Sonntag, 10. April 2022

Hanfverband gegen Cannabis aus Apotheken

Der deutsche Hanfverband sieht Fachgeschäfte als sinnvoller an

DHV-Polizei-verfolg

In einem kürzlich erschienenen Eckpunktepapier hat sich der deutsche Hanfverband ausgemalt, wie die Legalisierung in Deutschland aussehen sollte. Einige Punkte sind voraussichtlich auch für die Bundesregierung logisch: Laut dem Papier sollte die Abgabe ab 18 Jahren erfolgen, maximal 50 Gramm pro Person (auf welchen Zeitraum sich das beschränken sollte, sagt der Verband nicht), Werbeverbot für Cannabisprodukte und eine penible Angabe der Inhaltsstoffe zur besseren Dosierung und Auswahl.

Inhaltlich steht der Verband jedoch in einigen Punkten im Clinch mit der Bundesregierung – besonders im Bezug auf den Ort des Verkaufs: Während etwa die FDP sich weiterhin dafür stark macht, dass Cannabis in Apotheken verkauft werden soll, hält der Hanfverband dies laut des eigenen “Forderungskatalogs” diese Lösung für wenig sinnvoll. Er pocht eher auf einen Verkauf durch staatlich lizensierte Fachgeschäfte. Die Gründe sind vielfältig: Genussmittel und Medizin sollen weiterhin getrennt verkauft werden; Apothekenpreise, schlechte Auswahl und mangelhafte Beratung würden die Legalisierung scheitern lassen. Denn letztendlich funktioniere die Verdrängung des Schwarzmarktes nur, wenn die Kunden das Produkt auch annehmen würden. Die Forderung, keine THC-Obergrenze einzuführen, spiegelt diese Argumentation wieder.

Auch für Eigenanbau spricht sich der Hanfverband aus: “Es macht keinen Sinn, weiterhin Leute zu bestrafen, die ihren Eigenbedarf mit ein paar Hanfpflanzen auf dem Balkon decken, wenn gleichzeitig im Laden nebenan Cannabis verkauft werden darf,” so der DHV-Sprecher Georg Wurth. Wichtig sei auch eine Anpassung des Führerscheinrechts um realistische Grenzwerte für THC festzulegen – diese sieht der Hanfverband bei 5ng/ml oder 10ng/ml Blutserum. Dennoch sind im Forderungspapier ein paar Punkte enthalten, die nicht unbedingt jedem gefallen werden: So spricht sich das Papier gegen den Verkauf von Mischprodukten mit anderen Drogen aus, also etwa “Cannabisbier, Tabakjoints oder Getränke mit THC und Koffein.” Solange Zucker allerdings nicht als Droge wahrgenommen wird, müssen sich Freunde des gepflegten Hash-Brownies wohl keine Sorgen machen.

Leider schweigt das Papier des deutschen Hanfverbands über die Problematik mit dem EU-Recht sowie Import und Export. Sicherlich wird es aber nicht die letzte Äusserung diesbezüglich bleiben.

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8 Kommentare
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Smile Indica
2 Jahre zuvor

Die FDP ist mal wieder gekauft, dieses Mal von den Apotheken. Früher waren es die Spielhallen Betreiber und die Hotels. So lange die Kasse stimmt ist die FDP zu allem bereit, wie früher der mietbare Revolverheld. Gewissen, Moral, Charakter und Anstand – Fehlanzeige.

Pedro Kann
2 Jahre zuvor

Typisch deutsch.
Der Hanfverband schlägt statt einer Legalisierung in vorauseilendem Gehorsam als passend eingeschätzte Restriktionen vor.
Habt Ihr sie eigentlich noch alle?

Haschberg
2 Jahre zuvor

Alleine schon aus Platzgründen, die vielen verschiedenen Hanfprodukte überhaupt in all ihrer Pracht präsentieren zu können, macht es Sinn, dafür eigene Fachgeschäfte einzurichten. Man stelle sich vor, die eh schon vollgestopften Apotheken müssten künftig auch noch das ganze Hanfsortiment unterbringen. Das wäre schon logistisch kaum möglich. Schließlich wollen wir Millionen von Hanfkonsumenten unter einem reichhaltigen Angebot auswählen und nicht nur wenige Standardsorten vorgesetzt bekommen. Auch sollten alleine schon aus Gründen der Gesundheit (wie zur Bewältigung von Schmerzen oder anderer Gebrechen), potentes Cannabisharz und Öl in einigen Stärken vorrätig sein, wozu natürlich gänzlich neue Lieferketten notwendig wären, nur diesmal eben auf legalem Wege. Alte Anbauländer wie Marokko oder der Libanon wären bestimmt dankbare Lieferanten und könnten so wenigstens zum Teil endlich… Weiterlesen »

Buttercream
2 Jahre zuvor

Ich finde es ausgesprochen sinnvoll keine Tabakjoints zu verkaufen. Auch Cannabis mit Alkohol oder Koffein sollte es aus Safer-Use-Gründen nicht zu kaufen geben. Es wird kaum verboten sein sich dies privat selber zusammenzumischen. Also wo ist das Problem?

Rainer
2 Jahre zuvor

Natürlich muß man langsam mal anfangen, sich eine Gestaltung für einen Verkauf zu überlegen.Konkrete Schritte sind aber aus taktischen Gründen erst nach einem reiflich überlegten Plan machbar.Bewegung in der Sache müßte aber bald folgen.Bei Betrachtung aller Aspekte, dauert alles noch weit über die nächste Legislaturperiode hinaus.Eine schnelle kleine Entkriminalisierung gefährdet das ganze Projekt.Nicht einmal das geht.

Freeman
2 Jahre zuvor

Zitat Pedro Kann: “Der Hanfverband schlägt statt einer Legalisierung in vorauseilendem Gehorsam als passend eingeschätzte Restriktionen vor.
Habt Ihr sie eigentlich noch alle?”

Nein, haben sie nicht, Die verfolgen nur eigene Interessen.

Freeman
2 Jahre zuvor

Diese Papier ist absolut ärgerlich! Ich kann nur feststellen, dass mich der Hanfverband in keinster Weise vertritt!

Ramon Dark
2 Jahre zuvor

Manche Apotheken können noch nicht mal mit Cannabis als Medizin umgehen, wie sollen sie dann von der Vielfalt der möglichen Cannabisgenussprodukte eine Ahnung haben? Sie bräuchten dafür extra ausgebildetes neues Personal samt den geeigneten Räumlichkeiten. Womöglich müsste sich dort dann gar noch jede Person, die ein Cannabisprodukt zu Genusszwecken erwerben will ein Suchtberatungsgespräch anhören. Das wäre eine Diskriminierung gegenüber Alkoholkäufer*innen. Legaler Eigenanbau und neues Führerscheinrecht sind auch dringend nötig, aber warum Begrenzungen bei Mischprodukten? Das Tabakjoints schädlicher sind als tabakfreie Varianten, die Nikotinabhängigkeit fördern, daher lieber nicht vorgefertigt angeboten werden sollen und auch leicht selbst hergestellt werden können leuchtet mir noch ein. Cannabisbiersorten mit und ohne THC gabs allerdings schon im Mittelalter (zumindest vor Einführung des “Reinheitsgebotes”) oder sogar noch… Weiterlesen »