Dienstag, 5. Juni 2018

NBA-Star im Cannabis-Rausch?

 

 

J.R. Smith von den Cleveland Cavaliers zeigt sich desorientiert und erhärtet den Verdacht, dass Basketball der Sport der Stoner ist

 

 

 

 

Eine Glosse von Sadhu van Hemp

 

 

Kiffen und Sport? Geht das? Ja, es geht – vor allem beim Korbball. Der amerikanische Ex-Basketballprofi Kenyon Martin glaubt zu wissen, dass 85% der NBA-Spieler im Mortlerschen Sinne therapiebedürftig sind, weil sie die Finger nicht von Marihuana lassen können. Die schnellste Ballsportart der Welt ist – so absurd es klingt – genau richtig für Leute, die sich mit Cannabis entschleunigen und trotzdem schwitzen wollen. Basketball der Sport der Kiffer? An sich eine sympathische Sache, könnte man meinen. Ein paar Menschen, die zusammenkommen, gemeinsam vor dem Spiel ein Joint knattern und sich anschließend dem körperlosen Basketballspiel hingeben – was könnte Körper und Geist mehr ertüchtigen?

 

Doch nicht alle Sportsfreunde haben Sympathie für Athleten, die sich mit Cannabis dopen. Schließlich ist der Wirkstoff THC laut Welt-Anti-Doping-Agentur ein illegales Hilfsmittel zur Steigerung der Wachsamkeit, der Erhöhung der Schmerzgrenze, Verbesserung der Konzentration und Erhöhung der Risikobereitschaft. Ein mit Cannabis gedopter Basketballspieler kann also schon mal eine Gefahr für andere und ein Ärgernis für alle sein, wenn das leistungsfördernde Haschgift seine Wirkung tut. Gerade im Profibereich der NBA verzerren hanfberauschte Spieler den Wettbewerb mit sportlichen Superleistungen, die kaum zu glauben sind und für erheblichen Unmut bei denen sorgen, die im Geiste sportlicher Fairness ihre Tipps im Wettbüro abgeben.

 

Wie das aussieht, wenn der Hanf die Wachsamkeit, Konzentration und Risikobereitschaft erhöht, durfte die Basketball-Community letzten Donnerstag im ersten NBA-Finalspiel zwischen den Cleveland Cavaliers und Golden State Warriors bestaunen. Es war die Doping-Horror-Show des Earl Joseph Smith III., der 4,7 Sekunden vor Spielende nach einem vergebenen Freiwurf seines Mitspielers George Hill den Offensiv-Rebound holt und plötzlich alle Chancen hat, das unentschieden stehende Spiel zu Gunsten der Cavaliers zu entscheiden. Doch es kam anders – und die Weltpresse weiß warum: J.R. Smith war hackedicht von Cannabis. Mit erhöhter Wachsamkeit, voll konzentriert und voller Risiko dribbelte der Zweimetermann zur Mittellinie, aber nicht um mit einem spektakulären Dreipunktewurf in die Annalen der NBA einzugehen, sondern um schlicht und ergreifend den Schlusspfiff abzuwarten. Dank Cannabis war Smith volles Risiko eingegangen – zur Rettung des Unentschieden. Blöd nur, dass es im Basketball kein Unentschieden gibt und die Cavaliers in der Verlängerung mit 114:124 gegen die hellwachen, hochkonzentrierten und risikobereiten Warriors einbrachen.

 

Die Sportpresse spottet nun über den etwas verpeilten J.R. Smith. Doch der ist um eine Ausrede nicht verlegen. Er sei davon ausgegangen, dass sein Trainer die Uhr mit einer Auszeit stoppt. Das wirft natürlich sofort die Frage auf, wieso Coach Tyronn Jamar Lue nicht reagierte. Doch wie sagte bereits der Ex-NBA-Star Al Harrington: „Selbst die Coaches nehmen es.“

 

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