Montag, 30. Oktober 2023

Alle drei Minuten ein Cannabis-Delikt

2022 zählte das Bundeskriminalamt nur 206.394 Cannabis-Delikte – ein Rückgang zum Vorjahr von 3,6 Prozent

Cannabis

 

 

Eine Glosse von Sadhu van Hemp

 

 

Letzten Mittwoch gab das Bundeskriminalamt der deutschen Bevölkerung zur Kenntnis, dass die Zahl der Toten im Zusammenhang mit illegalen Drogen in Deutschland anno 2022 erneut gestiegen ist – und zwar auf 1.990 Menschen, was einen Zuwachs von neun Prozent zum Vorjahr entspricht. Damit setze sich auch im vergangenen Jahr der seit 2017 anhaltende Trend des vermehrten „Junkiesterbens“ fort. Einziger Lichtblick ist, dass die Zahl der Cannabis-Toten konstant bei Null geblieben ist.

 

Auch sonst ist das im August erstellte „Lagebild Rauschgiftkriminalität“ für das Jahr 2022 wenig erfreulich. Das vorgelegte Zahlenwerk des Bundeskriminalamts weist nämlich in fast allen Sparten der Rauschgiftkriminalität einen fast schon beängstigenden Rückgang der Delikte aus, was den Verdacht aufkommen lässt, dass die deutsche Polizei im Anti-Drogen-Krieg derzeit schwerstens am Versagen zu sein scheint. Insgesamt wurden nur 340.677 Rauschgiftdelikte gezählt, was einem Defizit von 5,6 Prozent entspricht. Nur 267.808 vorwiegend männliche Tatverdächtige konnten von den Strafverfolgungsbehörden in die Mangel genommen werden, somit 4,6 Prozent weniger als 2021.

Traurig auch, dass binnen eines Kalenderjahres nur neun Rauschgiftlabore in Deutschland und seinem Appendix Bayern ausgehoben werden konnten – ein Minus von satten 18,2 Prozent.

 

Auch die Zahl aller Delikte rund um die fälschlich als Rauschgift eingestufte Hanfpflanze ist rückläufig. Die Polizei stellte gerade einmal 206.394 Strafanträge wegen des Verstoßes gegen das Cannabis-Verbot, also 3,6 Prozent weniger als im Vorjahr.

Besorgniserregend auch, dass die Anzahl der registrierten Cannabis-Handelsdelikte um 4,7 Prozent gesunken ist. Statt wie im Vorjahr noch 30.847 Tatverdächtige, konnten Polizei und Justiz 2022 lediglich 28.905 Personen strafrechtlich abfertigen. Ein Rückgang von sage und schreibe 6,3 Prozent.

 

Gemessen daran, dass der Anteil der Cannabis-Handelsdelikte an allen Rauschgift-Handelsdelikten 60,2 Prozent betrug und Haschisch und Marihuana das mit Abstand meist gehandelte illegale Betäubungsmittel in Deutschland ist, lässt das Ergebnis der Polizei im Kampf gegen die Hanfpflanze mehr als zu wünschen übrig. Auch wenn die Aufklärungsquote bei Rauschgiftdelikten mit 91,6 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres (91,7 Prozent) lag, können sich die Bürger und Bürgerinnen Deutschlands und ihre Kinder nicht in Sicherheit wiegen. Schließlich bedeuten rückläufige Zahlen, dass an anderer Stelle Zuwächse zu verzeichnen sind und die nicht ertappten Rauschgiftverbrecher weiterhin ihrem verbotenen Laster ungestraft frönen.

 

Angesichts des in Zahlen belegten Versagens der deutschen Polizei im War on Drugs stellt sich die Frage, ob die Behörde mit ihren rund 350.000 hauptamtlichen Mitarbeitern überhaupt noch in der Lage ist, dem Haschgiftverbrechertum ernsthaft Paroli zu bieten. Die Schockbilanz von 2022 deutet auf gravierende Missstände im deutschen Polizeiapparat hin, die dringend untersucht werden sollten. Wo liegt das Problem, wenn immer mehr Polizisten immer weniger Rauschgiftverbrecher fassen, obwohl die Jagd auf kleine Kiffer und Junkies eine der leichtesten Übungen der Polizeitätigkeit ist? Ist es Trägheit, Faulheit oder gar staatsgefährdender Defätismus übelster Art?

 

Wie dem auch sei. Dass immer weniger Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz geahndet werden, könnte auch daran liegen, dass die Damen und Herren von der Polizei lieber bequem in der Wachstube Wache schieben, als sich im Streifendienst unbeliebt zu machen. Zur Beruhigung der Bevölkerung und zur Verschönerung des „Lagebilds Rauschgiftkriminalität“ wäre den Bemützten jedoch dringend angeraten, mal wieder öfter vor die Tür zu treten und mittels Kontrolle ein paar mehr unbescholtene Bürger und Bürgerinnen, die auf der Parkbank eine Tüte ziehen, aktenkundig werden zu lassen. Ein bisschen mehr Engagement im Anti-Drogen-Krieg wäre angesichts der desaströsen Jahresbilanz von 2022 schon angesagt.

 

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10 Kommentare
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Yoxhua
6 Monate zuvor

Dieser Wortgebrauch “Rauschgift” …. Tssss…

Zitat: “Das Wort „Rauschgift“ wird gerne von Staatsorganen wie der Polizei gebraucht, um jene konsumierende Minderheit herabzuwürdigen – auch um ihre teilweise menschenverachtende Arbeit zu rechtfertigen.”

https://drug-mythology.blogspot.com/2022/08/mythos-fps-9-rauschgift.html

Das Mythen-Portal klärt hier generell über solche und andere Mythen sowie Vorurteile auf und soll in erster Linie allen Aktivisten helfen, die „gegen“ die Folgen der Drogen-Prohibition, der ständigen Stigmatisierung, Diskriminierung und Kriminalisierung für „einander“ kämpfen wollen. Jedoch kann es auch nicht schaden, wenn jene aufklärenden Werke von Befürwortern des Verbots selbst gelesen und überdacht werden.

Qi San
6 Monate zuvor

@Yoxhua
sehr richtig … durch Worte (Propaganda), Lügen und Ideologien erschafft man willfährige menschenverachtende Fundamentalisten und eiskalte Killer – siehe die Hamas, die Hisbollah, Kim Jong-un, Xi Jinping China, Putin-Russland, Mullah-Iran, Recep Tayyip Erdoğan …

Hanf ist eine sehr wertvolle Medizin mit berauschenden und erhebenden Nebenwirkungen.
So ziemlich das Gegenteil von Rauschgift – wie Alkohol und ähnliche harte Drogen.

Zuletzt bearbeitet 6 Monate zuvor von QiSan
Haschberg
6 Monate zuvor

Seit 2 langen Jahren haben wir eine Regierung, die bislang recht erfolglos an einer Legalisierung herumdoktert und es einfach nicht schafft, die Konsumenten endlich einmal nachhaltig zu entkriminalisieren.
Dieser gemeine Prohibitionszug rast weiter mit voller Geschwindigkeit und macht reihenweise die Kiffer platt, während auf der anderen Seite in Deutschland der wirklichen Kriminalität Tüt und Tor offenstehen.
Wie lange soll das noch so weitergehen ?

Qi San
6 Monate zuvor

@Haschberg
Anti-Drogen-Krieg … Rauschgiftdelikte … Tatverdächtige … Junkiesterben … Schockbilanz …
So lange, bis sich die Sprache verändert …

Kate Bush – Cloudbusting

Hans Dampf
6 Monate zuvor

Und vor allem das Denken muss sich ändern. Für die meisten Menschen in Deutschland sind drogenkonsumierende Leute, heruntergekommene Süchtige Kriminelle. Es wird alles über einen Kamm geschoren. Das Cannabis im Grunde genommen überhaupt nichts mit ,,Rauschgift“ und/oder Verelendung zu tun hat, ist in der Gesellschaft noch nicht einmal ansatzweise angekommen bzw. vermittelt worden. Und das gilt in besonderem Maße für die sogenannten,,Fachleute“. Es werden einfach immer nur die falschen gefragt und es bekommen Leute eine Bühne, die von tuten und blasen keine Ahnung haben. So gesehen stehen wir als Gesellschaft noch ganz am Anfang, was eine vernünftige Drogenpolitik angeht. Bis Cannabis als das angesehen wird was es auch ist, nämlich Balsam für Leib und Seele für viele Menschen, kann es… Weiterlesen »

trec 0.1
6 Monate zuvor

Hi Qi San

Zuletzt bearbeitet 6 Monate zuvor von Trec 0.1
Fred
5 Monate zuvor

Hier mal ein Artikel, der sich differenziert mit der Thematik auseinandersetzt. Eine Rarität, aber auch dass gibt es noch im hysterischen Deutschland.

https://hpd.de/artikel/warum-deutschlands-kurioser-sonderweg-cannabislegalisierung-aufgehen-koennte-21699#comment-85411

Qi San
5 Monate zuvor

Hi trec 0.1

Qi San
5 Monate zuvor

@ Fred
Das Gesetz ist ein einziger Flickenteppich an Ungereimtheiten, Unsinnigkeiten und Unstimmigkeiten.
Dann doch lieber Hanf als Heilpflanze bzw. Medikament etablieren.
Das versteht dann auch Frau*Mann auf der Straße und Hanf ist nicht mehr eine Mörderdroge.
Dringend notwendig ist noch Erstbildung/Fortbildung in Sachen Hanf –
für alle lernfähige Ärzte, Politiker und normale Brotesser.

Hanf Apo-Tip: Beacon Indica THC 20 (Sensi Star, Paradise Seeds / 8–10 €/g)

Namaste

Fred
5 Monate zuvor

@Qi San

Da hast du völlig recht. Aber es ist ein erster Schritt in die Legalität. Und vielleicht sollten wir akzeptieren, daß zum jetzigen Zeitpunkt eben nicht mehr drin ist.
Zu diesem Schluss kommt man unweigerlich, wenn man die Diskussion der letzten Monate in die Wertung mit einbezieht.

Halb Deutschland macht sich vor Angst in die Hosen. Würde man hier eine komplette Legalisierung auf den Tisch legen, hätte wahrscheinlich sogar die katholische Kirche wieder Eintritte zu verzeichnen. Im Angesicht des Weltuntergangs ….