Montag, 2. Oktober 2023

Cannabis-Verbotsparteien stellen sich in Hessen und Bayern zur Wahl

Bei den Landtagswahlen in Hessen und Bayern steht auch der Paradigmenwechsel der bundesdeutschen Cannabis-Politik auf dem Prüfstand

Cannabis

 

 

Ein Kommentar von Sadhu van Hemp

 

 

Kommenden Samstag ist politischer Großkampftag: In Hessen und Bayern sind die wahlberechtigten Bürger und Bürgerinnen aufgefordert, über die neue Sitzverteilung in den Landesparlamenten zu entscheiden. Die Wahlprognosen versprechen keine große Spannung im Kampf um das Amt des Ministerpräsidenten: Die CDU mit Boris Rhein (51) und die CSU mit Markus Söder (56) sitzen in Wiesbaden und München fest im Sattel – zwar nur mit Hilfe von Steigbügelhaltern, die aber vor der Wahl nicht den Verdacht aufkommen lassen, dem Herrchen nach der Wahl nicht mehr dienen zu wollen.

 

In beiden Landesparlamenten wird es also auch künftig rechtslastig zugehen. Die CSU wird in Bayern weiterhin das Sagen haben, gemeinsam mit der Aiwanger-Partei. Zudem wird die rechtsextreme Höckepartei in beachtlicher Fraktionsstärke Gewehr bei Fuß stehen, wenn koalitionsübergreifend Stimmung gegen die linksgrün versiffte Bundespolitik gemacht werden muss.

 

Der Freistaat bleibt im politischen Farbenspiel tief schwarz mit zunehmend braunen Verfärbungen. Es wird anstrengend bleiben für Menschen, die sich erdreisten, in der von altväterlichen Sitten und Bräuchen eingeengten bayerischen Heimatblase anders denken und leben zu wollen. Wer sich etwa als Umweltschützer oder Tierfreund outet, dem ist Hohn und Spott sicher. Von der bayerischen Mehrheitsgesellschaft verachtet und geächtet werden die, die nicht ins Bild eines bodenständigen und heimattreuen Bajuwaren passen. Und dazu zählen auch die bösen Hänflinge, denen seit der Ankündigung aus Berlin, Cannabis bundesweit freigeben zu wollen, die besondere Aufmerksamkeit der bayerischen Sittenwächter zuteilwird.

 

Und so ziehen Söder & Co bei ihren Wahlkampfveranstaltungen gegen die Cannabis-Entkriminalisierung vom Leder. Mit erhobenem Bierkrug und Schaum vor dem Mund wird aus bayerischen Bierzelten heraus nach Berlin gedroht: Der Freistaat werde zum Schutze der Kinder alle Geschütze auffahren, um den Ausbruch der Cannabis-Epidemie unter weißblauem Himmel zu unterbinden. Staatsminister Klaus Holetschek fordert eine „zentrale Kontrolleinheit“ der Bayerischen Polizei, die sich ausschließlich darum kümmern soll, die bundesweit entkriminalisierten Cannabis-Konsumenten auf bayerischen Boden weiterhin schikanieren und drangsalieren zu können.

 

Etwas anders sieht die Welt in Hessen aus. Zwar lehnen auch die hessischen Glaubensbrüder der Christdemokratie die bundesweite Cannabis-Teillegalisierung ab, doch mit diesem Wahlkampfthema will Boris Rhein, der 2022 sein Amt von Volker Bouffier geerbt hat, nicht herumpoltern.

Und das aus gutem Grunde: Anders als Söder, dem ein Koalitionspartner aus dem rechten Politmilieu zur Seite steht, muss sich Rhein mit den linksgrün versifften Grünen abplacken, die sich für eine Cannabis-Freigabe einsetzen. Zudem tickt die hessische Wählerschaft anders als die bayerische. Zwar gibt es auch rechts und links des Mains ewiggestrige Sandhocker, aber sind diese doch mitunter recht wankelmütig in ihrem Wahlverhalten. Die Hessen und Hessinnen sind nicht ganz so linientreu wie die Bayern und trauen sich ab und an schon mal, einen Sozialdemokraten zum Landeschef zu wählen.

 

Boris Rhein tanzt auf dünnerem Eis als Markus Söder. Zwar wird er rund 30% der Wählerstimmen einfangen, aber das allein genügt nicht, um ins Ministerpräsidentenamt zu gelangen. Laut Prognose werden die Grünen das Zünglein an der Waage spielen, wenn die FDP in den Landtag einziehen sollte und eine Ampelkoalition mit der SPD möglich wird. Und so demonstriert die CDU vorsorglich Eintracht mit dem grünen Koalitionspartner, der seinen guten Willen bekundet, die bislang gedeihliche Zusammenarbeit fortzusetzen.

 

Aus hanfpolitischer Sicht erweisen sich die Grünen als durchschlagskräftiger Partner im Kampf gegen die noch immer andauernde Cannabis-Prohibition. Für den Hanffreund ebenso wählbar stellt sich augenblicklich die FDP dar, die in Hessen die Fünfprozenthürde nehmen könnte, in Bayern jedoch relativ chancenlos ist.

 

Nun, sei wie es sei! Der Ausgang der Wahlen in Hessen und Bayern wird in der Cannabis-Community so oder so wenig Anlass zur Freude geben. Denn zur CDU/CSU mit ihrer menschenverachtenden Drogenpolitik gesellt sich mit zunehmender Akzeptanz eine weitere Cannabis-Verbotspartei, die nur darauf wartet, für Recht und Ordnung zu sorgen und die Zeit zurückzudrehen. Die Höckepartei befindet sich im Aufwind und wird in den beiden westdeutschen Bundesländern Bayern und Hessen kräftig zulegen. Der geradezu suizidale Wunsch des deutschen Michels nach ein bisschen mehr Faschismus und weniger Demokratie scheint ungebrochen.

 

Mit besorgtem Blick auf die kommende Bundestagswahl bleibt den Hänflingen nur die Hoffnung, dass die von den Christdemokraten errichtete Brandmauer gegen die Höckepartei hält und die Bundesregierung die Cannabis-Teillegalisierung schleunigst in Stein meißelt.

 

 

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6 Kommentare
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Haschberg
6 Monate zuvor

Respekt über diesen sehr gut formulierten Beitrag, der die zu erwartende politische Misere unserer Parteienlandschaft nach diesen Landtagswahlen in ihrer ganzen Dramatik wunderbar verdeutlicht.
Wir können nur inbrünstigst hoffen, dass die Ampel ihre Pläne zur Legalisierung noch rechtzeitig vor der nächsten Bundestagswahl in trockene Tücher packen und verwirklichen kann.
Denn was nach aller Voraussicht danach kommen wird, nämlich wieder eine unionsgeführte Regierung, dürfte für die Hanfgemeinschaft alles andere als gut sein.

buri_see_kaeo
6 Monate zuvor

Echt?, Brandmauer? Mal genau hinsehen bitte: Die sogenannte Brandmauer ist äußerst löchrig, sie besteht sogar überwiegend aus Löchern, sie entpuppt sich dann als das Netz auf einem Tennisplatz. Und die Teilnehmer des Freundschaftsspieles zielen stets auf den Schläger des Gegenübers und spielen sich gegenseitig die Bälle zu. Schade, so richtig zeichnen kann ich nicht (dauert zu lange), hier sind geübte Karikaturisten gefragt. Jedoch, eine Brandmauer der C[D/S]U die gibt es doch, und die ist felsenfest und steht, es ist die zur Realität. Ha, Ha, Ha, @ Haschberg, schonmal die neuesten Statistiken gesehen? AfD = 22%, C[D/S]U = 28%. Ich schätze, die Zahlen (hinter den Parteien) tauschen sich noch. Hr. Merz wird seine Partei, nein Union, noch zum Dackel der AfD… Weiterlesen »

Zuletzt bearbeitet 6 Monate zuvor von buri_see_kaeo
Rainer
6 Monate zuvor

Am Ende ist auch noch die Unterschrift vom Bundespräsidenten von Nöten.Der Mann freut sich,wie viele andere auch.

Rogg
6 Monate zuvor

Ey es ist Wahl…und es handelt sich um Politiker die sich nach den vermeintlichen Bürgerwünschen richten. Im Zweifel nach den Ansichten derer die seit Jahrzehnten getäuscht und um die Wahrheit betrogen wurden. Das nennt man Meinungsbildung für angepasste und geistige Tiefflieger. Ein Hund der sich in den Schwanz beißt. Der gemeine Wähler denkt doch nicht nach..er guckt mit einer Maß in der Hand am dicken Bauch runter, erfreut sich an seinem neuen E-mobilen SUV und denkt…lief doch super bisher…die wähle ich wieder. Und jetzt das Schlimmste…Kiffer die wählen sollen..!! Die Sorte Mensch, die zuletzt in Berlin zu tausenden zur Hanfdemo zusammenkam. ÄÄähhhh, nein… es waren gerade mal 600 Kiffer die es für wichtig hielten, für ihre Interessen einzutreten und aufzubegehren.… Weiterlesen »

Zuletzt bearbeitet 6 Monate zuvor von Rogg
buri_see_kaeo
6 Monate zuvor

Über die Jahrzehnte gab’s in der Lokalpresse hier so Rubriken/Leserbeteiligungen/… evtl. auch im NDR, weiss ich nicht mehr… Beispiele der Rubrik-Überschriften:
A-> “Man liest es nicht gern'”
B-> “Das muss doch mal gesagt werden”
Oder was von YT:
C->   J5CCkm752WQ
(schaut er grimmig drein der BassMan… is’ ja aber auch)
Und welchem Letter A, B oder C ordnet man welchem Absatz des Kommentars von Rogg zu?
Motivation oder machen lassen…
mfG  fE

Trec 0.1
6 Monate zuvor

Beratergruß:

dem Libanon hat MC Kinsey empfohlen auf/mit/durch und als grundsätzliche Einnahmequelle Hasch zu vertreiben um den Laden am Laufen zu halten. Dortige Bauern haben keine Ökokartoffeln…. .

zu der anstehenden Wahl:

@ “Christen” in der demokratichen und sozialen UNION:

… So glaubt Bennett, dass es unchristlich sei, Menschen wegen Cannabis-Konsums zu verfolgen. Immerhin sei Cannabis eine der Hauptzutaten des antiken Salböls gewesen, das Jesus erst zum Christus, dem Gesalbten, und seine Anhänger zu Christen machte. …

Fundort: Spiegel.

Wenn nun ein als Gesundheitsminister (Ministrare = Dienen) eingesetzter Jurist eine Faktenlage dermaßen negiert ist von allgemeinschädigenden Vorsatz auszugehen.
PS auch Unwissenheit schützt nicht.
MPU für Politiker.

Zuletzt bearbeitet 6 Monate zuvor von Trec 0.1