Sonntag, 19. März 2017

Die Holzrose

 

Angewandte Psychonautik

 

 

Die Holzrose (Argyreia nervosa) richtig anwenden
Eine Safer-Use-Info

 

Markus Berger

 

 

Die LSA-haltige Holzrose ist eines der noch legalen Rauschgewächse, die heute vermehrt ausprobiert werden. Dabei machen viele Anwender Fehler, die sich durch Safer-Use-Maßnahmen sicher umgehen bzw. vermeiden lassen. Schauen wir uns also die korrekte Handhabe der Holzrosen-Anwendung an, ohne diese dabei zu empfehlen. LSA ist nicht LSD – und wirkt auch nicht so. LSA-haltige Windensamen, wie die der Argyreia, wirken zudem sehr körperlich und für manche häufig auch unangenehm. Nur geübte Psychonauten sollten sich an die Erfahrung mit Lysergsäureamid-haltigen Pflanzen heranwagen.

 

 

Argyreia nervosa (BURMAN f.) BOJER, die Hawaiianische Holzrose (Baby Hawaiian Woodrose, Elefantenwinde, Elephant Creeper, Wooly Morning Glory, Hawaiian Baby Woodrose, HBWR, Woodrose u.a.), kommt ursprünglich gar nicht von Hawaii, sondern aus aus Indien und wird dort in der Ayurveda verwendet. Allerdings werden nicht die Mutterkornalkaloid-haltigen Samen, sondern der tonisierende Wurzelstock für medizinische Zwecke benutzt, nämlich bei bzw. gegen Arthritis, allgemeine Schwäche, Bronchitis, Diabetes, Ejakulationsschwäche, Fieber, Husten, Nervosität, Syphilis und Tuberkulose sowie als Hirn- und Nerventonikum (Rätsch, Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen 1998: 66).

 

Argyreia wurde vermutlich früh nach Hawaii eingeführt, da sie heute hauptsächlich auf den Pazifikinseln wächst. Aber auch in Indien findet sich die Holzrose in Lagen bis zu 900 Metern nach wie vor in wilder und kultivierter Form. Außerdem wächst Argyreia nervosa auf Sri Lanka, in Afrika und Australien (Rätsch 1998: 64).
Argyreia-nervosa-Samen weisen nach Analysen bis zu 0,3 Prozent Ergoline (Mutterkornalkaloide) auf und machen die Winde somit zur potentesten ihrer Familie (Windengewächse, Convolvulaceae). Sie enthalten auch nicht nur Ergin (Lysergsäureamid, LSA, LA-111), sondern außerdem Agroclavin, Chanoclavin-I, Chanoclavin-II, racemisches Chanoclavin-II, Elymoclavin, Ergometrinin, Ergonovin (Ergometrin), Festuclavin, Isoergin (Isolysergsäureamid), Isolysergol, Isolysergsäure-alpha-hydroxyethylamid, Isosetoclavin, Lysergen, Lysergol, Lysergsäure-alpha-hydroxyethylamid, Molliclavin, Penniclavin und Stetoclavin.

 

 

Die Anwendung

 

3 bis 5 Samen gelten als Einsteigerdosierung, 5 bis 8 als normale und 8 bis 15 (oder mehr) als sehr hohe Dosis. Aber Vorsicht! Holzrosensamen können sehr unterschiedlich wirken, dem einen genügen schon 3 Samen für eine starke Wirkung, andere benötigen deutlich mehr für ähnliche Effekte.

 

Normalerweise ist es üblich, die pulverisierten Samen oral – zumeist in Form eines Kaltwasserauszuges – zu nehmen. Sie lassen sich auch einfach mahlen und mit Wasser oder Saft vermischt trinken oder, wenn man über ein sehr gutes Gebiss verfügt, auch auskauen. Allerdings klagen viele Psychonauten über unangenehme Nebenwirkungen der oralen Einnahme: Übelkeit, Erbrechen, Magenkrämpfe, Durchfall, Verstopfung, allgemeine Erschöpfungszustände und ähnliches sind durchaus an der Tagesordnung, wenn ich selber auch in Dosierungen bis 12 Samen niemals über derartige körperliche Effekte zu klagen hatte. Überlegen wir einmal, was man gegen die körperlichen Symptome machen kann. Wir wissen, dass diese unerwünschten Wirkungen von diversen Inhaltsstoffen der Argyreia nervosa rühren. Wir vermuten, dass ein Großteil dieser Stoffe sich in der das Samenkorn umgebenden pelzigen Schicht befindet. Was gibt es also für Möglichkeiten, Übelkeit und andere physische Nebenwirkungen zu vermeiden?

 

Grundsätzlich gilt: Am besten nimmt man HBWR-Samen auf möglichst leeren Magen ein. Das liefert schon mal eine solide Grundlage für eine nebenwirkungsarme Erfahrung. Nun die Maßnahmen im Einzelnen:

 

Es ist von enormem Vorteil, die pelzige Schicht auf der Samenoberfläche zu entfernen oder abzubrennen, da diese vermutlich die meisten übelkeitserregenden Stoffe enthält. Man kann die Körner etwa eine Viertelstunde in Wasser einlegen, um die Pelzschicht besser sichtbar zu machen.

 

Kaltwasserauszug: Das Samenpulver wird für eine Stunde (nicht länger) in kaltes, klares Wasser eingelegt. Dann wird abgeseiht und das Samenmaterial verworfen. Im Wasser befinden sich nun die wasserlöslichen psychoaktiven Ergoline, die eher toxischen Wirkstoffe sind nicht wasserlöslich und von daher auch nicht in unserem Kaltauszug enthalten.

 

Manche Psychonauten füllen das pulverisierte Samenmaterial in dreifach mit Schellack ummantelte Gelatine-Kapseln der Stärke 00 ab. Diese Einnahmeform provoziert bei den meisten keine Übelkeit, Magenkrämpfe oder dergleichen, denn die Kapseln werden erst im Darmtrakt vollständig aufgelöst und geben also auch dort erst das Samenpulver frei (Entheogene 5, 1995: 42).

 

Wirkstoffextraktion aus dem Untergrund: 300 Argyreia nervosa-Samen in einer Küchenmaschine pulversieren. Das Pulver in das Einmachglas geben und mit Feuerzeugbenzin bedecken. Glas zudrehen und eine Stunde stehen lassen, ab und zu schütteln. Anschließend abseihen und die Pulvermasse eintrocknen lassen. Zum Schluss darf kein Benzin mehr riechbar sein (Reinheitstest für Feuerzeugbenzin: Man träufelt wenige Tropfen auf einen Spiegel, eine Glasscheibe o.ä. und lässt diese komplett verdunsten. Wenn keinerlei Rückstand auf dem Spiegel bleibt, ist das Benzin verwendbar, in jedem anderen Fall nicht). Das eingetrocknete Pulver in ein anderes Einmachglas geben und mit 50 Millilitern Alkohol aufschütten. Die Mixtur muss nun für drei Tage bestehen bleiben und ab und an gut durchgeschüttelt werden. Dann wieder abseihen und den Sud in ein Fläschchen o.ä. füllen. Setzt sich daraufhin erneut eine Pulverschicht am Boden ab, seiht man noch mal ab – so oft, bis eine klare Lösung resultiert. In dem gewählten Verhältnis entspricht ein Milliliter Extrakt einer Dosis von sechs Argyreia-Samen. Solche Extrakte können, je nach Wirkstoffgehalt der Samen, sehr potent sein! Der Anwender sollte sich an die verträgliche Dosierung langsam herantasten!

 

Herstellung einer Einreibung: Pulverisierte Argyreia-Samen können zu einer Salbe verarbeitet werden, die äußerlich aufgetragen wird. Das kann auf verschiedene Arten geschehen. Entweder das Samenpulver einfach mit Speiseöl vermischen und auf sichtbare Venen (Armbeuge, Handgelenk) auftragen (Entheogene 1, 1994: 33). Eine andere Methode verwendet Senfmehl. HBWR-Samenpulver wird mit scharfem Senfpulver vermischt, 45 Minuten stehengelassen und auf die Haut aufgetragen (Entheogene 5, 1995: 38-39). An die wirksame Dosierung, wenn überhaupt, sehr vorsichtig herantasten!

 

Eine letzte, aber nicht empfehlenswerte Möglichkeit der Übelkeitsunterdrückung ist die Einnahme von Dimenhydrinat etwa eine halbe Stunde vor Konsum der Samen. Dies soll allerdings nicht weiter vertieft werden, da ich wegen der möglichen, die Argyreia-nervosa-Samen in ihrer Gefährlichkeit noch übertreffenden Nebenwirkungen des Dimenhydrinat grundsätzlich jedem dringlich davon abrate, wie ich überhaupt dazu rate, per se die Finger von Holzrosensamen zu lassen, zu viele Anwender haben bereits über unangenehme Effekte geklagt.

 

 

 

 

 

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3 Kommentare
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Mensch
7 Jahre zuvor

Passend zu meinem Kommentar es Lebe die Psychodelik, Danke an Herr Berger für diesen Arikel zu Safer Use! und an Herrn Rätsch für die viele Forschungen Danke 🙂

Mensch
7 Jahre zuvor

Bin auf der Suche nach Schatten Verträglichen und Winter-Festen Psychodelischen Pflanzen wenn jemand was weiß 🙂 würde mich freuen wenn ihr euer Wissen weiter Teilt 🙂

Jörg Teßmann
3 Jahre zuvor

Also 16 Samen mit ner halben Flasche Vodka waren schon eine coole Erfahrung! Der Vodka war wohl die auslösende Wirkung von Übelkeit schuld, aber der psychedelische Kick der Holzrose war sehr cool. Betäubt irgendwie und ich hatte keine Befürchtung in einen schlechten Trip zu rutschen. Schwierig ist nur die Dosierung, da der Wirkstoffgehalt von Saman zu Samen stark schwankt! Also langsam rantasten! komischerweise viel akkustische Hallo’s!