Freitag, 8. April 2022

Drug Nation – Das Versagen der Drogenpolitik

WarOnDrugs5
Bild: Archiv

Die weltweite Drogenpolitik spaltet die Gesellschaft und führt zu Leid. Die Doku Drug Nation – Das Versagen der Drogenpolitik klärt darüber auf.

Die Youtuber David und Jonas vom Youtube-Channel Simplicissimus haben in Zusammenarbeit mit dem SWR eine Dokumentation über die katastrophale Drogenpolitik gedreht. 

In der Doku wird die Geschichte des Drogenverbots sowie die Auswirkungen auf die heutige Gesellschaft beschrieben. Ebenfalls werden Modelle vorgeschlagen, wie die Politik und die Gesellschaft den Umgang mit Drogen und Drogenkonsumenten humaner gestalten kann. 

Es werden in der Dokumentation mehrere Protagonisten interviewt. Neben Sozialarbeitern, Hilfsorganisationen für Suchtkranke sind auch CDU-Politiker, Suchtexperten sowie auch der ehrenwerte Richter Andreas Müller dabei. Experten wie Prof. em. Sebastian Scheerer, Prof. Heino Stöver, geben ihre Ansichten über die fatale Drogenpolitik preis.

Geschichte

Coca Cola enthielt Kokain und der Mariani Wein war eine Mischung aus Kokain und Wein. Beides waren sehr beliebte Getränke Anfang des 20. Jahrhunderts. Deutschland war der Hauptproduzent von Kokain und Menschen konnten in die Apotheke gehen uns sich Kokain, Cannabis, Heroin und auch Opium rezeptfrei kaufen. 

Der Bischof Charles Brent auf den Philippinen hatte ein Problem mit dem Opium-Konsum der dortigen Einwohner. Er startete eine Hasskampagne die sich wie ein Lauffeuer auf der ganzen Welt ausgebreitet hat. Opium wurde mit Rückendeckung des Weißen Haus und Präsident Theodore Roosevelt zuerst in Asien dann weltweit verboten.

Deutschland unterschrieb das erste Opiumabkommen von 1912 im Rahmen des Versailler Vertrags erst 1919. Diese legte strengere Regeln für den Handel mit Opium und Kokain festlegte. Da Deutschland zu diesem Zeitpunkt viel Geld mit Kokain und Heroin verdiente, wurde das Abkommen nur misswillig unterschrieben.

Das zweite Opiumabkommen (1928) wurde von Deutschland 1929 verabschiedet. In diesem Abkommen wurden die meisten Drogen wie Heroin Kokain und Opium quasi weltweit verboten.

In den USA gab es in den 1930er Jahren unter Harry J. Anslinger eine rassistische Kampagne gegen die Afroamerikanische und Mexikanische Bevölkerung, da diese Cannabis konsumierten. Laut Experte Prof. em. Sebastian Scheerer, kann man nicht verbieten schwarz zu sein, man kann aber kulturelle Eigenschaften verbieten. Da in der Afroamerikanischen und Mexikanischen Kultur Cannabis stark vertreten ist, verbot man Cannabis um gegen diese Bevölkerungsgruppen vorzugehen. 

Aktueller Stand

Viele konservative Politiker wie Christoph Ploß (CDU) gehen immer noch davon aus, dass der Drogenkonsum im Falle einer Legalisierung steigt. Das ist wissenschaftlicher Unsinn. Die Legalität einer Substanz hat keinerlei Einfluss auf die Menge welche konsumiert wird. In Portugal wo alle Drogen entkriminalisiert wurden, ist der Konsum der illegalen Drogen deutlich geringer als in Deutschland.

2020 sind in Deutschland 1581 Menschen an den Folgen des Drogenkonsums gestorben. Hauptursache waren Überdosierungen mit Opioiden insbesondere Heroin. Da bei Heroin der Wirkstoffgehalt schwankt, kann es von Konsumenten nicht eingeschätzt werden, wie hoch der Wirkstoffgehalt der Substanz ist. 

Viele der anderen Toten gehen auf die Kosten von gefährlichen Streckmitteln, wie Haarspray, Glassplitter. 

Auf dem Schwarzmarkt gibt es keinen Verbraucherschutz, keine Qualitätskontrollen, keinen Jugendschutz und keine Inhaltsangaben. 

Rainer Wendt (DPolG) sieht dies anders und möchte Drogentote durch weniger Drogen verhindern. Er fordert bessere Grenz – und Einfuhrkontrollen. Aktuell kann die Polizei nur ca. 1-2% aller Drogen sicherstellen. Der Rest landet in den Körpern der Konsumenten. Er möchte ebenfalls Konsumenten von illegalen Drogen weiter strafrechtlich verfolgen.

Der Handel mit illegalen Drogen im DarkNet boomt. Dort kann jedes Kind ganz einfach an illegale Drogen kommen. Das DarkNet ist eine Hydra. Schließt die Polizei eine Seite, tauchen zwei neue auf.

Drogenkonsum ist nicht asozial und Drogenkonsumenten sind keine Versager sondern ein Teil der Gesellschaft. Drogenkonsumenten als “Kiffer”, “Kokser” und “Junkies” zu bezeichnen führt nur zu Ausgrenzung und Leid.

Richter Müller warnt vor der Signalwirkung Menschen als “Böse” zu bezeichnen und sie an den gesellschaftlichen Rand zu stellen, nur weil sie eine andere Droge als Alkohol konsumieren. 

Drogenkonsum gehört seit jeher zu der Menschheit und wird auch immer ein Teil der Menschheit bleiben. Eine selektive Strafverfolgung für bestimmte Substanzen schadet vor allem den Konsumenten. Die aktuellen Regierungen überlassen schwerkriminellen Kartellen den Drogenhandel die eine blutige Spur hinter sich lassen. 

Bei Drogenkonsum gibt es eine wissenschaftliche Theorie (GCDP – 2014) wie Drogen reguliert werden sollten. Sind Drogen zu locker führt dies zu einer Verharmlosung und die Droge steht in jedem Supermarkt und der Schaden für den Konsumenten steigt. Verbietet man die Drogen entsteht der Schaden durch die mangelnde Regulation. Eine Freigabe aller Drogen könnte hier die goldene Mitte sein bei der der gesellschaftliche und finanzielle Schaden am geringsten ist.

Fazit

Die Conclusio der Dokumentation ergibt, dass die aktuelle Drogenpolitik wie sie weltweit durchgeführt wird, keinerlei wissenschaftliche Grundlage hat. Es wird eine, dem wissenschaftlichem Zeitgeist gerechte Drogenpolitik gefordert. Drogen wie Alkohol und Tabak sollten nicht in jedem Supermarkt verkauft werden, oder gar (wie bei Alkohol) dafür geworben werden dürfen. Es bedarf eines Präventions- und Aufklärungsapparat der erwachsene Menschen über die Nutzen und Risiken der Droge ihrer Wahl aufklärt. 

Drogen wie Kokain, Methamphetamin (welches in den USA immer noch als Medikament verschrieben werden darf) und Heroin sollten nicht verboten sein. Allerdings auch nicht neben der Schokolade im Supermarkt verkauft werden. 

Es braucht klare Kennzeichen auf der Verpackung mit Warnungen über die Droge. Dasselbe hat bei Tabak und Zigaretten auch funktioniert. Die Abgabe muss dementsprechend in lizenzierten Fachgeschäften mit geschulten Fachpersonal erfolgen. Ein Werbeverbot ist hierbei essentiell. 

Menschen konsumieren unabhängig von der Legalität Drogen. Das einzige was wir als Gesellschaft tun können ist Aufklären und Menschen Zugang zu korrekt dosierten reinen Produkten zu verschaffen. Stigmatisierung, Ausgrenzung und Strafe sorgen für keinerlei Verbesserung sondern drängen das Problem nur in den Untergrund. Prof. Heino Stöver hält einen verantwortungsbewussten Umgang mit Drogen für möglich. Das spiegelt sich auch in der Forschung wieder. Jeder aufgeklärte erwachsene Mensch kann drogenmündig werden und bewusst entscheiden welche Drogen er konsumieren möchte.

Es ist Zeit für eine kopernikanische Wende in der Drogenpolitik.

Ein Beitrag von Simon Hanf

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6 Kommentare
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Haschberg
1 Jahr zuvor

Unsere gesamte Drogenpolitik ist schon seit mehreren Jahrzehnten ein einziges, ins krasse Gegenteil verdrehtes Absurdum. Ausgerechnet die Substanzen, die am Schädlichsten und Tödlichsten sind (nämlich Alkohol und Tabak), werden legal abgegeben. Der Umgang mit anderen Sustanzen jedoch, die weitaus ungefährlicher sind, wird mit strengen willkürlichen Verboten bis zu langjährigen Haftstrafen geahndet. Das wäre ungefähr so, als würde man einen Mörder generell nur noch mit einer Geldstrafe belegen, einen Schwarzfahrer dagegen gleich zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilen. Besonders wir Hanfkonsumenten sollten uns einen solchen abscheulichen und menschenfeindlichen Anachronismus im 21. Jahrhundert nicht länger gefallen lassen und um unser im Grundgesetz verankertes Recht auf körperliche und geistige Freiheit kämpfen. CANNABIS IST EINE DER ALLERBESTEN SUBSTANZEN UND DESHALB WERDEN WIR ES AUCH WEITERHIN… Weiterlesen »

Mary Jane's Pussylover
1 Jahr zuvor

Die alten Kiffhasen unter uns bringt die Doku nicht zu neuen Einsichten, aber viel wichtiger wäre es doch die Skeptiker mit gut gemachten Beiträgen vielleicht doch noch für die Sache zu gewinnen.
Bei den ersten 10 Minuten dachte ich mir, toll gemacht,
aber sollten halt die Richtigen sehn.

Smile Indica
1 Jahr zuvor

Was wollen wir von einer korrupten und zu gekoksten Politik erwarten?

Rainer
1 Jahr zuvor

Das Versagen der Rauschsubstanzpolitik war und ist der Grund zB.Cannabis zu legalisieren.Mit den Gründen sollten wir uns ausreichend befaßt haben.Jahrzehntelang durchgekaut,scheinbar werden diese aber erst jetzt bekannt.

Substi
1 Jahr zuvor

Man sollte diese Doku in der Schule zeigen!

Ramon Dark
1 Jahr zuvor

Sehr gute Doku, danke. Im Kapitel “Geschichte” ist allerdings ein kleiner Fehler hinsichtlich des Opiumabkommens passiert: Das erste Opiumabkommen war wie angegeben 1912 im Verlauf der ersten Opiumkonferenz entstanden und damit vor dem ersten Weltkrieg (mit freiwilliger Beteiligung von Deutschland). Es enthielt eine Vereinbarung über die strenge Kontrolle der Erzeugung, des Handels und des Konsums von Opiaten und Kokain, die nicht in allen beteiligten Ländern konsequent durchgesetzt wurde. Nach dem ersten Weltkrieg entstand unter den im Text genannten internationalen Druck auf Deutschland im Jahr 1925 auf der zweiten Opiumkonferenz das zweite neugefasste Opiumabkommen, welches 1928 in Kraft trat und diesmal richtige Verbote enthielt. Darin war auch das erste Mal Cannabis miteinbezogen worden.