Samstag, 29. Januar 2022

Legalisierung für Reiche

Legalisierung für Reiche

Beitrag von Henrick Aulbach

Millionen Kiffer in Deutschland atmeten erleichtert auf, als sie die Nachricht erhielten, dass Cannabis auch in Deutschland legalisiert werden soll. Die Euphorie dieser ersten Nachricht verging jedoch ziemlich schnell, als man sich den anschließenden Prozess anschaute. So steht es beispielsweise in den Sternen, bis wann die Legalisierung erfolgen wird. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Probleme, die mit einer Legalisierung gelöst werden müssten. So steht insbesondere die Frage im Vordergrund, wie die Führerschein-Problematik mit Cannabis in Zukunft gelöst werden soll. Auch wirft der Deutsche Hanfverband die Frage auf, was mit dem privaten Eigenanbau von Cannabis gesetzlich passieren soll. Dabei wirft Georg Wurth vom Hanfverband eine grundlegende Frage auf: Wem genau nützt die Legalisierung in Deutschland? Ist die Legalisierung für Reiche?


Growing rettet Leben


Sein eigenes Cannabis zu growen, ist für viele Patienten und Konsumenten lebenswichtig. Besonders Patienten sehen im Growing eine günstige Möglichkeit, sich ihr Cannabis zu beschaffen und die Kontrolle über die Qualität zu wahren. Auch Freizeitkonsumenten kann das Anpflanzen insofern retten, als dass sie hierdurch immense Summen an Geld sparen können.
Die Kritik geht dahin, dass eine Legalisierung von Cannabis ohne eine Legalisierung des eigenen Anbaus zahlreichen weniger verdienenden Menschen nicht weiterhelfen wird. Viele Millionen Menschen in Deutschland sind darauf angewiesen, ihr eigenes Cannabis anzubauen, da sie es sich preislich einfach nicht anders leisten können.
Es entsteht hierdurch zurecht der Verdacht, dass der deutsche Staat eine Legalisierung für Reiche plant. Ob dadurch der Konsum eingedämmt werden soll oder einfach die Qualität gewährleistet, kann keiner genau sagen. Wir wollen im Folgenden jedenfalls betrachten, inwiefern die Legalisierung auf reiche Menschen ausgelegt sein könnte und was Menschen mit weniger Geld dagegen unternehmen können.


Der Deutsche Hanfverband hilft


Vorab soll gesagt sein, das du dich gerne der Mission des Deutschen Hanfverbands anschließen kannst. Stellvertretend für den Hanfverband kämpft der Geschäftsführer Georg Wurth intensiv für eine Legalisierung des privaten Anbaus. Unterstütze also gerne den Deutschen Hanfverband, betreibe Aktivismus wie er dort vorgeschlagen wird und hilf dem Verein dabei, auch den Eigenanbau in Deutschland zu legalisieren.


Wie geht es ohne Growing weiter?


Damit wir beleuchten können, wie gut Menschen mit weniger Geld bei einer Legalisierung davonkommen, wollen wir das Growing erstmal außen vor lassen. Nach der jetzigen Lage scheint der Eigenanbau nicht im Rahmen der Legalisierung ebenfalls erlaubt zu werden. Würde der Eigenanbau gestattet, würde sich hiermit eine preisgünstige Möglichkeit offenbaren, an Cannabis zu gelangen. Ansonsten müssen jedoch ärmere bzw. Menschen mit normalem Einkommen entweder den nach wie vor illegalen Schwarzmarkt aufsuchen und damit in der Unwissenheit leben, was genau in dem Cannabis steckt oder eben die teuren lizenzierten Fachgeschäfte aussuchen.
Den Vertrieb und die Logistik von Cannabis in Deutschland übernimmt die staatliche Cannabisagentur. Dabei vertreibt diese Cannabis zurzeit an Apotheken zu einem Festpreis von 4,30 € je Gramm, wobei dieser Preis ungefähr im Fall einer Legalisierung übernommen werden soll.
Hier tritt bereits das erste Problem auf. Produzenten und Lieferanten von Cannabis könnten auf dem Schwarzmarkt doppelt so viel Geld machen, da in Deutschland der Kurs für Cannabis prinzipiell 10 € auf dem Schwarzmarkt beträgt. Es besteht also eine gute Möglichkeit, dass Lieferanten und Hersteller von Cannabis auf den illegalen Markt ausweichen, um Profite zu maximieren.


Die Preise im lizenzierten Fachgeschäft


In lizenzierten Fachgeschäften, in denen der Verkauf in Deutschland stattfinden soll, soll deutsches Cannabis für rund 10 € pro Gramm erworben werden können. Höchstwahrscheinlich wird hier schlussendlich ein Preis von rund 12 bis 13 € angesetzt. Bei importierter Ware aus dem Ausland, auf welche Deutschland vermutlich zu großen Teilen angewiesen sein wird, da Produktionsstätten hierzulande so gut wie gar nicht laufen, können Preise um die 20 € vom Endkonsumenten fällig werden.
Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, dem man beim Thema Kiffen eigentlich nicht zuhören sollte, vertritt hierhingehend eine ganz interessante Meinung. Er meint, dass der illegale Handel mit billigeren Produkten aufblühen würde. Von ihm stammt der Leitgedanke, dass Reiche und wohlhabende ältere Menschen die lizenzierten Fachgeschäfte besuchen, während Geringverdiener und Jugendliche nach wie vor zu einem Dealer gehen müssen. Hierfür würden einfach die Preise sorgen, zumal Dealer auf ganz billiges Cannabis umsatteln würden, um damit die Marktnische für günstiges Hanf zu füllen und ihren Verdienst zu sichern.


An dieser Stelle kommt die Frage auf, welche Sorte Hanf auf der Straße vertrieben wird. Wird bspw. gespicter Hanf verkauft, welcher also mit synthetischen Cannabinoiden versetzt wurde, drohen den Konsumenten große Gefahren. Wird allerdings stattdessen cleanes Ott auch auf den Straßen getickt, wären die Folgen gar nicht so markant. Sehr problematisch ist nur, dass man eben nicht genau Bescheid wissen kann und dass die Legalisierung des Staates genau dieser Unwissenheit entgegenwirken wollte.
Aus diesem Grund bleiben zwei Hoffnungen bestehen, wie die Legalisierung für Reiche noch unterbunden werden kann. Zum einen müsste einfach der Eigenanbau legalisiert werden, da hierdurch Reich und Arm gleichermaßen ihr eigenes Ott nach Belieben anbauen könnten. Ansonsten sollte der deutsche Staat viel darauf setzen, möglichst günstiges Cannabis anbieten zu können. Erst wenn der legale Markt effektiv mit dem Schwarzmarkt preislich und qualitativ konkurrieren kann, erfüllt der deutsche Staat langsam sein Ziel des Jugendschutzes und der Eindämmung des Schwarzmarktes. Hierfür müsste bspw. die innerdeutsche Produktion massivst expandieren und Auflagen müssten erleichtert werden, um eine günstigere Produktion zu ermöglichen.


Was heißt das für Geringverdiener?


Der Begriff des Geringverdieners muss hier sehr relativ verstanden werden, da man immer das eigene Einkommen in Relation zum eigenen Cannabiskonsum betrachten muss und hier eben einschätzen, ob anschließend noch viel Geld übrig bleibt. Wer vergleichsweise wenig Geld übrig hat hat, kommt bei einer Legalisierung gut davon, wenn schnell und flächendeckend günstiges deutsches Cannabis vorhanden ist. Da in Deutschland jedoch bisher gerade einmal drei Anbaulizenzen ausgeteilt wurden und gerade einmal eine Anlage eine kleine Ernte erbringen konnte, steht es um das deutsche Cannabis wirklich schlecht. Vermutlich wird zu Anfang der Import große Teile des Marktes bedienen müssen, wobei dieser entsprechend teuer sein wird.


Wer zum jetzigen Zeitpunkt mit einem Konsum für einen 10er-Kurs schwer über die Runden kommt, wird es bei den zukünftigen legalen Preisen nicht leichter haben. Freuen kannst du dich dann immerhin darauf, dass dir dein Baggy mit wenigen Gramm kein Strafverfahren einbringen wird. Dafür wird bei weniger verdienenden Menschen leider noch lange Zeit die Unwissenheit beim Konsum bestehen bleiben und gegebenenfalls werden schädliche Streckmittel öfter auftreten, damit Straßendealer noch besser den Kreis der Fachgeschäfte unterbieten können. Helfen kann hier eine umfassende innerdeutsche Hanfproduktion, welche nicht mehr derart strenge Sicherheitsauflagen erfüllen muss.


Abschließende Gedanken


Es ist natürlich bereits eine Freude, dass Pläne zur Legalisierung in Deutschland aktiv laufen. Leider gibt es jedoch in Verbindung mit der Cannabis-Gesetzgebung in Deutschland noch zwei weitere Probleme, die einer Lösung bedürfen. So muss beispielsweise das preisliche Problem möglichst schnell gelöst werden, damit auch günstiges Ott in deutschen Fachgeschäften vertrieben werden kann. Darüber hinaus muss eine Lösung für den Eigenanbau gefunden werden, da Patienten und Freizeitkonsumenten, die einen hohen Bedarf haben, ansonsten in eine wirtschaftlich schwierige Lage gezwungen werden. Anschließend gilt es nach der finanziellen Problematik der Legalisierung die Probleme mit dem Führerschein anzugehen, wobei man hier nur hoffen kann, dass das möglichst schnell geschieht.

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9 Kommentare
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Fred
2 Jahre zuvor

Das Problem mit dem Eigenanbau sehe ich ehrlich gesagt nicht. Wenn der Besitz von Gras in einer bestimmten Menge erlaubt ist, kann es keine Rolle spielen, ob ich diese Menge legal gekauft oder angebaut habe. Es kommt halt auf die erlaubte Menge an, die ich legal besitzen darf. Im med. Bereich liegt die Grenze bei 100000mg THC, was in etwa 100 Gramm Gras mit 10 % THC ( oder 50 Gramm mit 20 % ) entspricht. Eine ähnliche Vorgehensweise mit vielleicht anderen Mengen wird es ziemlich sicher auch beim legalisierten Konsum geben. Dieser Zusammenhang ist vielleicht auch der Grund, warum der EAnb. Bisher nicht erwähnt wurde. Er braucht wahrscheinlich nicht separat erlaubt werden, oder kann bei einer legalisierten Besitzmenge nicht… Weiterlesen »

Haschberg
2 Jahre zuvor

Für Leute mit wenig Geld wäre die Option des Selbstanbaus sicherlich besonders interessant.
Es darf einfach nicht sein, dass mit einer so altbewährten, vielfältigen Heilpflanze, die eigentlich schon aus moralischen Gründen jedem auf Wunsch zur Verfügung stehen sollte, einseitig Profit gemacht wird.
Gerade ärmere Menschen haben ohnehin schon ein schweres und oft kürzeres Leben mit vielen Entbehrungen.
Dann gönnt ihnen wenigstens ihre schönen Träume im besinnlichen THC-Rausch!
Man sollte sogar soweit gehen und z.B. für Hartz4 – Empfänger und arme Rentner nur einen symbolischen Mindestpreis verlangen, da es sich um eine ausgewiesene Heilpflanze handelt, die gesundheitliche Vorzüge beinhaltet.
In solchen prekären Fällen könnten auch durchaus die Krankenkassen einspringen, allerdings ohne die bislang gängigen Hürden und Fallstricke des Gesetzgebers.

Rainer
2 Jahre zuvor

Wenn jeder über 18 bis zu vier Pflanzen selbstbestimmt anbauen darf,haben wir hier nach zwei Jahren eine große Überproduktion. Es würden immer mehr und die Läden könnten einpacken.Wozu kaufen,wenn man sich mit entsprechenden Kenntnissen alle Sorten und Typen mit wenig Geldaufwand selber kreieren kann.Daß das einen Riesenspaß und Freude bringt,merken die Leute dann auch langsam.

Ronald Roith
2 Jahre zuvor

Es kursieren ja bereits jede Menge brauchbarer Ideen zum Eigenanbau und Besitzmenge, aber abgesehen davon fände ich in diesen Zusammenhang Drugchecking speziell für Cannabis wichtig. Ich werde höchstwahrscheinlich selbst anbauen, in den Rahmen die meinen räumlichen Möglichkeiten entspricht und meinen relativ niedrigen Bedarf deckt. Auf den Fensterbrett sehe ich mir die besten Chancen mit meinen Eigenanbau zu einem brauch- und rauchbaren Ergebnis zu kommen. Im Freillandanbau habe ich m7ch noch nicht versucht, aber vom Regen ausgeschlagene Trychome bzw. schimmeliges Gras können einem die Freude verhageln. Im Netz zeigt man gerne riesige Cannabispflanzen die dann auch einen gewissen Wert darstellen. Wer Cannabis auf ungesicherten Gelände anbaut, hat damit zu rechnen, daß sich Langfinger über die Ernte hermachen. Dann die Polizei zu… Weiterlesen »

Rainer
2 Jahre zuvor

@Ronald Roith
Ich kann nur draußen growen.Im ungesicherten Freigelände hatte ich meistens nur wenig.Das liegt auch daran,so in meinem Fall,daß man da nicht allzu oft hingehen sollte,und die Schnecken abgehalten werden müßten.Mit Langfinger gabs zwar noch keine Probleme,könnte aber passieren.Mit Qualitätssamen erntet man aber auf jeden Fall Qualität.

Jemand
2 Jahre zuvor

@Fred
Leider liegst du falsch
Der private Anbau kann (und wird) weiterhinn verboten bleiben!
Du musst in Deutschland zb einen Antrag stellen um Kleinstmengen an Schnaps zu brennen darfst aber unbegrenzte Mengen davon im Laden kaufen.
(Eigen)Herstellung und Kauf sind rechtlich also sehr wohl seperat zu sehen!

Ramon Dark
2 Jahre zuvor

Gutes deutsches Gras aus kontrolliert-biologischem Outdoor-Anbau erschwinglich und legal erhältlich wäre samt legalem Eigenanbau schon mal ein grosser sozialer und ökologischer Fortschritt. Gras aus grossen Kunstlicht-Aufzuchthallen hat allerdings eine negative Ökobilanz. Allerdings kann deutsches Gras auch bei höchster Qualität wegen der unterschiedlichen Wirkungsweisen spezielle Produkte wie z.B. schwarzes Haschisch aus Nepal oder Ähnliches nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Menschen, die solche Produkte ebenfalls zu schätzen gelernt haben oder es erst noch wollten müssten sie sich bei dieser Form der Legalisierung immer noch illegal besorgen. Ohne legalen und fairen Handel mit anderen, traditionsreichen Herstellungsländern klappt die Beseitigung des Cannabis-Schwarzmarktes und die damit verbundenen Verbrauchsrisiken nie vollständig, auch bei bester Preisgestaltung.

Andras
2 Jahre zuvor

Ihr glaubt doch wohl nicht wirklich, dass der deutsche Staat auf die Einnahmen durch Steuern verzichtet und den Leuten einen privaten Anbau ermöglicht? Wir leben im Kapitalismus. Hier zählt nur Geld. Im Übrigen hätte man schon längst die Strafbarkeit und die abartige Verfolgung friedlicher Kiffer einstellen können seit der Machtübernahme. Dass da immer noch Leute von der Parkbank geprügelt werden ist ein Zeichen für die Gleichgültigkeit der Machtelite. Die Grünen und die SPD haben uns die fortschreitende Armut in Deutschland eingebrockt. Die Linke ist nicht mehr messbar und die anderen Parteien waren schon immer das Letzte. Also was soll da schon dabei heraus kommen? Es scheint mir so, als sei das Alles nur dummes Geschwätz. Hofft also mal schön weiter,… Weiterlesen »

Otto Normal
2 Jahre zuvor

Ich sehe das mit der Legalisierung so: Ist das Staatsweed überteuert –> der Schwarzmarkt springt ein Bleiben Hanfsamen verboten –> der Schwarzmarkt springt ein Wird Eigenanbau nicht erlaubt –> wird weiter schwarz angebaut Bleibt der Handel nur in wenigen Händen –> der Schwarzmarkt kennt keine Lizenzen Ist die Versorgung zu knapp –> der Schwarzmarkt schafft Abhilfe Ich habe 40 Jahre lang konsumiert. War immer versorgt. Es gab nur ganz ganz wenige Zeiten wo mal nix da war. Was ich damit sagen will: Es ist doch schon längst passiert. Die Politarschlöcher können eigentlich nur noch versuchen klein bissel mitzugestalten was ohnehin JEDEN TAG in Deutschland geschieht. Der Cannabiskonsum hat doch schon längst eine Eigendynamik entwickelt. Denn alles was sie NICHT zur… Weiterlesen »