Dienstag, 19. April 2022

LSD Geschichte und Forschung

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Bild: freeimages / bugdog

Heute vor 79 Jahren am 19.04.1943 hatte Albert Hofmann den ersten LSD-Trip der Menschheit. Zeit um einen Blick auf die Geschichte und Forschung des LSD zu werfen.

Geschichte des LSD

Die Entdeckung der psychoaktiven Wirkung des LSD (Lysergsäurediethylamid) grenzt an ein Mysterium. Albert Hofmann (Chemiker bei Sandoz) hatte Ende der 1930er nach einem Mittel für Herzinsuffizienz gesucht. Die aus dem Mutterkorn extrahierte Lysergsäure zeigte hier großes Potenzial. Hofmann experimentierte mit dem Molekül und synthetisierte mehrere Derivate. Das fünfundzwanzigste Derivat welches zunächst nicht die gewünschte Wirkung hatte, nannte er LSD-25 und stellte es zunächst ins Regal. Mehrere Jahre später, Anfang April 1943 schaute sich Hofmann erneut die Derivate an. Bei LSD-25 gefiel ihm die chemische Struktur. 

Er hohlte die Substanz aus dem Regal um sie erneut zu untersuchen. Hofmann, der normalerweise sehr vorsichtig arbeitete, machte dabei allerdings einen Fehler und ein kleiner Teil der Substanz landete in seinen Augen. 

Er hatte leichte visuelle Effekte die ihm zunächst überraschten aber auch Neugierig machten. 

Am 19.04.1943 war es dann so weit. Albert Hofmann wog 250 Mikrogramm des LSD ab und nahm diese ein. In der Psychonautik gelten 75-100ug als Anfängerdosis. Hofmann hat somit das circa dreifache eingenommen. Die Effekte traten auf der Fahrradfahrt nach hause ein. Er war so sehr von den Effekten überwältigt, dass ihn sein Assistent nach Hause begleiten musste. 

Zuhause lag sich Hofmann ins Bett und erlebte den ersten richtigen LSD-Trip der Menschheit. Diese zugleich faszinierende aber auch beängstigende Erfahrung ließ ihn schon damals ein großes medizinisches Potenzial der Substanz vermuten. Er hatte damit mehr als nur Recht. 

In den 1960er Jahren fand an der Harvard University unter Leitung von Professor Timothy Leary das Havard Psilocybin Project statt. Man gab schwerkranken Menschen LSD/Psybilin in der Hoffnung ihr Leiden und ihre Todesangst zu therapien. Damals waren die Ergebnisse schon sehr beeindruckend. 

Allerdings kristallisierte sich sehr schnell das Konzept von Set und Setting hervor. 

Ärzte gaben den Menschen LSD als sie im Krankenbett in einem normalen Krankenhaus lagen und ließen sie allein. Viele der Patienten hatten einen sogenannten Bad Trip. Ein Alptraumhafter Zustand der sich so anfühlt als würde er nie enden. 

Die Forscher entschieden sich die Patienten in einen extra dafür angefertigten Raum zu legen. Patienten sahen nun keine kahle Wand mehr sondern bunte Bilder in einem gemütlichen Raum. Diese Tripräume waren zumeist mit Kissen und Decken ausgestattet und inspirierende Musik lief im Hintergrund. Die Entscheidende Änderung war allerdings die Anwesenheit eines psychedelischen Psychotherapeuten. Dieser Therapeut beschäftigte sich ausführlich mit dem Patienten. Am Tag vor der Erfahrung wurde der Patient ausführlich aufgeklärt und am Tag danach gab es eine Besprechung der Erfahrung. Die Erfahrung und die Erkenntnisse des Patienten sollten in den Alltag integriert werden. Der Therapeut war am Tag der Erfahrung beim Patienten, ließ ihn die meiste Zeit für sich konnte aber bei schwierigen Phasen im Trip dem Patienten zur Seite stehen.

Deshalb gilt heute Set und Setting als Grundlage. Nehme eine psychedelische Substanz nur ein wenn es dir psychisch gut geht, du in einer Umgebung bist in der du dich wohlfühlst sowie eine Person an deiner Seite hast der du vertraust. Im Idealfall hat diese Person bereits Erfahrungen mit Psychedelika gehabt und weiß wie sie dir in schwierigen Phasen der Erfahrung zur Seite stehen kann.

Welche Effekte hat LSD?

LSD sorgt circa 2 Stunden nach der Einnahme für visuelle Veränderungen. Dies äußert sich in geringeren Dosierungen durch eine intensivere Farbwahrnehmung, veränderte Größenwahrnehmung sowie synästhetischen Erfahrungen. Dabei kann der Konsument Musik sehen oder Farben riechen. Die Sinneseindrücke vermischen sich. 

Im späteren Verlauf der Erfahrung kommt es zu einer inneren Einsicht. Die aufgebauten Mauern im Unterbewusstsein werden eingerissen und der Konsument ist mit seinem Unterbewusstsein verbunden. Diese aufgebauten Mauern brauchen wir um zu überleben allerdings blockieren sie unseren mentalen Fortschritt. 

Ein Mensch welcher eine Krebsdiagnose bekommen hat, ist zumeist mit dieser Diagnose schwer überfordert, erst recht wenn es eine schlechte Prognose gibt. Viele Menschen wollen sich daher nicht damit auseinander setzen. LSD zwingt den Menschen sich mit den psychischen Auswirkungen der Diagnose auseinanderzusetzen. 

Hierbei liegt sowohl das Potenzial als auch das Risiko von LSD und Psychedelika allgemein. Ein Mensch welcher eine schwierige Herausforderung vor sich hat oder schwere Traumata erlebt hat wird dann mit voller Wucht während der Erfahrung damit konfrontiert. 

LSD macht allerdings nicht abhängig und hat Aufgrund der intensiven und anstrengender Wirkung ein sehr geringes Potenzial es am nächsten Tag wiederholen zu wollen. Ein LSD-Trip kann wie Bergsteigen sein, sehr anstrengend und sobald man am Gipfel angekommen ist man überwältigt. Aber genau wie die meisten Menschen nicht täglich bergsteigen wollen, wollen und werden die wenigsten Menschen häufig LSD nehmen. Auch die schnelle Toleranzentwicklung spricht dagegen. Um am zweiten Tag die selbe Wirkung zu haben wie am ersten braucht man die circa 2,5 fache Dosis. Nach einer Woche würde der LSD-Trip dementsprechend mehrere Tausend Euro kosten Aufgrund der schieren Menge.

Im Beisein von einem Therapeuten wurden fantastische Ergebnisse erzielt. Todkranke Menschen, Menschen mit Suchterkrankungen sowie Menschen mit schweren Depressionen konnten sich von ihren psychischen Leiden befreien oder die Bedeutung ihre Krankheit ändern. 

So gibt es zahlreiche, in Studien verifizierte, Nachweise von Menschen die unglaubliche Ergebnisse erzielt haben. So gibt es Menschen mit Alkoholismus welche ihren Alkoholkonsum stark reduzieren konnten oder sogar komplett beenden konnten. Schwer Depressive Menschen die zum ersten Mal seit Jahren wieder lächeln können und von der Schönheit der Natur gerührt sind. Es gibt Menschen die ihren Tod komplett akzeptieren konnten oder sogar mit einem Lächeln sterben konnten.

Der Schriftsteller Aldous Huxley war ein großer verfechter von Psychedelika. Er erkrankte an Krebs und nahm an seinem Todestag im Beisein seiner geliebten Frau LSD ein. Laura Huxley berichtete der Presse das ihr Mann den schönsten Aller Tode starb.

Wirkweise (simplifiziert)

LSD dockt am 5HT-2A-Rezeptor (5-Hydroxytyramin bzw. Serotonin) an. Durch die spezifische Bindung an diesem Rezeptor werden die typischen Wirkungen erzeugt. Die klassischen Psychedelika (LSD, Psilocybin, DMT) wirken alle am 5HT-2A Rezeptor nur an unterschiedlichen stellen. Das besondere an LSD ist, dass es durch die spezifische Struktur im Rezeptor eingeschlossen ist. Dies kann sich wie ein Deckel vorgestellt werden. Der Rezeptor hat eine Lücke, das LSD-Molekül bindet sich an diese Stelle und der Rezeptor schließt dann das LSD-Molekül ein. Dadurch erklärt sich bei LSD die lange Wirkdauer von bis zu 12 Stunden. 

Der 5HT-2A Rezeptor ist G-Protein gekoppelt, d.h. er wirkt nicht direkt sondern er bildet ein Molekül aus, welches aus drei Untereinheiten besteht. Je nachdem wie das Molekül an dem Rezeptor andockt kommt es zu einer anderen Expression des G-Proteins und einer anderen Wirkung.

LSD – Forschungschemikalien

Es gibt einen legalen Markt für LSD-Derivate. Ähnlich wie bei den synthetischen Cannabinoiden gibt es diese Derivate legal im Internet zu kaufen. Und das ist ein großes Problem.

LSD wird verboten, also gibt des AL-LAD, AL-LAD wird verboten also gibt es 1p-LSD, 1p-LSD wird verboten also gibt es 1cp-LSD, 1cp-LSD wird verboten und es gibt 1v-LSD. Dieses Spiel geht auf ewig so weiter, mit allen anderen Molekülen auch. Die chemischen Möglichkeiten sind endlos. Die Lysergsäure lässt sich modifizieren und dockt dennoch am 5HT-2A Rezeptor an und entfaltet dort die psychedelische Wirkung. Das Neue psychoaktive Stoffe Gesetz (NpSG) kann keine gesamten Stoffgruppen verbieten. Das wäre wissenschaftlich absoluter Unsinn. Zumindest das, hat unsere Regierung anerkannt.

Jedoch werden weiterhin neue Substanzen synthetisiert und legal im Internet verkauft. Jedes Kind kann auf das 18+ Feld klicken und mit der Kreditkarte des Vaters sich “Forschungschemikalien” bestellen. Die Hersteller schreiben eine “Nicht zu Verzehr geeignet” – Warnung auf die Packung und verkaufen diese dann offen im Internet ohne sich rechtlich zu belasten. Das ist nicht nur kein Jugendschutz sondern das ist jugendlichen ungetestete Substanzen frei zur Verfügung zu stellen. Es ist hier eher ein Jugendschutz bei Alkohol als bei Forschungschemikalien vorhanden. 

Anstatt eine Substanz bei der es klare Forschungsergebnisse gibt zu regulieren entscheiden sich die Regierungen dieser Welt für ein Spiel welches sie nicht gewinnen können.

Am 1.07.2022 erscheint die neue Iteration des NpSG. Hier könnte das neue 1V-LSD drauf stehen. Auch wenn der Hersteller Lizard Labs nicht garantieren kann, dass es schnell ein neues Derivat auf dem Markt gibt, sind sich doch die meisten einig, dass es nicht lange dauern wird bis eine neue Alternative auf dem Markt ist. Und das Spiel geht in eine neue Runde.

Cannabinoide können auch psychedelisch Wirken und in der psychedelischen Psychotherapie eingesetzt werden.

Ein Beitrag von Simon Hanf

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3 Kommentare
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Rainer
2 Jahre zuvor

Einmal habe ich vor 41 Jahren die volle LSD Erfahrung gemacht.Ich bin froh,daß lch weiß wie das ist.Nochmal würde ich das nicht wiederholen,obwohl es einigermaßen gut ausgegangen ist.

Hans Dampf
2 Jahre zuvor

Ja, Trips sind keine Smarties.
Und auch keine sogenannten Partydrogen. Der Konsum will gut überlegt sein.

Ramon Dark
2 Jahre zuvor

Danke für den interessanten Artikel. Habe mit LSD, Psilocybin und anderen psychedelischen Substanzen ebenfalls sehr tiefgreifende sprituelle und tiefenpsychologisch wichtige Erlebnisse gehabt und kann diesen Artikel hinsichtlich dieser Substanzen nur bestätigen. So pflegeleicht wie die ebenfalls psychedelischen Hanfprodukte sind sie natürlich nicht. Vorteilhaft ist wirklich eine gute Vorbereitung des Settings (z.B. auch durch vorherige, individuell angepasste Reinigungsrituale wie beispielsweise Schwitzhütten, Fasten oder Halbfasten, persönlich ausgerichtete Einstimmungsmeditationen und -gespräche usw.), die Wahl des passenden Settingrahmens, -ortes und -zeitpunktes sowie die passende Reisebegleitung. Fortgeschrittene können sich dann mit einiger Vorsicht auch mal alleine auf den Weg machen und kommen trotzdem unbeschadet zurück. Manchmal klappts auch spontan, aber das ist ein Lotteriespiel. War bei so einer Aktion vor ca. 40 Jahren mal 2… Weiterlesen »