Montag, 26. Juni 2023

Die Angst vor der Cannabis-Freigabe fällt auf fruchtbaren Boden

Cannabis-Teillegalisierung der Ampelregierung ist Wasser auf die Mühlen der Ewiggestrigen

Cannabis
Bild: Sadhu van hemp

 

 

Ein Kommentar von Sadhu van Hemp

 

 

Die Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP steht auf wackeligen Beinen, und es bedarf nur noch eines von den Boulevardmedien aufgebauschten Skandals, um Deutschland mit Neuwahlen zu beglücken.

Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würden die Wähler und Wählerinnen die Ampelregierung in die Wüste schicken und für die rechten bzw. rechtsextremen Oppositionsparteien votieren: Die CDU/CSU würde 29 Prozent der Wählerstimmen abgreifen, die “Höckepartei” satte 19 Prozent. Mehr Zahlen werden nicht benötigt, um sich bewusst zu machen, dass immer mehr Deutsche davon träumen, sich vom rechten Spießbürgertum und dem mittlerweile wieder hoffähigen Ewiggestrigen hinter die Fichte führen zu lassen.

 

Das Absurde dabei ist, dass die von Seiten der Cannabis-Prohibitionisten faktenfrei geführte Diskussion über die Legalisierung erheblich dazu beiträgt, dass sich die deutsche Bevölkerung zunehmend in zwei Lager spaltet. Und die bekämpfen einander, als ginge es um Leben und Tod. Geradezu unversöhnlich stehen sie sich gegenüber, jene, deren Weltbild friedlicher Natur ist, und die, die mit Frieden und ähnlichem Gedöns nichts am Hut haben. Während die „bösen Gutmenschen“ daran arbeiten, mehr Zukunft zu wagen, wollen die „guten Schlechtmenschen“ zurück in die Vergangenheit. Und jeder nimmt für sich in Anspruch, nur das Beste für alle zu wollen.

 

Vor knapp zwei Jahren sah es noch so aus, als würde Deutschland nach gefühlten tausend Jahren der Cannabis-Prohibition endlich den Weg in eine moderne und tolerante Gesellschaft finden. Endlich! Mit Olaf wird alles besser. Das Licht am Ende des Tunnels ist zu sehen. Millionen geächtete Hänflinge wittern seitdem Morgenluft. Sogar das scheue Reh des Kapitals wagt sich heraus, um teilzuhaben am grünen Goldrausch, der Deutschland nach der Cannabis-Freigabe erfassen wird. 35.000 Besucher will die Hanfmesse „Mary Jane Berlin“ am vergangenen Wochenende gezählt haben, was verdeutlicht, worum es geht.

 

Doch der Gegenwind wird heftiger – und das nicht nur in Sachen Cannabis-Teilfreigabe. Das „gemeine Volk“ muckt auf. Großer Dank dafür geht an die meinungsstarken rechtskonservativen Tendenzmedien und asozialen Internetzwerke, deren permanentes Störfeuer Otto und Ottilie Normalverbraucher dahingehend steuert, alles nur noch grottenschlecht zu finden, was die rotgrüngelbe Regierung versucht anzustellen.

Die Stimmung bei „Familie Piefke“ im thüringischen Sonneberg ist sogar derart mies und von Hass gegen alles Rotgrünversiffte durchsetzt, dass Mutter, Vater, Kind einträchtig einen Gefolgsmann von Björn Höcke zum Landrat wählen. Die berühmte Brandmauer zur AfD reißen immer mehr Bürger und Bürgerinnen ein – vor allem in Neufünfland.

 

Das klägliche Bild, das die Ampelregierung abgibt, mag Wasser auf die Mühlen der rechten Parteien sein, aber zu Jubelstürmen besteht für die CDU/CSU angesichts des Aufstiegs der “Höckepartei” kein Anlass. Vor allem deshalb, weil die Christdemokraten mit ihrem Spitzenpersonal den Konkurrenten in der ultrarechten Meinungsblase kaum Paroli bieten können. Höcke & Co. werden sich von einem Friedrich Merz oder Hendrik Wüst nicht in Schach halten lassen. Und ob der neulich vorgeführte Trick dauerhaft klappt, den CDU-Delegierten von einer ehemaligen Eisschnellläuferin in der Funktion als Polizeibeamtin rassistisch und homophob angehauchte Satzbausteine vorlesen zu lassen, um den braunen Bodensatz dieser unserer feinen Gesellschaft politisch einzufangen, bleibt ebenso fraglich. Überdies besteht die Gefahr, dass die Union mit dem Kurswechsel ins rechtsextrem-nationalistische Fahrwasser die gemäßigte Wählerschaft im Westen und Norden der Republik vergrätzt.

 

Der Rechtsruck, der Deutschland in den kommenden Monaten durchschütteln wird, verspricht nichts Gutes – und das nicht nur in Hinsicht auf die ersehnte Cannabis-Legalisierung. Schon bald werden die Herrschaften der Politelite kräftig rudern müssen – und zwar zurück in die Große Koalition, um wieder in etwas ruhigeres Fahrwasser zu kommen.

 

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19 Kommentare
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Rainer
1 Jahr zuvor

Da ist uns die Zeit davon gelaufen.

Jones
1 Jahr zuvor

Man kann die Situation auch stark polarisieren und zur Spaltung nutzen. Gibt ja nicht genug Themen durch welche die Meinungsfreiheit zunehmend relativiert wird. Vielleicht kann Bayerhaze die Bevölkerung ja wieder vereinen 😀

Heiko Graen
1 Jahr zuvor

Der Artikel spricht mir aus der Seele

Fred
1 Jahr zuvor

Eben weil die Umfragen schlecht für die Ampel stehen, wird man sich über die Runden retten. Eine Einigung hat man ja bis heute immer gefunden. Letztendlich arbeitet man die im Koalitionsvertrag vereinbarten Themen ab. Und das wird beim Cannabisvorhaben- wenn es auch die reduzierte Version ist – der Regierung auch nicht anders sein. // Die Angst vor der Cannabis-Freigabe fällt auf fruchtbaren Boden // Sadhu, wo sind die Belege ? Ich habe jedenfalls nichts von einer Meinungsumkehr in der Bevölkerung, oder noch wichtiger, in der Politik gelesen. Mir scheint, das die Kampagnen der Gegner in erster Linie bei den Cannabisbefürwortern auf fruchtbaren Boden gefallen sind und so eine Art Paranoia auslösen. Denn nüchtern betrachtet ist auch diese Vereinbarung aus dem… Weiterlesen »

Caki
1 Jahr zuvor

Hahaha lächerlich…….

Rogg
1 Jahr zuvor

Mal wieder toll geschrieben…!! Leider viel zu wahr….

buri_see_kaeo
1 Jahr zuvor

Schon der erste Satz des Tagesthemas…, leider gar nicht unrealistisch…, und dann kommen ja noch diese hier: Das BuVerfGe und „Wahlprüfungsbeschwerde der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag gegen den Beschluss des Deutschen Bundestages vom 10. November 2022“. So schnell kann’s gehen… mit einem Verhandlungstermin. Liegt es am Anliegen?, an der politischen Identität der Antragsteller?, oder warum dürfen Richter Müller und ca. 9 weitere noch unabsehbar lange warten? Wer aus dieser Gegenüberstellung in Kaffeesatzleserei ein Ergebnis prophezeien möchte, bitte. Und der hier: https://www.youtube.com/watch?v=KGWOcsOrhdg Unsere Kinder, mit 9 & 12 aus einem Land mit anderer Sprache und Schrift stammend, haben sich nach einem Jahr hier so ein blödsinniges Gestammel von einem abzulesenden Text nicht geleistet. Nun ja, wer sich in der Auswahl der… Weiterlesen »

Zuletzt bearbeitet 1 Jahr zuvor von buri_see_kaeo
buri_see_kaeo
1 Jahr zuvor

Dieses lächerliche “Brandmauer”gelalle der C[D/S]U…, in der verbalen Kommunikation sind sie im Vergleich zur AfD weniger radikal, aber die inhaltliche Ähnlichkeit ist unübersehbar. Nicht nur wegen der Sitzplatzordnung im BT rede/schreibe ich von Schwarzbraun, denn gefunden bei t-online: Die örtliche Junge Union (JU) gratulierte dem Wahlsieger der Rechtspartei auf Twitter: “Wir gratulieren Robert Sesselmann zum Gewinn der Stichwahl um den Landratsposten”. Und dann schnell wieder gelöscht, kennen wir ja, ist ja auch aus dem Zusammenhang gerissen, und stimmt ja auch sowieso nicht, und will auch nicht mehr mit ‘ner Maske dealen, bla, bla, bla Und (auch bei t-online), Fr. Weidel: “…Wir sind immer offen für Gespräche. Mit der Union finden sie auf informeller Ebene schon statt, in Kreistagen, aber auch… Weiterlesen »

Zuletzt bearbeitet 1 Jahr zuvor von buri_see_kaeo
Fred
1 Jahr zuvor
Haschberg
1 Jahr zuvor

Solange in unseren konservativ dominierten Medien mit politischer Duldung fast durchweg nur schlecht und negativ über Cannabis berichtet wird, werden die dadurch perfekt manipulierten Zuschauer sich weiterhin verunsichern lassen und eine Legalisierung somit auch künftig ablehnen.
Der Fisch stinkt also vom Kopf und das ganz gewaltig.

Fred
1 Jahr zuvor

Hier ein neuer Vorschlag aus Bayern.

https://youtube.com/shorts/l89lDTAMqjs?feature=share

Qi San
1 Jahr zuvor

Im Westen nichts Neues …
Spießbürgertum ist die letzte Bastion der Deutschen.
Blos nicht aus der Masse hervorstechen.
Keine unangenehmen Themen ansprechen.
Niemals die Wahrheit sagen.

Zuletzt bearbeitet 1 Jahr zuvor von QiSan
Qi San
1 Jahr zuvor

SO LIEBEN DICH ALLE

buri_see_kaeo
1 Jahr zuvor

Nicht Cannabis – aber durch den Tod einer 13-jährigen durch den mutmaßlichen Konsum extrem überdosierter Extasy-Pillen ist das Thema “illegalisierter Drogen” wieder in den Medien präsent. In den Kommentaren deutscher Tageszeitungen (tägl. auf ndr-info) wird der bisherigen deutschen Drogenpolitik, lediglich aus immer mehr forcierter Staatsgewalt und blödsinnigster Schauermärchenerzählerei bestehend, ein katastrophales Zeugnis ausgestellt/bescheinigt. Mir ist bisher noch nicht aufgefallen, dass die BR Präventionsmaßnahmen der Realität angepasst hätte; auch das ist ein Versäumnis! Zum Glück kommen manche der Erwartung/dem Wunsch des Bundeskanzlers kurz nach der Wahl geäußert, die Bevölkerung möge sich mehr in die Politik einbringen (größtmögliches Horror-Szenario aller Konservativen), nach, und tun ihr Mögliches. Hier ein kleines Aufklärungs-Video zu den Wirkungen einzelner Rauschmittel; zu wissen, worauf man sich jeweils einläßt,… Weiterlesen »

buri_see_kaeo
1 Jahr zuvor

Bei der Verordnung von Cannabis als Medizin ist ab heute etwas Erleichterung in Kraft. Wen’s interessiert, bei “Bundesanzeiger.de”, “Amtlicher Teil” die Suche bemühen.
mfG  fE

trec.
1 Jahr zuvor

Mir egal…. Wenn Lügen in Verträgen (WHO, EU) auftauchen implodieren sie nicht, sie ecksplodieren.

(Zu-) Rechte oder richtige Lügen gibt es nicht auf Dauer.

Entspannungsmusiklink https://www.youtube.com/watch?v=yLsVGwNWOA4

😉 L)

trec.
1 Jahr zuvor
Zuletzt bearbeitet 1 Jahr zuvor von Trec 0.1
Qi San
1 Jahr zuvor

@buri_see_kaeo
Wo soll da die Erleichterung sein?

Qi San
1 Jahr zuvor

@ buri_see_kaeo http://www.aerzteblatt.de/archiv/230439/Cannabisverordnung-Kleinere-Nachbesserungen Ärzte müssen dann einen Kostenübernahmeantrag bei der Krankenkasse des Patienten stellen, in dem sie nicht nur belegen müssen, dass der Patient bei einer schweren Erkrankung als austherapiert gilt, sondern auch die Evidenz des verordneten Präparats in der jeweiligen Indikation MIT STUDIEN* belegen. … Vor einer Verordnung von Cannabis in Form von getrockneten Blüten oder Extrakten ist zu prüfen, ob andere cannabishaltige Fertigarzneimittel zur Verfügung stehen, die zur Behandlung geeignet sind. Die Verordnung von Cannabis in Form von getrockneten Blüten ist zu begründen.* * Das sind keine Erleichterunger, sondern weitere Gängelungen kommen dazu … Finde mal einen Arzt der bei dem Kostenübernahmeantrag hilft! Vielleicht hilft es mit einer kleinen Aufwandsentscheidigung für den Arzt zu locken – wie wärs… Weiterlesen »

Zuletzt bearbeitet 1 Jahr zuvor von QiSan