Sonntag, 24. März 2019

Die Wurzeln zu Wasser!

Über das Growen mit Aeroponik


von Markus Berger

Wer Cannabis oder andere Pflanzen growen will, der muss sich zunächst entscheiden, welchem gärtnerischen System er den Vorzug geben will. Soll es die traditionelle Anzucht auf Erde sein oder lieber doch eine Anlage, die auf hydroponischer Basis funktioniert? Im Folgenden stellen wir eine alternative Anbaumethode vor, die in der Tat eine Vielzahl von Vorzügen bietet, die auf der anderen Seite aber für manchen naturverbundenen Grower immer noch ein No-Go darstellt: Die Rede ist vom aeroponischen Growing – und das schauen wir uns in diesem Text einmal etwas genauer an.

Pflanzen gehören in gute Erde, in den Mutterboden der Natur. Das sehen viele Grower und Gartenfreunde so, und damit haben sie im Grunde natürlich vollkommen Recht. Eine in Erde wachsende Pflanze gedeiht selbstverständlich unter den natürlichsten Bedingungen – weil dies schlicht und ergreifend ein Teil unserer Evolution ist. Findige Pflanzenfreunde haben allerdings im Lauf der Zeit Methoden entwickelt, die den Gewächsen erstens nicht schaden, und die zweitens unmissverständliche Vorteile mit sich bringen – und es damit sowohl dem Grower als auch der Pflanze zuweilen leichter machen. So bietet z. B. die Hydrokultur, die, anstatt mit Erde zu arbeiten, auf eine Nährlösung setzt, in die das Wurzelwerk der anzubauenden Pflanzen hineinhängt und auf diese Weise mit Nährstoffen versorgt wird, einige Vorteile für den Gärtner: Er benötigt keine Erdsubstrate, keine Zuschlagstoffe etc. pp. mehr und spart sich nicht nur die Anschaffung dieser Materialien, sondern auch deren Transport und Geschleppe sowie die anschließende Entsorgung, im Fall eines Indoor-Grows. Ganz davon abgesehen ist die Arbeit mit hydroponischer Nährlösung weniger auffällig als das Hantieren mit großen und schweren Erdsäcken, die immer erst vom Auto ins Haus, in den Garten oder ins Gewächshaus bugsiert werden müssen. Vorteil für die Pflanzen: Die benötigten Nährstoffe können vom Grower passgenau dosiert und verabreicht werden. Damit leiden die Gewächse – wenn man alles richtig macht – seltener an einem Mangel oder an einem Überschuss an Nahrung.

Einige Vorteile der Verwendung von aeroponischen Systemen:

– Es muss wenig bis gar kein Kultursubstrat verwendet werden.

– Die Wurzeln erhalten maximalen Sauerstoff, und die Pflanzen wachsen dadurch schneller.

– Aeroponische Systeme verbrauchen im Allgemeinen auch weniger Wasser als jede andere Art von hydroponischen Systemen.

– Die Ernte geht in der Regel leichter von der Hand.

Eine innerhalb der Grow-Szene neuere Methode, die zwar schon recht lange existiert (siehe weiter unten), aber gerade in der Hanfbrache noch immer auf dem Vormarsch ist, ist das aeroponische Growing. Diese Technik, die Aeroponik, verzichtet auf Erde genauso wie auf über Bassins verabreichte Hydro-Nährlösung, sondern versorgt die Wurzelfasern der Pflanzen direkt und ausschließlich. Im Grunde ist die Bezeichnung Aeroponik ein wenig verwirrend und auch nicht ganz korrekt. Sie vermittelt den Eindruck, dass sozusagen die Umgebungsluft als Medium für die Pflanzenzucht dient. Dem ist allerdings nicht wirklich der Fall. Bringen wir also ein wenig Licht ins Dunkel dieses Themas und beginnen mit der Geschichte der Aeroponik

Die Methode des aeroponischen Pflanzenanbaus ist alles andere als neu. Sie wurde nämlich schon 1982 vom australischen Pflanzenforscher Kerry T. Hubick erfunden und unter anderem bei der Aufzucht von Sonnenblumen und Gemüsepflanzen zur Anwendung gebracht. Wissenschaftler der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA verfeinerten die Entwicklung dann schließlich. Heute interessieren sich neben Gemüsegärtnern und größeren Pflanzenproduktionsstätten auch die Cannabis-Grower für diese Methode, die doch eine stattliche Anzahl von Vorteilen mit sich bringt.

Gucken wir uns nun also an, wie die Aeroponik funktioniert.

Wenn man eine aeroponische Anlage betrachtet, könnte tatsächlich der Gedanke aufkommen, dass diese Anbaumethode ganz ohne Medium auskommt: Aeroponische Topfsysteme sehen aus wie normale Blumentöpfe, in die ein Gestell für die Wurzelfasern bzw. das gesamte Wurzelwerk der Pflanze eingebracht wird. Jeder Topf hat einen abnehmbaren Deckel, der mit mindestens einem Luftloch ausgestattet ist. Die Pflanze steht also in ihrem Topf, während sich das Wurzelgeflecht des Gewächses im Laufe des Wachstumsprozesses allmählich um das Wurzelgerüst windet und an diesem den nötigen Halt findet. Über ein Tropfsystem wird die benötigte Nährlösung in Form eines Aerosols, also eines Sprühnebels, direkt an die Wurzelfasern geleitet, die die Nährstoffe auf diese Weise ohne Umwege aufnehmen.


Benötigte Materialien zum Aufbau eines aeroponischen Basissystems

– Behälter zur Aufnahme der Nährlösung (Reservoir)

– Teichpumpe oder Ähnliches

– Schlauch zur Verteilung des Wassers

– Geschlossene Wachstumskammer für die Wurzelzone

– Wasserdichter Behälter für die Wachstumskammer, in der sich die Wurzeln der Pflanzen befinden

– Schlauch, um die überschüssige Nährlösung wieder in den Vorratsbehälter zurückzuführen

– Timer zum Ein- und Ausschalten der Pumpe

Entsprechende Systeme, die bislang von nur wenigen Anbietern auf dem Markt erhältlich sind, stellen Komplettlösungen für die alltägliche Anwendung dar, die genau auf die Ansprüche des Gärtners zugeschnitten werden können – will sagen: Aeroponische Systeme sind vollwertige Growsysteme, die bei entsprechendem Know-how des Growers bequem zu handlen sind und sich sicherlich in der Zukunft mehr und mehr durchsetzen werden. Wieso man diesen Trend erwarten kann, erklärt sich fast von selbst, wenn man sich fragt, was genau die Vorteile des aeroponischen Growings sind. Die Antwort: Zum einen wird das Wurzelwerk der zu ziehenden Pflanzen direkt und adäquat mit Nährstoffen versorgt, was auf jeden Fall ein Vorteil ist. Darüber hinaus spart sich der Grower die Anschaffung und das Handling mit den sonst üblichen Wuchsmedien. Das ist dann nicht nur eine Ersparnis von Zeit und Kraft, sondern darüber hinaus auch eine finanzielle Entlastung. Zum anderen hat man als Gärtner – und das ist der echte Clou bei der Sache – stets einen freien Blick auf und in die Wurzelzone seiner Pflanzen, was unschätzbare Vorteile mit sich bringt. Denn auf diese Weise lassen sich Krankheiten und Schädlinge, die sich z. B. in Erde schön verstecken könnten, leicht ausfindig machen bzw. entstehen sie erst gar nicht, weil der Grower die Wurzeln seiner Schützlinge immer im Blick hat. Das dankt die Pflanze mit einem robusten und gesunden Wuchs sowie mit einem kräftigen Ertrag und jeder Menge Freude am Gärtnern.

Interessant ist übrigens auch, dass aeroponische Systeme alles andere als unbezahlbar sind. Mancher denkt, wenn es um diese noch nicht zur Gänze etablierte Technologie geht, dass die Neuanschaffung einer Anlage sicherlich einen Haufen Geld kostet. Dem ist allerdings nicht so. Aero-Grow-Systeme sind für jeden Geldbeutel zu haben und in Form von großen, mittleren und kleinen Systemlösungen verfügbar. Wer handwerklich begabt ist, dürfte sogar recht mühelos in der Lage sein, sich entweder ein eigenes System anzufertigen oder aber ein bestehendes zu modifizieren.

Als Fazit können wir festhalten, dass aeroponische Systeme hygienische Vorzüge bieten, wie auch das Pflanzenwachstum positiv beeinflussen. Und obendrein hat diese Methode eine enorme Ersparnis von Substrat zur Folge. Es lohnt sich also, Aero-Growing einmal auszuprobieren.

Anmerkung der Redaktion: Bei Hanf ist der Eigenanbau nur in gewissen Ländern erlaubt – infomiere dich daher über die geltende Gesetzeslage in deinem Wohnort!

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