Sonntag, 14. Juni 2020

Cannabiskonzentrate beeinträchtigen nur den THC-Wert im Blut

Keine höhere Beeinträchtigung der Körperfunktionen oder des Geistes messbar



Seit einigen Jahren, einhergehend mit der Legalisierung von Cannabis in den verschiedenen Bundesstaaten der USA und weiteren Ländern, hat sich ein riesiger Markt mit unterschiedlichen Rauschhanfprodukten entwickelt. Neben Haschisch und Gras gibt es Nahrungsmittel, Getränke, Sprays und Vaporizer-Kartuschen, sowie unzählige CBD-Waren. Besonders beliebt sind aber auch die Cannabisextrakte, welche als Wax, Shatter oder Budder bekannt sind und konzentrierte Mengen des Wirkstoffs THC enthalten. Diese gedabbed konsumierten Produkte enthalten teils Anteile der psychoaktiven Substanz, die an bis zu 90 Prozent reichen können. Daher ging man auch davon aus, dass der hervorgerufene Rausch wesentlich stärkere Auswirkungen besitzen müsste, als sie von regulärem Marihuana verursacht werden könnten. Nun kann aber eine Studie von der Universität von Colorado Boulder diese Vermutung widerlegen, nachdem man Personen auf ihren jeweiligen Rauschzustand untersuchte. Cannabiskonzentrate beeinträchtigen nur den THC-Wert im Blut, anstatt auch die motorischen und kognitiven Fähigkeiten in entsprechendem Maße zu beeinflussen.

Die am 10. Juni im Journal Jammy Psychiatry veröffentlichten Ergebnisse der Studie der Universität von Colorado Boulder heben erstmals die Rauschwirkungen von legal erhältlichen Cannabisprodukten auf den Kundenstamm hervor und vermitteln ein überraschendes Resultat. “Überraschenderweise stellten wir fest, dass die Potenz nicht mit den Beeinträchtigungsniveaus übereinstimmt“, sagte die Hauptautorin Cinnamon Bidwell, eine Assistenzprofessorin am Institut für Kognitionswissenschaft. „Während wir bemerkenswerte Unterschiede in den Blutspiegeln zwischen den beiden Gruppen sahen, waren sie jedoch nur ähnlich beeinträchtigt.“ Einen THC-Wert von 1016 Mikrogramm pro Milliliter erreichten die Nutzer der starken Konzentrate kurz nach dem Konsum, während Verbraucher der regulären Cannabissorten in der Regel nur auf einen THC-Wert von 455 Mikrogramm pro Milliliter kamen. Damit war die Differenz mehr als doppelt so groß. Dennoch konnten die Wissenschaftler bei den Untersuchungen der 121 an der Studie teilnehmenden Freiwilligen keine Unterschiede in ihrem Verhalten oder des Rauschzustands ermitteln. An den Testtagen nahmen die Forscher den Probanden etwas Blut ab, testeten ihre Stimmung sowie ihren Intoxikationsgrad und bewerteten die kognitiven Funktionen plus ihr Gleichgewicht zu drei Zeitpunkten: vor, direkt nach und eine Stunde nach dem Gebrauch der Rauschsubstanzen. Unabhängig davon, welches Produkt oder welcher Potenzgrad von Cannabiskonsumenten verwendet wurde, waren die Selbstberichte über die Beeinträchtigung oder den Grad des Highs bemerkenswert ähnlich – ebenso wie die Kontrolle über das Gleichgewicht und die kognitive Leistungsfähigkeit. „Die Menschen in der Gruppe mit hoher THC-Konzentration waren viel weniger beeinträchtigt als wir vermuteten“, sagte Co-Autor Kent Hutchison, Professor für Psychologie und Neurowissenschaften an der Universität von Colorado Boulder, der auch Alkoholabhängigkeit studiert. „Wenn wir den Menschen eine so hohe Alkoholkonzentration gegeben hätten, wäre das eine ganz andere Geschichte gewesen“, fügte er gewissenhaft an.

Auch fand die Studie heraus, dass bei allen Konsumenten das Gleichgewicht nach dem Konsum von Cannabis um 11 Prozent schlechter und das Gedächtnis beeinträchtigt war. Innerhalb einer Stunde ließ diese Beeinträchtigung jedoch nach. Die Forscher sind sich bislang nicht sicher, wie die Gruppe der Cannabiskonzentratkonsumenten so hohe THC-Werte ohne andere Erscheinungen aufweisen könne, aber sie vermuten, dass einige Dinge im Spiel sind: Regelmäßige Konsumenten von Konzentraten entwickelten wahrscheinlich im Laufe der Zeit eine Form der Toleranz. Es könnte genetische oder biologische Unterschiede geben, die manchen Menschen dazu bringen, THC schneller zu metabolisieren. Und es kann sein, dass zusätzliche Cannabinoide nur geringe Auswirkungen haben, wenn die erwähnten Stoffverbindungen aus Marihuana bereits die Rezeptoren im Gehirn gefüllt haben, die das High auslösen. „Cannabinoidrezeptoren werden vielleicht von höheren THC-Mengen gesättigt, sodass nur ein reduzierter Effekt bei zusätzlich zugeführtem THC eintritt“, steht in der Studie zu diesem Punkt.

Damit man die Auswirkungen legaler Cannabisprodukte wissenschaftlich überhaupt überprüfen konnte – ohne mit dem weiterhin Cannabis verbietenden Bundesgesetz des USA in Konflikt zu geraten – mussten die Untersuchungen in mobilen „Cannavans“ durchgeführt werden, die vor den Wohnungen der Probanden geparkt wurden. Nur im Eigenheim und mit ihren selbst erworbenen Produkten durften sich die Teilnehmer dann berauschen, um anschließend im Dienste der Wissenschaft ihren Gesamtzustand professionell in einem rollenden Labor erstmals richtig testen zu lassen.
Doch echt auch interessant!

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Schnelles Login:

6 Kommentare
Ältester
Neuster Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare zeigen
H'79
3 Jahre zuvor

Also ist das Argument mit dem viel schlimmer gewordenen Cannabis falsifiziert.

Dr. Voss
3 Jahre zuvor

THC. THCP, CBD, CBG, ………, können durch ihre sowohl agonistisch als auch antagonistisch wirkenden
Eigenschaften, anregend als auch inhibitorisch wirken. Letzteres zeigt sich bei den antispasmolytischen Eigenschaften im Einsatz gegen Epilepsie. Hier hemmen Cannabisanteile die Transmitterfunktion,
sodass die permanente Anspannung eines Muskels zur Ruhe kommt. 1) Die Belegung sämtlicher beteiligter Synapsen, 2) der Toleranzeffekt verhindern, dass eine Rauschverstärkung durch
Rauschmittelerhöhung eintreten kann. Deshalb ist Cannabis auch, – im Gegensatz zu Alkohol -,
stets als unbedenklich anzusehen, selbst bei vermeintlicher Überdosierung oder Einnahme höher- prozentiger THC-Volumina. DR. Voss / mecadt jimdofree

M. A. Haschberg
3 Jahre zuvor

Die in dieser Studie erbrachten Erkenntnisse der Universität in Boulder, Colorado, kann ich in vollem Umfang bestätigen. Es tritt in der Tat nach längerem Konsum eine gewisse Gewöhnung ein, die weder die Feinmotorik, noch die kognitiven Fähigkeiten nennenswert beeinträchtigen. Das trifft auch beim Autofahren zu. Wer bekifft fährt, tut dies aufgrund der etwas Angst erzeugenden Wirkung des THC – Wirkstoffs automatisch langsam und vorsichtig, solange kein Mischkonsum mit anderen Substanzen erfolgt. Natürlich sollte man dies dennoch tunlichst unterlassen, denn unser bundesweiter Grenzwert, der bei völlig unrealistischen 1 Nanogramm liegt und sogar bereits wieder nüchterne Fahrer zu berauschten Gesetzesbrechern macht, lässt hierzu keinerlei Spielraum zu. Meine Erfahrungen dahingehend stammen noch aus den späten 1970er und frühen 1980er Jahren. Heutzutage würde ich… Weiterlesen »

Rainer Sikora
3 Jahre zuvor

In den Achtzigern suchten wir im vollbesetzten Auto romantische Plätze auf,um dann einen kreiseln zu lassen.Niemand wäre auf die Idee gekommen,das könnte problematisch sein.War es auch nie.Autofahren macht mir ohne die Möglichkeit,zwischendurch mal anzuhalten und ein kleines Ding zu ziehen, keinen richtigen Fez.Bin immer unfallfrei gefahren.Natürlich ist das heute völlig verrückt und verkehrt.

buri_see_käo
3 Jahre zuvor

@Rainer Sikora, hatten wir auch so gemacht. Und nie einen Unfall gehabt, wie denn auch! Mit Kollegen haben wir mal normal bekifft einen Fahrsimulator (techn. Stand Anfang 80-er) des ADAC aufgesucht: volle Punktzahl | Tage später absolut nüchtern, nichts zu toppen | Tage darauf 10 Min. vorher einen Halben (Bier), ganz schön lahm waren wir da. @M. A. Haschberg, “Heutzutage würde ich um nichts in der Welt unter Cannabiseinwirkung ein Fahrzeug bewegen, alleine schon wegen des hohen Verkehrsaufkommens”, sehe ich komplett auch so. Ich habe auch eine FE für ganz große Motorräder (Stand 80-er), wegen des hohen Verkehrsaufkommens nach der Prüfung nie gebraucht die Pappe, viel zu gefährlich. Im Urlaub fahre ich manchmal Klein-Leistungs-Motorrad weil ich wegen des Links-Verkehrs mit… Weiterlesen »

DIE HANFINITIATIVE
3 Jahre zuvor

WIE kommt diese verlogene “Prohibitionspolitik” zustande? […] „Ich bin nicht käuflich“, schreibt Philipp Amthor in seiner Facebook-Entschuldigung. Das darf bezweifelt werden. „Wenn jemand Lobbyarbeit für ein Unternehmen betreibt, von dem er später Aktienoptionen und einen Direktorenposten erhält, erweckt das den Eindruck der Käuflichkeit“, erklärt der Vorsitzende von Transparency Deutschland, Hartmut Bäumer. […] Quelle:https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=3448029218563000&id=210471548985466& WO BLEIBT DIE ENTSCHULDIGUNG FÜR DIE BEGANGENEN VERBRECHEN AN DEN HANF_NUTZERN UND HANF_NUTZERINNEN??? Den Opfern des “Anslinger-Nixon-Krieg” gegen SIE? Von der CDU/CSU bis heute mittels “BtMG” in Stein gemeisselt! Naja, das “Pack” muss man nur richtig (gegeneinander) aufhetzen (Prohibitions-Argumente – bzw. -LÜGEN) mit Anslingers und Nixons Prohibitions-“Verschwörung” (siehe Aussagen Ehrlichmann), dann werden die sich schon fügen, “und wir sahnen mit den Prohibitionsprofiten endlos ab”… – denkt Herr… Weiterlesen »