Samstag, 21. Januar 2023

Gutachten um des Gutachtens Willens

Bild: Archiv Su

Gutachten um des Gutachtens Willens. Das Gesundheitsministerium fordert Gutachten zur Cannabislegalisierung. 

Es klingt eigentlich schon absurd, aber es wurde von der Bundesregierung ein weiteres redundantes Gutachten in Auftrag gegeben. Das gemeinnützige Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD Hamburg) wurde vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und anderen Ministerien beauftragt, die geplante Legali­sierung von Cannabis in einem Gutachten wissenschaftlich zu beleuchten. Wie das Ärzteblatt am Mittwoch schrieb. 

Das Gutachten 

Das Gutachten soll bis zum 31. März 2023 vorliegen. Also, innerhalb von guten zwei Monaten soll das ISD Hamburg die Legalisierung von Cannabis evaluieren. Das Gutachten soll zwei Wochen vor Ablauf der Frist dem Bundesgesundheitsministerium vorgelegt werden, sagte Pro­jekt­leiter Jakob Manthey vom ISD Hamburg. Das Forscherteam hat bereits letztes Jahr einen Vorschlag für die Eckpunkte zur Cannabislegalisierung entworfen. Auf Grundlage dieses eingereichten Vorschlags hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Eckpunkte entworfen, welche dann in Brüssel vorgelegt wurden. 

Die Bundesregierung möchte Cannabis als Genussmittel für erwachsene Menschen legalisieren. Dafür wird allerdings die Legitimierung der EU-Kommission aus Brüssel benötigt. Es kann zu völkerrechtlichen und EU-rechtlichen Verstößen kommen, sollte die Bundesregierung Cannabis ohne höhere Entscheidungsträger legalisieren. 

Dieses von der ISD Hamburg erstellte Gutachten soll parallel zum Gesetzentwurf entstehen. Für die Formulierungen des Gesetzentwurfs ist das Bundesgesundheitsministerium verantwortlich. Lauterbach sagt, dass wenn es gut laufen würde, der Gesetzentwurf bereits in der zweiten Jahreshälfte im Bundestag eingereicht werden kann. 

Die Ziele

Konkrete Ziele der Cannabislegalisierung sind der Jugendschutz, Konsumentenschutz sowie die Verdrängung des Schwarzmarktes. Wie genau diese Ziele erreicht werden können, soll das ISD Hamburg ermitteln. Diese werden auf der Grundlage von wissenschaftlicher Literatur ermittelt. Das ISD und die Forscher kooperieren mit fünf Fachleuten aus Kanada, USA, Uruguay und der Schweiz. Diese Fachleute bringen ihre Erfahrung und ihre Expertise aus ihren jeweiligen Ländern mit. Die Cannabislegalisierung soll ein wissenschaftliches Fundament haben und auf der Grundlage von evidenzbasierter Forschung ausgestaltet werden. 

Die Probleme 

Die Forscher erstellten bereits eine Zusammenfassung des Projekts auf ihrer Website. Die Cannabislegalisierung wird „verschiedene Auswirkungen auf den Jugend- und Gesundheitsschutz, sowie auf die Entwicklung des illegalen Marktes haben“. Eine vorläufige Zusammenstellung der Literatur deute „insgesamt auf keinen sprunghaften Anstieg der Konsumprävalenz infolge der Cannabislegalisierung in Nordamerika und Uruguay hin“. Jedoch wird auch angemerkt, dass es bereits zu einem Anstieg von “Vergiftungen” und Aufnahmen in Notaufnahmen gekommen sei. Ebenfalls wird vereinzelt von einer Erhöhung von Verkehrsunfällen berichtet.

Letzteres ist besonders absurd, da berauschtes Fahren ohnehin ein Verkehrsdelikt ist. Unabhängig von der Legalisierung wird das Fahren von Kraftfahrzeugen unter Einfluss von irgendwelchen Substanzen, sei es Alkohol, Cannabis oder gar Heroin, weiterhin verboten sein. Der andere Punkt der “Vergiftungen” ist ebenfalls sehr schwammig. Im ICD-11 (ICD: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) werden Krankheiten und Diagnosekriterien festgelegt. Dort wird zum aktuellen Zeitpunkt nicht zwischen Phytocannabinoiden (natürliche Cannabinoide) und synthetischen Cannabinoiden unterschieden. Mit natürlichen Cannabinoiden ist eine Intoxikation quasi unmöglich, bei den synthetischen Cannabinoiden durchaus wahrscheinlich. Wenn jemand nun mit einer derartigen Intoxikation ins Krankenhaus kommt, geht das auch auf das Konto von dem natürlichen Cannabis. Deshalb hat die Aussage der “Intoxikationen” eine sehr schwammige Grundlage.

Fazit

Die Cannabislegalisierung ist längst überfällig. Die wissenschaftliche Literatur ist sich dessen seit Jahrzehnten sicher. Die Forschungsergebnisse sind ebenfalls eindeutig. Ein solches Gutachten ist redundant und somit Zeit – und Geldverschwendung. Allerdings möchte die EU-Kommission die Ergebnisse der Forschungsarbeiten 100 mal hören. Dieses Gutachten wird auch zu dem Ergebnis kommen, dass die Cannabislegalisierung der richtige Weg ist. Daher wird das ISD Hamburg dieses Gutachten um des Gutachtens Willens erstellen. Damit wird die EU-Kommission erneut die gleichen Ergebnisse hören welche schon etliche Male zuvor beschrieben wurden.

Ein Beitrag von Simon Hanf

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5 Kommentare
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Ernst Frühholz
1 Jahr zuvor

Ob Ichs noch erlebe legal ein Naturerzeugnis wie Cannabis zu konsumieren ???GSD werden wir immer älter….zum Trost ! :::Ps bin seit 1968 dabei…………..

Rainer
1 Jahr zuvor

Wenn das mit der Vergitungsmöglichkeit im Gutachten bleibt,oder vielleicht noch ähnliche Nachteile dazugesponnen werden,sinken die Chancen.

Rogg
1 Jahr zuvor

@Frühholz also zur Zeit bekommt man das Gefühl, als würde die nur nach Gründen gegen die Vernunft also die Legalisierung suchen. Die medizinischen wie sozialen Schäden bzw Probleme werden derart in den Vordergrund gestellt, als wären diese nicht längst Realität…wegen bzw trotz des Schwarzmarktes. Nur jetzt ist das Zeug unkontrolliert, verdreckt und verseucht auf dem Mark – Fakt. Die Mafia lacht sich kaputt anhand derart unsinniger Diskussionen., Selbst wenn sich nur 2/3 der Kiffer auf dem legalen Markt bedienen würde, wäre es ein Gewinn für die Gesellschaft. 2/3 sauberen Stoff wäre eine gigantische Reduktion der Risiken für alle…vor allem für die Jugendlichen und gesundheitlich angeschlagenen Kiffer…auch Patienten genannt. Ohne vom Kapitalismus geprägten Staat, läßt es sich viel billiger konsumieren, insbesondere… Weiterlesen »

Haschberg
1 Jahr zuvor

Ausgerechnet bei einer der ältesten Kulturpflanzen, die schon seit Jahrtausenden überaus erfolgreich von allen möglichen Völkern dieser Erde zu den unterschiedlichsten Zwecken gebraucht wird, ist man noch immer dabei, irgendwelche Gutachten von irgendwelchen sogenannten “Fachleuten” erstellen zu lassen. Fragt doch endlich mal die Leute, die sich damit auskennen, nämlich so uralte Kiffer wie mich, die können euch ganz genau sagen, was es mit dieser wunderbaren Heilsubstanz auf sich hat. Ich jedenfalls fühl mich pudelwohl mit Hilfe dieser wahrhaft göttlichen Pflanze, die gerade alten Menschen so unglaublich gut tut und die man auf so unterschiedliche Weise konsumieren kann. Ausgerechnet in einem Land, wo jeglicher Dreck, egal wie gefährlich er auch ist, in unzähligen Variationen überall legal angeboten wird, sträubt man sich… Weiterlesen »

Rogg
1 Jahr zuvor

@ Haschberg
Diese Gutachten gibt es doch zur Genüge…Sie interessieren nur nicht, da legal….Stattdessen sucht und findet man anderes…illegales…mit Gewalt kriminalisiertes Weed.
Da braucht man sich dann auch nicht rechtfertigen…man führt ja nur Befehle aufgrund abartiger Gesetze aus…war in Deutschland schon immer ein Freibrief für staatliche Verbrechen und Verbrecher. Da der Lauterbach und co noch nicht mal entkriminalisieren wollen, zweifle ich an deren ehrlichen Intentionen dies bezüglich.