Sonntag, 17. Mai 2015

Hotte und Totti –

Die fairen Bullen vom „Görli“

 

von Sadhu van Hemp

 

SeineMeinung
Bild: acscom / freeimages

 

Kein Beruf ist telegener als der des Polizeirambos. Tagtäglich ermitteln unzählige TV-Kommissare auf allen Kanälen, und der Verdacht liegt nahe, dass die mediale Überpräsenz dieser Zunft nur der klammheimlichen Installation eines Polizeistaates auf deutschen Boden dient. Doch dieser Eindruck täuscht: Wer sich in Schland genauer umschaut, der wird feststellen, dass die Polizei nie da ist, wenn man sie braucht. Zudem gibt es echte Taugenichtse wie Hotte und Totti, die seit mehr als vierzig Jahren undercover in der Berliner Drogenszene patrouillieren – und trotzdem so etwas wie Menschen geblieben sind.

 

Totti, Hotte, zunächst ein großes Dankeschön für euren Mut, der Leserschaft des „Hanf Journal“ Einblick in eure wirklich spannende Basisarbeit im Drogenmilieu zu geben. Wie man von allen Seiten hört, spielt ihr nicht das Spiel „Guter Bulle – böser Bulle“, sondern lasst durchweg Fünfe gerade sein.

 

Ja, wir haben ein Herz für Drogis. Ganz besonders Totti, der noch jeden Joint heiß raucht. Aber sagt mal, ihr Vögel! Wie sieht’s aus? Gibt’s hier bei euch nix zu dampfen?

 

Doch, doch, sofort! (Wir reichen den beiden Muskelmännern einen vorgebauten XXL-Haschjoint.) Aber nun erzählt mal von euren Einsätzen an vorderster Front des Anti-Drogen-Krieges im Görlitzer Park. Uns ist zu Ohren gekommen, ihr hättet euch auf Hanf spezialisiert. Stimmt das, Totti?

 

Jo, ist so! Wir jagen ausschließlich Kiffer, und je kleiner und nichtssagender, desto besser. Die bringen einen nicht so ins Schwitzen wie die Wachkomapatienten von der Pulver- und Pillenfraktion. Diese Typen sind viel zu stressig, machen Ärger und stinken. Unsere Schlachtopfer sind ausschließlich Hänflinge, also ganz normale und entspannte Leutchen mit Beruf und intaktem sozialen Umfeld. Wir nehmen, was kommt, vom kiffenden Kind bis hin zum krebskranken Greis, der ohne Sondererlaubnis Medizinalhanf knattert.

 

Und ihr habt überhaupt kein schlechtes Gewissen, völlig harmlose Menschen den langen Arm des Gesetzes spüren zu lassen? Ihr kifft doch selber, und dass das Hanfverbot eine grobe Menschenrechtsverletzung ist, stammt aus eurem Munde. Kennt ihr denn gar keine Moral? Hotte, Bruder, schämst du dich nicht?

 

Nö! Warum? Wenn ich es nicht tue, dann macht es eben ein anderer. Klar, ihr denkt jetzt, wir seien Barbaren, die selbst vor industriell organisiertem Massenmord nach altdeutscher Art nicht zurückschrecken würden. Aber das ist ein Irrtum! Wir sind Schöngeister und keine feigen Bullen, die Kiffer auf der Flucht erschießen! Nein, wir retten Menschen – jeden Tag, rund um die Uhr. Auch sonn- und feiertags. Wir machen echte Sozialarbeit! Wer auf uns trifft, der verspürt danach so etwas wie tiefe Dankbarkeit. Wir hauen nicht nur einfach drauf, und nichts ist uns widerwärtiger, als einem ertappten Hanfsünder von unseren beiden Dienst-Pitbulls Schmerzen zufügen zu lassen. Im Gegenteil, wir schenken den Delinquenten einen großen, unvergesslichen Augenblick der Glückseligkeit, wenn wir mit ihnen fertig sind.

 

Ihr habt sie ja nicht mehr alle! Fehlt nur noch, dass man euch die Füße küsst!

 

Nicht nur das! Gerade gestern erst hatten wir ein paar sehr schöne Stunden mit drei blutjungen Au-pair-Mädchen aus Malmö, die wir auf einem Kinderspielplatz erwischt haben. Versteht ihr? Wir begegnen allen Hanf-Straftätern mit Respekt, sind höflich und stets zuvorkommend. Wir zeigen nicht die hässliche Fratze des deutschen Polizisten, wie man sie allenthalben zu sehen bekommt. Und mal ehrlich, Freunde: Warum sollen wir den Joint der Schwedinnen zur Strafanzeige bringen? Das hat nur eine Ausweisung zur Folge und bringt uns um eine heiße Nacht. Wer an Ort und Stelle bereuen will, der soll von uns seine Chance auf Kuscheljustiz bekommen.

 

Äh, Scheiße, ihr Arschlöcher, ihr! Das ist jetzt nicht euer Ernst?

 

Doch! Und da könnt ihr euch noch so stark empören. Totti und ich haben noch nie zu Zwangsmitteln greifen müssen, um unsere Opfer dazu zu bewegen, Einsicht zu zeigen. Bislang war noch jeder freundlich und lieb zu uns, ohne dass wir Gewalt anwenden mussten. Alles, was wir empfangen, wird immer und stets freiwillig gegeben. Und eine Geste des Dankes wird dem Sünder doch wohl noch erlaubt sein!

 

Ihr wollt Dank? Ihr seid doch weich im Kopp! Das ist Erpressung!

 

Was für ein böses Wort. Nein, wir sind keine Erpresser. Wir erläutern unseren Klienten nur, wie sich die strafrechtlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen anfühlen werden, wenn wir den Joint, das Grastütchen, den Haschpickel zur Anzeige bringen. Ihr wisst doch selbst, auf welche üble Art und Weise Vater Staat die Hanfsünder züchtigt. Nicht mit uns! Wir menscheln lieber, wie neulich, als wir bei einer Mutter von Drillingen, die wir beim Kauf von Longpapers beobachtet hatten, eine Leibesvisitation vorgenommen haben. Die Trine führte dummerweise gerade den Monatsvorrat für die ganze Wohngemeinschaft mit. Als wir der Unglücklichen offenbarten, dass sie aufgrund der nicht geringen Menge verknackt und das Sorgerecht für ihre Kinder verlieren wird, war die arme Seele kurz davor, sich samt Brut in den Landwehrkanal zu stürzen. Gefleht hat sie, auf Knien ist sie vor uns herumgerutscht – es war ein wirklich großes menschliches Leid…

 

…das ihr schamlos ausgenutzt habt!

 

Wieder so eine böse Unterstellung! Steht ihr mal vor der geradezu unmenschlichen Gewissenfrage, Gnade vor Recht ergehen zu lassen oder nicht! Btm-Delikte sind nach wie vor eine schwere Straftat, die zwingend angezeigt werden müssen. Lassen wir die Mutti und ihre Bälger ziehen, machen wir uns selbst in höchstem Maße strafbar. Ja, da guckt ihr dämlich! Hotte und ich stecken jeden Tag in dieser Zwickmühle – und das seit über vier Jahrzehnten. Wir haben schon eure Hippie-Großeltern kontrolliert und mit einem Augenzwinkern laufen lassen. Auch wenn ihr unsere Methoden verwerflich findet, wir haben in unserer Laufbahn noch nie eine Anzeige geschrieben. Bis heute ist noch jeder ungeschoren davongekommen, was den offiziellen, justiziablen Weg betrifft. Also, was wollt ihr?

 

Na ja…

 

Was heißt hier „na ja“? Wir könnten auch anders, und das richtig. Immerhin beläuft sich unsere tägliche Fangquote auf rund zehn Kiffer. Im Jahr sind das mehrere Tausend Straftäter, die wir nicht den Mühlen der Justiz zuführen. Rechnet euch mal den finanziellen Schaden aus, den wir über vierzig Jahre angerichtet haben! Abertausende Kiffer wurden nicht Kunde bei einem Rechtsanwalt, nicht Patient einer Zwangstherapieeinrichtung oder Insasse einer Strafanstalt. Ich will mal so sagen: Würde man uns wegen „Strafvereitelung“ vor Gericht zerren und anschließend dem Pegida-Mob überlassen, wäre es um uns geschehen. Wir sind fraglos die wahren Helden im Anti-Drogen-Krieg! Wir scheuen kein Risiko! Was wir machen ist Wehrkraftzersetzung der deutschen Strafverfolgungsbehörden! Das ist einmalig in der deutschen Kriegsgeschichte. Wir sind der wahre Widerstand in diesem unseren Vaterland! Und dafür erwarten wir schon ein bisschen mehr Respekt und Anerkennung von der Hanf-Community.

 

Also, irgendwie ist eure Dienstauffassung pervers, perverser geht’s nicht. Schön und gut, ihr bewahrt unschuldige Kiffer vor der Bestrafung. Doch gleichzeitig seid ihr die Profiteure, indem ihr das Dope, die Funktelefone und Barschaft konfisziert. Und wer weiß, wie viel Frauen von euch zwangsgeschwängert wurden. Nein, aus moralischer Sicht seid ihr dreckige Lumpen und die größte Schande der deutschen Polizei seit 1945. Warum habt ihr nicht einfach euren Dienst quittiert und seid anständige Menschen geworden?

 

Sind wir doch! Wir haben damals die Polizeischule abgebrochen und sind seitdem ausschließlich ehrenamtlich im Polizeidienst aktiv. Wir beziehen weder Sold, noch haben wir Pensionsansprüche. Ihr seht, wir haben uns nichts vorzuwerfen. So, und jetzt rückt mal rüber mit dem Dope und dem Bargeld, das hier so herumfliegt. Ihr wisst ja, wir sind von der Drogenfahndung.

 

(Totti lässt die Diensthunde von der Leine, Hotte zückt seinen Dienstausweis – und auf dem steht für alle, die lesen können: „Horst Schimanski, freiwilliger Kriminalhauptkommissarassistent h.c.)

 

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6 Kommentare
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Roland Heiberg
9 Jahre zuvor

ich sage nur A.C.A.B. und da sollen mich nochmal die Leute anmachen nicht alle Bullen sind gleich für mich schon habe nur schlechtes von denen selber gesehen sei es auf Naziaufmärschen in Gorleben oder Heiligendamm auf der G8

Jemand
Antwort an  Roland Heiberg
9 Jahre zuvor

Bullen lassen sich grob in 2 Kathegorien einteilen : 1. Die Arschlöcher und 2. die die erste Gruppe machen lassen!
Welche Gruppe in der Mehrheit ist ist mir nicht bekannt aber ja A.C.A.B.!

420
9 Jahre zuvor

Was für´n schlechter Artikel! ich glaub ich muss brechen

Lollipop
9 Jahre zuvor

Ich glaubs ja nich. Die gibs wirklich die beiden falschen Bullen. Die zocken die Touris ab. Hab ich selber mitgekriegt neulich auf der Warschauerbrücke. Und die Bastards kannste noch nich mal anzeigen.

Nymous420
9 Jahre zuvor

Zum Glück ist dieser Artikel mit dem “Label” Satire gekennzeichnet.
Also, für Alle, die es nicht gemerkt haben (vor allem für die lieben Herrn Vorkommentatoren)….
Dieser Artikel ist nicht ernst gemeint.
In Zeiten, in denen Berichte über Polizisten, die Flüchtlinge zum Spaß misshandeln, in den Medien die Runde machen ist er zudem noch alles andere als witzig.
Hier hat der Autor ein Glanzstück an Geschmacklosigkeit abgeliefert.

atryt
Antwort an  Nymous420
9 Jahre zuvor

geschmacklos sind solche abzocker die sich als cops ausgeben