Dienstag, 7. Januar 2020

Cannabis-Fachgeschäfte in Illinois restlos überlaufen

Recreational Marijuana Dispensaries zählen in den ersten beiden Geschäftstagen 133.000 Kunden

Foto: Susanne Winter

 

 

Sadhu van Hemp

 

 

Während die Strafverfolgungsbehörden in good old Germany im Kampf gegen den Hanf die Messer wetzen und gnadenlos kleine Kiffer jagen, kehrt in immer mehr US-Bundesstaaten Frieden ein. Seit Jahresbeginn schweigen in Illinois die Waffen. Die Verfemten und Verfolgten der Hanfprohibition müssen im bevölkerungsmäßig fünftgrößten Bundesstaat nicht länger fürchten, wegen ein paar Krümel Gras in Teufelsküche zu kommen.

Illinois ist der elfte US-Bundesstaat, der Cannabis zu Genusszwecken freigegeben hat und den Markt über lizenzierte Verkaufsstellen reguliert.

 

Wie überfällig die Befreiung der Kiffer von den Fesseln des Hanfverbots war, zeigt der Kundenansturm auf die Recreational Marijuana Dispensaries in den ersten beiden Geschäftstagen. Landesweit reihten sich rund 133.000 Menschen in die schier endlosen Warteschlangen vor den Geschäften ein, um für 5,42 Millionen Dollar legale Cannabis-Produkte zu erwerben. Pro Person (Mindestalter 21 und in Illinois gemeldet) dürfen 30 Gramm Blütenmaterial und fünf Gramm Konzentrate ausgegeben werden.

 

Der Run auf die Dispensaries kam in diesem Ausmaß überraschend, wurde aber von den meisten Anbietern bewältigt. Viele Hanffreunde haben sich bereits Stunden vor Ladenöffnung angestellt, um den historischen Moment hautnah mitzuerleben, wenn sich die Pforten der Einkaufsparadiese erstmals öffnen und die Menschen angstfrei Qualitätsweed erwerben können.

 

Freuen konnten sich auch rund 11.000 Prohibitionsopfer, die wegen eines geringfügigen Cannabis-Deliktes aktenkundig geworden sind. Am Mittwoch begnadigte der Gouverneur Jay Robert Pritzker (54) die Unglücklichen und stellte in Aussicht, auch jenen armen Teufel zu vergeben, die wegen schwererer Vergehen zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Auch sollen Abertausende Vorstrafen überprüft und ggf. aus dem Strafregister getilgt werden, um die Gebrandmarkten vom Stigma des Outlaws zu befreien.

 

Derweil steht in Deutschland die Zeit still. Prohibition as usual ist die Agenda der drei Staatsgewalten – und es besteht kaum Hoffnung, dass sich in absehbarer Zeit daran etwas ändert. Der politische Wille der großen Parteien, dem Vorbild Nordamerikas zu folgen und die Cannabis-Konsumenten zu entkriminalisieren, ist schlichtweg nicht vorhanden. Und selbst wenn die Deutschen in ferner Zukunft einen Ausweg aus dem Dilemma finden – am Ende wird garantiert keine Generalamnestie für diejenigen stehen, die wegen des Hanfverbots mit dem Makel einer Vorstrafe zu kämpfen haben.

 

 

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9 Kommentare
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Karli
4 Jahre zuvor

Hier verschwendet man Steuergelder um eine Nutz- und Heilpflanze sowie deren Liebhaber zu bekämpfen. Wo anders klingelt es in der Steuerkasse. Schaut Euch mal auf Twitter an wem Daniela Ludwig folgt. Sie wollte sich doch alle Meinungen anhören. Irgend etwas scheint da nicht zu stimmen.

R. Maestro
4 Jahre zuvor

Eine Amnesty wird es hier sicher niemals geben.
Da müsste sich die Riege unserer Herrscher ja Fehler eingestehen und dies wird sie nie.

Nachdem uns sowieso ungeniert in die Taschen gegriffen wird, besteht vielleicht doch noch Hoffnung.
Die angeblich christlichen könnten sich ja zu Ablassbriefen überreden lassen.
Ist zwar Beschiss, wie bisher auch, aber andere Zustände ist man ja gar nicht gewohnt.

H'79
4 Jahre zuvor

Ja, Karli und auch Sadhu von Hemp – ich verstehe auch nicht was in Germany alles schief geht und warum, zum Teufel warum?? Wir sind verraten und verkauft von korrupten Assis, die unsere Steuern ohne Not verschwenden – so mein Eindruck. Warum kann man unsere Politiker nicht verklagen wegen VolksSchädigung auf mehreren Ebenen. Es ist eine bodenlose Beleidigung was die Union sich leistet mit DL als DrogenBeauftragte und der marzialischen Jagd auf friedliche Konsumenten tag für tag für tag und mit schlimmer Tendenz. Ich bin gerne friedlich, aber latenter Hass ist da. Ich weiß nicht ob es Gott gibt, aber was uns bzgl Würde und Freiheit zugemutet wird, ist auf die Dauer immer schwerer passiv zuzulassen und ich frag mich,… Weiterlesen »

Hanf Solo
4 Jahre zuvor

Sichtbar wir werden müssen!
Zur Wahl 2021 wir gehen!
Im Rahmen der Gesetze – Wendehälse und Dummschwätzer enttarnen und aus Politik verbannen…!
Industriehanf wir meiden weden!
Keine Kompromisse – Vollständige Freigabe von Hanf und Amnestie der Prohibitionsopfer!
Das ist der Weg!

Roland
4 Jahre zuvor

Wir müssen uns einfach einig sein, dass wir von Verbrechern regiert werden und dementsprechend handeln. Das betrifft nicht nur auf den Umgang der Politik mit Cannabis, sondern auch alle anderen Bereiche.

Frei Geist
4 Jahre zuvor

Bei Diskriminierung war Deutschland schon immer vorne dabei …

Rainer Sikora
4 Jahre zuvor

Man kann die einfachen Menschen zu etwas zwingen,wenn man in der richtigen Position ist.So war das seit Menschengedenken.Dafür braucht man keine vernünftige Begründung.Nur die Macht es zu können,und man muß ein fieser Egoist sein,ohne Gewissen.So sehe ich unsere Parteien.

buri_see_käo
4 Jahre zuvor

Aber immerhin, sichtbar geworden ist der/das Hanf(-Blatt):
– In unserer Tageszeitung gibt es wöchentlich eine TV-Programm-Beilage,
darin zwischen den Anzeigen mit den Rheuma-Kissen nun auch immer
cannabishaltige Rezeptfrei-Medikamente
– Im Einkaufzentrum vor der Apotheke eine Werbepappe mit Hanfblatt drauf
– z.Zt. gibt es bei penny Bio-Hanf-Tee von Meßmer
Vom Bio-Hanf-Tee (THC-arm, nicht THC-frei) sollte man sich eine Packung kaufen,
einen Beutel rausnehmen und den Kassen-Bon reinstecken, so könnte man die
geforderte Total-Abstinenz bei Problemen mit der Fahrerlaubnis infrage stellen,
dann wäre der Dorfvogt doch sehr gefordert.
mfG fE

H'79
4 Jahre zuvor

Hier wird jedenfalls weiterhin Jagd auf harmlose User diverser kriminalisierter Substanzen gemacht – ob man irgendwann THC-Konsum besser vertuschen kann als früher, weiß ich nicht. Ich hatte mehr als 6 oder 15 Gramm zuhause als man mich Anfang der Sommerferien mit Beschluss durchsucht hat und muss mit erheblichen Konsequenzen rechnen (das geringste Problem ist dabei vielleicht die Strafe an sich – lass es ein Jahr bzw. 360TS Geldstrafe sein). Arbeitsplatz den ich bald 20Jahre hab: Fragezeichen. Führerschein, den ich nichtmal 5 Jahre wieder hab: Fragezeichen. Allein schon wenn ich zu meinen Vorgesetzten muss: “Hörma ich hab den Lappen wieder wech” – “Ach ihr braucht das erweiterte Führungszeugnis neu? Hat das fünf Jahre Zeit? Steht nämlich grad was drin.” – “Ach… Weiterlesen »