Dienstag, 11. September 2018

Mammutprozess gegen 13 Cannabis-Gärtner

 

 

Landgericht Flensburg verhandelt aus Platzgründen am Oberverwaltungsgericht in Schleswig

 

 

 

 

Ende August startete in Schleswig-Holstein ein Mammutprozess gegen 13 Angeklagte, denen vorgeworfen wird, zwischen 2008 und 2016 gemeinsam im großen Stil Cannabis produziert und in den Handel gebracht zu haben. Gleich am ersten Verhandlungstag musste der Prozess unterbrochen werden, da die Verteidigung einiger Angeklagten einen Antrag auf Aussetzung des Verfahrens gestellt hatte. Grund dafür war, dass nicht alle Anwälte vollständige Akteneinsicht nehmen konnten, woraus sich für einige Prozessteilnehmer ein Wissensvorsprung ergäbe, der den anderen zum Nachteil gereichen könnte. Dem Gericht war der Aktenumfang ebenso wenig bekannt, so dass sich der vorsitzende Richter gezwungen sah, die Verhandlung auf den 10. September zu vertagen, um dann über den Antrag zu befinden.

 

Nun ist die Entscheidung gefallen: Die Erste Große Strafkammer des Landgerichts Flensburg lehnte den Antrag auf Aussetzung des Verfahrens ab. Nach Ansicht des Gerichts rechtfertigt der Umfang des Akteninhalts keine Aussetzung. Es sei für die betroffenen Verteidiger zumutbar, sich während des laufenden Verfahrens einzulesen.

Doch dazu kam es nicht: Bei Verhandlungsbeginn beantragte ein Anwalt für zwei der Angeklagten die Einbestellung neuer Pflichtverteidiger. Die derzeitigen hätten bis vor kurzem in derselben Kanzlei gearbeitet, so dass im Prozessverlauf Interessenkollision entstehen könnten. Der neue Antrag bewirkte, dass am gestrigen Montag wieder kein Angeklagter aussagen wollte. Über den weiteren Antrag will die Strafkammer heute entscheiden.

 

Es geht also gut los im großen Verhandlungssaal des Oberverwaltungsgerichts Schleswig, wo das „Cannabis-Tribunal“ wegen der Vielzahl an Prozessteilnehmern stattfindet. Die Staatsanwaltschaft hat sich mit 210 angeklagten Straftaten viel vorgenommen. Oberstaatsanwalt Thorkild Petersen-Thrö wirft den beiden Hauptangeklagten vor, spätestens 2008 ins illegale Cannabis-Business eingestiegen zu sein. Fünf der weiteren Angeklagten sollen den Indoor-Anbau übernommen haben, während sich die beiden mutmaßlichen Haupttäter um die passenden Örtlichkeiten, die Finanzierung und das gärtnerische und technische Know-how der Grows kümmerten. Laut Anklage nutzte die Cannabis-Kooperative für den Anbau u.a. zusammengeschweißte Lkw-Container, Heuböden und Garagen – und das an verschiedenen Orten im Kreis Schleswig-Flensburg und im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Drei weitere Angeklagte sollen dann die Cannabis-Ernte abgenommen und weiterverkauft haben.

Von 2008 bis 2016 sollen knapp 400 Kilogramm Cannabis produziert worden sein. Nach Adam Riese sollen die beiden Hauptangeklagten einen Umsatz von insgesamt fast 1,5 Millionen Euro erzielt haben. Die drei angeklagten Cannabisfachverkäufer erzielten nach Ansicht des Staatsanwaltes Erlöse von nahezu zwei Millionen Euro brutto.

 

Es wird also ein richtig spannender Prozess am Oberverwaltungsgericht Schleswig, wenn er denn überhaupt richtig in Gang kommt und nicht vorzeitig platzt. Die ersten Scharmützel deuten darauf hin, dass die Anwälte nichts unversucht lassen werden, den Prozessverlauf nach ihren Maßgaben zu bestimmen.

 

 

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9 Kommentare
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Harald
6 Jahre zuvor

Und große Alkoholproduzenten bekommen das Bundesverdienstkreuz. Was für eine Farce!!! Das erinnert an die Hexenverbrennungen im Mittelalter.

Otto Normal
6 Jahre zuvor

keine Akteneinsicht für die Verteidiger Akteneinsicht während des Prozesses zumutbar korrumpierte Pflichtverteidiger Das alles bei einem Strafprozeß der möglicherweise mit langjährigen Haftstrafen für die Angeklagten (Opfer der Prohibition) enden kann, es geht hier also nicht um einen lächerlichen Kaufhausdiebstahl. Der eigentliche Skandal sind diese Zustände – nicht etwa das die Angeklagten Hanf angebaut haben. Das Urteil steht ohnehin schon bei Prozessbeginn fest, der Prozess selber ist nichts weiter als eine Farce bzw. ein Schauspiel fürs blutgeifernde Volk. Es riecht nach “Volksgerichtshof” und “Richter Freißler”. Wir sollten uns also nicht über die Zustände in der Türkei beklagen wenn es hier in der Bandenrepublik Täuschland ebenso zugeht. Rechtsstaat? Fehlanzeige! In Punkto Verfolgung von Minderheiten hat sich seit dem 3. Reich nicht viel… Weiterlesen »

Harald
6 Jahre zuvor

@ Otto Normal
Wow, was für ein Kommentar, aber ich kann dir nur beipflichten. Bei der Aufzählung des Gesockses hast du aber die Pfaffen vergessen, die schon seit ewigen Zeiten ihr Mäntelchen in den Wind hängen und nie klar Stellung beziehen. Was man nicht alles tut zur Rettung des christlichen Abendlandes. Aber historisch gesehen war das Obergesindel schon immer in Soutane, Robe oder Uniform gekleidet!!!

Albert Streichmeister
6 Jahre zuvor

Patent der US Regierung von 1998 auf Nerven schützende Eigenschaften von Cannabis Inhaltsstoffen : https://www.google.com/patents/US6630507

buri_see_käo
6 Jahre zuvor

Das wird ein interessanter Cannabis-Prozess.
Vor ca. 2 Jahren wurden vorerst 4 Personen verhaftet, der Finanzier der Aktion soll 4 Million in die Produktion investiert haben, dieser Ärmste ist üppig ausgestattet, und besonders interessant: CDU-Abgeordneter in einem SH Stadtparlament. Da passte es für mich damals wie Arsch auf Eimer, dass wie aus dem Hut gezaubert, Gesundheitsminister Gröhe sich für den medizinischen Cannabis-Einsatz stark gemacht hatte. Ich habe mir durch Cannabis-Wertpapiere ein bischen was eingesteckt, OK. Da hat er aber eine Lawine losgetreten, ursprünglich zur Verwerflichkeitsminderung, auch etwas halbherzig und holterdipolter, denn die Versorgungslage für Patienten ist einstweilen unzureichend. Soll der Richter beim CDU-ler und seinen Gärtner-Kollegen mal schön Milde vor Recht??? ergehen lassen, kann nur gut sein.
mfG fE

Greenhawk
6 Jahre zuvor

komisch, die ”dummen” Kiffer müssen kein Geld gammeln für ihre Dürreschäden. Schade das Drogensüchtige in Deutschland nur alibi-Hilfen bekommen und aus der Gesellschaft ausgestoßen werden obwohl sie nichtmal pseudokriminelle sind die gegen die Polizei wettern (die nicht zurückschlagen dürfen) um ihre scheiß tracks zu verkaufen, sperrt mal diese Gewaltmusiker weg die Menschen gegeneinander aufhetzen. Oder die ganzen Nazis die das Ziel haben, dass UNSER! Land (wieder) von Russland zerbombt wird. Schulreformen und andere Sozialreformen brauchen wir Jetzt!. Solange wir so komische Schulen haben und Bildungsminister die ihre eigenen Kinder niemals auf eine staatliche Schule schicken würden kann man Cannabis nicht legalisieren. Auserdem sollten wir Alkohol mehr sanktionieren,da dieser die Kliniken so stark überlastet, dass wir keine liberale Drogenpolitik zulassen können.… Weiterlesen »

Ralf
6 Jahre zuvor

@Greenhawk “. Oder die ganzen Nazis die das Ziel haben, dass UNSER! Land (wieder) von Russland zebombt wird.” Äh, meines Wissens haben im 2.Weltkrieg nicht die Russen sondern die Engländer und Amis mit ihren B42 Bombern, und auch nicht das ganze Land sondern nur die Wohnnblocks der Zivilbevölkerung zerbombt. Die Industrieanlagen der Kriegsgewinnler blieben jedoch weitgehen unversehrt, wodurch sie das Startkapital hatten, sich dieses neoliberale Scheißland komplett unter ihren habgierigen faschistischen Nagel zu reißen. Die Russen hatten nur Stalinorgeln mit denen sie deutsche Panzer bekämpften und waren nach dem von Amibanken finanzierten Krieg bettelarm. Du solltest mal deine anti-Russen-Brille abziehen, die haben auch nicht die Hanfprohibition gemacht, sondern es waren bekanntlich die Amis (die uns über gebrochene Zusagen, und den… Weiterlesen »

Ralf
6 Jahre zuvor

@buri_see_käo
Wenn`s wirklich ein CDUler ist, wegsperren und Schlüssel wegwerfen und zwar nicht für den Hanf sondern seine Verlogenheit. Was den Prozess angeht, Nachtigall ick hör dir trapsen, sind die Aktenberge wieder mal so hoch, das man sie nicht sichten kann. Kennt man ja vom CSUler Hoeness, bei dem ein Ganzes Zimmer voll Akten einfach ignoriert worden ist, damit nicht herauskommt welcher Adi und Audi da noch seine Drecksfinger drin gehabt hat und wie hoch die Steuerhinterziehung wirklich war.

Ralf
6 Jahre zuvor