Donnerstag, 30. September 2021

Trüffeltherapie

Trüffeltherapie

Ein beachtenswerter Kurzfilm von funk

Ein Trip auf psychedelischen Trüffeln – und das nicht zum Spaß, sondern um mit ernsthaften psychischen Problemen klarzukommen? Was in Deutschland verboten ist, kann direkt hinter der Grenze – in den Niederlanden – durchgeführt werden. 

Die 21-jährige Josie reist dorthin, um eine sogenannte Session mitzumachen. Können ihr die Pilze wirklich helfen? Und welche Risiken gibt es dabei? 

Josie hat wegen zu hoher Erwartungen an sich selbst und sogenannter sozialer Anpassungsstörungen bereits eine Therapie hinter sich.

Ein kleiner unaufgeregter Film mit viel Potential. Redakteur Philip darf Josie begleiten. Die Fahrt geht durch eine traumhaft schöne Landschaft und der Platz der Session ist mit einem Tipi innerhalb eines überbordenden Grün ein sicherer Hafen. Abgesehen von den Dingen, die Josie erlebt und die ihr euch innerhalb von 15 Minuten anschauen könnt, fand ich bemerkenswert, dass selbst Philip, der neutrale Beobachter, im Laufe des Films eine harmonischere Ausstrahlung bekommt, dass ihm anzusehen ist, dass er den Stress, den die Zivilisation verursacht, mehr und mehr hinter sich lässt. 

Neuropsychologin Dr. Katrin Preller, Forscherin an der Universitätsklinik Zürich, spricht über die Chancen und Risiken des Experiments. Sie beschäftigt sich mit dem therapeutischen Potential von Psilocybin, dem psychedelischen Wirkstoff der Trüffel. 

Im Netz gibt es harsche Kritik, weil der Tripsitter, der ja auf Josie aufpassen soll, genau dieselbe Dosis nimmt. Er begründet es damit, dass er ja erfahren sei und sich so besser in Josie hineinfühlen könne. Mir fehlte wie vielen Kritikern, dass eine Psychologin vor Ort war und dass es keine Nachbereitung gab. Eine Ärztin war dort, doch wie hätte sie einschreiten können, wenn der Trip eine Angst- oder Panikattacke ausgelöst hätte? Wie fühlt sich Josie eine Woche nach der Session, ein Monat danach? Was hat es in ihr angestoßen, um mehr Vertrauen ins Leben zu bekommen? Das hätte eines längeren Films bedurft.

Josie: „Ich weiß doch eigentlich alles selber, was ich brauche.“ Die vorangegangene Therapie hat sie darauf hin geführt, die Session hat ihr gebracht loszulassen und ihr Wissen zu verinnerlichen. Ein großes Lob gebührt Josie, die trotz ihrer Vorgeschichte den Mut hat, sich von einem Reporter und einem Kamerateam begleiten zu lassen.

Es ist dem Format “reporter” hoch anzurechnen, dass es dieses Thema in das Licht der Öffentlichkeit rückt und damit einen Anstoß liefert, dass sich Wissenschaftler mehr mit den natürlich vorkommenden Heilmitteln beschäftigen und dazu forschen. Die Nebenwirkungen vieler Psychopharmaka sind gehörig, vor allem, wenn Patienten sie über lange Zeit oder sogar bis ans Ende ihres Lebens einnehmen sollten. Reinigung und Selbstreflexion mithilfe natürlicher Drogen klingt gesünder. Reporter ist ein Format des Senders funk, ein Gemeinschaftsprojekt von ARD und ZDF, in dem Falle produziert vom WDR.

Auch weitere in Deutschland illegale Drogen können gesundheitsfördernde Wirkungen haben. Hanfjournal wird in loser Folge darüber berichten.

Amandara M. Schulzke

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3 Kommentare
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Ursula Bub-Hielscher
2 Jahre zuvor

Finde das sehr sinnvoll

buri_see_käo
2 Jahre zuvor

Wenn es da mal nicht zu Begriffsverwechselungen gekommen ist… Trüffel?…, ich rate zu Psilocybe semilanceata, in denen ist der Wirkstoff Psilocybin in allen Teilen des Pilzes gleichmäßig vorhersehbar verteilt, d.h. exact dosierbar. Nebenwirkungen, Schäden an Leber, Nieren…, wie bei vielen Psychopharmaka, sind nicht bekannt/belegt, auch nicht bei synthetisch hergestelltem Psilocybin. Aber… wer in DE erkrankt, muss erst einmal seinen Dienst als Höchstleistungsmetabolisator ableisten, (ja und Huch, das kann ins Auge gehen,) sh. in diesem Zusammenhang auch die Beträge von Haschberg und mir bei HaJo “Luxemburg: Kein Verkauf vom legalem Cannabis”, TV-Tip.
mfG  fE

Zuletzt bearbeitet 2 Jahre zuvor von buri_see_kaeo
Ramon Dark
2 Jahre zuvor

Die Heilwirkung psychedelischer Pilze ist bei den Naturvölkern schon seit Jahrtausenden bekannt, da hinkt unsere “moderne”Wissenschaft im Rahmen des allgemeinen Verbotswahnsinns schon ein bischen hinterher. Psilocybinpilze waren schon zur Zeit der alten Mayakultur im Einsatz, die Mazateka-Medizinfrau Maria Sabina konnte Heilerfolge mit solchen Pilzen bei verschiedenartigen Krankheiten erzielen usw. Gute, einfach verständliche neuzeitliche wissenschaftliche Abhandlungen dazu finden sich u.a. auch in den Büchern von Dr. Christian Rätsch (z.B. in der Enyklopädie der psychoaktiven Pflanzen).
Damit wird wieder einmal offengelegt: Die Legalisierung nur von Cannabis alein reicht nicht aus zum Wohle der Menschheit.