Sonntag, 17. Februar 2019

Mortlers zwiespältige Erfolgsbilanz

Feuer auf Marlene Mortler


Beitrag von Hans Cousto

Am 7. Dezember 2018 wurde der jährlich erscheinende „Bericht zur Drogensituation in Deutschland“ mit den Daten für das Jahr 2017 veröffentlicht. Das Standardwerk zur Situation illegaler Drogen in Deutschland liefert in acht thematisch in sich geschlossenen Kapiteln umfangreiche Informationen zu den verschiedenen Aspekten des Phänomens illegale Drogen in Deutschland. In dem Kapitel „Drogenmärkte und Kriminalität“ sind unter anderem die durchschnittlichen Preise und Reinheitsgehalte der gängigen Drogen, die auf dem Schwarzmarkt erhältlich sind, aufgelistet. Zudem findet man dort Daten aus der polizeilichen Kriminalstatistik.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), gab am selben Tag zu diesem Anlass eine Pressemitteilung heraus, die unter dem Titel „Seit 2011 Verdoppelung des Wirkstoffgehaltes von Kokain, dafür Rückgang bei Amphetaminen – Cannabis weiterhin die am meisten konsumierte illegale Droge“ erschien. In dieser Pressemitteilung bemerkt die Drogenbeauftragte, dass der Konsum von Cannabis wieder am Zunehmen sei. Wörtlich heißt es in der Pressemitteilung: „Sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen nimmt Cannabis unter den illegalen Drogen weiterhin die prominenteste Rolle ein. Insgesamt zeigt die Cannabisprävalenz bei Jugendlichen und Erwachsenen bei wellenförmigem Verlauf einen insgesamt zunehmenden Trend.

In der Pressemitteilung wird auch auf die steigende Wirkstoffgehalte bei Cannabisblüten und Kokain hingewiesen. Doch statt auf die Interventionsstrategie Drug-Checking hinzuweisen, mit der es möglich ist, Konsumenten zeitnah zu informieren und zu warnen, verteidigt sie immer wieder die Verbotspolitik als angemessene Reaktion des Staates auf die unerwünschten Entwicklungen sowohl bezüglich des Konsumverhaltens wie auch bezüglich des Drogenangebotes. So erklärte Marlene Mortler am 28. Februar 2018 in einer Sendung des Bayerischen Fernsehens zur Cannabisdebatte: „Für mich ist eines klar: dass das Ganze verboten bleibt.

Marlene Mortler ist seit dem 15. Januar 2014 Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Die zwiespältigen Erfolge in ihrer ersten Amtsperiode von 2014 bis 2017 können direkt den jährlich erscheinende Berichten zur Drogensituation in Deutschland entnommen werden. Für die Verfechter der Verbotspolitik und für die Strafverfolger war diese Amtsperiode aus statistischer Sicht von Erfolg gekrönt. Im letzten Jahr vor der Amtsübernahme von Marlene Mortler (2013) wurden in Deutschland 253.525 Delikte betreffend BtMG registriert, im Jahr 2017 waren es 330.580. Dies entspricht einer Zunahme von etwas mehr als 30 Prozent. Doch das eigentliche Ziel der Strafverfolgung – eine Reduzierung des Angebots – wurde nicht erreicht. Ganz im Gegenteil: Die Wirkstoffgehalte diverser gängiger Drogen sind in dieser Zeitspanne gestiegen und die Preise bezogen auf die Wirkstoffgehalte sind gesunken. Und Lieferengpässe auf dem Schwarzmarkt waren kaum zu beobachten, ganz im Gegensatz zu den Apotheken, die oft den Patienten ihre vom Arzt verschriebenen Cannabisblüten nicht liefern konnten.

Der durchschnittliche THC-Gehalt von Cannabisblüten stiegt während den ersten vier Jahren von Mortlers Amtszeit von 12,3 auf 13,1 Prozent, der von Haschisch von 9,4 auf 14,7 Prozent. Mortler warnt zwar immer vor dem steigenden THC-Gehalt, doch ihre favorisierte Politik konnte diesem von ihr schon oft beklagten Anstieg nicht Einhalt gebieten. Zudem hat sie sich noch nie öffentlich zur protektiven Wirkung von Cannabidiol (CBD) geäußert und die für die Verträglichkeit von Cannabisprodukten THC-CBD-Ratio hat sie in ihren Verlautbarungen auch nie erwähnt. Beim Kauf von Haschisch, das zumeist 4 bis 6 Prozent CBD enthält, erhielt der Kunde auf dem Schwarzmarkt in Deutschland pro bezahlten Euro im Jahr 2017 im Schnitt 15,6 Milligramm THC, 2013 waren hingegen nur 11,8 Milligramm. Pro bezahlten Euro erhielt der Haschischkäufer 32 Prozent mehr Wirkstoff THC als vor dem Amtsantritt von Marlene Mortler. Für so manchen Kiffer ist das natürlich eine erfreuliche Entwicklung, doch für Prohibitionisten eher schockierend, denn diese Tatsache offenbart mit amtlich publizierten Zahlen, dass die repressive Verbotspolitik ihren Zweck nicht erfüllt und völlig versagt hat.

Auch Konsumenten von Ecstasy können mit der Arbeit von Frau Mortler zufrieden sein. Während ihrer ersten Amtsperiode stiegt der durchschnittliche MDMA-Gehalt in den Pillen um etwa 38 Prozent, der Preis bezogen auf den Wirkstoffgehalt ist jedoch um knapp 30 Prozent gesunken. Die Reinheit von Kokain im Straßenhandel in Deutschland stieg in der gleichen Zeit von durchschnittlich 61,3 Prozent auf 78,4 Prozent und der Preis bezogen auf den Wirkstoffgehalt sank während dessen um 18,6 Prozent. Beim Amphetamin ist der Trend nicht ganz so stark ausgeprägt. Lag der durchschnittliche Wirkstoffgehalt 2013 bei 9,8 Prozent – Amphetamin ist die am stärksten gestreckte Droge auf dem Schwarzmarkt – so lag dieser 2017 bei 12,1 Prozent. Der Preis bezogen auf den Wirkstoffgehalt sank in dieser Zeit um knapp 17 Prozent. Fazit nach vier Jahren Marlene Mortler als Drogenbeauftragte: Mehr Stoff für weniger Geld.

Den Berichten der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht kann man entnehmen, dass man mit weniger Repression bessere Ergebnisse erzielen kann. In Portugal beispielsweise, wo der Besitz von Cannabis, Ecstasy, Kokain und anderes mehr nicht strafrechtlich verfolgt wird, solange dieser nur für den Eigenbedarf bestimmt ist, liegt die Zahl der erfassten Delikte in Relation zur Einwohnerzahl um knapp 60 niedriger als in Deutschland. In der Gruppe der 15- bis 34-Jährigen haben innerhalb des letzten Jahres (Jahresprävalenz) in Deutschland 13,3 Prozent Cannabis konsumiert, in Portugal hingegen nur 8,0 Prozent. Auch andere Drogen werden in Portugal von weniger Menschen als in Deutschland genommen – sogar von deutlich weniger Menschen. Und in Portugal gibt es nebenbei bemerkt deutlich weniger „Drogentote“ in Relation zur Einwohnerzahl als in Deutschland.

Marlene Mortler kandidiert ja derzeit für einen Sitz im Europaparlament, so dass wenn sie gewählt wird, wir in Deutschland eine neue Drogenbeauftragte oder einen neuen Drogenbeauftragten bekommen werden. Frau Mortler würde ihr Ansehen in weiten Teilen der Bevölkerung deutlich verbessern, wenn sie ihrer Nachfolgerin oder ihrem Nachfolger im Amt eine Studienreise nach Portugal empfehlen würde und gleichzeitig darauf hinweisen, dass ein „weiter so“ wie bisher in Deutschland nicht empfehlenswert sei.

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8 Kommentare
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Karli
5 Jahre zuvor

Endlich mal ein ordentliches Bild von Frau Mortler. 😉 Das passt!

Irgendwer
5 Jahre zuvor

@ Karli

[_] die Lebensform ist durch den Gesichtsausdruck
zweifelsfrei als unbefristet merkbefreit zu
erkennen.

von: …..
stupidedia.org/stupi/Diverses:Merkbefreiung
….
noch speziell anpassen und bei “Stirnabdruck ” der Lebensform Klebstoff auftragen

Irgendwer
5 Jahre zuvor

Noch mal eben angepaßt: Merkbefreiung ========================================================== Die nachstehend benannte Lebensform Name Mortler Vorname Marlene Geburtsdatum __.__._____ Geburtsort ____________________ ist hiermit für den Zeitraum von [_] 6 Monaten [_] 12 Monaten [_] 24 Monaten [_] ……………… [_] unbefristet davon befreit etwas zu merken. D.h.: wesentliche Verhaltensänderungen bei der Interaktion mit denkenden Wesen zu zeigen. Die Einstufung der o.a. Lebensform nach dem amtlichen Index für Merkbefreiungen entspricht dem Äquivalent von [_] drei Hartkeksen in löslichem Kaffee [_] einer Kiste Schwarzbrot in Dosen [_] einem Quadratmeterstück Torfmoos während einer sechswöchigen Sommerdürre [_] einem Container erodiertem Sandstein (Streusandqualität) [_] einem Schwimmkörper für WC-Spülkasten [_] einem Quadratmeter Tönungsfolie für Solarmodule zur energiesparenden Stromproduktion [_] …………………………………………………………………… Die ausgestellte Merkbefreiung erlischt mit dem Ablauf des [_] __.__.______… Weiterlesen »

R. Maestro
5 Jahre zuvor

Man hat lange den falschen Arschlöchern (’33-’45) geglaubt.
Es hat sich kaum etwas geändert!
Eigentlich fast nix.

Rainer Sikora
5 Jahre zuvor

Alle,die die Pflanze wollen,müssen aufstehen.Ich will hier nicht hetzen,bin selbst gehetzt,durch das Gesetz.Ist nur so ein Gedanke,man muß auf die Lage besser aufmerksam machen,da wo es richtig reinknallt.

R. Maestro
5 Jahre zuvor

Der Kuchen der Prohibition, wirft halt noch zuviel ab.
Wie gehabt.
Da sich, nicht die Einstellung, aber die Zeit ändert.
Gehen Bitcoins, oder lieber einen Koffer voll Scheine?

Cosmo
5 Jahre zuvor

Ah sehr schön. Die Prohibition zeigt endlich Früchte. Sinkende Preise und besserer Stoff. Da schlägt einem das Konsumentenherz doch höher. Noch ein paar Jahre und wir haben edelste Stoffe auf dem heimischen Markt.
Danke dafür.

woewe
5 Jahre zuvor

“eine Studienreise nach Portugal empfehlen” – ich würde meine Steuergelder sogar für eine halbe Weltreise hergeben, wenn sie denn, siehe Vorkommentare, lernfähig wäre, über Portugal hinaus nach Spanien, Tschechien, Luxemburg, Niederlande, Uruguay, die US-Pazifikküste von Kalifornien bis Alaska über Kanada, sowie Colorado, Michigan, Maine, Massachusetts, Vermont*, Washington D.C. – viel Erfolg!
* letztere Liste unterliegt Änderungen (Zuwachs!) und kann unvollständig sein.