Montag, 15. November 2021

Cannabis-Abgabe über Apotheken – bloß nicht!

Die FDP dominiert die Koalitionsverhandlungen zur Frage der Cannabis-Freigabe – mit dem Ziel, die Lizenz zum Geldverdienen der Pharmaindustrie zuzuschieben

Apotheke-Cannabis-ausverkauft-2017
Photographik Ruth Groth

 

 

 

Ein Kommentar von Sadhu van Hemp

 

 

Die Deutschen lieben ihre Apotheken. Tütenweise werden die Produkte der Pharmaindustrie mit nach Hause geschleppt – in dem Glauben, etwas für die Gesundheit zu tun. So wundert es nicht, dass es bundesweit mehr Apotheken als Bäckereifachbetriebe gibt: Im Jahr 2020 wurden 18.753 öffentliche Apotheken gezählt, aber nur 10.181 Meisterbetriebe des Bäckereihandwerks. In deutschen Landen ist es leichter an Pillen und Pülverchen als an ein ordentlich gebackenes Brot zu gelangen.

Die Macht des Pharmakartells ist entsprechend groß. Politischer Einfluss wird über die „Mövenpick-Partei“ (FDP) genommen, die in den Koalitionsverhandlungen der künftigen Ampel-Regierung alles daransetzt, im Falle einer kontrollierten Cannabis-Freigabe das Big Business mit der Allerweltpflanze den Apotheken und Pillendrehern zuzuschieben.

 

Widerstand gegen diesen perfiden Plan gibt es kaum. Die Cannabis-Gemeinde lässt es wieder einmal mehr mit sich machen – in dem aberwitzigen Glauben, dass am Ende alles gut wird und sich das Stigma um die Hanfpflanze verflüchtigt.

Doch das ist ein fataler Irrtum, denn was jetzt in Sachen Cannabis in Stein gemeißelt wird, ist alles andere als zufriedenstellend und zukunftstauglich. Wie der Hase laufen wird, zeigt sich an der Abgabe von medizinischen Hanfblüten über Apotheken. Zwar werden seit 2017 schwerstkranke, oftmals bereits dem Tode geweihte Menschen mit Cannabis versorgt, doch das zu einem hohen Preis: Die Sortenauswahl und Verfügbarkeit lässt zu wünschen übrig, Haschisch aus klassischen Anbauländern darf nicht verkauft werden, und die „Medizin“ ist obendrein fast schon sittenwidrig überteuert.

 

Dieses geradezu perverse Verkaufssystem soll nach dem Willen der FDP auch für die Abgabe von Cannabis an gesunde Menschen installiert werden. Die Konsumenten sollen dann brav in die Apotheke dackeln, sich dort nackig machen und eine vom Staat festgelegte Menge industriell hergestelltes Kunstlichtgras erwerben dürfen. Der dann aufgerufene Preis für ein Gramm Apotheken-Marihuana aus umweltschädlichem Anbau wird mit dem derzeit prächtig funktionierenden Schwarzmarkt nicht konkurrieren können. Viele Konsumenten werden sich weiterhin beim Btm-Fachhändler ihres Vertrauens mit Haschisch und Marihuana eindecken und Opfer der Strafverfolgungsbehörden bleiben. Die einzigen Kiffer, die von einer Abgabe über Apotheken profitieren werden, sind jene Leute, die mit geringen Mengen auskommen und/oder zu den Besserverdienenden wie der FDP-Vorsitzende Christian Lindner und Konsorten gehören.

 

Die von den Freidemokraten betriebene Ausgestaltung einer möglichen Cannabis-Freigabe sollte nicht widerspruchslos hingenommen werden. Im Interesse der Konsumenten ist dieser Weg nicht. Nutznießer wird in erster Linie die Pharmaindustrie sein, die das Monopol des heimischen Anbaus in Cannabis-Bunkern, die wie Fort Knox abgesichert sind, geschenkt bekommt und über Apotheken den Kiffern das Geld aus der Tasche zieht. Öffnet die künftige Ampel-Regierung unter der Ägide der FDP diese Büchse der Pandora, wird es auf lange, sehr lange Zeit eine Sisyphusarbeit sein, diese Schein-Freigabe wieder rückgängig zu machen.

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30 Kommentare
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MicMuc
2 Jahre zuvor

Ich bin dafür, daß man Brokkoli in jedem Supermarkt kaufen kann wie Karotten und Blumenkohl!

Substi
2 Jahre zuvor

Ich hab’s ja geschrieben…
Die Apos müssen ja involviert werden, weil ein Cannabisgeschäft zu anarchistisch für die hauptberuflichen Bier- und Weinsäufer wäre! Die Herren/Damen Apotheker_inen müssen für ihr Schweigen ja bezahlt werden! So bestimmen SIE dann auch die Regeln und was das wird, können wir Uns ja alle denken! Selbsgerechte Scheiße eben…
Ich hab’s gewusst!!

Harry Anslinger
2 Jahre zuvor

Ein Esel voll Gold erklimmt die steilste Festung

Jede Revolution frisst ihre Kinder und am Ende steht dann ein Napoleon.
So ähnlich läuft das hier auch.
Hier der Link zum Napoleon der FDP.
https://www.n-tv.de/politik/politik_person_der_woche/Der-Kiffer-Kapitalist-kommt-article22917604.html
Alles klar.

Smile Indica
2 Jahre zuvor

Egal wer was fordert in Sachen Cannabis, es ist immer korruptionsvergiftet und hat mit der Realtät nichts zu tun. Dieses Pack will uns gängeln, unterdrücken und finanziell aussaugen, das ist die einzige Maxime ihres perfiden Handelns. Historisch gesehen war 1789 ein gutes Jahr. Wir sollten nicht so geschichtsvergessen sein.

Rainer
2 Jahre zuvor

Wenn das Gras einigermaßen annehmbar ist,was man da kriegt,Ist wenigstens etwas dabei herumgekommen.Ein bischen hilft und erleichtert das schon.Jetzt darf man nicht eine Mikrobe, egal welche Qualität.

Tom
2 Jahre zuvor

Es ist wie es immer schon war (Millenials nehmen bitte das Geschichtsbuch zur Hand). Wenn es etwas zu versemmeln gibt, wie z.B. zuletzt nach der letzten BT-Wahl 2017, ist das gelb-rosige Phantasieland der Verfechter des “freien” Marktes nicht weit. Wer wählt sowas eigentlich? Mir unerklärlich.

Greenkeeper
2 Jahre zuvor

Ich sehe es nicht so schwarz, wie hier beschrieben. Ich kaufe Cannabis lieber in der Apotheke als bei irgendeinem Araber im Stadtpark. Der Vorteil ist auch, dass man so ein Modell relativ fix realisieren könnte, weil es die Apotheken überall gibt. Es spricht ja überhaupt nichts dagegen, dass man in ein paar Jahren daneben auch Fachgeschäfte oder Coffeeshops etablieren könnte. Wir stehen ja erst noch am Anfang der Entwicklung. Da wird auch noch mehr kommen. Cool bleiben!

Siggi
2 Jahre zuvor

Hinzu kommt: bei jeder Abgabe, bei der die Personalien festgehalten werden, ist der Führerscheinentzug schon fast vorprogrammiert (seit langem Zweitbestrafung).

QiSan
2 Jahre zuvor

… wollen wir in dieser diffizilen Angelegenheit weiter an der immer kürzer werdenden Kette von Staat und dem elitären Macht- , Geld- und Wirtschaftskomplex führen lassen? Die immer mehr fortschreitende Einschränkung der Freiheitsrechte auf Dauer scheint das erklärte Ziel zu sein.

Aktuelles Beispiel: Hohe Geldtrafen für COVID-Ungeimpfte: keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, keine Lohnfortzahlung bei verordneter Quarantäne (trotz negativen Testergebnis).

Schluß mit Gängelung, Bittstellerei, Kriminalisierung und Bevormundung.
Freier Anbau, freie Sortenwahl, freie Menschen.

Zuletzt bearbeitet 2 Jahre zuvor von QiSan
smile Indica
2 Jahre zuvor

@ QiSan

Ganz genau, geung ist genug und wir sollten uns das nicht länger bieten lassen von diesem verbrecherischen und faschistischen Pack, dass jeden Tag die Menschenrechte und Verfassung mit Füßen tritt und babei so tut als wären es aufrechte Demokraten. Was für miese Staatsverbrecher.

Ramon Dark
2 Jahre zuvor

Wenn das so abläuft ist es keine richtige Legalisierung sondern Sortenzwang mit negativer CO2-Bilanz und Augenwischerei. Auf diese Art und Weise trocknet der Schwarzmarkt nie aus und damit gibts auch keinen Jugendschutz. Hinterher kann dann dadurch die Regierung behaupten dass die Legalisierung fehlgeschlagen ist und so pseudobegründet als Vorwand das von vornherein vorprogrammiert fehlerhafte Experiment bei zu geringen Konzerngewinnen -und Aktienkursen auch schnell wieder abschaffen. Verlogenes, geldgieriges Kapitalistenpack!

Hans Dampf
2 Jahre zuvor

Wenn es auch hier zulande ebenso lange Schlangen vor den Verkaufsstellen wie in Kanada und den USA gibt, ist die Überlegung mit den Apotheken eine schlechte Idee. Ich war gerade eben in der Apotheke. Draußen standen sich bestimmt ein Dutzend Leute die Beine in den Bauch. Junkey‘s die sich ihr Substitut abholen, daneben einige gestresste Mütter mit quengelnden Kindern und ein paar Handwerker die sich noch kurz nach Feierabend das ein oder andere Mittelchen besorgen wollen. Drinnen sind nur zwei Kassen auf und ein Verkäufer scheint die Ruhe weg zu haben und ist sichtlich vertieft in einem Beratungs- und Verkaufsgespräch in dem es um (Medizinisches)Kaugummi geht. UM KAUGUMMI. Ich konnte es nicht glauben denn die Schlange der anderen Wartenden wurde… Weiterlesen »

Otto Normal
2 Jahre zuvor

Bei Abgabe als Genussmittel, egal ob über Apotheken oder andere Händler würde Cannabis nicht unter das EU-Arzneimittelrecht fallen, sondern möglicherweise unter das EU-Lebensmittelrecht wie Alkohol oder Tabak. “Die Warenverkehrsfreiheit ist europarechtlich festgeschrieben (Art. 28 Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union [AEUV]). Danach sind jegliche mengenmäßige Einfuhrbeschränkungen oder „Maßnahmen gleicher Wirkungen“ verboten. Damit verknüpft ist das Prinzip der gegenseitigen Anerkennung: Jedes Produkt, das in einem EU-Mitgliedsland rechtmäßig in Verkehr gebracht wurde, ist regelmäßig auch in anderen Mitgliedsstaaten verkehrsfähig, selbst wenn es dortigen nationalen Vorschriften nicht entspricht.” Es könnte evtl. einen Dominoeffekt über die gesamte EU ausgelöst werden, bei einer Freigabe in Deutschland wie sie sich die meisten vorstellen. Wenn es hier legal auf den Markt gebracht wird ist der Import… Weiterlesen »

Zuletzt bearbeitet 2 Jahre zuvor von Otto Normal
P. Haase
2 Jahre zuvor

Jetzt bekommt endlich fast eine Freigabe und ihr meckert immer noch. Ist doch egal wo man legal was kaufen kann, Hauptsache man kann endlich. Und außerdem gibt es auch moderne Apotheken mit jungen Personal die versuchen werden das beste für ihre Kunden zu tun. 🙂 und nicht alle arbeiten nur für big pharma. Ich arbeite selbst in einer Apotheke und ich versuche alles was geht, ich verkaufe z.B nichts von Bayer und wenn’s geht auch nichts von Ratiopharm, aber manchmal bleibt einen nichts anderes übrig. Und mal ganz ehrlich, alle sind auch nicht böse und ganz ohne Medizin gehts leider manchmal nicht und sind wir nicht alle dankbar wenn bei starken Schmerzen, wie z.B Zahnschmerzen das Ibuprofen hilft ?! Und… Weiterlesen »

Smile Indica
2 Jahre zuvor

@ P. Haase

Prinzipell ist das richtig was du sagst. Eine Legalisierung bedeutet aber zumindest die Gleichstellung zu Alkohol. Trotz allem bin ich für Fachgeschäfte, ein solches kann aber auch von einem kompetenten Raucher gelitet werden, der sich richtig gut auskennt. Ich fordere das jegliche Stigmatisierung aufgehoben wird. Das ist überfällig und fällt eindeutig in den Bereich Menschenrechte.

Haschberg
2 Jahre zuvor

Natürlich muss das Ganze eine ausgewogene Vielfalt an Produkten und Stärken beinhalten, zu der auch Harze und Öle zählen und alles zu einem fairen Preis. Ansonsten werden die Schwarzmärkte weiter aufblühen.
Die Pharmabranche sollte aus alledem möglichst herausgehalten werden, sonst wird das nichts Gescheites.
Darüber wird es sicherlich noch allerhand Diskussionsbedarf geben.

Kawumm
2 Jahre zuvor

Das ist eine ganz große Verarsche. Die Typen, die in Namen der Kiffer sprechen, sind U-Boote, die nur ihren eigenen Vorteil suchen.
“Haucap und sein Team haben mit einer Cannabis-Steuer von 4,5 Euro pro Gramm gerechnet und kommen allein damit auf 1,8 Milliarden Euro Mehreinnahmen”, zitiert der Tagespiegel. Und weiter: “Die Cannabis-Konsumenten würden gerne Steuern zahlen, wenn sie dafür Streckmitteln und dem Schwarzmarkt entkommen würden.” Das sagte Wurth, der Privateigentümer des DHV.

Also, ich zahe bestimmt keine 4 Euro 50 Steuern pro Gramm. Derzeit kostet ein Hek mittelprächtiges Haschisch aus Marokko beim Hausdealer zwischen 550,00 und 650,00 Euro netto. Eine Legalisierung würde den Preis verdoppeln. Nicht mit mir!!!

Zuletzt bearbeitet 2 Jahre zuvor von Kawumm
Hans Dampf
2 Jahre zuvor

Immer ist nur von Gras die Rede. Und was ist mit den Haschisch-Raucher/innen. Eben solche, die sich aus Einheitsgras welches unter Kunstlicht gewachsen ist nicht viel machen. Womöglich müssen Hanfblütenharz-Liebhaber/innen weiterhin mit Ärger rechnen wenn Sie mit Hasch vom Schwarzmarkt angetroffen werden. Sollen denn jetzt alle auf Blattgrünware (mit Schuss) umsteigen? Aber wir sollen ja nicht meckern und jammern. Wir sollen froh und dankbar sein für das was kommt und über das was uns zugestanden wird. Also, ich bleibe dabei. Die Idee den Verkauf ausschließlich über die Apotheken zu regeln ist unausgegorener Mist. Denn nicht zuletzt sollte auch an die Kinder gedacht werden. Deren Schutz darf schließlich nicht für den Reibach junger und moderner Apotheker/innen geopfert werden. Nicht wahr Herr… Weiterlesen »

Zuletzt bearbeitet 2 Jahre zuvor von Hans Dampf
MicMuc
2 Jahre zuvor

Erst recht an Schulen müssen Drogen und Kriminelle konsequent mit allen Möglichkeiten des Staates bekämpft werden. – Mario Czaja (Kompetenzteam von Friedrich Merz für das neue Grundsatzprogramm der CDU), Facebook-Eintrag vom 10.07.19

Smile Indica
2 Jahre zuvor

@ Hans Dampf

Natürlich ist das unausgegeorener MIst, oder hast du von diesen Typen jemals was anderes gesehen. Sie stehen mit dem Rücken an der Wand mit ihrer faschistischen Drognpolitik und versuchen uns tzrotzdem noch das Fell über die Ohren zu ziehen, das kriminelle Gesindel. Ds hat nichts mit Jugendschutz zu tun, es geht einzig undallein darum einer späteren Verfolgung ihrer Taten zu entkommen und uns dabei noch auszupressen. Die Gesllschaft hat von diesen Korruptlingen in keinem Bereich etwas zu erwarten.