Dealer im Park näher betrachtet
Doku-Ausstellung „Andere Heimaten“ über das tägliche Treiben in Berliner Parks.
Drogendealer sind ein Teil der Prohibition. Wäre der Verkauf von illegal deklarierten Produkten nicht gesetzeswidrig, wäre der Handel mit den berauschenden Waren schließlich ein gewöhnliches Geschäft wie Alkoholausschank. Da die Verbotspolitik jedoch Konsumenten und Händler in zwielichtige Ecken und auf Schwarzmarktplätze drängt, bilden sich Subkulturen mit eigenem Regelwerk oder gleich „Andere Heimaten“ für zumeist zugereiste Menschen, die anderswo ihren Fuß in keine Tür bekommen. Eine Sonderausstellung im Friedrichshain-Kreuzberg Museum widmet sich nun diesem Personenkreis, der in der Regel in Zeitungsartikeln meist eher als schädlicher Teil unserer Gesellschaft beschrieben wird. Werden Dealer im Park näher betrachtet, bietet sich jedoch ein wesentlich facettenreicheres Bild der semiprofessionellen Drogenfachverkäufer, wie die Ausstellung „Andere Heimaten“ demonstriert.
13 Menschen – die als aufgestellte Silhouetten über ihren Herkunftsort und ihre Migrationsrouten berichten – bilden den Rahmen für die Ausstellung über Drogenverkäufer in Berliner Parks, die auch mit einem Reiseportal allen Besucher anschauliche Informationen über die verlassenen Länder vermitteln möchte. Gesammelte Zeitungsartikel zu der in Deutschlands Hauptstadt häufig betrachteten Konfliktsituation – die leider allzu oft rassistischen Untertönen einen kräftigen Nachhall verschaffen – werden im Friedrichshain-Kreuzberg Museum in der Ausstellung ebenso dem Publikum zugänglich gemacht. Gerade letzterer Faktor des widerwärtigen Fremdenhasses stellt einen gewichtigen Teil der „Andere Heimaten“-Ausstellung dar, da sich die Dealer in Parks den Anfeindungen aller Menschen im öffentlichen Raum vollkommen ausgeliefert wiederfinden, während sie der gesamten Gesellschaft als Projektionsfläche für kollektiven Hass dienen. Nicht nur Hautfarben oder Handelswaren sind dabei ausschlaggebend für die spürbare Ablehnung seitens der gemeinen Gesellschaft, auch die blanke Demonstration der gescheiterten Drogenpolitik verärgert den einen oder anderen Mitbürger – oder Beamten.
Diese Umstände lassen die Veranstalter so weit denken, seltenes Lob über die illegal agierenden und zumeist dunkelhäutigen Grünflächenhändler auszusprechen:
“Vor dem Hintergrund dieser vielfältigen Widerstände erscheint der Drogenverkäufer unerschrocken, tapfer und beherzt, ja heroisch. Er widersetzt, riskiert und arbeitet für seinen Lebensunterhalt und um den mehrheitlich weißen, privilegierten Konsumenten den Zugang zu Genussmitteln zu ermöglichen. Ein Sinnbild dafür, dass in der Geschichte der Menschheit ein Verbot von Produkten nie den Bedarf hat erlöschen können.”
Die vom 21. November 2017 bis 14. Januar 2018 stattfindende Ausstellung „Andere Heimaten“ im Friedrichshain-Kreuzberg Museum bietet zusätzlich zwei Diskussionsveranstaltungen mit den Themen „Drogenverkäufer als Projektionsfläche für gesellschaftlichen Hass“ sowie „Drogenverkäufer als Arbeit“ und wird dazu noch durch eine Liveradiosendung ergänzt.
Weitere Informationen sowie die genauen Öffnungszeiten der Ausstellung findet man im Internet unter: www.andereheimaten.website und www.hxb-museum.de.