Donnerstag, 21. Juni 2018

„Legales“ Kiffen auf Jamaika?

 

„Legales“ Kiffen auf Jamaika – No Problem oder doch Problem?

 

 

 

 

Kascha war für Euch auf Reisen

 

Seit einer Gesetzesänderung im Jahr 2015 ist Ganja auf Jamaika legal – so nimmt man es zumindest wahr. Offizielle Stellen beteuern aber: Cannabis sei nicht legal, sondern nur entkriminalisiert. Aufgrund internationaler Verträge könne man es ja nicht legalisieren. Klingt bekannt? Dennoch ist die Situation auf Jamaika ganz anders als hierzulande. Ein kleiner Reisebericht.

 

Ein sonniger Morgen nach einer unruhigen Nacht in West-Kingston. Ich cruise gemütlich mit dem Auto entlang bemalter Mauern und Wellblechhütten durch eine enge Straße, da sehe ich nach einer Kurve plötzlich drei M16-Gewehre auf mich gerichtet. Shit, Polizeikontrolle. Fast beiläufig fliegt der Joint aus dem Fenster. Ich stelle mich dumm: „Das ist doch jetzt legal, oder? Habe ich da jetzt ein Problem?“. Die Polizisten stellen sich streng: Man müsse jetzt das Auto durchsuchen und ich muss auf die Wache mitkommen, teilt man mir mit. Eine kurze Verhandlung später bin ich zwar 20 Euro ärmer, aber ich kann weiterfahren. Zum Schluss reicht mir ein grinsender Polizist meinen Joint durchs Fenster zurück und belehrt mich, man solle kein Weed verschwenden.

 

 

Das war nicht die erste und nicht die letzte Polizeikontrolle auf meiner Reise. Vor allem bei der Anreise zum Rebel Salute Festival war es sehr anstrengend – da wollte mich ein Polizist überzeugen, dass die 30 Gramm in meiner Tasche mehr als zwei Unzen seien, so viel ist die „legale“ Menge. Auf dem Festival wiederum darf in einem Zelt legal Gras verkauft werden. In jeder Menge, aber zu Amsterdam-Preisen. Aber was ist jetzt eigentlich legal und für wen?

 

Der Besitz von bis zu zwei Unzen, etwa 56 Gramm, auf dem eigenen Grundstück sowie der Anbau von bis zu fünf Pflanzen sind straffrei. Dennoch stellt der Besitz in der Öffentlichkeit eine Ordnungswidrigkeit dar, die mit einer Geldbuße von 500 Jamaican Dollar, derzeit etwa 3,50 Euro, geahndet wird. Für Patienten und Rastafari ist der Besitz und Gebrauch geringer Mengen offenbar völlig legalisiert – aber Achtung: Weiße Jungs mit Zotteldreads sind nicht gleich Rasta! Auf Rasta-Veranstaltungen darf allerdings zum Beispiel offen mit Ganja gehandelt und Ganja konsumiert werden. So eben auch auf dem Rebel Salute Festival und den zahlreichen Ganja- und Reggae-Festivals, die es neuerdings in Negril gibt. Allgemein gelten übrigens auf der Insel relativ strenge Nichtrauchergesetze: Das Rauchen in der Öffentlichkeit ist weitestgehend verboten und mit hohen Strafen belegt. Die Umsetzung muss man sich allerdings in etwa so vorstellen wie in Berlin.

 

 

Insgesamt gibt es eine große Ungleichheit zwischen der Rechtslage und der tatsächlichen Praxis – das macht es für Touristen nicht gerade leicht. Ein wichtiger Faktor ist die Korruption: Die sorgt dafür, dass man auch mit einem halben Kilo im Gepäck aus den meisten Kontrollen relativ glimpflich wieder herauskommt. Die sorgt aber auch dafür, dass Polizisten das geltende Recht beugen, um sich den einen oder anderen Touristendollar dazuzuverdienen. Dazu gehört vor allem, die Situation zu dramatisieren und mit Verhaftungen zu drohen, was natürlich bei geringen Mengen nicht mehr geht. In der Regel gilt also: Ruhe bewahren, freundlich, aber bestimmt bleiben und abwarten, wie sich die Situation auflöst. Letztendlich sorgt die Korruption auch dafür, dass die Polizisten bei ihrem mageren Gehalt ihre Kinder zur Schule schicken können. Ein jamaikanischer Freund hat mir einmal erklärt: „Police dem ah nuh tief. Dem ah hustle just like wi.“ Also: Die korrupten Polizisten wollen uns nicht bestehlen, die wollen nur über die Runden kommen.

 

Ganz sicher gehen kann man natürlich, indem man sich einfach immer nur 50- oder 100-Dollar-Bags kauft. Das entspricht ca. 35 bzw. 70 Cent und reicht für, je nach Rauchgewohnheiten, einen bis drei Joints. Die raucht man auf und die Taschen sind sauber für jede Polizeikontrolle. Gibt es an so ziemlich jedem Shop und auch von Händlern auf Partys zu kaufen. Wer sich gerne für einen gemütlichen Abend am Strand oder auf dem Balkon eindecken möchte, der muss manchmal etwas länger suchen. Typische Größeneinheiten sind ¼ Pfund, ½ Pfund oder 1 Pfund – dann bekommt man in der Regel einen schwarzen Plastikbeutel, in dem sich die kompletten abgeschnittenen Pflanzen mit Stielen befinden. Typische Preise für ein Pfund sind etwa 6.000 Dollar in Westmoreland und 7.000 Dollar in Kingston, für bessere Qualität jeweils ca. 1.000 Dollar mehr und für schlechtere Qualität jeweils ca. 1.000 Dollar weniger. Dabei entsprechen 1.000 Jamaican Dollar etwa 7 Euro – der Kilopreis liegt also knapp über 80 Euro.

 

 

Es geht aber noch ganz anders: Inzwischen haben immer mehr Jamaikaner ihre Leidenschaft für das Haschischhandwerk erkannt. Da sind zwar die Preise etwas höher, dafür findet man dort aber Matte mit einem Wirkstoffgehalt, den ich bisher von Jamaika kaum kannte. Das kostet dann 1.000 Jamaican Dollar für ca. 10 Gramm feinstes, samenfreies Gras – oder für etwa 1 Gramm selbst gemachtes Bubblehasch. Dabei scheint ganz Jamaika einen großen, neuen Markt im Auge zu haben: Medical-Cannabis-Patienten aus den USA, denen man auf der Insel ein genauso gutes Angebot bieten möchte wie in den Dispensaries daheim. Die Regierung hat sogar schon Pläne, einen Cannabisshop für medizinische Anwender direkt am Sangster-Flughafen in Montego Bay zu eröffnen – eine Idee, die natürlich zulasten der Straßenhändler geht, die genauso auf den Touristendollar hoffen.

 

Insgesamt gesehen hat sich die Lage in Bezug auf den Cannabisbesitz auf jeden Fall seit der Legalisierung entspannt – vor allem, wenn man mit dem Auto unterwegs ist, kann es aber immer mal wieder zu Situationen mit der Polizei kommen. Wie es weitergeht, wird sich zeigen – das wird sicher, wie fast alle Entwicklungen auf Jamaika, von den Entwicklungen in den USA mitbestimmt werden. Und auch, wenn nicht alles One-Love ist auf Jamaika, wunderschön und faszinierend ist es immer wieder.

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2 Kommentare
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R. Maestro
5 Jahre zuvor

Da kann unsereins hier schon mal das Wasser im Mund zusammenlaufen.

In Jamaika, bleibt so manchem Kiffer sicherlich auch manchmal die Spucke weg. 😉

Manuel
5 Jahre zuvor

Ich war gerade vom 20.12 – 24.04 In Jamaica (Work & Travel) Jedes Parish hat sein Weed. Das beste bekommst du direkt auf den großen kommerziellen Plantagen. Als Whitie /Touri zahlt man für Quallität extreme Preise. Daher Local kaufen lassen das gilt aber überall 🙂 Ich hatte einen Strain erworben unbekannter Sorte (4 OZ für 3000J) im Abgang ein Beeriger Geschmack. Top. Das war im Hinterland von Negril. Bei Buff Bay habe ich das erste mal das Local Weed getestet. Sehr viele Samen dafür eine OZ für 400J In Kingston gibt es aber mittlerweile gut sortierte Shops die auch Gummibärchen mit je 10mg verkaufen. (6 oder 8 stk für 1000J) Hier Empfehle ich unbedingt mal den Dub Club zu besuchen.… Weiterlesen »