Sonntag, 21. Januar 2018

Synergistisch Räuchern mit Cannabis

 

Ethnobotanische Praxis

 

 

Markus Berger

 

Ethnobotanische Räucherungen sind vor allem in der Winterzeit reizvoll, wenn es draußen kalt und dunkel ist und die Kräuter auf der Räucherkohle eine ganz besondere Atmosphäre verströmen. Wir wollen uns mit dieser Übersicht einen ersten Eindruck davon verschaffen, wie vielseitig und individuell Räucherungen mit und ohne Cannabis durchgeführt werden können – das betrifft zum einen die schlichte olfaktorische Note, also das Aroma einer raumluftverbessernden Räucherung, zum anderen und vor allem aber die zu erwartende energetische bzw. psychoaktive Wirkung der verräucherten Pflanzenkompositionen.

 

Manche Pflanzen und Harze bringen beim Räuchern (und auch beim Rauchen) recht ähnliche oder aber zumindest vergleichbare Effekte wie Cannabis – denken wir nur an das Löwenohr Leonotis leonurus, die Orchideen-Art Dendrobium nobile und das Habichtskraut (Hieracium-Arten). Diese Pflanzen lassen sich allein oder zusammen mit Cannabis rauchen und entsprechend auch räuchern. Zwar weisen Löwenohr und vor allem das kleinblättrige Maus-Habichtsohr (Hieracium pilosella) nicht gerade einen betörenden Geruch auf (wobei hier die Meinungen gerade bezüglich des Löwenohrs auseinandergehen). Sie bewirken aber in der Kombination mit Hanfkraut eine pharmakologische Synergie, die sehr interessant sein kann. Das gilt sowohl fürs Räuchern wie auch in verstärktem Maße für das Rauchen dieser Pflanzenkombo.

 

Das Räuchern mit Nepali Sleeping Gas gilt in Nepal als traditionelle schamanische Anwendung. Darüber hinaus gibt es gerade in Nepal, aber auch anderswo, zahlreiche Räucheranwendungen, die unserer Wissenschaft noch vollkommen unbekannt sind. Der Ethnopharmakologe Christian Rätsch berichtet: „Wie ich (…) im Himalaya feststellen konnte, gibt es noch viele Räucherstoffe, die dort seit Urzeiten benutzt werden, hierzulande aber völlig unbekannt sind und zum Teil sogar botanisch bisher nicht bestimmt werden konnten. So stellte ich erstaunt fest, dass die Tamang, ein tibetisches Volk, das in Nepal lebt, die Zweige der Somalata („Mondpflanze‟) genannten Hochgebirgsephedra (Ephedra gerardiana) als Räucherstoff bei der Leichenverbrennung verwenden‟.

 

Die Ephedra-Arten, im Deutschen Meerträubel genannt, gehören übrigens mit ihrem stimulierenden Inhaltsstoff Ephedrin (von manchen „natürliches Amphetamin‟ genannt) zu den psychoaktiven Gewächsen. Kein Wunder, dass diese Pflanzen ethnobotanisch in Gebrauch sind.

 

 

 

Heimische Harze

 

Wer sich in unseren Wäldern auf die Suche nach räucherbaren Harzen begibt, der wird insbesondere auf die häufig üppig harzabsondernden Koniferen stoßen, also auf Nadelbäume, denen die harzigen Tränen nur so die Stämme hinabkullern. Diese Harztropfen müssen nur noch abgesammelt und zuweilen getrocknet werden, um in die Räucherschale geworfen werden zu können. Dabei darf man nur das Harz absammeln, das bereits zu trockenen Tropfen eingedickt ist – bedenken wir, dass das Baumharz eine für die Pflanzen wichtige Funktion erfüllt, nämlich das Verschließen und Desinfizieren von Wunden. Deshalb soll man mit einem scharfen Messer lediglich die verdickten Harztropfen absammeln, ohne dabei die Rinde des Baumes zu verletzen. Manchmal weist das vom Baum gekratzte Harz an manchen Stellen noch eine flüssige Konsistenz auf, weshalb es dann zunächst getrocknet werden muss.

 

Harz von einheimischen Nadelbäumen duftet ganz besonders herrlich und bringt das Aroma des Waldes nach Hause. Auch die Nadeln von Koniferen können getrocknet und verräuchert werden – aber Vorsicht: Verbrennende Nadeln neigen manchmal dazu, einen mehr oder weniger ausgeprägten „Funkenschlag‟ zu bilden. Das heißt, dass Koniferennadeln beim Verbrennen um sich springen und „spritzen‟ können, weshalb deren Verräucherung am besten an der frischen Luft und nicht unbedingt im Haus vorgenommen werden sollte. Möchte man solche Räucherungen in abgeschlossenen Räumen durchführen, dann muss unbedingt ein Aufpasser mit von der Partie sein – am besten sollte die Räucherung zudem in einem geschlossenen Räuchersystem vorgenommen werden, das nur über einige Löcher für den austretenden Rauch verfügt.

 

Weitere Hilfsmittel für positive Energien

 

Räucherungen können mit anderen energetisch wertvollen und aktiven Duftstoffen potenziert werden, um die pharmakologischen Effekte zu unterstützen oder zu verstärken. Besonders gut geeignet sind die peruanischen Duftwasser der Schamanen, zum Beispiel das bekannteste dieser Wasser, das Aqua de Florida, und Abwandlungen, derer es eine ganze Reihe gibt (Aqua de Ruda, Aqua de Kananga, Agua de Rosas usw.). Diese Duftwasser werden nicht nur wegen ihrer betörenden Aromata verwendet, sondern vor allem, um spezielle Energien für Rituale freizusetzen bzw. zu erzeugen und um negative Energien zu neutralisieren. Füllt man das Agua in Zerstäuberflaschen, also in Aerosolspender, lässt sich ein Raum ganz hervorragend damit reinigen – insbesondere vor oder auch während sowie nach einer Räucherung. Auch selbst hergestellte Pflanzenessenzen (z.B. alkoholische Extrakte) aus den traditionellen Zauberpflanzen (Beifuß-Arten, Salbei, Wacholder usw.) lassen sich auf diese Weise zur Anwendung bringen. Schamanische Duftwasser, Pflanzenessenzen und Räucherstoffe können im Zusammenspiel die Raumenergie spürbar und nachhaltig beeinflussen.
Heutzutage wird allerdings – abgesehen von Schamanen – kaum noch jemand mit Cannabis räuchern, zumal der Hanf im Grunde immer noch weltweit zu den illegalisierten Pflanzen gehört, allen medizinischen und sonstigen Relegalisierungstendenzen des Westens zum Trotz.

 

Ungeeignete Räucherstoffe

 

Im Grunde ist kein pflanzlicher Stoff, der sich zum Rauchen eignet, für eine Räucherung unbrauchbar. Manche Stoffe eignen sich aber aufgrund diverser Umstände nicht wirklich, um verräuchert zu werden. Einer dieser Stoffe ist zum Beispiel das so genannte Jungle Spice. Bei Jungle Spice handelt es sich um eine Zubereitung bzw. einen Extrakt aus der Wurzelrinde eines
Mimosenbaums namens Mimosa tenuiflora (in alten Büchern und im Smartshop-Handel oft noch unter der veralteten Bezeichnung Mimosa hostilis zu finden). Diese Wurzelrinde enthält einen noch nicht näher spezifizierten Wirkstoffkomplex – darunter auch N,N-DMT (Dimethyltryptamin), eines der stärksten natürlichen Psychedelika, die in der Natur vorkommen, unter anderem auch in unseren Körpern. Diese harzig-klebrige Masse namens Jungle Spice ließe sich selbstverständlich auch in die Räucherschale werfen. Es wäre aber um das enthaltene DMT zu schade, dies tatsächlich in die Praxis umzusetzen. Im Gegensatz zu anderen Räucherstoffen, die auch in vaporisierter oder verbrennender Form über die Raumluft ihre Inhaltsstoffe abgeben und so eine langsame Aufnahme der chemischen Prinzipien ermöglichen, kann die psychoaktive Effektivität des DMT in Form einer Räucherung sich nicht besonders gut im Menschen manifestieren. Es sei denn, die Räucherung wird auf engstem Raume vorgenommen, zum Beispiel in einem Schwitzhütten-Setting. Aber auch dann wird die volle Wirksamkeit des DMT nicht ausgekostet werden können, muss doch Dimethyltryptamin auf direktem Wege in die Lunge aufgenommen werden und dort möglichst lange verbleiben. Deshalb werden die meisten erfahrenen Anwender eine DMT-Räucherung für Verschwendung halten, zumal das DMT-haltige Material meist recht kostspielig bzw. nur mit größerem Aufwand herzustellen ist.
Das Gleiche gilt für alle kostbaren psychoaktiven Pflanzenstoffe, zum Beispiel für teures Opium und wertvolle Haschischsorten, und auch für Pflanzen, die sehr flüchtige Inhaltsstoffe beherbergen, zum Beispiel die Zaubersalbei Salvia divinorum.

 

Anmerkung: Manche Experimentatoren fügen ihren Räucherungen und Blends eine geringe Menge Eisenhutblätter (Aconitum spp.) bei. Die Anwendung dieser sehr toxischen Pflanze ist allerdings potenziell außerordentlich lebensgefährlich, weshalb wir in jedem Fall darauf verzichten sollten. Obwohl Räucherungen bei Weitem nicht so wirksam sein können, wie es gerauchte Blends sind, kann doch schon die Verbrennung von Pflanzenteilen des Eisenhuts aufgrund der freigesetzten Dämpfe durchaus zu Notfallsituationen führen. Der Eisenhut ist ein Gewächs, das unbedingt in die Hände von erfahrenen Praktikern und Schamanen gehört. Laienhafte Anwendung birgt enorme Risiken für Leib und Leben. Dasselbe gilt übrigens für den Fingerhut Digitalis purpurea, für die Herbstzeitlose Colchicum autumnale und für andere hochgiftige Pflanzen, zum Beispiel das Maiglöckchen Convallaria majalis.

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