von Kimo
Nachhaltigkeit in den eigenen vier Zeltwänden
Nicht wenige Grasliebende legen im eigenen Kühlschrank ganz andere Maßstäbe an als beim illegalen Hobby. Was in der Tüte brennt, ist fast egal – Hauptsache es knallt ordentlich. Neuste Untersuchungen in Colorado haben ergeben, dass selbst in vielen kontrollierten Cannabisprodukten Schimmel und/oder Pestizidrückstände gefunden wurden. Wenn es legal schon nicht funktioniert, wissen wir spätestens seit den diversen Streckmittelskandalen, dass Gras vom Schwarzmarkt noch ganz andere Dinge enthalten kann.
Viele, die ihr Gras selbst anbauen, tun das um die angesprochenen Gefahren zu meiden und auch, um bei der @home Zucht eigene, hohe Standards festzulegen. Denn auch im Growshop des Vertrauens tummeln sich mittlerweile viele Produkte, die alles andere als „Öko“ oder gar „Bio“ sind. Auch der Einsatz mineralischer Dünger trägt nicht gerade zur Erholung unserer überdüngten Kulturlandschaft bei, denn auch besonders bei Hobby-Growern landet viel im Ausguss. Beim biologischen Anbau unter Kunstlicht wird die Zahl lebender Organismen durch die Anwendung von Bio-Produkten in der Erde erhöht, wodurch die Pflanze weniger anfällig für Krankheiten oder Schädlingsbefall wird. Last but not least ist Bio-Gras einfach lecker. Welche Grundlagen dafür nötig sind könnt Ihr hier lesen:
Das Medium
Gute Erde ist die wichtigste Grundlage der Bio-Indoorzucht. Hierbei gibt es wiederum zwei Möglichkeiten: Growshops oder Baumärkte bieten Erde in Bio-Qualität an, wobei die Option Growshop immer vorzuziehen ist, da diese Erde schon auf die spezifischen Ansprüche von Indoor-Pflanzen eingeht. Einigen Produkten ist ungefähr 15 Prozent Perlite zugesetzt, die bei anderen Erden nachträglich untergemischt werden kann, um eine ausreichende Sauerstoffversorgung der Wurzeln sicherzustellen. Perlite ist ein natürliches Produkt, das zu 100 Prozent aus Vulkangestein gewonnen wird, dessen Staub aber trotzdem nicht eingeatmet werden sollte. Eine gute Erde erkennt man unter anderem auch am Preis, ein 50-Liter Sack kostet zwischen 10 und 20 Euro. Alles, was billiger ist, taugt ohne Nachbehandlung mehr oder weniger nicht zur Zucht anspruchsvoller Indoor-Pflanzen. Geeignete Erde ist locker, nicht zu nass oder gar verklumpt, hat weder Steine noch andere grobe Einschlüsse und riecht angenehm.
Die zweite Möglichkeit ist die eigene Herstellung der Indoor-Erde aus Outdoor-Kompost, für den man einen Garten und zwei Komposter braucht. Die sind ab 100 Euro in jedem Baumarkt zu haben. Diese Variante ist zwar sehr arbeits- und zeitaufwendig, dafür aber langfristig kostengünstig und 100 Prozent nachhaltig:
Für einen kleinen Anbauraum oder eine große Homebox können es schnell mal 600 bis 800 Liter Erdmischung im Jahr werden. Jene Kandidaten, die sparen wollen, indem sie dieselbe Erde mehrfach verwenden, ohne sie zwischendurch „aufzupeppen“, sind die gleichen, die sich bei der Ernte über massiven Ertrags- und Qualitätsverlust sowie vermehrten Schädlingsbefall wundern. Um eine nährstoffreiche Bio-Erde Erde selbst zu produzieren, ist ein Betonmischgerät geeignet. Das kann auch zur Aufbereitung und Anreicherung gebrauchter Erde mit Nährstoffen genutzt werden. Die besteht aus Muttererde; dazu kommen Torf, Perlite, Kokosfasern und Rinderdung als Zuschlagstoffe. Dann kommen die pflanzenspezifischen Nährstoffe hinzu, die die Pflanze in den verschiedenen Phasen ihrer Entwicklung braucht: Horn- und Blutmehl dient der Wachstumsphase, Guano versorgt die Pflanzen während der Blütephase. Dolomitkalk und etwas zerriebene Holzkohle dienen der Stabilisierung des pH-Wertes. Je nach geplanter Zeit der vegetativen Phase und der Dauer der Gesamtblüte verändert man diese Düngerzugaben anteilig. Wer einen Garten hat, kann auch leicht mit gefiltertem Regenwasser gießen und spart die Osmoseanlage. Diese anfängliche Mühe beim Mischen der Erde erspart über viele Wochen jegliches zusätzliches Düngen. Bei einer gut vorgedüngten Mischung, egal ob aus dem Growshop oder dem eigenen Garten, müssen die Pflanzen erst während der letzten Blütewochen gedüngt werden. Für die meisten Homegrower ist das benutze Medium ein Problem, das es heimlich zu entsorgen gilt. In der Bio-Zucht kann es die Grundlage für kommende Durchgänge sein, falls man einen Garten besitzt.
Aus alt mach neu
Benutze Growerde kann mit wenigen Handgriffen wieder ihrer eigentlichen Bestimmung zugeführt werden. Die in ihr verbliebenen restlichen Nährstoffe reichen jedoch nicht mehr aus, um noch weitere vernünftige Erträge zu erzielen. Viele Nährstoffe finden sich aber in den Pflanzenresten, denen sie einst zugefügt wurden, um die Pflanze üppig wachsen und blühen zu lassen. Für die meisten Grower ist es immer wieder mit Stress verbunden, diese viele Erde im Garten oder anderswo zu entsorgen und die gewaltigen Mengen an Pflanzenresten zu verbrennen oder wie auch immer verschwinden zu lassen. Wer die Arbeit nicht scheut, kann die Nährstoffe auch der nächsten Generation wieder zugänglich machen. Hierbei kommt dann der erste der angesprochenen Komposter ins Spiel: Die Pflanzenabfälle werden sehr sorgfältig bis zur Unkenntlichkeit zerschreddert, wenn nötig auch zwei Mal. Am Boden des Komposters wird dann eine dünne Schicht Erde eingefüllt, die dann mit dem zerschredderten Material bedeckt wird. Jetzt werden abwechselnd Pflanzenmaterial und Bio-Kompostierungsmittel, die es in jedem gut sortierten Baumarkt gibt, geschichtet. Mineralien, Spurenelemente und Bakterien bewirken eine gute Zersetzung des pflanzlichen Materials binnen kürzester Zeit und düngen den entstehenden Humus gleichzeitig vor. In diesen Spezialkompost kommt zwischen die einzelnen Schichten gehäckseltes Laub und Stroh zur guten Belüftung. Bei der Verwendung anderer Gartenabfälle sollte man darauf achten, dass diese weder samentragend, noch von kranken Pflanzen oder mit Schädlingen befallen sowie möglichst fein zerhäckselt sind. Fermentierter Pferde- oder Kuhmist sowie Kräuter und deren Abfälle sind genauso gut geeignet wie der Stickstofflieferant Brennessel. Brennesseljauche funktioniert auch als Kompost, als Dünger und als Pflanzenschutzmittel. Daneben sind Küchenabfälle wie Zwiebel- oder Kartoffelschalen geeignet, sollten aber nicht in allzu großen Mengen zugefügt werden. Kaffeesatz ist, entgegen der landläufigen Meinung, eher zu meiden. Er wirkt sich ungünstig auf den pH-Wert aus. Auf diese Erdschichten werden über die Sommermonate etwas dickere Schichten Grasschnitt gelegt. Man muss darauf achten, dass die Grasschicht nicht zu dick ist, damit sie nicht fault. Der Grasschnitt bewirkt ein Erhitzen auf 60 Grad Celsius und mehr, so dass Keime und mögliche Pflanzenkrankheitserreger im Kompost abgetötet werden. Insgesamt sollte der gesamte Kompost schön locker aufgeschichtet und stets leicht feucht, jedoch nicht nass, sein. Jeder Regenwurm, der den Weg kreuzt, sollte hier ein neues Heim finden. Wer faules, krankes und befallenes Pflanzenmaterial hinzufügt oder den Inhalt gar verdichtet oder zusammengedrückt, zerstört das Mikro-Leben des zukünftigen Mediums. Wenn im Herbst dann umgeschichtet wird, kommt der Inhalt vom vollen Komposter in den leeren. Bevor er bis zum Frühjahr ruht, wird verrottetes Material von den Rändern in die Mitte geschaufelt. Dann werden grobe Schichten Stroh oder zerkleinertes Laub eingefügt. In der kommenden Saison wird das verrottete Material durch ein Durchwurfsieb geworfen, um die groben, unverrotteten Teile zu entfernen. Letztere kommen zum weiteren Verrotten in den neu angelegten Kompost und impfen diesen zusätzlich noch mit den anhaftenden Zersetzungsbakterien. Fertig ist die selbst gemachte Bio-Erde.
Biologische Volldünger – echt „Bio“ oder „nur“ organisch?
Der Kauf vorgemischter Bio-Erde aus dem Growshop ist weitaus weniger zeitaufwendig. Wer es auch beim Dünger wirklich „Bio“ haben will, sollte aber unbedingt auf das Label achten, dass die EU für Bio-Dünger vergibt. Nicht jeder organische Dünger ist automatisch auch ein Bio-Dünger. Organische Düngemittel werden in zwei typische Gruppen eingeteilt:
– Viele angebotene Dünger sind organisch, aber nicht „Bio“- zertifiziert und gehören somit zur Gruppe der der so genannten „Kann“-Produkte“. Das sind die Produkte, die für den Einsatz in der biologischen Landwirtschaft nach der EC Richtlinie Nummer XY aufgrund ihrer Inhaltsstoffe für den organischen Landbau geeignet sind. Wenn auf dem Label steht „kann in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt werden“, wurde das Produkt vor Markteinführung nicht untersucht. Hier kann jederzeit ein Labor die Angaben überprüfen.
– Die Gruppe mit dem Eco Label. Ein Dünger, bei dem alle Inhaltsstoffe auch auf Umweltverträglichkeit, Belastungen und Ähnliches untersucht werden, besitzt das Eco Label. Die Registrierung als „Eco Label“ ist sehr viel schwieriger und erfordert nicht nur mehr Forschungsarbeit am Produkt selbst, auch der gesamte Herstellungsprozess bis hin zum Ursprung der Inhaltsstoffe muss komplett nachgewiesen werden und den Anforderungen genügen. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe Düngerhersteller, die diese strengen Standards erfüllen.
Was ist drin?
Bio-Dünger enthalten die gleichen Nährstoffe wie mineralische Dünger, die allerdings aus organischem Ausgangsmaterial gewonnen werden. Die Hauptbestandteile sind die Makronährstoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium sowie die Sekundärnährstoffe Calcium, Magnesium und Schwefel dazu kommen noch Spurenelemente wie Eisen, Zink oder Mangan. Der fürs Wachstum hauptverantwortliche Stickstoff liegt bei organischen Düngemitteln meist als Betain-Stickstoff vor. Der ist von der Pflanze besonders leicht zu absorbieren und wird vom Medium nach Bedarf abgegeben. Ein etwas störender Effekt für die Zucht in den eigenen vier Wänden ist der etwas güllige Geruch von Betain-Stickstoff. Eine alternative, natürliche Stickstoffquelle wäre das bei der Herstellung der vorher beschriebenen Erdmischung verwendete Hornmehl oder besser noch das stickstoffreichere Haarmehl. Alle bislang erhältlichen Bio-Volldünger sind jedoch auf Betain-Sticktoffbasis hergestellt und riechen nach Land.
Phosphor und Kalium können ebenso aus organischen Produkten gewonnen werden, hierbei ist Guano, der aus Fledermaus- oder Vogelkot gewonnen wird, der wohl meist verwendete Zuschlagstoff im Indoorbereich. In Omas Garten war Pottasche die bekannteste Kaliumquelle, aber auch Vinasse enthält sehr viel organisches Kalium. Dieses wird besonders zu Zeiten der Endblüte benötigt.
Wird Bio-Dünger anders angewendet als konventioneller Dünger?
Bio-Volldünger enthalten alle benötigten Nährstoffe und sind nicht anders anzuwenden als konventionelle Produkte. Auch bei der Bio-Zucht sollte der pH-Wert des Gießwassers zwischen 6,0 und 6,5 liegen. Zwar weisen die Pflanzen auf Erdsubstrat auch in einem pH- Bereich von 6,5 bis 7,2 keine wesentlichen Mängel auf, aber stimmt der pH-Wert von vorne herein, ist der Wuchs üppiger und der Ertrag am Ende besser. Auch bei der Gabe von Bio-Düngern liegt eine Überdüngung durchaus im Bereich des Möglichen und bedeutet Stress und somit Ertragseinbußen, weshalb auch auf „Bio“ entweder sehr vorsichtig gedüngt oder der Ec-Wert genau gemessen werden sollte. Auch auf Bio-Erde ist das verwendete Wasser mindestens genau wichtig wie der Dünger. Wer nur hartes (dH >14) oder relativ salziges (Ec-Wert > 0,5 mS) Leitungswasser oder gar beides hat, sollte ernsthaft die Anschaffung einer Umkehrosmose-Anlage in Erwägung ziehen, falls Regenwasser nicht verfügbar ist.
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Gibt es auch „Bio-Zusätze“?
Die Zugabe von verschieden Bodenverbessern wie zum Beispiel dem Trichoderma-Pilz oder nützlichen Bodenbakterien sind auch bei teurer, gekaufter Erde ratsam, falls der Hersteller das nicht schon erledigt hat.
Die Chelate in den Wurzelstimulatoren sind generell organisch gewonnen, „echte“ Bio-Produkte bieten hier nur eine Handvoll namhafter Hersteller an. Weil einige Wurzelstimulatoren anorganischen Phosphor enthalten, eigenen sie sich somit nicht zur organischen Hanfzucht. Viele Bio-Blütestimulatoren werden aus blühenden tropischen Pflanzen oder einfach aus heimischem Hopfen gewonnen. Hopfenextrakt hat sich seit Jahren in der biologischen Landwirtschaft als Blütestimulator bewährt, aber über die Nachhaltigkeit eingeflogener Tropenpflanzenextrakte zur Blütestimulation lässt sich streiten. Viel mehr noch als bei mineralischer Düngung spielt bei „Bio“ ein gesundes, vor nützlichen Pilzen und Bakterien strotzendes Substrat, der gesunde Gesamtzustand der Jungpflanzen sowie die Qualität des Gießwassers die wichtigste Rolle. Wer auf das Anmischen einer Nährlösung mit den verschiedensten Mittelchen steht und mit jedem zusätzlich ergärtnerten Gramm das Selbstwertgefühl steigert, sollte die Finger von der konsequent biologischen Pflanzenzucht lassen.
Was ist mit Schädlingen?
Wie schon erwähnt, sind natürlich gezogene Pflanzen von Natur aus resistenter gegen Schädlinge oder Pilzbefall, allerdings bergen Bio-Produkte oder gar selbst gemachter Kompost auch eine gewisse Gefahr der Einschleppung. Zum Glück gibt es da ja das Öl des australischen Neem-Baums, das jedoch immer mit Rimulgan als Emulgator gemischt werden sollte. Einige Anbieter bieten Neem bereits löslich an, beim Kauf sollte man das unbedingt erfragen. Mit Nützlingen gegen die gängigen Schädlinge wie Spinnmilben und Blütenthrips in der Kammer ist man auch ohne chemische Keule auf der sicheren Seite. Die sollte selbst beim konventionellen Indoor-Anbau nicht mal als Ultima Ratio in Betracht gezogen werden. Systematisch wirkende Bekämpfungsmittel sind nur kurzfristig erfolgreich, meist feiert man schon wenige Wochen später ein Wiedersehen mit den verhassten Fraßfeinden. „Bio“ heißt nicht immer absolut schädlingsfrei, sondern: Der konsequente und vor allem vor einem heftigen Befall beginnende Einsatz von Fraßfeinden wie Thrips & Co stellt ein natürliches Gleichgewicht zwischen Jäger und Gejagten her, ohne der Pflanze zu schaden. Dieser Zustand ist doch viel erstrebenswerter und einfacher zu erreichen, als die Utopie einer komplett sterilen Kammer, die ständig mit verschiedenen Mittelchen ausgesprüht werden muss. Wer es also nicht nur in der Küche und beim fahrbaren Untersatz Wert auf gesunde Ernährung , gutes Essen und Umweltverträglichkeit legt, sollte konsequenterweise in den eigenen vier (Schrank)-Wänden auch daran denken, oder?
Ich nutze BioDünger (biobizz) auf Cocos und fahre sehr gute Ergebnisse damit.
Finde es Schade das man BioBizz meist nur im Zusammenhang mit Erde findet.