Freitag, 13. November 2020

Die Verwendung von Cannabis könnte das Krebsrisiko reduzieren

Neuste Ergebnisse der Forschung


von Dr. med. Franjo Grotenhermen

Cannabisrauch enthält Bestandteile, die krebshemmend wirken – die bekanntesten sind THC und CBD – sowie Substanzen, die das Krebsrisiko erhöhen, darunter Nitrosamine sowie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Bisher ist unklar, wie sich diese Kombination auf das Krebsrisiko auswirkt. Gemäß einer ausführlichen Metaanalyse aller bisher durchgeführten Studien zum Thema kommt ein Forscher der Abteilung für biologische Wissenschaften der Indiana Universität ins South Bend, USA, zu dem Ergebnis, dass das Rauchen von Cannabis das Risiko, an Krebs zu erkranken, in den USA relevant reduziert (Clark 2020). Um die krebshemmenden Eigenschaften von Cannabis optimal nutzen zu können, sollte Cannabis jedoch nicht geraucht, sondern verdampft oder oral eingenommen werden. Insgesamt wurden 34 Studien berücksichtigt.

Ergebnisse der Metaanalyse

Die Ergebnisse zeigen einen Trend zu einem reduzierten Risiko für die Entwicklung von Krebs durch das Rauchen von Cannabis um etwa 10 Prozent. Wurden Studien mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zur Verzerrung der Ergebnisse ausgeschlossen, so lag das reduzierte Risiko statistisch signifikant bei 14 Prozent. Von einer hohen Wahrscheinlichkeit für eine Verzerrung der Ergebnisse ging der Autor bei Studien mit weniger als 20 Fällen, Studien aus Nordafrika und Studien, bei denen der Tabakkonsum nicht berücksichtigt wurde, aus.

Für Hodenkrebs gab es eine nichtsignifikante Zunahme um 12 Prozent. Auch nach Entfernung des Risikos für Hodenkrebs zeigten die verbleibenden Daten eine signifikante Abnahme des Risikos um 13 Prozent. Krebserkrankungen des Kopfes und des Halses zeigten eine signifikante Abnahme des Krebsrisikos um 17 Prozent, während sich für andere Krebserkrankungen, wie beispielsweise Lungenkrebs, keine signifikanten Unterschiede zwischen Cannabisrauchern und Nichtkonsumenten ergaben.

Zusammengefasst ergab sich nur beim Hodenkrebs eine Tendenz zu einem leicht erhöhten Risiko, was aber nicht statistisch signifikant war. Bei allen anderen Krebsarten gab es eine Tendenz zu einem leicht erniedrigten Risiko, was allerdings nur bei Krebsarten von Kopf und Hals statistisch signifikant war. Der Autor schrieb dazu, dass die „aktuelle Analyse nahelegt, dass der Cannabiskonsum in den Vereinigten Staaten das Krebsrisiko um 10 % senken könnte (…).“ 

Schlussfolgerungen

Die aktuelle Analyse deutet auf einen Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und einer substanziellen Verringerung des Risikos für nicht an Hodenkrebs erkrankte Personen von mäßiger Bedeutung und einem nicht signifikanten Anstieg des Risikos für Hodenkrebs mit vernachlässigbarer Bedeutung hin. Aufgrund der Bedeutung von Krebs für die Gesamtzahl der Todesfälle in den USA – jährlich sterben in den USA etwa 600.000 Personen an Krebs – weist der Autoren darauf hin, dass „der Cannabiskonsum die krebsbedingte Todesrate in den Vereinigten Staaten erheblich senken könnte. Die verfügbaren Daten geben jedoch wenig Vertrauen in diese Schlussfolgerung. Es scheint unterschiedliche Reaktionen unter den Krebsarten zu geben, und für viele Krebsarten liegen keine oder nur wenige/geringe Daten vor.

Neben der großen Unterschiedlichkeit der Ergebnisse zwischen verschiedenen Studien und weiterer Faktoren stellt der Autor fest, dass zwar eine Beziehung zwischen Cannabis und Krebs, „nicht aber eine Kausalität nachgewiesen werden kann. Daher ist bei der Interpretation dieser Daten Vorsicht geboten. Dennoch deuten die Daten darauf hin, dass Cannabiskonsum das Krebsrisiko in den Vereinigten Staaten verringern kann.

Ein vermindertes Krebsrisiko bei Cannabiskonsumenten sollte nicht überraschen, da Cannabis und Cannabinoide die Fettleibigkeit verringern, chronische Entzündungen hemmen, den Nüchtern-Insulinspiegel und die Insulinsensitivität senken und direkte Antitumorwirkungen haben – alles Faktoren, die sich günstig auf die Entwicklung von Krebs auswirken können. Darüber hinaus wären die Atemwege und die Blase den höchsten Konzentrationen an Karzinogenen des Cannabisrauchs ausgesetzt, doch das Risiko von Krebserkrankungen der Mund-, Rachen- und Kehlkopfregion und der Blase ist bei Cannabiskonsumenten deutlich verringert. Dies zeigt, dass die krebshemmenden Wirkungen von Cannabisbestandteilen die krebsfördernden Wirkungen von Cannabisrauch selbst in den Atemwegen und der Blase, wo die Exposition gegenüber Karzinogenen hoch ist, überwiegen.

Es ist möglich, dass der tatsächliche Rückgang des Krebsrisikos durch Cannabiskonsum sogar noch größer ist als der geschätzte Rückgang des Risikos um 10 Prozent, der sich aus der aktuellen Analyse ergibt, da nur wenige Daten über die Auswirkungen des Cannabiskonsums auf das relative Risiko von Krebsarten vorliegen, die nicht den krebsauslösenden Substanzen des Rauchs ausgesetzt sind, beispielsweise solche, die mit Fettleibigkeit in Verbindung gebracht werden, wie zum Beispiel Leber-, Brust-, Dickdarm-, Magen- und Prostatakrebs. Es gibt Studien, die zeigen, dass regelmäßige Cannabiskonsumenten weniger adipös sind und einen geringeren Body Mass Index haben.

Einige Krebsarten sind relativ häufig, während andere selten sind, und einige Arten haben eine viel höhere Sterblichkeitsrate als andere. Im aktuellen Datensatz zeigen nur Hodenkrebsarten einen Trend zu einem steigenden Risiko bei Cannabiskonsumenten, und Hodenkrebs ist eine relativ seltene Krebsart mit einer hohen Überlebensrate. Für viele Krebsarten gibt es bisher keine Daten zum Zusammenhang mit einem Cannabiskonsum. Die tatsächlichen Auswirkungen des Cannabiskonsums auf Krebsfälle und Todesfälle können daher mit den derzeit verfügbaren Daten nicht mit Sicherheit abgeschätzt werden. Der Autor der Übersicht weist darauf hin, dass „angesichts der großen Zahl von Krebsdiagnosen und der großen Zahl von Menschen, die Cannabis konsumieren, jedoch selbst eine moderate Auswirkung auf das Krebsrisiko erhebliche Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben wird.

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10 Kommentare
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Otto Normal
3 Jahre zuvor

Medizinische Wissenschaft gibt es schon sehr lange. Cannabis ist noch viel länger der Menschheit bekannt. Doch jetzt erst im schon um 20 Jahre fortgeschrittenem 21. Jahrhundert werden solche Studien geführt und bahnbrechende Ergebnisse erreicht. Die Prohibition hat es bisher verhindert oder zumindest stark erschwert. Wirksame Krebsmedikamente könnten längst im Einsatz sein und millionen Leben retten. Die Technik und das nötige Wissen ist längst da. Alleine der politische Wille fehlt. 70 Jahre Prohibition 70 Jahre korrupte CDU/SPD-Herrschaft (teils im Wechsel, teils gemeinsam, teils in Mittäterschaft von Grünen oder FDP) 70 Jahre Lügen 70 vergeudete Jahre ohne Forschung was sicher schon sehr vielen Menschen das Leben gekostet haben wird. 70 Jahre Massenmord durch Prohibition Prohibitionisten sind Mörder. Sie nehmen den qualvollen Tod… Weiterlesen »

M. A. Haschberg
3 Jahre zuvor

Habe mir vor wenigen Tagen 2 Exemplare des aktuellen Buches von Dr. Grothenhermen “Die Heilkraft von CBD und Cannabis” schicken lassen.
Es ist überaus interessant und zeigt erneut das schier ungeheure Potential des Hanfs.
Einige seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse decken sich mit denen, die ich über einen längeren Zeitraum hinweg durch die orale Einnahme in Selbststudien erzielt habe und ergänzen diese zusätzlich in verschiedenen Bereichen.
Cannabis ist jedenfalls die beste und zuverlässigste natürliche Substanz, um den Menschen vor vielen Krankheiten zu schützen und zu heilen.
Sie den Menschen durch Verbot vorzuenthalten, ist ein eklatanter, ja sogar krimineller Eingriff in die Würde und Unversehrtheit des Menschen.
Aber hoffentlich nicht mehr lange!

Lars Rogg
3 Jahre zuvor

Sooooo viiieel Wissenschaft und Erfahrungswerte rund um das Heilsame Kraut. Danke Herr Grotenhermen..!! Und ich wurde am Montag wegen einer “wiederholten schwerwiegenden Straftat” zu Zuchthaus verurteilt. Dabei habe ich mir lediglich mein heilsames Kraut selbst Zuhause angepflanzt… wie die letzen Jahre auch…wie es 100.000 fach auf der ganzen Welt geschieht…ohne Opfer zu hinterlassen…ohne damit zu handeln…ohne ein erkennbares Verbrechen im Sinne von Moral und Schaden für einzelne Menschen den Staat oder die Gesellschaft. Deutschlands veraltete Gesetze und Richter sind eine Schande !! Wie sagte mein Arzt….die Richter und Politiker wissen gar nicht was für eine Schaden sie anrichten. Staatstragende, sozial orientierte Menschen werden ausgesondert und die Verbrecher läßt man glimpflich davon kommen. Deutschland im Jahre 2020. Fast 50 Jahre nach… Weiterlesen »

Hermes
3 Jahre zuvor

Danke für den sehr interessanten Bericht Dr. Grotenhermen.
„The healing for Nation“ in vielerlei Hinsicht!
Freiheit für Hanf heißt Freiheit für Menschen
ONE loVe

DIE HANFINITIATIVE
3 Jahre zuvor

Lieber Dr. Grothenhermen, welcher Zusammenhang zwischen der Zunahme von Krebserkrankungen und der Verbreitung “endokriner Disruptoren” in der Umwelt (“https://diehanfinitiative.de/index.php/medizin/30-nobelpreis-please”) bestehen könnten? Gibt es dazu Forschungen? Das würde mich einmal interessieren, die Mechanismen des Endocannabinoidsystems (Entzündungshemmung, Neurotransmitter regulierend, etc.), im Zusammenspiel mit der “Epigenetik” und “Neuroplastizität” – und welche Rolle Exocannabinoide übernehmen können, in diesem komplexen Immunsysystem – “Schmerz”-verabeitungssystem. Siehe die Arbeiten von Janov zur Epigenetik, die er als wichtigste seines Lebens bezeichnet hat, wenn ich mich nicht täusche. Er war einer meiner großen Lehrer, die ich mir selbst gesucht habe. Ein Sensei. 🙂 https://cigognenews.blogspot.com/2017/11/thank-you.html […] Janov’s Reflections on the Human Condition: The Simple Truth is Revolutionary Articles on Primal Therapy, psychogenesis, causes of psychological traumas, brain development, psychotherapies, neuropsychology, neuropsychotherapy.… Weiterlesen »

DIE HANFINITIATIVE
3 Jahre zuvor

Ich muß immer wieder an die Gedanken und Worte von Albert Schweitzer denken, die (für mich) von solch einer Kraft sind: “Ich bin Leben, das Leben will. Inmitten von Leben das leben will.” […] …Die Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben Das Problem der Ethik in der Höherentwicklung des menschlichen Denkens Schweitzer geht 1962 in der Quintessenz seines philosophischen Denkens davon aus, dass sich Menschen beim Nachdenken über sich selbst und ihre Grenzen wechselseitig als Brüder erkennen, die über sich selbst und ihre Grenzen nachdenken. Im Zuge des Zivilisationsprozesses wird die Solidarität, die ursprünglich nur auf den eigenen Stamm bezogen war, nach und nach auf alle, auch unbekannte Menschen übertragen. In den Weltreligionen und Philosophien sind diese Stadien der Kulturentwicklung… Weiterlesen »

DIE HANFINITIATIVE
3 Jahre zuvor

offtopic aber schön 😀 Wieder mal schlaflos, weil meine CBD-Tropfen alle sind. 🙁 Wär echt schön, wenn ich mir CBD-Gras im Garten anbauen könnte. 😀 Danke liebe Carito Gonzales für den Tipp: https://www.youtube.com/watch?v=WEpZUCoPs_U&feature=push-sd&attr_tag=qp7WE26BOMvWaJ1R%3A6 gefunden als facebook-Kommentar bei der Drogenbeauftragten der BRD. […] Legalisierung Aussagen SPD Karl Lauterbach über Entkriminalisierung und Eigenanbau bei Tilo Jung Hey Leute heute geht es um die Aussagen Karl Lauterbach SPD zur Legalisierung und Entkriminalisierung. […] Danke Tilo Jung für die klasse Arbeit. Gucke Dir schon länger über die Schulter. 😉 – und Danke Prof. Dr. – Aikido – Lauterbach 😀 😀 😀 Kleiner Lichtblick, so spät in der Nacht. Ich mag Menschen. Ich träume schon wieder vom Frühling und davon welche Blumen ich pflanzen werde… Weiterlesen »

cbd öl gegen schmerzen
3 Jahre zuvor

Meine Frau leidet jetzt nicht mehr unter Schmerzen dank Hanföl, daher möchte ich nur, dass Cannabis nicht mehr als Droge gilt. Obwohl ich verstehe, dass reines Kraut eine berauschende Wirkung hat, hat diese Pflanze immer noch eine Menge positiver Wirkungen, die unserem Körper helfen können, Probleme zu bekämpfen, anstatt sie zu zerstören. Früher dachte ich auch, dass Hanf nur Dope geben kann, aber nachdem ich das sbd-Öl kennengelernt hatte, wurde mir klar, wie falsch ich lag. Und es ist gut, dass ich das jetzt realisiert habe.

Anika
2 Jahre zuvor

Mein Mann, der sehr mit Darmkrebs infiziert war und Metas in anderen Körperteilen hatte, lebte sogar 6 Monate. Für die Familie zu leben war eine lebendige Hölle mit Trauer im Herzen, aber heute erzähle ich der Welt, dass Cannabisöl meinen Mann vor dem Aussterben bewahrt hat. Er lebt noch und wir sind im 10. Monat. Gott ist so großartig. Vielen Dank an Dr. Alex James, der uns das Hanföl verkauft hat, mit dem wir die Krankheit meines Mannes geheilt haben. Ich möchte mich noch einmal bei Dr. Alex James für sein wunderbares Hanföl bedanken. Wir freuen uns jetzt, dass mein Mann wieder lebendig, stark und gesund ist. Sie können sich auch an Dr. Alex James wenden, um eine Bestellung aufzugeben,… Weiterlesen »

Konferenzteilnehmer in Kirgisistan fordern Legalisierung – Hanfjournal
2 Jahre zuvor

[…] Einfluss von Cannabis nicht aggressiv ist. Wir wissen, dass medizinisches Cannabis das Leben von unheilbar kranken Menschen rettet und erleichtert. Es hilft bei der Behandlung von komplexen psychischen […]