Sonntag, 16. Dezember 2018

Verkauf von CBD-Cannabis in „Spätis“ gestoppt

 

 

Polizei leitet Strafermittlungsverfahren gegen zwölf Berliner Späti-Betreiber wegen des Verdachts des Handels mit „Deutscher Hecke“ ein

 

 

 

 

Sadhu van Hemp

 

Der Kampf der Strafverfolgungsbehörden für ein hanffreies Deutschland wird immer absurder. Ungeachtet dessen, dass seit mehr als einem halben Jahrhundert vergeblich versucht wird, die Bürger vom Genuss THC-haltiger Hanfprodukte abzuhalten, gilt nun alle staatliche Fürsorge den Nutzhanf-Konsumenten.

Was die Staatsanwaltschaft im Juli in Braunschweig vorexerzierte, als sie einen von der Polizei generalstabsmäßig geplanten Generalangriff auf die „Hanfbar“ durchführen ließ, haben nun die Berliner Strafverfolgungsbehörden nachahmen lassen. Seit November stromern Heerscharen unterbeschäftigter Polizeischnüffler rund um die Uhr durch Berlins Spätverkaufsstellen – auf der akribischen Suche nach kleinen braunen Plastikdosen mit Hanfblatt-Etikett, die nach Ansicht der Gesetzeshüter illegales Suchtgift beinhalten.

 

Verantwortlich für die Überstunden der vielen fleißigen Rauschgiftfahnder, die sich beherzt in den Berliner CBD-Drogensumpf stürzen, um ihn auszutrocknen, sind vier Schulfreunde. Vor einem halben Jahr schmiedete die Drogenbande den perfiden Plan, ein Startup-Unternehmen zu gründen und Nutzhanf in kleinen Portionen über Spätis und den Onlinehandel zu vertreiben. Im Oktober schritten die CBD-Drogenhändler zur Tat und belieferten rund 100 Spätis mit „aufwändig von Hand geschnittenen fetten Knollen, bei denen einem das Wasser im Mund zusammenläuft.“ Tropical Haze und Red Berry Kush heißen die beiden Sorten, die eine „verdammt gute Genetik“ haben sollen. Das „magische Zeug“ kommt „frisch aus den Bergen im Süden“ und wurde „in Berliner Hinterhöfen abgepackt“.

 

Um den Späti-Händlern und Kunden so etwas wie Rechtssicherheit zu geben, verweisen die Kreuzberger CBD-Grossisten, dass sie sich „an alle gesetzlichen Regelungen im Umgang mit Nutzhanf halten“ und „ausschließlich verarbeitete Cannabis-Produkte aus Nutzhanf mit einem zertifizierten THC-Gehalt von unter 0,2 Prozent aus dem EU-Sortenkatalog vertreiben.“ Auch werde „ein Vertrieb in großen Mengen an Endverbraucher und die Verwendung zu Rauschzwecken ausgeschlossen“. Zugleich werden die Käufer eindringlich davor gewarnt, dass „es sich bei CBD um eine nicht psychotrope Substanz handelt“ und „kein „High“ verursacht“ wird. Durch den geringen THC-Gehalt könne eine psychoaktive Wirkung und Berauschung bei allen Produkten ausgeschlossen werden.

 

Polizei und Staatsanwaltschaft zweifeln jedoch als ausgewiesene Drogenexperten an der Harmlosigkeit der Nutzhanfblüten. „Das Phänomen ist neu für uns“, sagt Olaf Schremm, Dezernatsleiter für Rauschgiftkriminalität beim Landeskriminalamt. Der Verdacht besteht, dass die Späti-Verkäufer mit Betäubungsmitteln gehandelt haben. Die Rauschgiftermittler verweisen auf ein Urteil des Oberlandesgerichtes in Hamm aus dem Jahr 2016. Danach ist der Handel mit Cannabisprodukten aller Art illegal, sofern er nicht wissenschaftlichen oder gewerblichen Zwecken dient. Dazu zählt laut Urteil aber nicht der Verkauf von Nutzhanf in Spätis, denn der bloße Konsum sei kein gewerblicher Zweck. Dieser besteht nur, „wenn der Hanf zu einem unbedenklichen Produkt wie etwa Papier, Seide oder Textilien weiterverarbeitet“ wird.

 

In zwölf Spätis kam es mittlerweile zum Bust. Gegen alle Eigner wurde ein Strafermittlungsverfahren eingeleitet, und die Polizei droht an, dass weitere Läden mit solchen Polizeimaßnahmen rechnen müssen. Der Verein Späti e.V., der die Interessen der Berliner Spätverkaufsstellen vertritt, ist stinksauer. „Die Firma hat gelogen, als sie den Späti-Händlern erzählt hat, ihr Cannabis sei legal. Viele Späti-Verkäufer sind darauf hereingefallen“, sagt Alpa Baba und rät allen Mitgliedern, das CBD-Cannabis aus dem Sortiment zu nehmen.

 

Was den vier Jungunternehmern von Seiten der Strafverfolgungsbehörden noch an Repressalien ins Haus steht, ist unklar. Alle Anfragen der Nutzhanfdealer nach einem klärenden Gespräch wurden von der Polizei bislang ignoriert. Es bleibt also abzuwarten, ob die Staatsanwaltschaft die Ermittlungsarbeit des Rauschgiftdezernats würdigt und die CBD-Großdealerbande vor den Kadi zerrt.

 

Die Kunden, die in den Spätis CBD-Cannabis erwerben, haben laut Dezernatsleiter Schremm nichts zu befürchten. Geringe Mengen Cannabis, die 15 Gramm nicht übersteigen, gelten in Berlin als Eigenbedarf und werden nicht strafrechtlich verfolgt. Welch ein Zynismus vor dem Hintergrund, dass die „Deutsche Hecke“ dennoch konfisziert und pro forma ein Strafantrag wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz gestellt wird. Auch wenn das Verfahren eingestellt wird, der Makel bleibt.

 

 

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7 Kommentare
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Rainer Sikora
5 Jahre zuvor

Wie ich mich durch unsere intelligente Polizei bewahrt, gesichert und geschützt fühle.Die wollen und stehlen mein Bestes,aber irgendwie muß ich meine Feinde lieben.

Harald
5 Jahre zuvor

Was ist die Gemeinsamkeit von Schnittlauch. Er ist grün, hohl und tritt in Büscheln auf. 🙂

R. Maestro
5 Jahre zuvor

Die Canna-Phobie zeigt sich mal wieder.
Naja, wenn es für richtige Verbrechen nicht reicht ……….
Wichtigmacher halt.

Otto Normal
5 Jahre zuvor

Die Polizei hilft kräftig mit dafür zu sorgen daß aus Nutzhanfkonsumenten echte Kiffer werden. Ich finde das sehr gut denn je mehr ECHTE Kiffer es gibt desto besser! Das verlangen nunmal in einer Demokratie die Regeln von Mehrheit und Minderheit. Die Kiffer müssen zur Mehrheit werden. Die Dealer finden das übrigens auch gut, denn Polizei & Staatsanwaltschaft treiben damit die CBD-Kundschaft in den Schwarzmarkt und werden quasi zu ihren Marketingabteilungen. Das kurbelt das Geschäft an und sorgt dafür das für jeden von den Bullen hopsgenommenen Dealer 3 neue nachwachsen. CBD-Hanf rauchen ist, wenn man nicht krank ist oder es als Tabakersatzstoff verwendet, ohnehin sinnlos. Es gibt nichts was THC ersetzen kann. Gar Nichts! Ich grüße an dieser Stelle Frau Mortler,… Weiterlesen »

Ralf
5 Jahre zuvor

@Otto Normal “Frau Mortler wie geht’s Ihrem Sohn? Hat er sich vom Cannabis wieder erholt?” Das ist ja wohl nur eine rhetorische Frage, bei der die Antwort jeder kennt. Dem gehts blendend! Dank Cannabis ist er sicher sehr gesund, sofern er nicht auch noch die Todesdroge Alkohol dazu säuft und die "wenig intelligente" Mutter ihm sein Lebenelixier nicht entzogen hat! Der Artikel paßt natürlich zu der Nachricht die ich heute gelesen habe, daß der Journalist Oliver Schröm, der den CumEx Skandal aufgedeckt hat (da bekamen Reiche und Superreiche zusammen mit den Bänkstern, von unseren Finanzministern der letzten Jahre, die Lizenz zum Abzocken von Steuergeldern, und haben jedem von uns ca. 500 Euro gestohlen, indem sie sich haben Steuern zurück zahlen… Weiterlesen »

Bern
5 Jahre zuvor

Euch ist irgendwie nicht klar, das ich als Nicht-Berliner aus dem Süden keine Ahnung habe, was ein Spätis ist?

Mike
5 Jahre zuvor

die Gefängnis Lobby und unser Staat braucht Sklaven die im Knast billig Arbeit verrichten. Ein Milliarden Geschäft Welt weit. Deswegen ist Cannabis verboten. Schon eckelhaft das sich der Staat einbildet Alkohol zu erlauben und ab 18 Uhr Werbung im TV zu machen und Cannabis Konsumenten zu kriminalisieren. So werden weiterhin tausende versuchtes Cannabis im Park kaufen und sich vergiften.
Die Medien erzählen uns auch nur Mist und vertäufeln Cannabis. Als Altenpfleger weiß ich was Alkohol anrichtet, das sind Junkies mit extremen Entzugserscheinungen. Das wird erlaubt. Unser Nelly Staat muss abgewählt werden!