Donnerstag, 7. Januar 2016

Wenn der Fiskus in die Röhre guckt

 

von Sadhu van Hemp

 

Foto: Susanne Winter

 

Der Euro rollt im niederländischen Cannabis-Einzelhandel. Das Groninger Forschungsinstitut INTRAVAL, das sich bei unseren Nachbarn um die „Suchtproblematik“ kümmert, hat nun Zahlen einer Umfrage aus dem Jahr 2013 vorgelegt, die den Jahresumsatz der Coffeeshops beziffern. Nach Erhebungen der Forscher werden mit dem regulären Verkauf von kleinen Mengen Marihuana und Haschisch jährlich etwa 1,7 Millionen Euro pro Shop umgesetzt, was bei rund 600 Cafés einen Gesamtumsatz zwischen 875 Millionen und 1,25 Milliarden Euro ergibt. Errechnet wurde das hübsche Sümmchen mittels einer Befragung von 700 Kunden, die in 30 ausgesuchten Coffeeshops Angaben zu ihrem Konsumverhalten machten.

 

Damit liegt erstmals eine verlässliche Zahl vor, die zwar weit unter den anno 2007 geschätzten zwei Milliarden Euro liegt, aber dennoch die niederländischen Finanzbehörden hellhörig werden lässt. Nach Berechnungen des Fiskus taucht nämlich nur die Hälfte der Einnahmen in den Steuererklärungen der Coffeeshopbetreiber auf, die andere halbe Milliarde verschwindet im Kreislauf des nach wie vor illegalen Großhandels. Schuld daran ist der Gesetzgeber, der zwar den Verkauf an Konsumenten zulässt, zugleich aber den steuerpflichtigen Eigner eines Coffeeshops zwingt, den durchschnittlichen Jahresbedarf von 225 Kilo Marihuana und 40 Kilo Haschisch über die Hintertür zu beziehen – und das cash, ohne Quittung und ausgewiesener Umsatzsteuer.

 

Inwieweit das Zahlenspiel die Volksvertreter in Den Haag beeindruckt und zum Handeln zwingt, bleibt abzuwarten. In jedem Fall hilft die Schätzung der entgangenen Steuereinnahmen den streng ökonomisch denkenden Niederländern, noch einmal in aller Ruhe in sich zu gehen und mit Blick auf die sprudelnden US-amerikanischen Steuerquellen alle Vor- und Nachteile der halbherzigen Hanfduldung abzuwägen.

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2 Kommentare
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X-KIFFER
8 Jahre zuvor

Immerhin nehmen die niederländischen Finanzbehörden wenigstens die Häfte ein, während in Dummdeutschland gar nix eingenommen wird, sondern auch noch wertvolle Steuergelder mit der sinnlosen Verfolgung und sozialen Vernichtung unschuldiger und friedlicher Kosumenten verschwendet werden.
Dummheit und Fanatismus kosten immer Geld!
Tod den Drogenkriegern!

Santa Clause
8 Jahre zuvor

Ich muss da jetz auch meinen Senf dazu geben. Habe letztes Sylvester in Amsterdam verbracht. Ich hab noch nie soviele friedliche Menschen an Sylvester in einer Großstadt gesehn. In Deutschland muss man permanent aufpassen dass man nicht in eine Schlägerei gerät aber dort sind fast alle einfach nur gut drauf. Auch besoffene habe ich kaum bis gar nicht gesehn. Herrlich ist das wenn soviele Menschen aus sovielen Ländern friedlich zusammen Sylvester feiern.