Donnerstag, 24. Januar 2019

Kanada leidet noch Jahre unter einer Cannabisknappheit

Auswirkungen für Land und Leute nicht klar absehbar.

Foto: Floh Söllner


In Kanada ist Cannabis glücklicherweise seit dem 17. Oktober 2018 ein legal gehandeltes Produkt. Die Nachfrage nach der Legalisierung des natürlichen Rauschmittels war in der bislang sich auf dem Schwarzmarkt bedienen müssenden Bevölkerung derartig hoch, dass schon zwei Tage nach der Freigabe von Hanf zu Genusszwecken die Regale in vielen Orten des Landes gähnende Leere offenbarten. Nach Expertenmeinungen dürften ähnliche Situationen – wenn auch nicht ganz so stark ausgeprägte Engpässe – noch die nächsten Jahre eine Realität in dem nordamerikanischen Land darstellen. Kanada leidet noch Jahre unter einer Cannabisknappheit, sind sich Beobachter des Marktes sicher, besonders da in Zukunft auch essbare Produkte einen Großteil der Rauschhanfproduktion zu Herstellung beanspruchen werden.

Bis 2022 wird in Kanada eine Knappheit von legalem Cannabis als Rauschmittel bestehen bleiben, ist sich der CEO der Cannabis-Company Auxley Chuck Rifici sicher. Besonders, da künftig auch Getränke und essbare Produkte mit konzentrierten Ölen aus potenten Knospen der Hanfpflanze produziert und verkauft werden wollen, steigere sich die Nachfrage nach dem Naturprodukt ins Unermessliche. Seiner Meinung nach würde bei einem regulären Bedarf nach den Cannabisblüten erst nach den kommenden 18 Monaten ein Gleichgewicht bei Nachfrage und Herstellung entstehen, doch da ab Oktober 2019 die Produktpalette Hanf betreffend auf Nahrungsmittel ausgeweitet würde, könne man frühesten im Jahr 2022 damit rechnen, dass genügend Ware für den Markt verfügbar würde. Anschließend erst gäbe es eine Überproduktion, welche zu Exporten einladen würde. Auch der medizinische Sektor macht dabei etwas Sorge, da circa fünf Prozent Wachstum in Kanada pro Monat zu verzeichnen wäre. Derzeit erhielten knapp 300000 Personen Medizinalhanf, was auch an den möglichen Gesamtkapazitäten zehre. Genauso verhielte es sich aber auch mit den Exporten des natürlichen Heilmittels, die eine immer stärkere Nachfrage erlebten und somit auch an dem gesamten System Kanadas rüttelten.

Noch schwärzer prognostiziert der Chief Executive Officer von RavenQuest BioMed Inc. George Robinson die Verhältnisse in Kanada, da er von einer Knappheit des Naturproduktes bis 2024 ausgeht. Fünf Jahre würde im Land nicht die benötigte Menge zur Deckung der Bedürfnisse der Bevölkerung produziert werden können, da die kommende Extraktion von Hanfölen zur Lebensmittelproduktion ein Vielfaches der bisherigen Quantität verlangen würde. Da bei der Produktion von Cannabisöl letztendlich nur ungefähr zwischen 12 bis 26 Prozent der eingesetzten Kräuterware übrig bliebe, benötige Kanada in Zukunft eine Menge von circa sechs Millionen Kilogramm Marihuana jährlich, um den Bedarf im Land abzudecken. Einhundert Gramm Weed brächten somit schließlich nur 12 bis 26 Gramm Öl zutage, was den steigenden Bedarf ab Oktober 2019 erkläre, wenn die Lebensmittel mit Cannabiszusatz legal gehandelt werden dürften. Er rechne mit einem Bedarf von circa einer Millionen bis 1,25 Millionen Kilogramm des hoch potenten Extraktes, was somit den Bedarf des Ausgangsstoffes Marihuana alleine hier auf fünf Millionen Gramm beziffern ließe. Derzeit würden die Produzenten in Kanada jedoch nur 400000 Kilogramm Cannabis herstellen können, was bei einer Nachfrage von einer Millionen Kilo in Kanada somit nicht die Nachfrage im Inland decken könne. Würde der Bedarf daher nicht gedeckt werden können, müsse selbst Health Canada – das dortige Gesundheitsministerium – dazu übergehen und Cannabis für die kanadischen Medizinalhanfpatienten aus dem Ausland importieren.

Was eine solche Situation für die auf eine heimische Produktion wartenden Patienten in Deutschland bedeuten würde, sollte sich die ständig die Verteilung von Anbaulizenzen verzögernde Cannabisagentur hierzulande einmal genauer überlegen. Vielleicht noch innerhalb der nächsten fünf Jahre …

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1 Kommentar
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Der Realist ohne Kraut
5 Jahre zuvor

Ich denke, dies sind vergleichsweise angenehmere Probleme, die hierzulande sicher Millionen in Kauf nehmen würden.

Zum Glück kann Derartiges in unserem Land nicht vorkommen…