dem droht, im Krieg verheizt zu werden. Die Männer sind in Russland wahrlich nicht zu beneiden.
Auch ist der Hanf dort nicht unbekannt, schließlich wurde er in früherer Zeit als vielseitige Nutzpflanze in Massen angebaut und sogar in westliche Staaten ausgeführt.

Weedossi
1 Monat zuvor

In Russland darf mann aber Gras in Apotheken beziehen und auch sonst sind die Russen da viel entspannter.
Der Artikel ist die pure Hetze und der Autor scheint noch nie dort gewesen zu sein.
Schande

Katharina
1 Monat zuvor

Äh, Weedossi, wat bist du denn fürn Schwurbler? Totaler Schwachsinn, was du uns hier unterjubeln willst. Über das, was Frank Schöbel durchmachen musste, schreibt der Tagesspiegel: “Morgens werde man dort mit der russischen Nationalhymne geweckt und müsse mit freiem Oberkörper zur Inspektion antreten. Zu Sechst seien sie in einem fünf mal fünf Meter großen, videoüberwachten Raum mit Stahlbetten eingesperrt gewesen. „Die Matratze war kaum mehr als eine Decke, unbequem ist gar kein Ausdruck“, so Schöbel. Zum Frühstück habe es jeden Tag Porridge gegeben, Mittags „warme Pampe aus Nudeln oder Kartoffeln“ und abends Kohl. Das Essen sei stets so durchgekocht gewesen, dass man dafür keine Zähne brauche, denn viele hätten keine mehr gehabt. Einmal die Woche hätten sie duschen dürfen. Kartenspielen… Weiterlesen »

Ralf
26 Tage zuvor

Na,ja es handelt sich bei beiden Fällen um Beispiele die lang und breit in der Presse zu Propagandazwecken missbraucht worden sind. Beide Fälle sind natürlich von den Russen besonders hart bestraft worden, um ihren Verhandlungswert bei dem Austausch steigernzu können. Wie das in ganzer Breite in Russland aussieht weiß von allen Klugsch..ßern hier keiner und solange das nicht faktenbasiert geklärt ist enthalte ich mich jeden Kommentares. Tatsache ist aber schon dass Russland ein Prohibitionistenland ist und es unterscheidet sich damit wenig von z.B. unserem Nachbarn Frankreich, das auch gerne heftige Strafen raushaut.

Ralf
26 Tage zuvor

Ganz übel finde ich noch die Bezeichnung “Mordbube” in der Überschrift, denn der von Sadhu genannte “Mordbube” hat nur einen Massenmörder hingerichtet der in der Ukraine selbst mehrere Russen ermordet hat indem er ihnen mit dem KFZ über die Köpfe gefahren ist. Dieser Mörder hat bei uns Asyl erhalten und war anders nicht seiner gerechten Strafe zuzuführen. In Russland, das im Gegensatz zur USA keine Todesstrafe hat, hätte er lebenslänglich bekommen, was aber durch seine Flucht zu uns nicht möglich war.