Donnerstag, 17. Juni 2021

Ludwigs Lieblingsthemen

Ludwigs Lieblingsthemen, Daniela Ludwig, Drogenbeauftragte, Brokkoli ist kein Cannabis, Tomaten auf den Augen

Ludwigs Lieblingsthemen – Ein Beitrag von Hans Cousto

Sucht man auf der Website der Drogenbeauftragten Daniela Ludwig (CSU) mit der Suchmaschine Google nach Treffern zu verschiedenen illegalisierten Drogen, dann muss man feststellen, dass die Zahl der Treffer oft nicht in Korrelation zur Zahl der Konsumenten oder auch zur Gefährlichkeit des Konsums der jeweiligen Substanzen in Einklang zu bringen ist. Alle Abfragen wurden am 18. April 2021 zwischen 10:00 und 12:00 Uhr vorgenommen. Spätere Abfragen können zu unterschiedlichen Ergebnisse führen.

Cannabis: Die meisten Treffer zur Website der Drogenbeauftragten erzielt man für Cannabis. Gibt man in die Suchmaschine Google den folgenden Suchauftrag ein „site:drogenbeauftragte.de Cannabis“ erhält man 100 Treffer. Gemäß den statistischen Angaben der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) gibt es in Deutschland 4.602.000 Konsumenten illegalisierter Drogen in der Altersgruppe der 12- bis 64-jährigen, die innerhalb der letzten 12 Monate Drogen konsumiert haben (Rentner/innen, die Drogen konsumieren, werden statistisch nicht erfasst). Davon haben 4.026.000 Personen oder 7,18% aus dieser Bevölkerungsgruppe innerhalb des letzten Jahres Cannabis konsumiert. Aufgrund des Konsums von Cannabis wurde kein Todesfall registriert. In Sachen Zahl der Konsumenten liegt die Drogenbeauftragte richtig, Cannabis häufig als Thema anzusprechen, in Sachen Risiko betreffend des Konsums wäre der Vorrang für andere Substanzen angebracht gewesen.

Synthetische Cannabinoide: Hierzu gibt es 9 Treffer zur Website der Drogenbeauftragten. Die Zahl der Konsumenten ist unbekannt, da die meisten Konsumenten die synthetischen Cannabinoide nicht bewusst respektive nicht freiwillig konsumieren, weil die synthetischen Cannabinoide dem Gras und dem Haschisch als Zusatzstoff zur Wirkungsintensivierung beigemischt werden. Nach dem Konsum von mit synthetischen Cannabinoiden kommt es immer wieder zu Unwohlsein, gesundheitlichen Problemen und manchmal auch zu Todesfällen. Im letzten Jahr wurden 9 Todesfälle im Zusammenhang mit synthetischen Cannabinoiden in Deutschland registriert. Aufgrund der Häufigkeit der unangenehmen Nebenwirkungen und des Vorkommens von Todesfällen wäre eine intensivere Beachtung dieser Substanzen seitens der Drogenbeauftragten angebracht.

Kokain: Hierzu gibt es 48 Treffer auf der Website der Drogenbeauftragten. In der Altersgruppe der 12- bis 64-jährigen haben innerhalb der letzten 12 Monate vor der Befragung 566.000 Personen nach eigenen Angaben Kokain konsumiert, das entspricht 1,01% aus dieser Bevölkerungsgruppe. 107 Personen sind im Zusammenhang ihres Kokainkonsums gestorben, das entspricht einer Quote von 18,9 Todesfällen pro 100.000 Kokainkonsumenten. Nur bei synthetischen Opioiden und Opiaten sowie bei Methamphetamin ist die Wahrscheinlichkeit größer aufgrund des Konsums zu sterben. Vor diesem Hintergrund erscheint es befremdlich, dass es zu Heroin nur 34 Treffer und zu Methamphetamin nur 8 Treffer zur Website der Drogenbeauftragten erzielt werden, also deutlich weniger als zu Kokain mit 48 Treffern.

Ecstasy: Obwohl es mehr Ecstasykonsumenten als Kokainkonsumenten in Deutschland gibt, findet Google nur 10 Treffer zu Ecstasy auf der Website der Drogenbeauftragten. Die 590.000 Personen, die innerhalb der letzten 12 Monate vor der Befragung Ecstasy konsumiert haben entsprechen dem Anteil von 1,05% der Altersgruppe der 12- bis 64-jährigen. 25 Personen sind im letzten Jahr im Zusammenhang ihres Ecstasykonsums gestorben, das entspricht einer Quote von 4,2 Todesfällen pro 100.000 Ecstasykonsumenten. Häufige Todesursache ist hier eine Überdosierung. Mittels Drug-Checking könnten Konsumenten vor extrem hoch dosierten Pillen gewarnt werden. Doch zum Thema Drug-Checking findet Google nur 2 Treffer zur Website der Drogenbeauftragten.

Amphetamin: Zu Amphetamin findet Google 23 Treffer auf der Website der Drogenbeauftragten. Die Zahl der Konsumenten von Amphetamin wird von der DBDD mit 632.000 abgegeben. Sie liegt also deutlich höher als die Zahl der Konsumenten von Kokain. Somit konsumieren 1,13% der 12- bis 64-jährigen Amphetamin. 101 Personen sind im letzten Jahr im Zusammenhang ihres Konsums von Amphetamin gestorben, das entspricht einer Quote von 16 Todesfällen auf 100.000 Konsumenten. Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb die Drogenbeauftragte mehr als doppelt so oft Kokain zum Thema (Megathema) macht als sie es mit Amphetamin macht, obwohl es mehr Konsumenten von Amphetamin gibt als von Kokain und das Risiko aufgrund des Konsums zu sterben bei diesen Substanzen ähnlich groß ist.

Methamphetamin: Zum Thema Methamphetamin findet Google gerade mal 8 Treffer zur Website der Drogenbeauftragten. Gemäß DBDD gibt es 103.000 Konsumenten von Methamphetamin in Deutschland, das sind 0,18% der 12- bis 64-jährigen Bevölkerung. 30 Personen sind im Zusammenhang ihres Konsums von Methamphetamin gestorben, das entspricht einer Quote von 29,1 pro 100.000 Konsumenten. Der Konsum von Methamphetamin ist somit deutlich riskanter als der Konsum von Kokain. Es ist hier anzumerken, dass der Methamphetaminmarkt sich gerade neu organisiert. Mexikanische Drogenbanden scheinen sich über den Verkauf und die Produktion der Droge Methamphetamin in Westeuropa etablieren zu wollen. In den Niederlanden und Belgien wurden zuletzt häufig Crystal-Meth-Labore entdeckt, in denen Drogenköche aus Mexiko arbeiteten. Und auch in Afghanistan entfaltet sich gerade eine Kette von Produktionsbetrieben, die Methamphetamin herstellen. In Bakwa in der Provinz Farah wird zunehmend Ephedra (Meerträubel) professionell angebaut und aus den Pflanzen wird dann Ephedrin extrahiert. Aus dem Ephedrin wird dann Methamphetamin produziert. Gemäß Angaben der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht können derzeit in der Provinz Farah über 60 Tonnen Methamphetamin pro Monat produziert werden – zu einem Preis von umgerechnet 260 Euro pro Kilo. An der Grenze zum Iran wird das Methamphetamin (exportqualität) zum Preis von umgerechnet 300 Euro gehandelt. Vor diesem Hintergrund wäre es wünschenswert, dass die Drogenbeauftragte nicht nur Kokain sondern auch Methamphetamin zum Megathema erklärt.

Neue Psychoaktive Stoffe (NPS): Zu „Neue psychoaktive Stoffe“ findet Google 73 Treffer auf der Website der Drogenbeauftragten, viele mehr als zu allen anderen illegalisierten Drogen außer Cannabis. Gemäß der DBDD konsumierten 465.000 Personen im alter von 12 bis 64 Jahren innerhalb der letzten 12 Monaten vor der Befragung NPS. Das sind 0,90% in dieser Altersgruppe. 8 Personen sind im Zusammenhang des Konsums von NPS gestorben. Das entspricht einer Quote von 1,7 Todesfällen pro 100.000 Konsumenten. Es gibt mehr Konsumenten von Amphetamin, Ecstasy oder auch von Kokain als von NPS und das Risiko aufgrund des Konsums dieser Substanzen zu starben ist wesentlich größer als bei den NPS. Vor diesem Hintergrund scheint es unlogisch zu sein, dass es für die NPS viel mehr Treffer als für die vorgenannten Substanzen gibt.

Heroin: Zu Heroin findet Google 34 Treffer zur Website der Drogenbeauftragten – weniger als halb so viele wie zu den NPS. Zur Zahl der Heroinkonsumenten macht die DBDD keine Angaben. Aufgrund des Konsums von Heroin und/oder anderen Opioiden sind in Deutschland letztes Jahr 572 Menschen gestorben, das waren 37,14% aller Drogentoten, bei denen eine Todesursache registriert wurden, was bei 1.540 Todesfällen der Fall war. 41 Fälle aus Bremen sind in dieser letzten Prozentrechnung nicht enthalten; die Gesamtzahl der Todesfälle mit nicht spezifizierten Todesfällen aus Bremen lag bei 1.581.

Anmerkung: Die Anzahl der Konsumenten zu den einzelnen Drogen wurde gemäß den Angaben der DBDD aufgrund von diversen Umfragen ermittelt. Ob die befragten Personen jeweils korrekte Angaben machten, kann hier nicht auf die Schnelle überprüft werden. Es ist sehr wahrscheinlich, das die Konsumentenzahlen in Wirklichkeit höher sind als hier angegeben. Somit wäre dann auch das letale Risiko geringer als hier angegeben.

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8 Kommentare
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Gdfvhh
2 Jahre zuvor

Kein LSD oder Psylocibin?
Wieviel Treffer für Alkohol und Tabak?

buri_see_käo
2 Jahre zuvor

Was willst Du denn mit LSD? Wegen Corona ist doch überall in DE Kirmes abgesagt, Kosmonauten-Training auf der Achterbahn fällt aus! Psilocybin hatte ich Sommer/Herbst 2017 als Selbst-Medikament gegen Cluster-Kopfschmerz eingesetzt: alle 3 Tage 1mg, diese Dosis törnt absolut NULL, macht aber zuverlässig CK weg. CK-Behandlung müsste mit Low-Dose-LSD auch gehen, wächst aber nicht auf der Pferde-Wiese. Tabak im Drogengebrauchtum…, interessant auf ihrer web-site ist, dass Nikotin-Entzugs-Medikamente jetzt/bald von den Krankenkassen übernommen werden können , da werde ich mal zum Arzt gehen. UND geht es dem Nikotin an den Kragen, könnte die Entkriminalisierung nahen, wegen des Drucks der Tabak-Lobby. Die werden sich mit der Forderung nach Ersatz-Einnahme-Quellen melden; sie wollen den Reibach sehen, Selbtsanbau könnte daher ein Problem bleiben. mfG… Weiterlesen »

smile Indica
2 Jahre zuvor

Unfähigkeit, Dummheit, Ignoranz und Korruption haben einen Namen…………………..
Faschismus, Menschenrechtesverletzungen und Brüche der Verfassung haben ein Gesicht………..
Verlogenheit, Lobbyismus und chakterlich verkommen, dafür steht …………………

Greg
2 Jahre zuvor

Es zeigt sich wieder einmal überdeutlich, dass die Arbeit der Drogenbeauftragten der Deutschen Bundesregierung nicht an wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgerichtet ist, sondern einzig und allein an der Ideologie ihrer Partei.
Danke @hans Cousto für die Recherche und diesen sachlichen Beitrag. 🙂

Qi San
2 Jahre zuvor

” … und an dem Abend wo wir das Fährschiff in Algeciras verpaßt hatten der Wächter wie er so heiter und alles in Ordnung herumging mit seiner Laterne und oh der reißende tiefe Strom oh und das Meer das Meer glührot manchmal wie Feuer und die herrlichen Sonnenuntergänge und die Feigenbäume in den Alamedagärten und rosa und blauen und gelben Häusern und die Rosengärten und der Jasmin und die Geranien und Kaktusse und Gibraltar als kleines Mädchen wo ich eine Blume des Berges war ja wie ich mir die Rose ins Haar gesteckt hab wie die andalusischen Mädchen immer machten … ” (James Joyce: Ulysses) Korrelation? … mit was? … dem Leben, der Liebe und all dem ganzen Rest? Was… Weiterlesen »

Haschberg
2 Jahre zuvor

Es ist ja wirklich zu begrüssen, dass sich Frau Ludwig mal etwas intensiver mit ihrem Aufgabenbereich der Drogenpolitik beschäftigt.
Das ist bestimmt nicht leicht, da sie sich als Fachfremde alles Wissen darüber erst mal mühsam aneignen muss.
Vielleicht täte sie gut daran, endlich mal Hilfe von Fachleuten wie Suchtexperten einzuholen.
Das wäre für das weitere Verständnis ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit sicherlich sinnvoll und würde viele Missverständnisse beseitigen.

Otto Normal
2 Jahre zuvor

Drogenkonsum ist nicht das wichtige Thema unserer Zeit. Frau Ludwig macht sich wichtig, versucht wissenschaftlich basiertes Wissen vorzutäuschen was sie aber nicht hat und auch nicht haben wird. Denn dazu muß man zuerst einmal akzeptieren das Menschen schon immer Drogen konsumiert haben. Selbst Tiere tun es. Es ist immer der gleiche Wahnsinn von solchen durchgeknallten Leuten die den Irrsinn einer fehlerfreien Welt versuchen umzusetzen. Die gibt es nicht und wird es nie geben. Der Film “Minorty Report” aus dem Jahr 2002 zeigt beeindruckend wohin es führt wenn man solchen Menschen die Macht überläßt. Sie bereiten die Hölle auf Erden. Deshalb gab es Grundrechte die unantastbar waren, bis sie nun – unter dem Vorwand wir hätten eine die Menschheit bedrohende Pandemie… Weiterlesen »

Bayerns Gesundheitsminister verlangt Fortsetzung der Cannabis-Prohibition – Hanfjournal
2 Jahre zuvor

[…] so bläst der bayerische Gesundheitsminister ins gleiche Horn wie alle, die in dem Irrglauben gefangen sind, dass Cannabis eine Teufelsdroge ist, die die Menschen in den Wahnsinn treibt und komplett […]